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KAPITEL 1

Das Treppenhaus

Die Chancen, dass Sean Connery es auch nur bis zur niedrigsten Sprosse der Film-Erfolgsleiter schaffen würde, waren sehr, sehr gering, und selbst wenn er die erste Hürde geschafft hätte, dann hätte doch jeder der Buchmacher, für die sein Großvater väterlicherseits arbeitete, dagegen gewettet, dass er einer der fünf besten Schauspieler der Welt werden würde, und diesen Titel gab ihm Steven Spielberg 1992.

Wie viele Kinder aus armen, benachteiligten Familien und mit minimaler Schulbildung haben es in unserem Jahrhundert bis ganz nach oben geschafft? So wenige, dass man sagen kann, die Chancen standen eins zu einer Million. »Kein Wunder, dass er das Privilegiensystem in unserem Land verachtet«, meinte der Schauspieler James Fox, der 1990 mit Connery zusammengearbeitet hat und begeistert war von seiner Disziplin und Kreativität. »Aber er hat alles getan, um seinen Zeitgenossen zu zeigen, wer der wirkliche Star ist.«

»Privilegien« – dieses Wort war bei den Connerys unbekannt. Sie lebten in dem Wohnblock Fountainbridge Nummer 176, im südwestlichen Teil von Edinburgh, wo sich die deprimierendsten Fabriken und Manufakturen der Stadt befanden, die alle noch zur Zeit der industriellen Revolution entstanden waren. Connerys Vater Joe war durch und durch Schotte, obwohl sein Großvater väterlicherseits aus Irland stammte. Dieser war Kesselflicker im County Wexford gewesen und in den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts nach Schottland gekommen, um dort Arbeit zu suchen. Er war hängen geblieben und hatte ein Mädchen aus der Gegend geheiratet. Connerys Mutter Effie (geborene McLean) war zwanzig Jahre alt, als sie heiratete, und wollte unbedingt eine eigene Familie haben. Joe besaß keinerlei berufliche Qualifikationen. Es gab in der Gegend hauptsächlich Jobs für Hilfsarbeiter, doch selbst diese waren Ende 1929 knapp, als die jungen Connerys ihr erstes Kind erwarteten.

Geboren wurde Thomas Connery am 25. August 1930 um achtzehn Uhr dreißig. Er schlief in der untersten Schublade der Kommode im Elternschlafzimmer, und als er fünf Jahre alt war, siedelte er auf das Klappsofa in der Wohnküche um. Mehr Räume gab es nicht. Das Badezimmer befand sich draußen auf dem Treppenabsatz und wurde mit den anderen Familien auf der Etage geteilt. Im Treppenhaus selbst gab es kein Licht, und man musste einen dunklen Flur entlanggehen, um es zu erreichen. Tagsüber machten sich im Haus unterschiedliche Gerüche bemerkbar: der ätzende Gestank der North British Rubber Company (wo Joe eine Zeit lang arbeitete), dazu die bittere Duftwolke der gegenüberliegenden Brauerei und das mildere Aroma von Mackays Süßigkeitenfabrik ein Stück die Straße hinunter. »Es waren nicht gerade die schlimmsten Slums von Edinburgh«, meinte der spätere Gewerkschaftsführer Alex Kitson, der in der Nachbarstraße geboren wurde, »aber sie waren schon ziemlich übel. Alles war eng und feucht – nicht sehr gesund für eine junge Familie.«

Die meisten Leute von dort sagen heute, sie seien trotz der Entbehrungen glücklich gewesen. »Man hat gar nicht groß über die Probleme nachgedacht«, erklärte Kitson. »Man hat gearbeitet und geschlafen, und freitagabends hat man sich betrunken. Das war’s.«

Die Arbeitssituation war schlecht. Mit der wirtschaftlichen Rezession wuchs auch die Arbeitslosigkeit. Viele Männer gingen Tag für Tag zur Fabrik in der Hoffnung auf Arbeit, aber oft gab es keine, und wie zahlreiche andere junge Familienväter überlegte sich Joe Connery, ob er nicht in den Süden Englands gehen oder gar auswandern sollte. Effie mochte jedoch den Großfamiliencharakter des »Treppenhauses« und wusste die hilfsbereiten Nachbarn zu schätzen. Offensichtlich schaffte sie es, geschickt mit den Finanzen umzugehen – jedenfalls schlug sich die Familie irgendwie durch.

Als Connery berühmt wurde und die Leute sich für jede Einzelheit seines Lebens zu interessieren begannen, erzählten die Leute, die über Tommy Connerys Kindheit und Jugend Bescheid wussten, das Wichtigste sei für ihn damals der Sport gewesen, vor allem Fußball, und wenn er gerade nicht damit beschäftigt gewesen sei, Löcher in seine schwarzen Stiefel zu kicken, dann habe er in einer Ecke gesessen und Comics gelesen. Sein ehemaliger Schulfreund John Brady meinte, Connery habe schon früh sehr viel gelesen, sei aber ansonsten kein besonders eifriger Schüler gewesen. Er besuchte die Tollcross Primary School und bekam dort mit den übrigen vierzig Schülern in der Klasse das Einmaleins eingetrichtert. Man lernte vor allem auf der Straße, wo sich die Härtesten durchsetzten. Wenn sie nicht Fußball spielten, angelten die Jungen manchmal im Grand Union Canal, oder sie schlenderten hinunter zu den Meadows, einem wenige Minuten entfernten Park. Ansonsten gab es nur wenig Abwechslung.

