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Operation am offenen Herzen: Im 27 Kilometer langen Tunnel des Large Hadron Colliders (LHC) wird der innere Pixel-Detektor des Riesendetektors CMS erneuert. Er war an der Entdeckung des Higgs-Bosons 1012 beteiligt.


Die Wasserheizung für Europa: Die Simulation zeigt Verteilung, Strömung und Abkühlung des warmen Meerwassers aus dem Golf von Mexiko auf seinem Weg nach Norden.


1512 Entdeckung des Golfstroms

Der Golfstrom

Europa würde in Schnee und Eis versinken, wenn es ihn nicht gäbe. Wahrscheinlich wäre der alte Kontinent sogar nie zur Wiege der Zivilisation geworden. Der Golfstrom – diese mächtige Meeresströmung, die ihrer Umgebung ein mildes Klima beschert – war den Europäern unbekannt, als sie begannen, andere Länder zu entdecken, zu unterwerfen und ihre Kultur zu verbreiten. Die spanischen Konquistadoren, die sich Anfang des 16. Jahrhunderts aufmachten, das von Kolumbus entdeckte Amerika zu erobern und auszubeuten, wunderten sich nur immer wieder, wie beschwerlich die Hinreise war.

Allein der Abschnitt vom heutigen Neufundland nach Florida entlang der Küste kostete sie Wochen, weil das Meer sich ihnen wundersam entgegenstellte: „Eine Strömung, die sie nicht vorwärtskommen ließ, obwohl es den Anschein machte und sie guten Wind hatten; am Ende wurde bekannt, dass sie stärker war als der Wind“, schrieb Anfang des 17. Jahrhunderts Antonio de Herrara, königlicher Historiker der spanischen Kolonien. Herrara bezog sich vor allem auf das Logbuch von Juan Ponce de León, der schon mit Kolumbus gesegelt war und am 22. April 1513 bei einer Expedition nach Florida erstmals über diese verfluchte Strömung berichtete.

Der Entdecker – war es gar nicht:

León wird heute als Entdecker des Golfstroms angesehen, dabei war es sein Navigator Antón de Alaminos, der die Strömung als solche bemerkte und sie sechs Jahre später bei einer Fahrt unter eigenem Kommando sogar gezielt nutzte: Ganze zwei Monate benötigte er, um von Amerika nach Spanien zu gelangen – für damalige Verhältnisse unglaublich schnell. Fortan taten es ihm immer mehr spanische Kapitäne gleich.

Sie mieden die Strömung auf dem Hinweg, indem sie weiter südlich fuhren, und ließen sich auf dem Rückweg von ihr tragen. So waren sie schneller als andere. Zum Teil basierte Spaniens Reichtum jener Zeit also auf dem Golfstrom – dem Transportband für all die Schätze, die es den Kolonien entriss.

Die Spanier behielten ihren Trick weitgehend für sich. Und so dauerte es noch über 250 Jahre, bis der Golfstrom genauer erforscht wurde und seinen Namen erhielt. Und zwar von keinem Geringeren als Benjamin Franklin, einem der späteren Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika. In seiner damaligen Funktion als Generalpostmeister der amerikanischen Kolonien hörte er 1768 auf einer Reise nach London von Beschwerden, warum die britischen Postschiffe zu den Kolonien viel länger bräuchten als die amerikanischen Handelsschiffe. Franklin, ein naturwissenschaftlich gebildeter Staatsmann mit Erfinder- und Entdeckergeist, ging dem Rätsel nach. Sein Vetter Timothy Folger aus Nantucket, Kapitän eines Handelsschiffes und Walfänger, erzählte ihm von der Strömung und den blasierten britischen Postschiffern, die von einem Seemann der Kolonien keinen Rat annehmen wollten. Die beiden fertigten 1770 die erste Karte von der geheimnisvollen Meeresströmung an und benannten sie „Golfstrom“ – nach dem Golf von Mexiko, von dem sie zu kommen schien.

Inzwischen sprechen Ozeanografen vom „Golfstrom-System“: Vom Golf von Mexiko und der Meeresstraße zwischen Florida und Kuba strömt das Wasser – dort noch Floridastrom genannt – auf rund 50 Kilometer Breite mit sechs Kilometern nach Nordosten, vereinigt sich mit dem von Süden kommenden Antillenstrom und führt dann weiter von der Küste Neufundlands über den offenen Atlantik in Richtung Europa. Dabei fächert sich der Strom auf und teilt sich etwa auf halbem Weg in den Kanarenstrom, der nach Südosten abzweigt, und den Nordatlantikstrom, der weiter gen Norwegen fließt. Messungen haben ergeben, dass der Golfstrom auf der Höhe von New York rund 150 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde transportiert – mehr als hundertmal so viel wie alle Flüsse der Erde zusammen. Im weiteren Verlauf ist er bis zu 150 Kilometer breit und reicht einige Hundert Meter tief. Aufgeheizt in der Karibik, transportiert er eine Leistung von rund 1,5 Billiarden Watt – so viel wie eine Million moderne Kernkraftwerke.

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