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Der Machtapparat

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Die meisten meiner Zweibeiner huldigen einem Fetisch, der sie in allen Lebenslagen und in fast jeder Sekunde ihres bewussten Daseins begleitet. Dieses zumeist rechteckige, flache Kästchen, in vielen Farben, Laute von sich gebend, Ohr und Augen fesselnd, mit Funktionen, die sich mir nicht völlig erschließen, ist mit einer unheimlichen Macht ausgestattet. Egal wo sich meine Zweibeiner befinden, gibt dieses Kästchen einen Laut von sich, sie lassen alles andere stehen und liegen. Im Zug, im Auto, dort selbst bei Inanspruchnahme des Lenkrades, auf der Straße, beim essen oder im Bett, dieses Ding ist allgegenwärtig und bestimmt den Augenblick, sei es in der Stille oder inmitten des größten Trubels. Dabei ist es nicht einmal von imposanter Statur, hat keine Arme und keine Beine, kann nicht fühlen oder verstehen, sein einziger Zweck ist zu bestimmen. Wehe es funktioniert nicht, setzt aus oder ist nicht erreichbar, der Zweibeiner durchläuft die Gefühlsstadien von wütend über nervös bin hin zu traurig. Und so stelle ich als Kater mal wieder glücklich fest, wenn ich etwas nicht habe, vermisse ich es auch nicht. Meine Form der Kommunikation funktioniert immer noch auf die althergebrachte Weise im Gegenüber mit dem Zweibeiner und auch mit den Vertretern meiner eigenen Gattung. Sollte dann mal kein Gesprächspartner da sein, kann ich mich immer noch mit mir selbst beschäftigen, und sei es durch das einfache Spiel mit einer kleinen Kugel.

Ihr Moritz von und zu Blaustein

Die andere Sicht des Alltäglichen

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