Als 1938 Tommys Bruder Neil geboren wurde, verbesserte das die ohnehin schon angespannte Finanzlage nicht gerade. Joe Connery hatte immer wieder neue Jobs angefangen, war zwischendurch arbeitslos gewesen und hatte nun einen sehr unsicheren Arbeitsplatz. Tommy begriff, dass er etwas beisteuern konnte, und besorgte sich einen Job bei der St.-Cuthbert-Molkerei gleich um die Ecke in der Grove Street. Er bekam ein paar Schilling dafür, dass er half, die Milch auszufahren. Jeden Morgen musste er ganz früh aufstehen und vor der Schule in einem Umkreis von gut einer Meile die Milch abliefern, in den Seitenstraßen und den Wohnblocks. Tommy entschied sich für diesen Job, weil er, wie seine Mutter sagte, »ganz wild auf Pferde war ... Ständig nahm er meine Staublappen, um die Milchpferde abzureiben. Und er lenkte gern den Milchwagen.«

Tommy legte großen Wert darauf, seinen Anteil der Miete selbst zu bezahlen. Er verbesserte sein Einkommen – und die Familienfinanzen – darüber hinaus, indem er Zeitungen austrug und in einer Metzgerei arbeitete. Er war noch keine zehn Jahre alt und schon von dem Wunsch beseelt, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen – eine Eigenschaft, die in seinem zukünftigen Berufsleben eine Art Markenzeichen für ihn werden sollte.

Er war offenbar ein Junge, der viel über sich und seine Umgebung nachdachte, und seine eigenen Erinnerungen klingen immer ein wenig nach Einsamkeit, zumindest nach geistiger Einsamkeit. Er hat oft davon gesprochen, dass in Bezug auf seine Familie gegolten habe: »Wie man sich bettet, so liegt man.« Er habe nie um Rat gefragt und auch nie welchen bekommen. Seine Mutter war zweifellos eine sehr liebevolle Frau, und die Drohungen seines (oft abwesenden) Vaters, er werde ihm den Hintern versohlen, wenn er weiter so frech sei, scheinen kaum je in die Tat umgesetzt worden zu sein. Diese bescheidene Welt erfüllte den jungen Tommy Connery mit einer Entschlossenheit, die auf ganz verschiedene Art zum Tragen kam. Am deutlichsten einige Jahre später, als er zum Beispiel die begehrteste Rolle, die es für einen gut aussehenden Filmstar in seinem Alter gab, rigoros ablehnte, und noch später, als er den Mut hatte, mit den einflussreichsten Studiobossen in Hollywood Streit anzufangen, weil er sich hintergangen fühlte.

Er war sich dieses Charakterzugs durchaus bewusst, und ihm war auch klar, wie er ihn erworben hatte. Er bedauere es nicht, sagte er, unter so schwierigen Bedingungen aufgewachsen zu sein. Mitte der sechziger Jahre äußerte er sich folgendermaßen über seine Herkunft und seine Sichtweise der modernen Zeit:

Ich musste es aus eigener Kraft schaffen oder gar nicht. Anders hätte ich es auch gar nicht gewollt. Auf keinen Fall. Diese Art von Motivation ist etwas, was heute leider fehlt. Heute läuft alles glatt, jedem steht alles zur Verfügung, sodass man jede Eigeninitiative verliert und sich in einer falschen Sicherheit wiegt. Vor dem Krieg, während der Zeit der Arbeitslosigkeit, sind viele Leute morgens zur Fabrik gegangen, obwohl sie wussten, dass sie keine Aussicht auf Arbeit hatten. Wie Schafe. Sie hatten das Gefühl, das müssten sie tun. Heute wird den Leuten alles auf einem Silberteller serviert ... Die staatliche Gesundheitsfürsorge hilft, sodass man sich im Krankheitsfall keine Sorgen mehr machen muss. Wenn es in unserem Land irgendeine Art von Unterernährung gibt – und ich glaube, die gibt es –, dann ist sie selbstverschuldet. Die einzige wirkliche Auseinandersetzung, die heutzutage stattfindet, ist der Konflikt zwischen den wenigen, die einen Missstand verbessern wollen, und der Mehrheit, die hofft, dass sich letztlich alles von alleine regelt.

