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1 Vorbemerkungen

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Der vorliegende Beitrag beginnt nicht, wie es in vielen germanistischen Arbeiten der Fall ist, mit Erläuterungen zu dem Nähe/Distanz-Kontinuum von Koch/Oesterreicher auf der Basis ihres Überblicksartikels in dem Handbuch Schrift und Schriftlichkeit (siehe dazu weiter unten).1 Zum einen kann das Modell hier als bekannt vorausgesetzt werden; zum anderen möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen und auf eine eigene Publikation aus dem Jahr 2003 hinweisen, in dem der Ansatz von Koch/Oesterreicher unter der Überschrift „Medienkommunikation im Kontinuum von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Theoretische und empirische Probleme“ kritisch diskutiert und eine Erweiterung des Modells vorgeschlagen wurde. Der Beitrag endete damals mit den folgenden Worten:

Wird das Modell von Koch/Oesterreicher auch in Zukunft noch tauglich sein, kann die dichotomische Trennung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit noch aufrecht erhalten [sic] werden? Die Fragen können an dieser Stelle nicht beantwortet werden; es ist geplant, sie in einem künftigen Beitrag – etwa im Jahr 2020 – zu diskutieren. (Dürscheid 2003, 54)

Inzwischen schreiben wir schon das Jahr 2021.2 Die Mitarbeit an dem vorliegenden Sammelband gibt mir nun die Gelegenheit, die Rezeption des Modells Revue passieren zu lassen und die damals gestellte Frage aufzunehmen, ob das Modell heute noch tauglich ist und ob die in dem Modell verankerte dichotomische Trennung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit weiterhin Bestand hat. Zu diesem Zweck werde ich zunächst die „Sogwirkung“ des Modells von Koch/Oesterreicher darstellen und zeigen, welche Resonanz es bis heute insbesondere in der Germanistik erfährt (Abschnitt 2). Dann erläutere ich verschiedene Medienkonzepte, die in der kritischen Diskussion rund um das Nähe/Distanz-Kontinuum und die Unterscheidung von Medium und Konzeption vertreten werden, und lege dar, wie sich die damit verbundenen Schlagworte ‘Medienindifferenz’ und ‘Medienvergessenheit’ hier einordnen lassen (Abschnitt 3). In Abschnitt 4 werden Daten aus der digitalen, interpersonalen Kommunikation vorgestellt, und es wird dafür argumentiert, dass in dieser Kommunikation (z.B. über WhatsApp) keineswegs nur solche Ausdrucksweisen auftreten, die – folgt man der Terminologie von Koch/Oesterreicher – aus der medialen Mündlichkeit in die mediale Schriftlichkeit übertragen wurden. Abschließend werden einige Überlegungen zur Internetmündlichkeit vorgetragen – und damit zu einem Themenfeld, das in der Internetforschung bislang noch wenig Beachtung findet.

Was bleibt von kommunikativer Nähe und Distanz?

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