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Einen Tag vorher, Freitag:

"Sie werden sehen, Frau Krämer, es wird Ihnen bei uns gefallen. Ich zeige Ihnen die Einrichtung."

Die Heimleiterin, die sich als Veronika Krapp vorgestellt hatte, führte die künftige Insassin (wir sagen "Bewohner") durch das Haus. Schön eingerichtete Zimmer. Telefon, kleine Küche, Wohnraum, Schlafzimmer.

"Das sind richtige kleine Wohnungen, nicht wahr?"

"Ich bin beeindruckt", sagte die ältere Dame ergriffen.

"Dann kommen Sie mit in mein Büro, dort können wir alles Weitere unterzeichnen. Übergabevollmachten und die ganzen anderen Unterlagen."

"Kann ich wenigstens meinen Wagen behalten?"

Die Heimleiterin zwinkerte ihr zu.

"Aber selbstverständlich können Sie das. Nur die Finanzen gehen an den Staat. Er übernimmt ja sämtliche Kosten für Sie hier."

Frieda Krämer unterzeichnete alle Dokumente, ohne sie zu lesen. Ihr Vertrauen in den Staat und den Präsidenten war groß. Vielleicht sogar zu groß.

"Sie sind dann bitte morgen gegen Mittag hier. Sie werden sich bei uns sehr wohlfühlen, das versichere ich Ihnen", verabschiedete sich die Heimleiterin herzlich.

Am Samstag parkt also die neue Heimbewohnerin ihren Wagen vor dem Heim. Es ist fünf Minuten nach zwölf Uhr.

Sie steigt aus, wuchtet ihr Gepäck aus dem Kofferraum des kleinen VW und öffnet die Eingangstür ihres neuen Zuhauses.

Am Empfang fragt sie nach der Heimleitung.

"Wer sind Sie?", fragt der Mann hinter dem Tresen mürrisch.

"Ich bin Frieda Krämer. Ich soll hier eine kleine Wohnung beziehen."

Der Mann lacht.

"Ach so ist das." Er greift kurz zum Telefon, knurrt etwas von Neuzugang und wendet sich wieder an die neue Bewohnerin.

"Man wird Sie gleich abholen und zu Ihrer Wohnung begleiten."

Wenige Minuten später erscheinen zwei stämmige junge Männer.

Mit dem Fahrstuhl fahren sie in den Keller.

Durch einen kalten, zugigen Gang gelangen sie an eine Tür. Dahinter, noch ein Gang. Einfach verputzte Wände.

"Ist dort die Aufnahme?"

Schweigen.

Ein Kontakt wird ausgelöst. Ein Stück Wand gleitet zur Seite, und die Bewohnerin blickt in eine Nische. Die Männer packen sie und schieben sie in die Nische. Das Gepäck wird ihr entrissen.

"Hilfe!", schreit Frieda. Doch niemand wird sie hören.

Die Wand gleitet hinter ihr zu.

Niemand wird sie je lebend wiedersehen.

Der letzte Tag: Teil 2

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