Später wies Connery Fragen von sich, die auf seine Meinung über das moderne Leben abzielten. Seine Erfahrungen lösten nämlich oft widersprüchliche Reaktionen aus, und im kalten Licht der Talkshows, bei denen sich der Gastgeber unter Umständen auf Einzelheiten stürzte und sie ihm vorhielt, wurden seine Ansichten nicht unbedingt richtig verstanden. Das passierte nicht selten. Ein Beispiel ist der Kommentar des Interviewers auf die oben zitierte Antwort Connerys. Der Interviewer kam zu dem Schluss, die einzige Form der Auseinandersetzung, die Connery in seiner Kindheit und Jugend gelernt habe, bestehe darin, mit verbaler und körperlicher Gewalt gut umgehen zu können. Er antwortete, dies sei nicht wahr; er sei kein gewalttätiger Mensch. Leute, die ihn ungehobelt und aggressiv fanden, provozierten in der Regel diese Art von Reaktion ... Er legte Wert darauf, mit anderen gut auszukommen, aber er war auch nicht übertrieben nett, nur um zu beweisen, dass erste Eindrücke oft falsch sind. »Als junger Mann war er hart im Nehmen«, meinte Alex Kitson, »aber er war nicht grob, wenn Sie verstehen, was ich meine. Bei uns musste man sich durchsetzen können, das stimmt, aber er hat nie absichtlich Streit gesucht.«

Die Fähigkeit, hart zu sein, brauchte man in den Kriegsjahren unbedingt. Die durch Rationierungen hervorgerufenen allgemeinen Einschränkungen waren für die Bewohner der Slums allerdings nichts Neues. Joe Connery arbeitete für Rolls-Royce in Glasgow, was bedeutete, dass er nur am Wochenende nach Hause kam. Tommy besuchte jetzt die Darroch Secondary School. Er war ein starker, schlanker Junge, daran gewöhnt, jeden Morgen ab fünf Uhr auf den Beinen zu sein. Die häusliche Situation hatte zur Folge, dass er die Schule nicht länger besuchen wollte als unbedingt nötig. Er nahm die erstbeste Gelegenheit wahr, um abzugehen. Craigie Veitch besuchte die gleiche Klasse wie Connery in der Darroch Secondary School, einem alten georgianischen Gebäude, nüchtern und grau, das aus irgendwelchen Gründen bis in die späten achtziger Jahre als Schulhaus diente. Nach Veitchs Ansicht lernten die Schüler dieser Schule später meist technische oder handwerkliche Berufe – oder gar keinen richtigen Beruf.

Die Lehrer an der Darroch School verstanden wenig Spaß und konnten kräftig zuschlagen. Die Mädchen trugen Kattunkleider, und die Schuluniform der Jungs bestand aus einem Pullover mit kurzen Hosen, wozu im Winter noch ein wollener Ohrenschützer kam. Unser Englischlehrer bestand darauf, dass zu einer guten Allgemeinbildung fehlerfreie Rechtschreibung gehöre, und er hatte immer ein großes Lexikon zur Hand, das er jedem Jungen auf den Kopf knallte, der sich verschrieb. Wir lernten auch Gedichte, aber ich kann mich nicht erinnern, dass Connery je vor der Klasse gestanden hätte, um ein Gedicht aufzusagen. Er war alles andere als ein langhaariger Poet – er war groß und knallhart, aber freundlich. Wer sich mit ihm anlegte, musste allerdings mit einem geschwollenen Ohr oder einem blauen Auge rechnen. Bei einer Rauferei zwischen Connery und Anderson dauerte es zwölf blutige Runden, bis der Hausmeister und zwei Lehrer die beiden schließlich trennen konnten.

Andere Altersgenossen erinnern sich, dass Fußball und die Jobs für Tommy Connery das Wichtigste waren – die Schule kam, ziemlich abgeschlagen, an dritter Stelle. An Samstagnachmittagen oder am Sonntag entfloh die ganze Familie manchmal den grauen Straßen Edinburghs, und wenn sie sich ein Busticket leisten konnten, fuhren sie aufs Land, in die Nähe von Dunfermline, wo Effies Eltern, Neil und Helen McLean, seit ihrem Ruhestand lebten. Die Großeltern hatten ein kleines Haus gemietet, und es gab Hühner und frische Eier. Das Wasser sprudelte direkt aus einer Quelle, die Milch kam, frisch gemolken, von einem nicht weit entfernten Bauernhof. Es gab jede Menge Teiche, um Kaulquappen zu sammeln, und außerdem konnte man auf einem riesigen Zugpferd reiten.

Für einen Jungen aus der Stadt war das der absolute Luxus, und sein Bruder Neil, der 1944 sechs Jahre alt war, machte schon gern alles mit. Großvater Neil war Gipser gewesen und hatte es bis zum Vorarbeiter gebracht, ehe er in Rente ging. Für die Connerys war es jedes Mal eine Art Kulturschock, wenn sie sich den Tieren auf dem Bauernhof näherten oder auf richtigem Gras Fußball spielten. Großvater McLean brachte den beiden Brüdern bei, wie man ein rohes Ei austrinkt, indem man an beiden Enden ein Loch in die Schale sticht und dann an einem Ende saugt – die Auster des armen Mannes, pflegte er zu sagen. Vor allem Neil Connery erinnert sich daran. »Wir betrachteten das als eine ganz besondere Delikatesse, und so etwas vergisst man nicht so schnell, man behält die Gewohnheit bei. Sean trank noch rohe Eier aus, als er längst ein erwachsener Mann war ... Außerdem schufen die Erfahrungen in dieser anderen Welt ein Band zwischen uns, das nie zerriss.«

