Читать книгу Tante Daffis Haus - Hannah Opitz - Страница 7

Das Rattenproblem wird gelöst und ein Neues kommt auf

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Am nächsten Morgen wurde Clema durch das Aufziehen der Vorhänge aufgeweckt.

„Guten Morgen, Fräulein Clema!“, begrüßte Manissara sie, „Das Frühstück ist fertig.“

Sie trug ein Tablett in ihren Händen, das mit dem herrlichsten Frühstück bestückt war, das die Welt je gesehen hatte. Zugegeben, es war genauso gut, wie das gestern, aber das war ja nicht so wichtig.

„Und, was meinen Sie, Fräulein Clema, was wir gegen dieses kleine Problem tun sollten?“, fragte Manissara mit einem Blick auf die Zeitung, die dem Frühstück beigelegt war.

Clema fragte etwas verwirrt: „Welches Problem meinen Sie? Das mit den Ratten? Da bin ich mir noch nicht so ganz sicher“

„Aber nein, ich meine doch das Problem mit diesem frei laufenden Werwolf! Lesen Sie etwa nie die Schlagzeilen?“, unterbrach Manissara sie entrüstet.

„Werwolf?“, dachte Clema und blickte auf die Zeitung herab.

Tatsächlich, da stand es groß und fett: „Frei laufender, sich nicht kontrollierender Werwolf gesichtet – Magieschutzpolizei bittet darum, Fenster und Türen nachts fest verschlossen zu halten“

„Was soll das heißen?“, wollte Clema wissen, nachdem sie den Artikel gelesen hatte.

Manissara zuckte ratlos mit den Schultern, meinte aber: „Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen dabei geht, aber da er das letzte Mal ganz hier in der Nähe gesichtet wurde, wäre es zu empfehlen, diesem Rat zu folgen, Fräulein Clema.“

„Ich bitte dich, das glaubst du doch nicht ernsthaft? Werwölfe? Hier? Nein, das glaube ich nicht. Zumindest habe ich noch keinen gesehen“, entgegnete Clema bestimmt.

Manissara lächelte vielwissend und behauptete: „Oh, doch, Fräulein Clema, Sie haben bereits ein paar kennen gelernt. Naja, zumindest zwei. Ich meine, natürlich sehen sie wie normale Personen aus, aber jedes Mal bei Vollmond halten sie draußen im Garten ihre Rituale ab. Mutter und ich haben ein paar Male aus sicherer Entfernung zugesehen, aber“

„Wie, was?! Im Garten? Doch nicht etwa hier im Garten?“, hakte Clema noch einmal sicherheitshalber nach.

Manissara schaute sie verblüfft an und meinte, so, als sei es das Natürlichste der Welt: „Ja, natürlich bei uns im Garten, wo denn sonst? Obwohl, nicht direkt im Garten, eher im Wald auf einer Lichtung, die ziemlich nahe am Garten ist und“

„Auf meinem Grundstück?“, wurde Clema genauer.

„Ja, aber noch ist es nicht Ihr Grundstück, Fräulein Clema! Außerdem hat Fräulein Daphne es ihnen erlaubt, hier zu wohnen. Natürlich nicht im Haus, sondern im Wald, aber“

„Warum hat meine Tante das erlaubt? Was geben die Werwölfe ihr dafür? Oder, naja, haben ihr dafür gegeben?“, korrigierte sie sich.

Manissara zuckte mit den Achseln.

Plötzlich fiel Clema noch etwas vom Vortag ein: „Aber das war doch wirklich unhöflich von Frau Deroll, mich eine Hexe zu nennen!“

„Aber sie hat das doch nicht als Beleidigung gemeint, verstehen Sie das nicht, Fräulein Clema?“, versuchte Manissara, sie zu besänftigen.

„Als was denn sonst?“, wurde sie neugierig.

Das Zimmermädchen versuchte, vom Thema abzulenken: „Wann werden Sie denn zwanzig?“

„Ich? Äh, in ein paar Tagen. Am achten August, um genau zu sein“, gab Clema verwirrt die Antwort.

Manissara nickte, dann fiel ihr noch etwas ein: „Ach, übrigens, eine Dame namens Malina Kalituso hat nach Ihnen gefragt. Sie wartet unten im Foyer auf Sie.“

Clema ließ das Frühstück stehen, zog sich an, und lief so schnell, wie sie konnte, nach unten ins Foyer.

