Читать книгу Die andere Sicht des Alltäglichen - Joachim Dorn - Страница 13

Das Gefecht

Оглавление

Wenn ich manchmal meine weibliche Zweibeinerin des Morgens oder des Abends vor ihrem gut überfüllten Kleiderschrank beobachte, umspielt ein wissendes Schmunzeln meine Lippen. So klar und deutlich wie sie sonst die Dinge behandelt, so unschlüssig erscheint sie bei der Menge, der nach einem mir unverständlichen System sortierten Ober- und Unterteile. Immer wieder in nicht freundlicher Art vor sich hinmurmelnd zieht sie einzelne Teile heraus, hält sie an die passenden Stellen, tritt zur Überprüfung der Wirkung vor Spiegel, verdreht sich dabei zur Betrachtung in eigenartige Posen, um dann das gewählte Objekt unter Abgabe von Zischlauten wieder in den Schrank zurück zu hängen. In diesem ersten Akt des Dramas vollziehen sich diese Vorgänge noch in gemäßigten Bewegungen. Im zweiten Akt werden die Bewegungen dann unkontrollierter, die Schnelligkeit steigert sich und die Zischlaute nehmen an Intensität zu. Im Finale fliegen dann die ehemals sorgsam gefalteten und aufgehängten Kleidungsstücke unter lautstarkem Protest auf das Bett, bilden einen weichen Berg auf dem ich mich gerne zum Ruhen niederlassen würde, es bei der angespannten Stimmung aber tunlichst vermeide. Oft endet dieses Schauspiel plötzlich und unerwartet schnell, die Zweibeinerin schnappt sich scheinbar wahllos Teile, die sie sich dann mit überraschender Geschwindigkeit überstreift, irgendwelches Beiwerk packt und unser gemeinsames Heim unter lauten Knall mehrerer Türen rasend schnell verlässt. In diesem Augenblick weiß ich dann ganz sicher, dass die Teile im Schrank eine Ergänzung erfahren werden. Wenn ich mich dann auf dem hinterlassenen Berg genüsslich zur Ruhe begebe, denk ich mir: Egal was sie anhat, ich mag sie immer.

Ihr Moritz von und zu Blaustein

Die andere Sicht des Alltäglichen

Подняться наверх