Für die beiden Brüder war es eine idyllische Zeit, über die sie später im Leben oft redeten. Sean Connery erwähnte in Interviews häufig seinen Großvater, der eine Flasche Whisky am Tag leerte, um seine reichlichen – meist kalten – Mahlzeiten hinunterzuspülen. Der alte Mann hatte noch Gelegenheit, diese Aussage zu korrigieren, ehe er im Alter von dreiundneunzig Jahren starb. Er ließ einen Zeitungsreporter wissen, sein Geheimrezept für ein langes und gesundes Leben sei »viel Bewegung« gewesen.

Filme bedeuteten Connery damals in den vierziger Jahren nicht mehr als den anderen Jungen und Mädchen in seinem Viertel. Gelegentlich schaute er sich in den »Blue Halls« – für das Kino in Fountainbridge ein interessanter und etwas irreführender Name! – Hollywood-Filme an. Für Tuppence (zwei Pennies) bekam man samstagmorgens eine Karte für FLASH GORDON oder für einen der B-Western, die Hollywood zu der Zeit massenhaft ausspuckte. Auf der Leinwand gab es damals lauter talentierte Kids – Mickey Rooney, Jackie Cooper, Jane Withers, Shirley Temple, Freddie Bartholomew und Deanna Durbin –, die muntere junge Leute aus der Mittelschicht verkörperten, was in den ärmeren Wohngegenden nie besonders gut ankam. Die speziell für die jungen Stars geschriebenen Drehbücher, wie zum Beispiel Mickey Rooneys ANDY HARDY-Serie, wurden in Hollywood als wichtiger Schritt betrachtet, weg vom Snobismus der späten dreißiger Jahre und hin zu den Alltagsproblemen einer normalen Familie.

Solche »Alltagsprobleme« hätten die Kids von Fountainbridge für ihr Leben gern gehabt. Ihnen konnten diese Filme nicht besonders viel sagen. Interessanter fanden sie die DEAD END KIDS mit Huntz Hall, Leo Gorcey und anderen, die mit einer Filmreihe die Leinwand erobert hatten, in der auch dezente Formen von Krawall vorkamen, vermischt mit dem typischen Humor von Jugendlichen. Im Grunde aber hatten auch diese Filme wenig Ähnlichkeit mit der Realität der Slumbewohner, die sie angeblich porträtierten.

Tommy Connery verehrte jedenfalls kaum ein Leinwandidol der damaligen Ära. Am liebsten mochte er Western oder andere Filme mit Pferden. Nach dem Fußball waren Pferde seine zweite frühe Leidenschaft.

Schon vor seinem vierzehnten Geburtstag ging er von der Schule ab. Die Familie stand wieder einmal finanziell unter Druck. Vater Joe war arbeitslos, weil er sich bei seinem Job in Glasgow den Arm und das Gesicht verletzt hatte. Die Mutter versuchte mit den dreißig Schilling, die sie mit Putzen verdiente, die ganze Familie über Wasser zu halten. Das Einkommen des ältesten Sohnes wurde immer wichtiger. Tommy gab seiner Mutter an jedem Zahltag zwei Pfund und zehn Schilling von seinem Verdienst als Milchjunge und Zeitungsausträger. Wenn er noch andere Teilzeitjobs fand, stockte er damit sein Einkommen auf.

Mit seinen vierzehn Jahren arbeitete er von frühmorgens bis spätabends. Er hatte drei Jobs, wobei die Milchtour immer noch den Hauptteil seines Einkommens ausmachte. Gleichzeitig war der Job in gewisser Weise auch sein Hobby: Tommy war jetzt für eines der Pferde zuständig, und zwar für Tich, das kleinste im Molkereistall. Er überschüttete das Pferd mit Fürsorge und ging fast jeden Abend in den Stall, um es zu füttern und zu striegeln. Tich war sein ganzer Stolz, vor allem, als er auch noch einen sehr begehrten Preis mit ihm gewann: Tich wurde zum bestgepflegten Zugpferd gekürt. Alex Kitson, der bald Gewerkschaftsfunktionär wurde, erklärte, den Job bei der Molkerei konnte man damals als Lebensstellung betrachten, wenn man über sechzehn kam. »Man war versorgt, solange man eine gute Arbeitskraft war, und viele Milchmänner arbeiteten dort sehr lange«, erzählte er. »Aber wenn die Jungen sechzehn wurden, verloren sie oft die Arbeit, weil sie besser bezahlt werden mussten.«

Zu seiner Verblüffung erfuhr Tommy, dass seine Mutter trotz der Armut der Familie immer einen Teil seiner Miete auf ein Postsparbuch eingezahlt hatte. Er selbst begann nun, ebenfalls so viel wie möglich zu sparen. Innerhalb von zwei Jahren hatte er fünfundsiebzig Pfund zusammen, eine königliche Summe im Schottland der Nachkriegszeit. Es hätte fast als Anzahlung für ein Haus gereicht. Aber Vater Connery war wegen seiner Verletzung fast zwei Jahre lang arbeitslos gewesen und hatte gerade erst wieder einen neuen Job bei einer Umzugsfirma gefunden. Ein eigener Umzug in eine bessere Wohnung war völlig illusorisch.

