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Der Schein

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Wenn meine zweibeinigen Freunde außer Haus sind, um für meine adäquate Ernährung zu sorgen, lehne ich mich gerne bequem auf dem Sofa zurück. Sehr oft erliege ich dann der Anziehungskraft jenes kleinen mit Knöpfen ausgestatteten Kästchens mit dem man die nicht zu unterschätzende Macht über dieses rechteckige Gebilde hat, in dem die Bilder laufen. Besonders interessant sind dabei für mich jene Passagen, die sich mit den vermuteten Konsumwünschen der Betrachter auseinander setzen. Was es nicht alles gibt - Fortbewegungsmittel in jeglicher Form und Farbe, unterschiedliche Füllmittel für dieses Monstrum, das im Keller steht und mir mit seinen schnellen Drehungen einen hohen Respekt abverlangt, eine Vielzahl von Geruchsvernichtern, Durstlöschern und was weiß ich noch alles. Entspannend, ja erquickend bei diesem Tun ist, dass die Protagonisten nur wohlgeformte, zufriedene, glücklich lächelnde und auch sonst von keinerlei Makel behaftete Vertreter der Zweibeiner sind. Dabei ertappe ich mich dann bei der wiederkehrenden Frage, wo sind alle diese makellosen Exemplare in meiner bescheidenen Wirklichkeit? Bei meinen Streifzügen entdecke ich nämlich immer auch Andere, nicht unbedingt Wohlgeformte, höre Keifende und erlebe Weinende. So beschleicht mich dann immer der Verdacht, der inzwischen zur Erkenntnis gereift ist, dass in dieser flimmernden Kiste doch mehr Schein als Sein vorhanden ist. Dann bin ich immer dankbar, ein stattlicher Kater zu sein, der kein 24-Stunden-Sicherheit-Deo-mit-der-lockt-jedes-Mädel-an-Garantie oder einen 3-Hauptstädte-Frisur-bewegungslos-haltenden-Klebstoff braucht. Man mag mich eben wie ich bin.

Ihr Moritz von und zu Blaustein

Die andere Sicht des Alltäglichen

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