Читать книгу Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder, Christian Friedrich Hebbel - Страница 127

17.

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Aber Engliſche Ueberſezzungen haben ihnen das Gleichgewicht gehalten, und auch dies zum Vortheil der Denkart, weil unſer Genie ſich mehr auf die Brittiſche Seite neigt, und wir durch die Engliſche Staͤrke die Franzoͤſiſche Leichtigkeit nahrhaft machen. Da die erſten Ueberſezzungen aus dieſer Sprache, die ſo voll von Beiwoͤrtern und Schilderungen iſt, Poetiſche Proſe enthalten muſten: ſo ward dadurch wider Willen der Ueberſezzer jener holprichte Proſaiſch-Poetiſche Stil eingefuͤhrt, der unſrer Sprache gar nicht angemeſſen iſt. Ganz Deutſchland theilte ſich in drei Haufen: die Hexametriſten, als Reuter mit ſchweren Cuiraſſen, und ſchwerem Gange; die Proſaiſchen Poeten, Dragoner, zu Pferde und Fuß ſtreitbar.

Great on the Bench, great in the Saddle

That cou’d as well bind o’er, as ſwaddle

So ſome Rats, of amphibious Nature

Are either for the Land or Water.

Und denn die Franzoͤſirenden leichten Voͤlker, die in Critiſchen Briefen, und Arzneien und Poſſen, mit Franzoͤſiſchen Modeausdruͤcken um ſich warfen, und als Schmetterlinge umherſchwaͤrmten.

Wenn wird unſer Publikum aufhoͤren, dieſes dreykoͤpfichte Apokalyptiſche Thier, ſchlecht Griechiſch, Franzoͤſiſch und Brittiſch auf einmal zu ſeyn? Wenn wird man den Plaz einnehmen, den unſere Nation verdient, Proſe des guten geſunden Verſtandes, und Philoſophiſche Poeſie zu ſchreiben? Oder vorher frage man, wenn wird man aufhoͤren, die beſten Engliſchen Schriftſteller durch Ueberſezzungen zu verunſtalten, und Prior, Milton, Young, in elende oder mittelmaͤßige Hexameter zu uͤberſezzen: ein Sylbenmaas, an das ſie nicht im Traume gedacht haben? Wie lange wird man Popen in waͤſſerichter Proſe, und Shakeſpear im ungleichſten, faſt nie getroffenen Ton uͤberſezzen? Wie viel koͤnnten wir von den Britten lernen, und wie wenig haben wir gelernt! Jhr arbeitſamen Deutſchen! Ein Deutſcher Johnſon fehlt uns noch, der das fuͤr die Deutſche Sprache wage, was jener fuͤr die ſeinige! Die Philoſophie, das Nachdenken, das Sammlen iſt ja euer Theil, und wir ſtehen den Britten auch in unſerm Eigenthume nach? Wird es bald ſeyn, daß ihr eure Sprache durch Unterſuchungen „ihr Weltweiſen! durch Sammlung und Critik, ihr Philologen! durch Meiſterſtuͤcke, ihr Genies! zu derjenigen macht, die nach dem Plinius, „alten „Sachen Neuheit; neuen das Anſehen des Alterthums; verroſteten Glanz; dunkeln Licht; „widerlichen Reiz; zweifelhaften Glaubwuͤrdigkeit; allen aber Natur„ verſchaffen kann. Werden die Deutſchen bald aufhoͤren, durch ihre langweilige Proſe, gegen die Franzoſen ſolche gute Alte vorzuſtellen, als Terenzens Chremes gegen ſeinen Darus? Werden auch bei ihren Brittiſchen Schriftſtellern bald die Fehler wegfallen, da die Fuͤlle der Gedanken und der Vorrath von Bildern, aus Mangel der Oekonomie, in dem Perioden in Verwirrung geraͤth; ſo wie Verſchwendung nicht den wirklichen, ſondern ſcheinbaren Reichthum begleitet? Werden die beſten Deutſchen Schriftſteller zu ihrer Titelvignette, bald die drei Gratien, als Sinnbild haben koͤnnen: die Thalia mit ihrem Fuͤllhorn voll Fruͤchte, die leichte, gefaͤllige Euphroſyne, und die bezaubernde Aglaja. Laſſet uns einige neuere Originalſchriftſteller anfuͤhren, die dieſen Gratien geopfert haben, und die Ehre unſrer Deutſchen Litteratur ſind:

Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang

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