Im Vergleich zu seinen Freunden im Viertel war Tommy also ein wohlhabender junger Mann. Kurz nach seinem sechzehnten Geburtstag verkündete er, er wolle sich von seinem Geld ein Motorrad kaufen, eine Triumph oder eine BSA. Sein Vater war absolut dagegen, und Tommy rannte wütend aus der Wohnung. Er fand es unfair, dass er sein sauer verdientes Geld nicht nach eigenem Gutdünken ausgeben konnte – zumal er auch geschworen hatte, er habe nicht vor, sich einer Motorradgang anzuschließen.

Ein paar Tage später trugen zwei Männer ächzend ein Klavier die Treppe hinauf. Tommy hatte sechsundfünfzig Pfund und zehn Schilling für das gebrauchte Instrument ausgegeben. Keiner in der Wohnung konnte Klavier spielen, und das Ding erschwerte die ohnehin beengte Wohnsituation noch zusätzlich, aber es war ein prima Statussymbol. Joe wollte es sofort wieder abtransportieren lassen, doch Tommy sagte, er werde Stunden nehmen. Es war eine sehr merkwürdige Geste, die er nie richtig erklärte. Vielleicht hatte er einfach das Bedürfnis, sich etwas zu kaufen, was handfest bewies, wie hart er gearbeitet hatte – oder aber es war eine Trotzhandlung, um zu demonstrieren, dass er mit seinem Geld anfangen konnte, was er wollte – wenn er schon kein Motorrad kaufen durfte.

Es gab noch andere konfliktgeladene Situationen. Tommy Connery trug seit seinem zehnten Lebensjahr die Zeitung und die Milch aus, also seit über sieben Jahren. Sein Leben war anstrengend, vor allem seit seinem Schulabgang: Er stand morgens sehr früh auf, fuhr bis drei Uhr mittags Milch aus, ging dann nach Hause, um etwas zu essen, und anschließend waren die Zeitungen dran. Abends und am Wochenende spielte er für Grove Vale Juvenile Fußball. Später rückte er in eine ältere Mannschaft auf, die Oxgangs Rovers.

Gelegentlich gab es etwas Ablenkung: einen Kinobesuch, einen Ausflug aufs Land zu den Großeltern, eine Sportveranstaltung, aber die Zukunftsaussichten waren nicht allzu rosig. Das irritierte ihn – vor allem, wenn er aus dem Kino kam und die bunten Bilder anderer Welten gesehen hatte. Wenn er es zu etwas bringen wollte, brauchte er Geld, und mit seinem Gehalt als Milchmann würde er nie reich werden. Wie bei vielen armen Familien war es auch bei den Connerys Sitte, abends ohne Licht in der Wohnung zu sitzen, um Strom zu sparen, und solche Situationen boten ihm jede Menge Gelegenheit zum Nachdenken.

Als sein siebzehnter Geburtstag näher rückte, begann Tommy sich ernsthafte Gedanken über seine Zukunft zu machen. Der Druck, unter dem er stand, wurde immer größer. Es ging um mehr als nur um die für sein Alter typische Problematik. Sein Sozialleben bestand aus Fußball, Kino und Tanzveranstaltungen. Das Familienleben war nicht unglücklich, aber zwei erwachsene Männer in einer kleinen Wohnung und dazu noch ein Halbwüchsiger, nämlich Neil – das war, als würde man drei Hengste in einen viel zu engen Stall pferchen. Joes Autorität wurde allein schon durch Tommys Anwesenheit in Frage gestellt, und Tommy seinerseits fühlte sich sicher oft sehr eingeschränkt. Vor allem der Humor seines Vaters passte ihm oft nicht. Als eines Tages zwei Mädchen vorbeikamen, um ihn abzuholen, machte Joe die Tür auf und erklärte, Tam könne leider nicht mitkommen, weil seine Mutter ihn gerade baden würde.

Tommy beschloss, nicht länger zu Hause zu bleiben.

Wenn er mehr von der Welt sehen wollte als nur Edinburgh, das er bisher nur kurz verlassen hatte, dann musste er auch von seiner Familie und von Fountainbridge weg. Er bat niemanden um Hilfe oder um Rat, sondern entwickelte nur alle möglichen Ideen, die er dann wieder verwarf. Er weigerte sich hartnäckig, ein Handwerk zu erlernen. Viele seiner Schulfreunde hatten sich auf drei oder vier Jahre als Lehrlinge verpflichtet, um bei schlechter Bezahlung das Handwerk eines Gipsers oder Malers oder Tapezierers zu erlernen. Tommy hatte dazu keine Lust.