„Malina!“

„Clema, tolle Bude!“, war Malinas erste Bemerkung.

Clema lachte und meinte: „Ja, da hast du Recht!“

Dann machte sie mit ihrer besten Freundin einen Rundgang durch das Haus. Hierbei ließ Malina immer mal wieder ein paar Kommentare, wie „Aha, klingt verrückt, aber, wenn du meinst.“ oder „Voll krass, Mädel!“ oder „Sehr interessant, können wir wo anders hin gehen?“, das war ihr Letzter.

Clema lächelte und sagte: „Klar, auf die Terrasse, dort ist es sehr schön.“

Kaum waren sie auf der Terrasse angekommen, zog Malina Clema an sich heran.

„Wir müssen reden“, flüsterte sie und zerrte Clema hinter sich her.

„Was ist denn los?“, wollte Clema besorgt wissen.

Malina lachte auf und beschwerte sich: „Was los ist? Clema, du bist hier vollkommen von der Außenwelt abgeschirmt und zudem lebst du hier ja fast im Mittelalter! Ist dir eigentlich bewusst, was da draußen in der realen Welt vor sich geht? Die gesamten Baufirmen der Stadt, also deine und die anderen, wollen das ganze Veilchenviertel abreißen und einen wunderschönen Park daraus machen und mit deinem Haus wollen sie anfangen! Also beweg deinen Arsch hier heraus, Millionenerbe hin, Millionenerbe her, verstanden?!“

„Aber Malina, ich habe mich hier doch schon eingelebt, verstehst du das denn nicht? Die Leute hier, zumindest die Meisten, sind nett. OK, ich kenne noch nicht jeden, aber von denen, die ich kennen gelernt habe, war nur eine Person unhöflich. Ich kann hier nicht einfach weg, das hier ist mein Zuhause. Das musst du doch kapieren!“, protestierte Clema.

Malina verdrehte die Augen. „Nein, Clema, dein Zuhause ist im Bergviertel, nicht in diesem wahrheitsverschleiernden Veilchenviertel! Merkst du denn gar nicht, was die hier mit dir machen? Erst verwöhnen sie dich, machen dir alles recht und am Ende beherrschen sie dich, so ist das!“, behauptete sie.

Aber Clema erwiderte: „Nein, du verstehst das nicht, Malina. Das hier ist mein Zuhause, hier bin ich größtenteils aufgewachsen, ob du es mir glauben willst, oder nicht! Und, egal was kommt, ich bin bereit, für mein Heim zu kämpfen! Wenn du das nicht verstehst, ist es deine und nicht meine Sache. Es wäre besser, wenn du jetzt gehst, sonst verkrachen wir uns noch so sehr, dass wir nicht einmal mehr normale Freundinnen sind.“

Malina nickte. „OK, wenn du es so willst, bleib hier. Aber ich kann einfach nicht verstehen, wie du zu einer von denen werden konntest. Auf Wiedersehen!“, verabschiedete sie sich.

Kaum war Malina aus dem Haus getreten, trat eine Person aus dem Schatten des Nachbarhauses hervor. Wütend ging die Frau auf sie zu. Malina fing sich auch gleich eine Ohrfeige ein.

„Eine von denen! Was fällt dir ein! Ist dir nicht klar, dass du auch zu uns gehörst?!“, fauchte sie sie an.

Malina empfing die zweite Ohrfeige schon fast mit Freuden. Sie grinste.

„Was soll das? Warum antwortest du mir nicht?“, fragte die Frau.

Malina lächelte und meinte: „Ich bin keine von euch, versteht Ihr? Ich gehöre zu den Anderen.“

„Du wagst es, deiner Königin zu widersprechen?!“, schrie die Person sie an.

Malina lachte und meinte: „Oh, ja, noch seid Ihr meine Königin, aber nicht mehr so lange. Ihr seid zu schwach, Eure Armee noch einmal in den Krieg zu führen, und Euer Sohn ist unrein. Ich finde, wie auch einige Andere, Eure Hoheit, dass es Zeit ist, einen neuen Führer zu wählen, für unser Rudel. Wartet nur ab, in nur wenigen Jahren wird es so weit sein. Denn wenn der Mond sich noch sieben Mal wendet, und Euer Sohn bis dahin noch keine Gemahlin gefunden hat, muss ein Anderer zum König ernannt werden. Ein reiner Werwolf.“

Sie löste sich mit einem breiten Grinsen von ihr und ging. Die Frau tat es ihr gleich, da Clema gerade aus dem Haus trat.

