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Zur selben Zeit betraten die Earp-Brüder den Crystal Palace an der Allen Street. Frank McLowry, Jim Crane, Billy Claiborne, Pete Spence, Pony Deal und Billy Clanton lehnten an der Mahagonitheke, alle in Cowboytracht und mit schwerkalibrigen Revolvern. Der Keeper bediente sie. Niemand sonst war im Saloon.

Virgil und Morgan blieben links und rechts neben der Tür stehen. Wyatt ging langsam auf die Outlaws zu. Seine Schritte waren das einzige Geräusch. Er hatte die schwarze Jacke hinter den Coltkolben geschoben. Der Stern an seiner Weste glänzte. Billy Clanton, der jüngste Mann der Bande, lachte schrill.

»Suchen Sie jemand, Marshal? Rhett Emmery etwa?«

»Halt die Klappe!«, zischte McLowry. Er hielt das Glas mit der Linken. Earp blieb sechs Schritte vor ihnen stehen. Seine Stimme klang ruhig.

»Ich hatte gehofft, dass wenigstens einer von euch lesen kann.«

»Nicht nur lesen, Marshal, auch rechnen«, antwortete Frank. »Und wenn ich zwei und eins zusammenzähle, kommt raus, dass du Verdruss suchst, nachdem’s heute Nacht auf der Schwefelquellen-Ranch gar nicht klappte.«

Kein Muskel bewegte sich in Earps schnurrbärtigem Gesicht.

»Ob es Verdruss gibt, liegt an euch. Draußen hängt ein Anschlag. Auf dem steht, dass ab sofort das Tragen von Schusswaffen in der Stadt verboten ist. Könnte es sein, dass ihr ihn übersehen habt?«

»Könnte sein.« Der junge Clanton lachte. Die Mienen der anderen waren verkniffen. Der Marshal legte ein mit wenigen Zeilen bedrucktes Blatt auf den Tisch neben sich. Er ließ dabei die Männer an der Theke nicht aus den Augen.

»Da ist er. Ihr könnt nachlesen, was drauf steht. Dann habt ihr eine halbe Minute Zeit, die Schießeisen abzugeben.«

Frank McLowry stellte seinen Drink auf die Theke.

»Ich glaube nicht, dass du das Recht dazu hast, Marshal. Wir sind friedliebende und freie Bürger. Kein Mensch kann uns verbieten …«

»Wir wissen, wie friedliebend ihr seid«, unterbrach Virgil. »Innerhalb der Stadt bestimme ich, was Recht und Gesetz ist. Der Bürgermeister ist mit dem Erlass einverstanden. Damit alles seine Ordnung hat, hab ich Wyatt und Morg als Gehilfen vereidigt.«

»So was nenn ich Vetternwirtschaft.«

»Das kannst du halten, wie du willst, Frank. Du wirst trotzdem abschnallen.«

»Ein Mann ohne Waffe ist in diesem Land aufgeschmissen, das wisst ihr verdammten Blechsterne genau!«, rief Clanton wütend.

Wyatt entgegnete: »Ihr bekommt sie zurück, sobald ihr Tombstone verlasst.«

»Verdammt will ich sein, wenn ich mich von meinem Revolver trenne!« Billy Clantons Augen glühten. Seine gekrümmte Rechte hing über dem Coltknauf. Er war gerade siebzehn, galt aber als harter Reiter und unberechenbarer Schießer.

Billy Claiborne und Jim Crane schoben ebenfalls die Hände an die Waffen. Hastig zog der Keeper sich ans Ende der Theke zurück. Nur die gepressten Atemzüge waren zu hören. Die drei Earps schienen in ihren schwarzen Anzügen auf ein Begräbnis vorbereitet. Pete Spence und Pony Deal sahen Frank McLowry fragend an. Mühsam beherrscht schüttelte er den Kopf.

