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Theodor Konrad Wolf sitzt am Mittagstisch in der AMEOS-Klinik, geschlossene Abteilung. Er stochert in seinem Essen herum: lauwarme, vor Fett triefende, labbrige Bratkartoffeln mit zwei Matjesfilets. Verschlagen schaut er seine drei Tischnachbarn an. Seit seiner Festnahme nach der gescheiterten Entführung und einem Nervenzusammenbruch, denkt er darüber nach, wie alles nur so kläglich scheitern konnte. Schließlich hatte er doch alles perfekt geplant!

»Was ist los? Du schaust uns so … so … provozierend an? Ist dir das Essen auf den Magen geschlagen?«

»Ach was …«, gibt Theodor Konrad mürrisch zurück.

»Oder war es doch die Gruppentherapie vorhin, als dich die Therapeutin noch einmal auf deine Mutter angesprochen hat?«, fragt Friederich, ein fünfunddreißigjähriger Patient der gleichen Abteilung.

Sofort steigt Wut in Theodor Konrad auf: immer wieder seine Scheiß-Mutter! Mit der Wut drängen sich zeitgleich auch Bilder aus seiner Kindheit auf, unkontrollierbare Erinnerungen, die für Millisekunden aufblitzen und die dazugehörende Übelkeit lässt auch nicht auf sich warten. Theodor Konrad weiß aber genau, dass er hier seine Wut kontrollieren muss. Je angepasster er sich präsentiert, umso besser wird seine Beurteilung ausfallen und umso geringer wird seine Strafe letztlich sein.

»Das Essen hier ist unausstehlich! Normalerweise bin ich da ganz Anderes gewohnt!«

»Ach so! Jetzt verstehe ich auch, warum du eine Entführung durchziehen musstest. Dir ist schlicht und ergreifend das Geld ausgegangen, weil du jeden Tag bei einem Sternekoch zu Mittag gegessen hast!«

Alle, bis auf Theodor Konrad, müssen lachen und schauen vorsichtig ihren Mitpatienten an. Sie wissen um seine Vorgeschichte. Sie wissen auch, dass er sehr impulsiv ist und mit Kritik sowie Ironie kaum umzugehen weiß. In diesem Moment ist höchste Vorsicht angesagt, denn der Vulkan brodelt, spuckt Asche und Gestein aus und steht kurz vor dem Lavaausbruch.

»Du hast doch keine Ahnung, Friederich.«

»Wovon soll ich keine Ahnung haben?«

»Du bist hier, in der Meisenburg, weil du es nicht verkraftet hast, dass dich deine Alte verlassen hat. Bei mir ist das schon eine ganz andere Geschichte. Ich wurde mein ganzes Leben lang nur verarscht und ausgenutzt. Erst war es meine scheiß Mutter, dann hat sich mein feiger Vater verpisst und heimlich vom Acker gemacht. Bei der Arbeit wurde ich nur ausgenutzt und mit einem Hungerlohn abgespeist. Ich kann dir sagen, dann will man auch mal Genugtuung. Dann will man endlich auch auf der Sonnenseite des Lebens stehen.«

»Ja, das klingt alles schrecklich, aber musste es deshalb gleich eine Entführung sein?«

»Wie kam es eigentlich dazu, dass die Entführung gescheitert ist?«, schaltet sich Norbert in das Gespräch ein, wohl wissend, dass Theodor Konrad gerne im Mittelpunkt steht und sich selbst noch lieber reden hört.

»Ich weiß es noch nicht genau. Ich warte noch auf weitere Informationen.« Theodor Konrad macht eine kleine, aber umso bedeutungsschwangere Pause, lässt das Gesagte wirken und schaut in die Runde am Tisch

»Ich habe einen starken Verdacht und kann euch nur sagen, ich werde mich rächen und meine Rache wird gnadenlos sein! Danach gibt es nur noch verbrannte Erde!«

Theodor Konrad denkt an seinen Therapeuten Tilmann Braun. Natürlich kann er den Tischnachbarn nichts von einer ambulanten Psychotherapie erzählen, die er vor der Entführung gemacht hat. Noch weniger kann er ihnen von seinem Verdacht erzählen, dass er Tilmann Braun für das Scheitern der Entführung verantwortlich macht.

Braun & Hammer ...im Wahn

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