Als Malina weg war, stand Clema noch eine Weile alleine draußen herum und ließ sich das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen. Schließlich hatte sie die für sie wichtigste Information heraus gefiltert und beschloss, das mit dem Bauvorhaben auf einer dieser Bürgerwehrsitzungen zu erzählen.

„Wer weiß, vielleicht haben sie dort ja auch eine Lösung für mein Rattenproblem?“, dachte sie sich. „Franklin!“, rief sie, als sie wieder rein ging, „Franklin, haben Sie eine Ahnung, wo und wann diese Bürgerwehrsitzungen stattfinden?“

„Ja, in der Tat. Heute findet sie bei Augustus Abbeldreu statt. Begonnen hat sie allerdings schon seit ein paar Minuten, aber, wenn Sie sich beeilen, könnte er Sie noch hinein lassen“, erzählte Franklin mit einem Blick auf seine verrostete Taschenuhr.

„Und wo finde ich diese Person?“, hakte Clema nach.

„Rosenweg 23, einfach die Veilchenallee geradeaus, bis Sie zum Rosenweg gelangen. Sein Haus ist kaum zu übersehen, es ist das kleinste in der Straße. Aber keine Sorge, wenn Sie vor seine Tür kommen, werden Sie eingeschrumpft. So können Sie das Haus betreten, ohne sich den Kopf zu stoßen. Entschuldigen Sie bitte, ein kleiner Scherz meinerseits“, erklärte er lächelnd.

„Danke, Franklin, ich gehe gleich los.“

Eilig zog sie sich noch einen leichten Mantel über und nahm sicherheitshalber noch einen Regenschirm mit. Gerade da hörte sie lautes Geschrei vor ihrer Tür, doch als sie hinaus trat, war weit und breit niemand zu sehen.

Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss. Langsam ging Clema die Veilchenallee entlang. Es dauerte nicht lange, da hatte sie auch den Rosenweg gefunden. Da war nur ein Problem: Es gab kein Haus mit der Nummer 23.

Also fragte sie einen Passanten: „Entschuldigung, aber könnten Sie mir vielleicht verraten, wo die Nummer 23 ist?“

Der Passant blieb stehen und sah sie verwundert an. „Aber“, fing er an, „Sie stehen doch direkt vor der Nummer 23!“

Clema drehte sich um. Links von ihr stand das Haus mit der Nummer 21, auf der anderen Seite des Zauns war Nummer 25. Sie blickte den Passanten verwirrt an, aber er war schon weitergegangen.

Erst da fielen ihr seine spitzen Ohren auf. Sie überlegte kurz, ob die Möglichkeit bestand, dass er ein Elf war. Dann erinnerte sie sich daran, was sie gelernt hatte, während sie hier war. Nämlich, dass es alle möglichen magischen Wesen gab. Und während sie so vor sich hin rätselte und überlegte, starrte sie auf einen winzig kleinen Kürbis, zumindest nahm sie an, dass es ein Kürbis war, der auf dem Grundstück von Nummer 21 stand. Dann, plötzlich bemerkte sie, wie sich aus dem Kürbis ein Spalt wie eine Tür aufklappte, und nur wenige Sekunden später stand ein seltsames Wesen vor ihr. Es hatte den Oberkörper eines Menschen, der anstelle eines Pferdekopfes auf einem Pferdekörper war.

Der Zentaur, es gab keinen Zweifel, dass es einer war, trug ein offenes, blau kariertes Hemd und darunter ein weißes Unterhemd. Er trug eine schwere Goldkette und telefonierte. Allerdings konnte man kaum etwas verstehen, da er eine fette Zigarre im Mund hatte und somit etwas nuschelte. Clema fiel auf, dass in seinen Taschen noch mehr Zigarren drin waren – und sein Hemd hatte viele Taschen.

„Is' was, Lady?“, nuschelte er sie an, als sein Telefonat beendet war, „Wohl noch nie einen Zentauren gesehen, was?“

Clema schüttelte sprachlos den Kopf. Er zündete sich gerade eine neue Zigarre an und wollte etwas sagen, als sich dieser winzige Spalt erneut öffnete und Dellis Deroll heraustrat.

„Kalmir, komm wieder rein, das geht uns alle etwas an!“, forderte er den Zentauren auf.

