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Dinner am Abgrund

Die Burg hoch über der Stadt auf dem Felsen war nicht nur für ihre tolle Aussicht bekannt. Vielmehr lockte das Restaurant in der Burg mit kulinarischen Köstlichkeiten die Gäste von nah und fern.

Der Tag war einfach herrlich und lud förmlich zum Wandern ein. Die kristallklare Luft tat gut und die Sonne gab sich redlich Mühe, den späten Nachmittag des vielfarbigen Herbsttages zu erwärmen.

Der pensionierte Oberforstrat hatte sich zusammen mit seinem vierbeinigen treuen Begleiter Waldemar schon zeitig auf den Weg gemacht. Das Ziel der beiden war das Burgrestaurant und es würde schon eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, den Gebhardsberg zu erklimmen. Früher war er mit seiner Frau begeistert gewandert und kein Berg war den dreien zu hoch. Aber seit dem Tod der Gattin trieb es ihn nur selten so weit und so lange hinaus. Sein Begleiter mit den vier kurzen Pfoten war allerdings hoch erfreut, wieder einmal etwas anderes zu schnüffeln zu bekommen, als die tägliche Runde. So zog er also ständig, sich mit allen vier Pfoten fordernd nach vorne stemmend, in den nahen Wald. Sein Herrchen hatte ein Einsehen und nahm ihn von der Leine. Freudig wedelnd und mit tiefgesenkter Nase flitzte der Dackel davon. Er war ein ausgebildeter Jagdhund und folglich machte er seiner Qualifikation alle Ehre. Sein Besitzer bekam ihn nicht mehr zu Gesicht, nur ab und zu sah er den Schwanz des Hundes aus einem Gebüsch herausragen oder die vielen bunten Blätter, die jetzt schon gefallen waren, wie von einem Laubbläser angefacht, durch die Gegend fliegen. Der Pensionär lächelte gönnerhaft und ließ seinen Hund herumtollen. Mit einem Mal hörte er seine Laufgeräusche nicht mehr und blieb stehen. „Waldemar!“, rief er ihn an. Nichts geschah. Erneut rief er nach seinem Hund, jetzt schon etwas lauter: „Waldemar, wo bist du?“ Wieder kein Zeichen! Das Herrchen wurde jetzt unruhig und rief mit energischer Stimme: „Waldi, hierher jetzt, aber schnell!“ Der Hund kam zwar nicht, aber dafür war lautes und heftiges Gebell zu hören. Der Herr Oberforstrat erkannte an der Art des Gebells, dass es sich um etwas Außergewöhnliches handeln musste, folgte aber unter ständigem Rufen der Hundestimme. Fast hatte er seinen Freund mit Fell erreicht, als dieser aus einem Gebüsch gejagt kam. Im Maul hatte er etwas, das der Besitzer nicht sofort erkannte. „Waldi, hierher und gib ab!“, kommandierte er und der Hund lieferte brav seine Beute ab. Erstaunt erkannte der Forstmann einen Damenschuh und erbost schüttelte er den Kopf und sagte zu seinem Begleiter: „Was die Leute so alles wegwerfen im Wald!“. Der Dackel war nicht zu bremsen und rannte schon wieder los. Jetzt verfolgte ihn sein Herrchen etwas schneller. Wieder schlug der Hund an und so aufgeregt und heftig, dass selbst dem heranhechelnden Besitzer klar wurde: Hier muss etwas Besonderes sein. In der Hundeschnauze befand sich der andere Damenschuh. Das ging jetzt zu weit. Er war zwar nicht mehr im Dienst, aber für ihn war es immer noch sein Wald! Hierin hatte kein Unrat etwas zu suchen. Er besah sich den Schuh, den der Hund wieder gehorsam ablieferte und stutzte. An diesem Schuh klebte eine rote Flüssigkeit, die fast wie Blut aussah.

„Such, Hundi“, scheuchte er jetzt seinen Hund wieder ins Dickicht. Erneut schlug der Hund an und als er seinen Vierbeiner erreichte, sah er ihn verblüfft an. Der Hund bellte, doch es war nichts zu sehen. Ein Tropfen oder so etwas klopfte an seinen Jägerhut, dann noch einer. Als er nach oben schauen wollte, traf ihn ein weiterer Tropfen mitten auf der Brille und er schloss unwillkürlich die Augen. Ärgerlich ging er einen Schritt zurück, nahm die Brille und seinen Hut ab und schaute nach oben. Der Anblick ließ ihn in seinen Bewegungen erstarren und sein Mund blieb offen stehen. Dort, hoch oben in einer Baumkrone, hing eine junge Frau in einem weißen Kleid und ihr Blut tropfte aus zahlreichen Wunden auf den Waldboden.

Mit zitternden Fingern wählte er den Notruf auf seinem Handy.

Dinner am Abgrund

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