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2. Der Zusammenhang von Gegenstand und Methode

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Religionsgeschichte und Religionswissenschaft

Lautete der Name für die sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts etablierende nichtkonfessionelle Religionsforschung zunächst „allgemeine“ oder „vergleichende“ Religionsgeschichte, kam später aufgrund der quantitativen und qualitativen Ausdehnung des religionsgeschichtlichen Arbeitsfeldes das Wort Religionswissenschaft in Gebrauch. Es trägt dem Umstand Rechnung, dass die religionsgeschichtliche Komparatistik wie jede empirische Wissenschaft der erkenntnistheoretischen und methodischen Reflexion bedarf. Mit der Religionsgeschichte im Zentrum der religionswissenschaftlichen Arbeit kommen in der Religionswissenschaft verschiedene Theorien und Methoden zur Anwendung, die dem Zweck dienen, bestimmte Aspekte von Religion genauer in den Blick zu nehmen.

Quellen und Methoden

Für die Zeit vor dem Aufkommen der Schriftlichkeit stehen der religionsgeschichtlichen Forschung in erster Linie archäologische Funde, Artefakte und bildliche Darstellungen zur Verfügung. Deren Interpretation ist mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Schriftliche Zeugnisse bieten eine wesentlich günstigere Handhabe, um religiöse Traditionen besser verstehen und einordnen zu können. Je weiter die Kulturentwicklung fortschreitet, desto umfangreicher wird die Bandbreite des religionsgeschichtlichen Quellenmaterials. Mit dem Entstehen moderner Gesellschaften fächerten sich der Objektbereich und sekundär auch das Methodenspektrum der Religionswissenschaft weiter auf. Je mannigfaltiger sich Religionen ausprägen, desto anspruchsvoller und komplexer werden auch die wissenschaftlichen Zugriffsweisen. Die religionsgeschichtliche Methodik folgt dabei den Fußstapfen der religiösen Überlieferung.

Dienten früher in Stein geritzte Zeichen, beschriebene Orakelknochen oder Palmblattmanuskripte der Verbreitung religiöser Aussagen, so sind heute elektronische Kommunikationsmittel dabei, die gedruckte Papierform heiliger Schriften zu ersetzen. Aber auch die mündliche Tradierung von Mythen, die Rezitation von Gebeten, religiöse Lieder, der sakrale Tanz, religiöse Bilder, Symbole, Rituale und Kultpraktiken der vielfältigsten Art stellen das empirische Material bereit, mit dem Religionshistoriker arbeiten. Mit jeder technischen Innovation vergrößert sich das Spektrum religiöser Ausdrucksmöglichkeiten. Begannen in den 1920er Jahren Rundfunkansprachen für die Übertragung religiöser Botschaften wichtig zu werden, diskutieren Religionswissenschaftler heute, ob das Internet eine eigene religionsprägende Kraft entwickelt oder ob es lediglich Offlineformen von Religion online abbildet. Weil niemand gleichermaßen Experte auf dem Gebiet der europäischen und außereuropäischen Philologien, der ethnologischen Feldforschung, der Soziologie und empirischen Sozialforschung, der Kunstgeschichte, der Religionspsychologie oder der Geschichts-, Literatur- und Musikwissenschaft sein kann, bedarf es neben der religionswissenschaftlichen Systematisierung auch der fachlichen Spezialisierung, um den Einfluss der Religion auf den Menschen adäquat zu erfassen.

Religionsgeschichte Deutschlands in der Moderne

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