„Vergiss es, Alter, mich interessiert euer scheiß Rattenproblem nicht, bei mir gibt’s nämlich keine!“

„Kein Wunder, du rauchst ja auch, wie ein Schlot!“, behauptete Herr Deroll.

Clema räusperte sich.

„Oh, guten Tag, Frau Malis!“, grüßte er, noch etwas aufgebracht.

Sie meinte nur: „Ich bin wegen dieser Bürgerwehrsitzung hier.“

Er nickte.

„Was soll das jetzt heißen?“, fragte sie verwundert.

„Kommen Sie doch rein! Da er hier bockt, brauchen wir sowieso noch ein weiteres Mitglied, das sich beteiligt“, erklärte er.

„Naja, eigentlich“, weiter kam sie nicht, da er sie schon auf den kleinen Kürbis zu zerrte. „Wie sollen wir denn da hinein passen?“, fragte sie.

Doch dann beantwortete sich ihre Frage von allein, denn kaum standen sie vor dem „Haus“, schrumpften sie auf die ideale Größe zum Betreten. Nun konnte man wenigstens erkennen, dass es ein knallrotes Haus war.

Herr Deroll hielt ihr die Tür auf. „Kommen Sie ruhig herein, hier beißt Sie keiner“, scherzte er.

Sie nickte schüchtern und betrat unsicher das Kürbishaus. Es war äußerst grell eingerichtet. Für Clemas Geschmack etwas zu grell. Der Flur war in einem grellen Rot gestrichen und die Möbel waren rotorange. Alles in allem, fand Clema, sah es so aus, als wäre der Kürbis ausgehöhlt worden. Herr Deroll hielt ihr die nächste Tür auf, hinter der Clema einige Stimmen hörte. Sie traten in den Raum ein.

„Darf ich vorstellen?“, fragte Herr Deroll, ohne eine Antwort zu erwarten, „Clema Malis, Daphnes Haupterbin.“ Clema blickte sich um.

Es waren außer Clema und Dellis Deroll noch fünf weitere Personen im Raum. Eine erkannte Clema sofort. Clema hätte fast geschrien, denn sie hatte gerade eine der bekanntesten Modedesignerinnen ihrer Zeit entdeckt – Babs Tower. Clema konnte es nicht aushalten.

„Sie – Sie sind doch nicht etwa?“, entfuhr es ihr vor Begeisterung.

„Babs Tower“, stellte eine gerade mal zehn Zentimeter große Frau sich vor. Babs Tower flog mit winzigen Flügeln von der Schulter eines normal großen Mannes auf Clema zu und reichte ihr die Hand. „Sehr erfreut“, fügte Babs hinzu.

Clema wurde ganz schwindelig. Sie war ein großer Fan von Babs Tower. „Ich – ich hatte Sie mir nur immer größer vorgestellt!“, meinte Clema bedacht.

Babs lachte. „Ich kann es mir halt nicht leisten, immer auf Menschengröße anzuwachsen. Weißt du, wie schmerzhaft das ist?“, erwiderte sie fröhlich.

„Mein Name ist Jonas Wetter“, stellte der Mann, auf dessen Schulter Babs gesessen hatte, sich vor.

„Sie – sind doch der Wetterfrosch von Kanal eins?“, fragte Clema verwirrt.

Er nickte. „Ich bin ein Wetterelf, also wie gemacht für diesen Job“, erklärte er grinsend.

Sie nickte langsam, aber verstand nicht ganz, was er damit meinte.

„Er kann das Wetter bis zu einem Jahr vorhersehen!“, erzählte Babs stolz und umarmte seinen Arm.

Er lächelte und setzte sie behutsam wieder auf seine Schulter.

„Und Sie sind in Wirklichkeit...?“, fragte Clema Babs.

„Eine Blumenfee. Das sieht man doch!“, protestierte sie.

Clema nickte.

„Nicht zu verwechseln mit den Blumenelfen“, ergänzte Babs.

Clema musste sich erst einmal setzen.

Sie setzte sich neben einen Mann, der keine spitzen Ohren hatte und auch ansonsten ganz normal erschien – mit der Ausnahme, dass er nicht mit auch nur irgendeinem sprach.

„Ach, das ist übrigens Herr Kaller“, führte Herr Deroll sie weiter in die Runde ein.

Clema nickte. Den kannte sie schon vom Sehen. Herr Kaller zog seine Nase hoch. Er röchelte.

