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5 - Unerwartete Veränderungen

Das junge Mädchen war schlank und bildhübsch. Sie hätte mit ihren langen blonden Haaren und dem engelsgleichen Gesicht auf die Titelseite jedes Magazins gepasst. Eigentlich hätten ihr die Verehrer reihenweise zu Füßen liegen müssen. Das taten sie auch immer solange, bis sie ihren Mund aufmachte und anfing zu reden. Die junge Frau hatte ein gravierendes Handicap: Immer wenn sie aufgeregt war, fing sie an zu stottern. Leider war dies nicht das einzige, denn wenn sie nicht mehr aufgeregt war, dann lispelte sie ganz gehörig. So fiel es jedem auch noch so wohlwollenden Zuhörer schwer, mit ihr eine längere Unterhaltung zu führen.

Doch ganz plötzlich hatte sich das Blatt gewendet. Sie hatte einen attraktiven Mann im besten Alter kennengelernt. Er hatte sie auf dem Wochenmarkt mit einem Blumenstrauß regelrecht umgerannt, als sie an dem Stand vorbeikam und er sich spontan umdrehte. Nach der Kollision blickte er ihr tief in die Augen und schenkte ihr, von ihrer Schönheit fasziniert, direkt den ganzen schönen Blumenstrauß.

Das hatte noch nie jemand für sie gemacht. Die Angebetete schmolz dahin und war einfach nur begeistert von diesem tollen Mann. Er hatte darauf bestanden sie wiederzusehen und nicht eher aufgegeben, bevor sie ihm nicht ihre Adresse verraten hatte. Fortan konnte sie Tag und Nacht nur noch an ihn denken und er begann auch noch, ihr den Hof zu machen.

Aber sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen: Ihr alter Vater war praktisch über Nacht schwer erkrankt und keiner wusste, was ihm fehlte. Er war bis vor kurzem noch ein vor Gesundheit strotzender Mann, wenn auch nicht mehr ganz taufrisch. Jetzt war er praktisch über Nacht nur noch ein Schatten seiner selbst und kam fast gar nicht mehr aus dem Bett heraus. Der Hausarzt war schon wiederholt vorbeigekommen und hatte ihn immer wieder untersucht. Der Doktor grübelte intensiv, was den schlechten Zustand des Vaters so plötzlich verursacht haben könnte, kam aber auch zu keiner logischen Erklärung. So blieb ihr nur übrig, sich aufopferungsvoll um ihren geliebten Vater zu kümmern. Voll Sorgen beobachtete sie, wie es ihm von Tag zu Tag schlechter ging und er immer schwächer wurde. Zusammen mit ihrer temperamentvollen Schwester versuchten die beiden, alle anfallenden Arbeiten in Haus und Hof zu erledigen.

Immer wieder, wenn ihre Schwester auf dem Feld war, tauchte ihr Verehrer auf und turtelte ganz heftig mit ihr. Jedes Mal, wenn er sie wieder verließ, war sie total aufgewühlt. Immer wenn er sie umschmeichelte fühlte sich das für sie an, wie eine Ganzkörpermassage mit wunderbar angenehm warmem Öl und sie hatte das Gefühl, sie würde schweben. In ihrem Kopf schlugen die Gedanken Purzelbäume und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie traute sich nicht, mit ihrer Schwester darüber zu reden, denn deren Einstellung kannte sie sehr gut.

So kämpfte sie Tag für Tag und Nacht für Nacht mit ihren Gefühlen, die regelrecht Achterbahn fuhren. Endlich hatte sie einen Mann gefunden, der sich nicht von ihren Schwächen vergraulen ließ und dann war der Vater auf einmal so schwer krank. Es war zum Verzweifeln.

Wenn doch nur ihre Mutter noch leben würde, die hatte immer eine Lösung für alles parat.

Dinner am Abgrund

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