»Reißt euch zusammen, Jungs. Wenn’s soweit ist, werden wir den Ort und Zeitpunkt des Kampfes bestimmen.«

»Sehr vernünftig.« Die Stimme kam von der Treppe. »Ich wär’ sonst nämlich mit von der Partie.« Langsam stieg Doc Holliday die Stufen herab. Seine Rechte steckte unter dem vorn offenen Prinz-Albert-Rock, der um seine hagere Gestalt schlotterte. Das fahle Gesicht war von der Schwindsucht und dem Whiskykonsum gezeichnet, die den Revolvermann und Spieler allmählich auszehrten. Er stützte sich auf einen mit einem Elfenbeinknauf verzierten Stock. Dennoch haftete ihm der Hauch tödlicher Gefährlichkeit an.

Jim Crane murmelte eine Verwünschung. McLowry rief: »Wenn der Doc den Revolver trägt, behalten wir unsere auch. Oder gelten für ihn Sonderrechte, weil er dein Freund ist, Marshal?«

Holliday grinste wölfisch.

»Reg dich nicht auf, Frank. Das schadet deinem Blutdruck. Selbstverständlich liefere ich meine Waffe ab. Aber als höflicher Mensch lass ich euch den Vortritt. Das solltest du zu schätzen wissen.«

»Geh zum Teufel, Doc!«, fauchte Billy Clanton.

»Wünsch dir das lieber nicht, mein Junge. Es könnte sein, dass ich dich mitnehme.« Der Doc blieb am Fuß der Treppe stehen, leicht gebeugt, aber ebenso wie die Earps zur blitzschnellen Reaktion bereit. Billy Clanton fieberte vor Wut.

Franks Rechte umspannte seinen Arm.

»Ike würde es uns nie verzeihen, wenn wir die Sache ohne ihn austragen. Außerdem kommt dort Ho Fung. Das bedeutet, dass wir unsere Schießeisen behalten und zur Ranch zurückreiten.«

Ein kleiner, schmächtiger Chinese betrat den Crystal Palace. Er hatte einen grauen Kittel und weite graue Hosen an. Die nackten Füße steckten in Bastsandalen. Ein Bündel hing am Schulterriemen. Er blinzelte erschrocken, als er die Szene erfasste. Frank warf eine Münze auf die Theke.

»Wir haben ’nen Wagen für dich dabei, Ho Fung. Ich hoffe, du hast schon gefrühstückt. Die Marshals sehen uns nämlich lieber verschwinden als kommen.« Er ging an Wyatt vorbei zu dem Chinesen. »Ich hab Ho Fung als Ranchkoch angeheuert. Ich hoffe, es gibt kein Gesetz, das ihm den Job verbietet.«

Holliday hustete. »Hoffentlich vergiftet er euch nicht.«

»Ich hab schon bessere Witze gehört. «

»Nicht von mir. Gute Witze erzähl ich nur Freunden. Vielleicht solltet ihr wissen, dass Ho Fung im Chinesenviertel als Giftmischer und Experte für Knockout-Tropfen bekannt ist.« Die Worte waren, obwohl er sich den Outlaws zuwandte, mehr an die Earp-Brüder gerichtet. »Stimmt’s, Ho Fung?«

»Nix velstehn, Mistel.«

»Ich wette, Freund, du verstehst sehr gut.« Zur Verblüffung aller fügte Holliday einige Worte in Ho Fungs Muttersprache hinzu. Sein Chinesisch klang holprig. Aber auf Ho Fungs Stirn erschienen Schweißperlen. Frank schob ihn zur Tür.

»Lass dich von einem Kerl, der bereits mit einem Bein im Grab steht, nicht einschüchtern. Worauf wartet ihr, Amigos?«

Sie verließen den Saloon. Der Keeper füllte hastig vier Gläser für die Earps und Doc Holliday. Morgan brummte: »Ich will nie mehr einen Whisky trinken, wenn McLowry diesmal nicht ein ganz besonders faules Ei ausbrütet.«

Banditen greifen an! Sammelband 4 Western

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