„Er ist ein Zombie“, flüsterte Jonas ihr zu, „Sie brauchen aber keine Angst zu haben, Clema, er isst nur vegan.“

Sie nickte mit einer Gänsehaut.

Ein schrill gekleidetes Männchen, das sogar in diesem kleinen Haus klein erschien, war unverkennbar Augustus Abbeldreu. Er streckte ihr seine Hand entgegen und schrie: „Augustus Abbeldreu, stets zu Diensten!“

„Er – ist etwas seltsam“, erklärte Dellis leise.

Sie nickte. Das hätte sie sich auch selbst denken können.

„Und wer sind Sie?“, fragte Clema den Mann neben ihr.

Er schwieg.

„Also, was machen wir jetzt wegen der Ratten?“, schrie Augustus.

„Wir könnten Kalmir, diesen Zentaur, ja fragen, ob er in unsere Häuser geht und die Ratten ausräuchert“, schlug Clema vor.

Herr Deroll lachte. „Keine schlechte Idee“, meinte er, „aber das könnte lange dauern. Das Veilchenviertel ist größer, als Sie denken, Frau Malis, und dazu müsste Kalmir sich erst einmal bereit erklären. Da er in letzter Zeit etwas bockig ist, dürfte das schwer fallen.“

„Felix könnte ja mit ihnen reden!“, schlug Kaller grunzend vor.

Dellis nickte. Er sprach den Mann neben Clema an: „Würdest du mit den Ratten sprechen?“

Felix wiegte seinen Kopf hin und her. „Vielleicht“, meinte er.

Clema war erstaunt, dass er reden konnte.

„Und?“, wollte Babs wissen, „Was hat er gesagt?“

„Wie? Konntet ihr das nicht hören? Er sagte „Vielleicht““, sagte Clema verwirrt.

„Sie konnten verstehen, was die Beiden gesagt haben?“, schrie Augustus.

„Gibt es bei Ihnen eigentlich auch ein leise?“, wollte Clema wissen.

„Nein, Lady!“, schrie er.

Sie seufzte.

„Bist du ein Werwolf?“, fragte Babs.

Clema schüttelte den Kopf.

„Wie konntest du sie dann verstehen? Sie haben doch in ihrer Sprache gesprochen!“, erwiderte Babs.

Clema sah sie mit großen Augen an. „Werwolfsprache?“, vergewisserte sie sich.

Babs nickte. „Oder, Dellis?“, fragte sie.

Herr Deroll nickte.

„Sie sind doch Daphnes Erbin?“, fragte Jonas.

Clema bestätigte dies mit einem Nicken.

„Dann sind Sie wahrscheinlich auch eine Hexe“, versuchte er, zu erklären.

„Ich bin doch keine Hexe!“, protestierte Clema.

Ja, vielleicht noch nicht. Aber vielleicht bald“, meinte er.

Clema schüttelte den Kopf. „Überhaupt“, begann sie, „bin ich wegen etwas Anderem hier.“

Alle schauten sie erwartungsvoll an.

„Also, das Problem mit den Ratten hätten wir ja so weit gelöst. Es gibt nur ein Problem. Noch eines, besser gesagt. Ein Bauunternehmer will das Veilchenviertel abreißen und einen Park daraus machen“, erklärte sie.

Alle schauten sie entsetzt an.

„Das werden wir nicht zulassen!“, schrie Augustus aufgebracht.

Alle anderen nickten zustimmend.

„Felix, du gehst jetzt und kümmerst dich um die Ratten. Sie sollen in den Wald gehen, der an die Stadt angrenzt, aber bitte unsere Häuser verschonen!“, befahl er.

Felix verwandelte sich in eine Ratte und lief davon. Clema schrie vor Schreck auf. Sie war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Sie sackte schon zur Seite.

„Er ist nur ein Gestaltenwandler“, erklärte Herr Deroll lachend und fing sie auf.

Er setzte sie auf den Stuhl.

„Alles OK?“, fragte er.

Sie nickte. „Jetzt wieder“, meinte sie ihn dankbar anlächelnd.

Er schluckte, als hätte er einen Frosch im Hals. „Also gut, um unser Viertel abzureißen, braucht dieser Bauunternehmer erst mal unsere Grundstücke. Wir werden sie einfach nicht hergeben“, lenkte er ab.

Sie lächelte.

