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Vorwort

Bombenentschärfung. Evakuierung der Bevölkerung. Ängste und Unsicherheiten. „Es ist wie damals“, sagt eine Frau, die mit vielen anderen in der Turnhalle sitzt und wartet, dass sie wieder in ihre Wohnung kann. Der Nachhall des II. Weltkrieges ist immer noch deutlich zu spüren. Aktuelle Erlebnisse wie eine Bombenentschärfung lassen alte Ängste wieder aufflackern. Dafür braucht es allerdings nicht einmal solch starke Reize. Einmal verbrachte ich einen Nachmittag mit meiner Mutter in unserem Garten. „Ich spür so gern die Sonne auf der Haut.“, meinte ich genussvoll. „Wenn der Himmel so richtig blau ist, habe ich immer auch Angst“, entgegnete meine Mutter und erzählte mir, dass im Krieg bei dieser Wetterlage die feindlichen Flieger kamen. Ich erinnere mich genau, wie schockiert ich war und noch heute kommt mir bei strahlend blauem Himmel häufig die Angst meiner Mutter in den Sinn.

Wenn wir heute Nachrichten über Kriege in anderen Ländern bekommen, erhalten wir nüchterne Statistiken. Gezählt werden Tote, Verletzte, zerstörte Häuser oder abgeworfene Bomben. Wenig hören wir von den Ängsten der Kinder, davon, wie Waisen ihre Eltern vermissen oder welche Alpträume sie haben. Solch tiefe Erfahrungen aber sind längst nicht befriedet, wenn der Frieden beschlossen ist. Sie wirken nachhaltig in uns fort.

In diesem Buch haben sich Kriegskinder und -enkel der Frage gestellt, wie Erlebnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit in ihnen nachgewirkt haben. Zu Beginn des Projektes äußerten einige spontan: „Nein, damals war ich noch zu klein. Damit habe ich nichts zu tun.“ Dabei ist es nicht geblieben. War die Tür in diesen Erinnerungsbereich erst einmal geöffnet, ergaben sich tiefe Einblicke. Andere Mitglieder der Schreibgruppe „Schreibzeiten“, die dieses Buch erarbeitet hat, überlegten, ob sie überhaupt noch einmal so intensiv hinschauen wollten. Manche entschieden sich aus guten Gründen dagegen. Andere haben im Laufe der Arbeit ein Stück mehr Verständnis für bestimmte Gefühle oder Verhaltensweisen entwickelt.

Befreiend waren die Momente, in denen Autorinnen sich lange Zurückgehaltenes von der Seele schreiben und miteinander teilen konnten. Erfreulich war, wenn jemand feststellen konnte, dass es über die Jahre gelungen war, belastenden Erlebnissen die Schrecken zu nehmen. Angenehm waren Erkenntnisse darüber, dass Erfahrungen verarbeitet und auch zum Teil positiv gewendet worden waren.

Dieses Buch ist das sichtbare Ergebnis einer mehr als einjährigen gemeinsamen Arbeit. Bewegt haben uns dabei auch die heutigen Kriege auf der Welt. Käthe Kollwitz forderte „Nie wieder Krieg“. Dem können wir nur zustimmen.

Erny Hildebrand

Schreibgruppenleiterin und Psychotherapeutin

Dem Neuen entgegen leben

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