Er hatte von jungen Männern gehört, die sich der Handelsmarine angeschlossen hatten, die nach dem Krieg neue Leute anwarb. Auch die Königliche Marine zog er in Erwägung, und schließlich beschloss er, abzuhauen und zur See zu gehen.

Die Wirklichkeit war alles andere als romantisch. Eines Tages bestieg er – ohne Wissen seiner Mutter – eine Straßenbahn, die ihn über die Förde zum Flottenstützpunkt der HMS Lochinvar in South Queensferry brachte. Dort schrieb er sich für sieben Jahre als aktiver Matrose ein, worauf noch weitere fünf Jahre in der Freiwilligen Reserve folgen sollten. Als er nach Hause kam, wusste er nicht so recht, wie er sich fühlen sollte – ob er ein schlechtes Gewissen hatte oder Angst oder ob er innerlich triumphierte.

Sein Bruder Neil erinnert sich noch genau an den Tumult, den Tommys Ankündigung an diesem Abend in der Familie auslöste. Zu sagen, seine Mutter Effie sei entsetzt gewesen, wäre eine Untertreibung. Joe protestierte heftigst und sagte, sein Sohn hätte wenigstens so viel Anstand besitzen und seine Eltern informieren können, ehe er einen solchen Schritt unternahm. Im Grunde war er jedoch keineswegs unzufrieden mit der Entscheidung; er war sogar stolz. Sein Sohn würde militärische Disziplin lernen und sich nicht auf der Straße herumtreiben, und außerdem würde er in der Wohnung nicht mehr so viel Platz einnehmen.

In den Tagen vor seiner Abreise prahlte Tommy vor seinen Freunden damit, dass er jetzt die Welt kennen lernen werde – exotische Häfen, und in jedem ein Mädchen. Alle lauschten mit großen Augen und offenen Mündern den Abenteuern, die dieser junge Mann, der kaum je aus Fountainbridge herausgekommen war, nun erleben würde.

Wieder war die Realität wesentlich nüchterner. Mit Enthusiasmus absolvierte Connery die strenge Grundausbildung, zuerst an der Marineschule und dann bei einer Flakeinheit. Schließlich wurde er auf die HMS Formidable versetzt, die vor Portsmouth lag. Seine Begeisterung für das neue Leben ließ damals schon nach. Natürlich, die Uniform sah flott aus, und in den Tanzsälen der Nachkriegszeit waren Soldaten immer noch die großen Helden. Und wenn er Urlaub hatte und nach Fountainbridge kam, begegneten seine Freunde ihm mit großem Respekt. Besonders als er ihnen seine neueste Errungenschaft vorführte – eine Doppeltätowierung am rechten Unterarm, die er sich in bester Matrosentradition eines Abends hatte machen lassen, als er mit Kollegen in der Hafenbar getrunken hatte. Da stand »Scotland Forever« und »Mum and Dad« – vielleicht Zeichen für ein gewisses Maß an Heimweh, obwohl er nie weiter als Portsmouth Harbour gekommen war.

Connery wusste nicht recht, ob die Marine tatsächlich die Antwort auf seine Probleme war. Im Grunde hatte er nur ein repressives System gegen ein anderes eingetauscht, und er konnte sich nicht ohne weiteres der militärischen Disziplin unterordnen, weil er seit vielen Jahren sehr selbstbestimmt gelebt hatte. Für einen jungen Mann mit einem so unabhängigen Charakter, der daran gewöhnt war, allein in der Welt zurechtzukommen und die Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, war es nicht einfach, zu akzeptieren, dass ihm nicht einmal erlaubt sein sollte, selbstständig zu denken. Zudem war die Bezahlung ziemlich schlecht und das Geld knapp, vor allem, wenn er beim Poker nicht viel gewann, und von Fahrten ins Ausland war nichts zu merken. Noch schlimmer war, dass Connery bezweifelte, dass er es bei der Marine je zu etwas bringen würde. Aufgrund seiner schlechten Schulbildung war er nicht sicher, ob er den Ansprüchen gerecht werden und zu einem höheren Rang aufsteigen konnte, wie etwa zum Maat.

Die Situation quälte ihn. Nach einem Jahr bekam er Magenschmerzen. Er wurde schließlich ins Lazarett eingeliefert, wo ein Zwölffingerdarmgeschwür festgestellt wurde, damals eine schwere Krankheit, die unter Umständen sogar tödlich verlaufen konnte. Mit neunzehn Jahren stand Vollmatrose Connery vor dem Zusammenbruch. Der Marinearzt behielt ihn acht Wochen lang im Lazarett. Während der ganzen Zeit redete Connery sehr wenig. Er behielt seine Gefühle für sich, in der Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wenden würde. Und so war es auch. Er wurde vor den Gesundheitsausschuss der Marine zitiert, und man teilte ihm mit, aus medizinischen Gründen werde er entlassen. Man sprach ihm eine Dienstuntauglichkeitsrente von sechs Schilling und acht Pence zu, und mit eingeklemmtem Schwanz kehrte Tommy nach Fountainbridge und zur Fountain Bar zurück.

