Читать книгу Hier bei uns - Dorstener Geschichten - Heike Wenig - Страница 9

Heike Wenig

Оглавление

Theodericus Dorstenius

Neulich surfte ich im Internet und las auf der Dorstener homepage von einer interessanten Persönlichkeit: Theodericus Dorstenius. Eigentlich hieß er Theodericus Gluntz. Ein genaues Geburtsdatum lässt sich nicht mehr feststellen. Eine Quelle sagt: zwischen 1500 und 1505, eine andere benennt 1492. Er war der Diener des Arztes Hermani Dorstensi. Mit diesem zog er nach Erfurth. Hier schrieb er „sich als „Armer und wenig Zahlender“ 1521 mit dem Namen „Theodericus Gluntz de Dorsten, gratis, nam famulus d[octo]ris Hermani Dorstensis, 1 nivensem bedellis“ (Theodericus Gluntz aus Dorsten, unentgeltlich, nämlich der Diener des Doktors Hermann aus Dorsten) an der Universität Erfurt für ein Medizinstudium ein.“ /Wikipedia). Er schloss sein Studium 1531 mit dem Magister ab.

Dann führten ihn seine Wege nach Marburg. Hier hatte 1527 Landgraf Philipp der Großmütige die Philipps-Universität Marburg als zweite protestantische Universität gegründet. Die Universität fing mit elf Professoren und vierundachtzig Studenten am 1. Juli 1527 mit dem „universale studium Marburgense“ an. Menschen, die im christlichen Glauben gebildet lebten, sollten als Prediger und Amtsleute ausgebildet werden. Aber es gab auch bereits eine Juristische, eine Medizinische und eine Philosophische Fakultät.

1531 wurde Theodorius Dorstenius unter dem Rektor Erhard Schnepf Professor der Medizin. 1542 wurde er unter dem Namen Theodericus Gluntius Dorstenius als Vorsteher des Pädagogs und Universitätsprofessor im Universitätsregister von Marburg geführt. Er befasste sich sehr mit der Botanik und galt schon bald als ausgezeichneter Botaniker.

Er beschäftigte sich intensiv mit dem von dem Frankfurter Verleger Egenolff herausgegebenen Werk, das auf dem „Kreutterbuch von allem Erdgewächs“ des Frankfurter Stadtarztes Eucharius Rösslin basierte. Dies Buch wurde als „Kräuterbuch von aller Kräuter, Getier, Gestein und Metall Natur“ veröffentlicht. Theodor Dorsten überarbeitete und vervollständigte das Werk und übersetzte es ins Lateinische. Bei seinen Veröffentlichungen ließ er meist seinen Familiennamen „Gluntz“ unerwähnt, so dass sich der Name „Theodor Dorsten“ in der Wissenschaft eingebürgert hat.

Charles Plumier, ein französischer Botaniker im 17. Jahrhundert, der viele Reisen nach Südamerika, Brasilien und den Inseln Guadeloupe, Martinique und Santo Domingo im Auftrag Ludwig XIV machte, brachte eine große Menge unbekannter exotischer Pflanzen mit zurück. Er benannte die Gattung der Dorstenien, der Pflanzenfamilie der Maulbeergewächse (Moraceae) nach Theoderius Dorstenius ihm zur Ehre. Carl von Linné, ein schwedischer Botaniker des 18. Jahrhunderts übernahm später diesen Namen.

Zwei Söhne, Philipp und Jacob Dorstenius, haben, wie ihr Vater, an der Universität Marburg studiert.

Ab 1548 ließ Theodor Dorsten sich dann in Kassel als Arzt nieder. Warum er von Marburg wegzog, ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Auch über sein restliches Leben fanden sich trotz intensiver Recherchen keine weiteren Angaben.

Er starb 1552.

Der Lebensweg dieser Persönlichkeit hat mich besonders berührt, weil er im 16. Jahrhundert seinen Weg von Dorsten über Marburg nach Kassel nahm, während ich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts genau den umgekehrten Weg ging, von Kassel, wo ich aufwuchs, über Marburg, wo ich Medizin studierte, nach Dorsten, wo ich seitdem als Ärztin arbeite.

Hier bei uns - Dorstener Geschichten

Подняться наверх