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Prolog

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Tilmann Braun hat in den letzten Monaten eine schwere Zeit durchlebt. Ein Patient aus seiner psychotherapeutischen Praxis, Theodor Konrad Wolf, hatte ihn an den Rand seiner Belastbarkeit gebracht, ja, fast schon ins Grenzland zur Paranoia befördert.

Denn Herr Wolf hatte sich als Prototyp einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, gepaart mit ungeahnten Abgründen an Bösartigkeit, erwiesen. Dazu war er in tragischer Weise frühkindlich schwer traumatisiert worden, was die Sache nicht einfacher gemacht hatte. Zugleich hatte er auch in Tilmann qualvolle Gefühle sowie lange vergessene und schmerzhafte Erinnerungen wachgerüttelt und so entglitt die ohnehin schwierige Behandlung dem erfolgsverwöhnten Tilmann zusehends.

Am Ende wäre er fast psychisch zerrüttet und seine heile Welt zerstört gewesen. Nur durch ein letztes verzweifeltes Aufbäumen sowie pure Willenskraft und auch ein bisschen Glück konnte er eine noch größere Katastrophe abwenden. Hätte er allerdings nicht seine Frau Hanna und seine Tochter Charlotte gehabt, wäre er dann nicht vielleicht doch zu Grunde gegangen, fragt er sich manchmal heute. Und ja, so besessen Tilmann von seiner Arbeit auch sein mochte – er sei ein richtiges Arbeitstier, pflegte Hanna zu sagen – so wichtig war ihm gleichzeitig seine Familie. Umso schlimmer, dass sein Augapfel Charlotte in den Fall Wolf drohte, mit hineingezogen zu werden.

Und dann war da in dieser schweren Zeit auch noch sein Freund seit Studienzeiten und Kollege Peer Hammer gewesen. Zwar wirkte dieser dabei eher als graue Eminenz unterstützend im Hintergrund. Doch Tilmann wusste ihn, fest verwurzelt wie die deutsche Eiche, loyal an seiner Seite. Das war allerdings auch das Einzige, was Peer mit einer deutschen Eiche verband. Ansonsten war er der schwule und gerne querdenkende Gegenentwurf zum überaus rationalen Tilmann. Beim Hardcore-Narzissten Theodor Konrad Wolf kam aber auch Peer, obwohl nur in beratender Funktion, an die Grenzen seiner Kreativität. Wenn Tilmann und Peer also ehrlich sein wollten, mussten sie sich eingestehen, dass sie beide in diesem Fall gehörig hatten einstecken müssen.

Ihnen war schon immer bewusst gewesen, dass sie einen interessanten, manchmal auch sehr aufwühlenden Beruf als Therapeuten hatten. Dass sie aber jemals in einen Kriminalfall verwickelt werden würden, hätten sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Denn als der rücksichtslose, zutiefst wütende und Frauen verachtende sowie misshandelnde Theodor Konrad Wolf zusammen mit zwei willfährigen Helfern als Trio infernale auch noch die Kinder seines Chefs entführte, sprengte das alle Grenzen des bis dahin Vorstellbaren. Am Ende konnte durch einen entscheidenden Hinweis von Tilmann an die Polizei die Entführung spektakulär, aber unblutig beendet werden. Herr Wolf hingegen brach, entgegen seiner sonstigen Kaltschnäuzigkeit, noch am Tatort nervlich zusammen, wurde in eine geschlossene Abteilung eingeliefert und seitdem, auf unabsehbare Zeit, psychiatrisch behandelt. Seine ebenso vom Großeinsatz der Polizei überrumpelten Freunde, Andre und Lukas, mussten sich später ebenfalls vor Gericht verantworten. Bei der Verurteilung zu Bewährungsstrafen kam ihnen allerdings ihre offenkundig verminderte Intelligenz zugute.

Neben Herrn Wolf hatte Tilmann natürlich noch zahlreiche weitere Patienten, die von jeglicher krimineller Energie zum Glück weit entfernt waren. Zu denen gehörte eine wohlhabende, sehr bemerkenswerte Dame mit einer bewegenden Lebensgeschichte, die er direkt in sein Herz geschlossen hatte. Trotzdem war es dem manchmal so ungeduldigen Tilmann noch nicht gelungen, Frau Krögerschmidt aus ihren Depressionen zu befreien.

Gerade in solchen Momenten, wenn ihn wieder die Ungeduld quält und er zu wenig Erfolg bei seiner Arbeit zu sehen meint, setzt er sich bevorzugt auf sein Rennrad, um sich die Last von der Psyche zu radeln.

Braun & Hammer ...im Wahn

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