Babs kam mit einem Grinsen im Gesicht zu ihr geflogen. „Er ist süß, oder?“, flüsterte sie ihr ins Ohr.

Clema wurde leicht rot.

„Babs, das hab ich gehört! Du fliegst sofort zu deinem Freund zurück!“, unterbrach er sie.

Sie tat, was er verlangte und meinte noch: „Wenn er nur nicht so gute Ohren hätte!“

„Was interessiert es dich eigentlich? Du kannst ja im Park wohnen!“, schrie Augustus ihn an.

Herr Deroll erschrak. „Weil ihr mich interessiert! Ihr seid meine Freunde. Und ich will nicht, dass meine Freunde ungeschützt auf der Straße leben! Oder im Wald, im Park, ist doch egal! Darum interessiert es mich!“, fuhr er ihn an.

„OK, OK, Wolfsmann, komm mal runter!“, entgegnete Augustus lautstark.

„Wolfsmann?“, fragte Clema leise.

„Ja, ja, fangen Sie jetzt auch noch damit an! Ich bin kein „Wolfsmann“!“, fuhr er sie nun an.

„Nein, das weiß ich doch, ich habe mich nur gewundert“, versuchte sie, ihn zu beschwichtigen.

„Wenn ihr denkt, dass mich das nichts angeht, dann gehe ich jetzt. Die Bürgerwehrsitzung erkläre ich hiermit für geschlossen! Schönen Tag noch!“, verabschiedete er sich wütend und trat aus dem Haus raus.

„Och Mann!“, jammerte Clema.

„Nimm's locker, er ist nicht sauer auf dich“, versuchte Babs, sie zu ermutigen.

Clema lächelte sie dankbar an. „Ich werde jetzt wohl auch besser gehen“, meinte sie und stand auf.

„Komm bald mal wieder!“, schrie Augustus ihr hinterher.

Clema trat aus der Tür heraus und wurde augenblicklich wieder normal groß. Kalmir und Herr Deroll standen noch da und unterhielten sich.

„Mann, das war nicht nett von denen!“, bemerkte Kalmir gerade, „Echt nicht!“

„Aber wo sie recht haben, haben sie leider recht. Du und ich, wir könnten locker in einem Park überleben. Aber sie... leider nicht“, erwiderte Herr Deroll.

Clema blieb still.

„Weißt du was, Mann? Ich hab da letztens so 'ne süße Stute gesehen – eine Einhornbraut. Echt scharf, sag ich dir. Wunderschöne Hufe. Und wenn sie rennt, ich sag dir, das bezauberndste Wesen, das ich je gesehen habe“, wechselte Kalmir das Thema.

„Einhorn, sagst du? Ich dachte, hier gibt es keine mehr?“, wunderte Herr Deroll sich.

Kalmir nickte und meinte: „Dachte ich auch, aber als ich letztens im Wald war, da habe ich sie gesehen – wunderschön, kann ich nur sagen. Und diese Mähne“– er schüttelte sich wiehernd -- „Was läuft eigentlich da zwischen dir und der Kleinen von vorhin?“

„Nichts! Sie ist meine Nachbarin, mehr nicht!“, entgegnete Herr Deroll.

Nun räusperte Clema sich.

Die Zwei fuhren zusammen.

„Wie viel haben Sie gehört?“, wollte Kalmir sofort wissen.

„Genug“, meinte Clema.

„Ich verschwinde!“, meinte Herr Deroll – und verschwand.

„Wie hat er das gemacht?“, fragte sie verdutzt.

Kalmir zuckte mit den Schultern.

„Einhornbraut, soso“, meinte sie dann schmunzelnd.

„Was? Ich bin ein halbes Pferd!“, protestierte er, „Einhörner sind nun mal scharf, da kann man nichts machen. Aber jetzt mal ernsthaft, da läuft doch was zwischen euch?“

Clema schüttelte ihren Kopf. „Nein, leider nicht. Er ist so verschlossen. Warum nur?“, fragte sie verzweifelt.

Kalmir meinte: „Ich glaube, er steht auf dich. Sonst würde er sich nicht so komisch benehmen. Aber, wenn du dich mit ihm gut stellst, dann hast du schon so gut wie gewonnen.“

Clema nickte. „Danke. Vielleicht sehen wir uns mal wieder!“, verabschiedete sie sich.

„Ich glaube, das ist sehr wahrscheinlich“, meinte Kalmir leise, als sie ging.

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