Trotz seiner großen Klappe machte es ihm viel aus, dass er sein Ziel, die Welt zu bereisen und aufregende Abenteuer zu erleben, nicht erreicht hatte. Es gefiel ihm nicht, dass er wieder bei seinen Eltern wohnen musste, was fast schon dem Eingeständnis einer Niederlage gleichkam – aber er hatte keine andere Wahl. Die düsteren Gedanken, die ihn vor seinem Eintritt in die Marine gequält hatten, kamen mit noch quälenderer Heftigkeit zurück. Die ganze Umgebung, die mangelnde Privatsphäre – für einen jungen Mann von fast zwanzig Jahren war das nicht gut.

Die einzige Zwischenlösung – und er war fest entschlossen, dass es nur eine Lösung auf Zeit sein würde – bestand darin, einen Job anzunehmen. Seine Qualifikationen beschränkten sich auf Muskeln und Kraft, ähnlich wie bei seinem Vater. Für einen Mann, der am Flakgeschütz ausgebildet war, gab es in Edinburgh wenig lukrative Arbeitsmöglichkeiten.

Es folgte eine ziemlich unruhige Phase, in der Connery von einem Job zum nächsten wechselte, wie es gerade kam – es ging ihm eigentlich nur ums Geld. Er verdingte sich als Stahlkocher, Straßenarbeiter, Kohlenausträger, Aushilfskraft, Tagelöhner, half beim Zementmixen und so weiter. Die Qualität einer Arbeit schien ihn nicht besonders zu interessieren, solange man nur Überstunden machen konnte und jeden Freitag mindestens zehn Pfund ausbezahlt bekam, was 1949/50 ziemlich viel Geld war. Er wollte ein Leben jenseits der Fountain Bar finanzieren können und die Mädchen beeindrucken. Seine Eltern machten sich Sorgen um ihn, weil er ständig die Arbeitsstelle wechselte, manchmal nach ein paar Wochen, manchmal sogar schon nach wenigen Tagen. Immer wieder legten sie ihm nahe, er solle doch ein Handwerk erlernen, aber das tat er nicht.

Connery empfand sein Leben selbst als sehr unbefriedigend. Es sah damals ganz danach aus, als würde er einen ähnlichen Weg einschlagen wie sein Vater und seine Freunde. Er stellte sich sogar darauf ein, ein Handwerk zu erlernen, und bewarb sich für ein Ausbildungsprogramm der British Legion, der er als ehemaliger Militärangehöriger automatisch angehörte.

Die Arbeit der Legion war in dieser Gegend sehr wichtig, und Tommy erhielt für einen Kurs ein Stipendium. Es gab verschiedene Angebote – Bauhandwerk, Friseurgewerbe, Tischlerei. Connery entschied sich für Möbeltischlerei (Handpolieren mit Schellack) und bekam im Sommer 1950 auch einen Job bei dem Familienbetrieb Jack Vinestock und Co.

Tommy Connery war nicht viel mehr als ein Hobelbanklehrling, der ein Handwerk erlernte und mit erfahrenen Schreinern an allem Möglichen arbeitete, von Tischen bis Särgen. Jack Vinestock, der Sohn des Firmengründers, erinnerte sich vor allem an sein Temperament und weniger an seine Fähigkeiten als Tischler. Er hätte vielleicht die Gesellenprüfung bestanden, aber sein ehemaliger Chef bezweifelte, dass er genug Talent und Geduld für diesen Beruf besaß.

Aus Connerys Sicht bestand der einzige Vorteil darin, dass er mit dem Theater in Kontakt kam. Einer seiner Arbeitskollegen, John Hogg, arbeitete abends und an Wochenenden am King’s Theatre in der Leven Street, nicht weit von Connerys Zuhause. Das Theater gehörte zu den besseren der Stadt, und während des Edinburgh Festivals wurden dort Opern aufgeführt.

Hogg arbeitete an diesem Theater, weil es ihn interessierte und weil er sich ein paar Pfund dazuverdienen wollte. Wie die meisten Bühnenarbeiter half er bei allem mit, angefangen vom Ankleiden der Schauspieler bis zum Aufstellen der Bühnenbilder. Connery war damals – Weihnachten 1951 – groß, stark und gut durchtrainiert, weil er in einem örtlichen Club immer Bodybuilding machte. Die Vorstellung, hinter den Kulissen zu arbeiten, gefiel ihm, obwohl er noch nie im Leben ein Theater betreten hatte. Es ging ihm hauptsächlich ums Geld. Hogg nahm ihn also mit ins King’s Theatre und stellte ihn dem Inspizienten vor. Connery begann als Faktotum und schloss sich bald einer seltsamen Gruppe von Leuten an, zu denen er eine gewisse Affinität entdeckte.

