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6. Kapitel

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Zwei Monate später erhielt ich Post von der Stadt Recklinghausen. Man teilte mir mit, dass der Schulausschuss der Stadt mich zum stellvertretenden Schulleiter der Bertolt-Brecht-Realschule gewählt habe und dieses auch Münster mitgeteilt habe. Wenn von dort keine Einwände kämen, würde ich ab dem kommenden Schulhalbjahr mit dieser Position betraut.

Ich wusste in diesem Augenblick nicht, ob ich mich beglückwünschen oder lieber bemitleiden sollte.

Eine Woche später erhielt ich einen Anruf aus Münster. Die Vorzimmerdame von Frau Schirrmeister teilte mir mit, dass vor meiner Ernennung noch ein Gespräch zwischen dem zuständigen Juristen und Frau Schirrmeister stattfinden solle. Als möglichen Gesprächstermin nannte sie mir Dienstag in einer Woche.

Ich bestätigte den Termin und fuhr sechs Tage später nach Münster. Ich hatte ein sehr ungutes Gefühl, da ich vom Personalrat erfahren hatte, dass ein solches Vorgehen mehr als unüblich war, zumal dieser meiner Ernennung schon zugestimmt habe.

In Münster angekommen, betrat ich mit einigem Zaudern das Büro von Frau Schirrmeister. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass neben meiner Dezernentin auch der zuständige Jurist, Herr Gehling, mit anwesend war.

Zunächst wurde ich noch einmal zu meinem beruflichen Werdegang befragt und durfte meine Vorstellung bezüglich der Ausübung meines Amtes erläutern. Danach kam Frau Schirrmeister zum eigentlichen Anlass des Gesprächs.

„Herr Büning, Sie wissen vielleicht, dass es an der von ihnen gewählten Schule immer wieder zu Konflikten zwischen Schulleitung und Kollegium gekommen ist.

Der bisherige Stellvertreter Herr Kruse hat sehr eng und sehr vertrauensvoll mit Herrn Hartmann zusammengearbeitet und ihm den Rücken auch in schwierigen Situationen freigehalten. Wir sind uns aber nicht sicher, wie Sie sich in Konfliktsituationen verhalten. Deshalb haben wir Sie heute zum Gespräch gebeten. Wie sehen Sie Ihre Rolle als stellvertretender Schulleiter?“

Zunächst versuchte ich mit Floskeln diese Situation zu entschärfen.

„Meine Aufgabe wird es sicherlich sein, im administrativen Bereich zu wirken. Das bedeutet, ich werde mich vor allem um Stunden- und Vertretungspläne zu kümmern haben, während der Schulleiter die Schule im Innern zu leiten hat und sie auch nach außen vertritt.

Ich werde zudem mein Bestes tun, damit die Entscheidungen des Schulleiters umgesetzt werden.“

„Und was werden sie tun, wenn der Schulleiter eine Entscheidung trifft, die Ihrer Ansicht nach nicht haltbar ist und die auf das Unverständnis des Kollegiums trifft?“ warf Herr Gehling ein.

Ich wusste genau, worauf er hinauswollte. Nach kurzem Überlegen antwortete ich:

„Ich kann es mir erstens nicht vorstellen, dass Herr Hartmann Entscheidungen trifft, die nicht korrekt sind.

Dazu ist er viel zu sehr Profi. Sollte es jedoch wider Erwarten zu der Situation kommen, dass das Kollegium und der Schulleiter ganz unterschiedliche Positionen vertreten, werde ich mich in kritischer Solidarität zum Schulleiter verhalten.“

Noch heute bin ich stolz auf diese Formulierung.

Kurz danach endete auch schon das Gespräch.

Vierzehn Tage später erhielt ich vom Schulamt der Stadt Recklinghausen die Nachricht, dass meiner Ernennung nichts mehr im Wege stehen würde.

Fast gleichzeitig erfuhr ich, dass Frau Schirrmeister aus Gesundheitsgründen in den Ruhestand treten würde und dass Herr Peter Kramer ihre Funktion ab dem neuen Schulhalbjahr wahrnehmen würde.

Mit ihm konnte es nur besser werden.


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