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7. Kapitel

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Die Nachtschwester war alles andere als begeistert. Sie hatte die Hände in die massigen Hüften gestemmt und funkelte Bizon mit ihren kleinen Knopfaugen wütend an. Mit ihrem kurzgeschnittenen, braunen Haar sah sie aus wie ein angriffslustiger Igel. Bizon ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen, atmete tief durch und startete einen neuen Versuch.

„Ihre Vorschriften sind in dieser Angelegenheit völlig wertlos, Madame. Ich muss mit Monsieur Pocher dringend reden. Und wenn ich dringend sage, meine ich sofort. Wenn Sie mich nicht jetzt gleich zu dem Patienten Louis Pocher führen, belange ich Sie wegen Behinderung der Polizeiarbeit.“

Ein weiterer eisiger Blick traf Bizon mit aller Härte, doch dann schien sie begriffen zu haben, dass der Beamte am längeren Hebel saß. Mit sichtbarem Widerwillen packte die Schwester den Telefonhörer an der Wand hinter ihr, als habe selbst dieser ihr ein persönliches Leid zugefügt, und wählte eine kurze Nummer. Bizon trat ungeduldig von einem Bein auf das andere.

„Oui, c’est moi“, knurrte sie in die Telefonmuschel, ohne Bizon auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. „Können Sie bitte an die Pforte kommen? Kommissar Bizon ist hier und möchte zu Monsieur Pocher. Oui, merci.“

Sie legte auf, verschränkte sogleich die Arme vor der gewaltigen Brust und wartete, wobei sie den ungebetenen Besucher musterte wie einen Schwerverbrecher. Eine geschlagene Minute des Schweigens verging, in der Bizon nicht wusste, wo er hinschauen sollte. Endlich kam ein Mann in weißem Kittel um die Ecke gerauscht. Ein Blick genügte, um festzustellen, dass er in ausgesprochener Rage war.

„Was fällt Ihnen ein?“, rief er laut, während er noch wild gestikulierend auf Bizon zustürmte. „Sie kreuzen mitten in der Nacht hier auf und führen sich auf wie ein Elefant im Porzellanladen. Unsere Patienten brauchen absolute Ruhe!“

„Dr. Savin“, begann Bizon provozierend ruhig, „wenn Ihre Patienten absolute Ruhe brauchen, warum schreien Sie dann so? – Ich mache weder einen Wirbel, noch zertrümmere ich Porzellan, ich möchte lediglich Monsieur Pocher sprechen. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist dringend!“

„Monsieur Pocher ist tot!“, giftete er unwirsch zurück. „Er ist seinen inneren Verletzungen erlegen. Sie haben also ganz umsonst so ein Theater gemacht!“

„Ich möchte ihn trotzdem sehen“, erwiderte Bizon kaltschnäuzig und raubte Savin damit für einen Augenblick die Fassung.

„Das… das geht nicht!“, stotterte Savin, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. „Der Leichnam ist bereits von einem Beerdigungsinstitut abgeholt worden.“

„Wie heißt das Institut?“, Bizon spürte bereits, wie sein Puls zu steigen begann. Ihm schwante, was nun folgen würde.

„Da fragen Sie mich zu viel! Um solchen Kleinkram kümmere ich mich nicht!“ Savin war kurz angebunden und betrachtete die Angelegenheit damit als erledigt. Er drehte sich um und wollte gehen. Da war er jedoch bei Bizon an den Richtigen geraten.

„Dr. Savin, einen Augenblick noch. Ich möchte nur eines klarstellen, bevor Sie mich hier so unhöflich stehen lassen: Monsieur Pochers Leichnam wird innerhalb der nächsten zwei Stunden bei der Gerichtsmedizin abgeliefert, sonst komme ich mit einem Einsatzkommando wieder und mache aus Ihrer Klinik eine Achterbahn. Verstanden?“

Bizon schob seine Visitenkarte ungerührt in die Kitteltasche der Nachtschwester, die zu überrascht war, um sich dagegen wehren zu können.

„Adieu, Monsieur!“ Bizon zog einen imaginären Hut vor dem völlig verdutzten Klinikchef und nickte der Schwester kurz zu. „Madame.“

Dann wandte er sich um und verließ, mit sich und der Welt höchst zufrieden, die Klinik mit federnden Schritten.

Rien ne va plus

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