Der Job dauerte nur kurz und hatte keine intensive Beziehung zum Theater zur Folge. Connery befand sich immer noch in einer Art Niemandsland. Er bemühte sich, die Fesseln von Fountainbridge abzustreifen, aber auf zwei Schritte vorwärts folgten immer anderthalb Schritte zurück. Der Job bei Jack Vinestock endete Anfang 1952. Es hieß, Tommy würde vielleicht Fußballprofi, weil er auf dem Fußballplatz die Aufmerksamkeit verschiedener Scouts der unteren Ligen erweckt hatte. Angeblich wurde ihm von East Fife eine Einstiegssumme von fünfundzwanzig Pfund geboten, aber Connery lehnte ab. Er träumte immer noch davon, wegzugehen, die Welt zu sehen, aber es bot sich keine Möglichkeit. Stattdessen setzte er seine körperlichen Fähigkeiten ein und nahm eine Stelle als Bademeister im großen Portobello-Freibad in Edinburgh an. Er konnte nicht ahnen, dass er mit diesem Schritt auf den großen Schicksalsmoment zusteuerte, den Filmstars immer als die »wichtigste Entscheidung ihres Lebens« bezeichnen.

Der Sommer 1952 war lang und heiß. Es gab jede Menge Mädchen, und Tommy Connery – jetzt allgemein Big Tam genannt – hatte die freie Wahl – und er nutzte sie auch. Bei den jungen Frauen in Edinburgh war er begehrt; er sah gut aus, und er war irgendwie geheimnisvoll. Kaum eines der Mädchen wurde allerdings Effie vorgestellt, denn Connery fühlte sich noch nicht reif für eine ernste Beziehung.

Unter den jungen Leuten war er populär – er spielte gut Fußball, er arbeitete als Bademeister, und samstagabends hing er immer im Palais herum, einer der größten Tanzhallen Schottlands. Über fünfzehnhundert Leute fanden sich dort am Wochenende ein, wenn die Big Bands die Jivers und Boppers anlockten. Eine Weile arbeitete Big Tam dort als Rausschmeißer, und kaum einer wagte es, sich mit ihm anzulegen.

Dann folgte ein erneuter kurzer Flirt mit dem Theater. Anna Neagle machte damals eine Tournee mit einer Show namens The Glorious Years und trat fünf Wochen lang damit im Empire auf. Der Produktionsleiter suchte über eine Anzeige in den Edinburgh Evening News noch Statisten für die Massenszenen. Connery bewarb sich, und da er einsachtundachtzig groß und attraktiv war, wurde er als Wache ausgewählt, eine Rolle ohne Text, bei der er nur im Hintergrund stehen musste. Es sollte nur ein Nebenjob sein, aber gelegentlich meldete sich bei Connery tief innen etwas, was er aber noch nicht richtig deuten konnte. »Eigentlich lockte ihn das Theater damals nicht so besonders«, meinte Alex Kitson. »Für ihn war es nur ein Job wie jeder andere.«

Er hatte keinen Anker. Wenn ein Job Geld versprach, ohne dass man sich besonders anstrengen musste, war er gleich dabei. Er war inzwischen auch beweglich, denn mit der Abfindungssumme, die er von der Marine bekommen hatte, als seine Dienstunfähigkeitspension auslief, hatte er sich ein Motorrad gekauft.

Er saß Modell an der Kunstakademie in Edinburgh, für sieben Schilling die Stunde, nur mit einem G-String bekleidet. Mit dem Motorrad fuhr er nach Manchester, um für die Vince-Studios als Modell zu arbeiten; er ließ sich für eine Bodybuilding-Zeitschrift, die einen guten Stundenlohn bezahlte, fotografieren; sein wöchentliches Einkommen besserte er dadurch auf, dass er gelegentlich für ein Bestattungsunternehmen arbeitete und die Särge polierte. Später übernahm er einen Job, der etwas beständiger schien: Er arbeitete in der Druckerei der Edinburgh Evening News. Aber Connery hatte nicht vor, sich festzulegen, und schon bald erzählte er seinen Freunden wieder, es sei nur ein Job auf Zeit. Das war Big Tam Connery: Er fing bald dies, bald jenes an, hin und her, verdiente Geld und gab es wieder aus, er sah gut aus, fühlte sich gut ... aber er hatte immer noch kein Ziel.

Bis ...

Charles Atlas, der amerikanische Muskelprotz, hatte eine Lawine ausgelöst, indem er Sand in das Gesicht eines fünfundachtzig Kilo schweren Schwächlings kickte, und der Markt für männliche Muskelprotze blühte. Archie Brennan, ein ehemaliger Mr. Scotland, sah Connery im Dunedin Weightlifting Club und schlug ihm vor, Profi zu werden – wenn er weiterhin mit Gewichten trainiere, könne er mit seiner Figur sicherlich Preise gewinnen. Ray Ellington, der Sänger und Bandleader, der im Palais auftrat und mit Connery Fitnesstraining machte, ermutigte ihn ebenfalls. Jimmy Laurie, auch ein Clubmitglied und älter und erfahrener als Connery, dachte seinerseits darüber nach und meinte, es gebe keinen Grund, länger zu warten. Er hatte eine Anzeige für die Wahlen zum Mr. Universum gesehen und entwickelte nun Ideen, die andere allerdings für größenwahnsinnig hielten. Wie wär’s, wenn er und Connery an dem Wettbewerb teilnehmen würden?

Sean Connery

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