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Brigitte rollte sich auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer schluchzend zusammen, wobei sie sich schutzsuchend an Michael kuschelte. Auf dem Couchtisch standen eine Platte mit Häppchen, halb aufgegessen, sowie zwei Weingläser mit Rotwein. Ihres hatte sie schon zwei Mal nachgefüllt, Michaels Glas war noch unberührt.

Er war vor einer Stunde gekommen und hatte eine völlig aufgelöste Brigitte vorgefunden. Sie hatte tagsüber schon mehrmals bei der Kriminalpolizei angerufen, dort konnte man ihr aber nichts Neues berichten. Richard war immer noch nicht gefunden worden.

„Vielleicht lebt er gar nicht mehr“, schniefte Brigitte.

Michael, müde und abgespannt von der dreistündigen Fahrt im Regen, unterdrückte ein Gähnen.

„Das kann ich mir nicht vorstellen“, tröstete er sie. Er streichelte sie vorsichtig. Sie war eine attraktive Frau, gerade über vierzig, schlank, blond und mit erotischer Ausstrahlung. Michael mochte sie, vielleicht ein bisschen zu viel. Daher vermied er normalerweise den körperlichen Kontakt mit seiner Schwägerin.

Lydia fiel ihm ein, seine Freundin seit nunmehr sechs Jahren. Michael war nie verheiratet gewesen, und seine Beziehung zum anderen Geschlecht war immer etwas problematisch. Ganz im Gegensatz zu Richard, der mit Frauen gut umgehen konnte. Lydia, Einkäuferin eines großen Modehauses, war gerade wieder in Mailand. Sie war immer gerade irgendwo anders, nur nicht zu Hause in ihrer Wohnung. Besonders eng war ihre Beziehung nicht, doch sie hatten auch noch nicht die Kraft gefunden, sie zu beenden.

Brigittes Parfum stieg in seine Nase. Warm spürte er ihren Körper. Eng an ihn gelehnt, den Kopf auf seiner Brust, beruhigte sie sich langsam.

„Ich brauche die Schlüssel für das Ferienhaus“, sagte er, um sich abzulenken.

Brigitte sah an ihm hoch. „Willst Du nach Borkum?“

„Es kann ja sein, dass er dort ist.“

„Ich habe ein paar Mal angerufen, es hat niemand abgenommen. Ich könnte Frau Burmeester bitten, einmal nachzusehen“, entgegnete sie. Frau Burmeester war die Nachbarin, die nach dem Haus sah, wenn niemand von der Familie Tegmark da war.

Michael seufzte. Das würde wahrscheinlich reichen. Doch er wusste, er hätte keine Ruhe, wenn er es nicht selbst überprüfte.

„Ich fahre übermorgen“, entschied er sich. „Es ist besser so. Wir dürfen nichts auslassen. Wenn er nicht da ist, finde ich vielleicht irgendeinen Hinweis.

Brigitte räkelte sich. „Lass mich nicht zu lange allein. Ich habe Angst.“

Michael tätschelte ihr die Schulter. „Es bleibt dabei, ich fahre. Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn es Dir nicht gut geht.

Bogdan Romanov sah sich vorsichtig um. Er ging zu einem der Bäckerstände und bestellte sich eine Tasse Kaffee. Die Bahnhofshalle war belebt, Menschen hasteten vorbei, sahen auf die große Tafel, die die Abfahrt der Züge zeigte, oder schlenderten durch die Geschäfte. Er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Schließlich trank er die Tasse leer, stellte sie auf den Glastresen und ging festen Schrittes in den Gang mit den Schließfächern. Bloß keine Unsicherheit zeigen, dachte er.

Er schloss eines der Schließfächer auf, nahm einen braunen Umschlag heraus, steckte ihn schnell in seine Jackentasche und verließ den Bahnhof auf Direktem Wege.

Die nächsten zehn Minuten lief er scheinbar ziellos in der Düsseldorfer Innenstadt herum, wobei er immer wieder darauf achtete, ob ihm jemand folgte. Schließlich betrat er ein kleines Café, setzte sich an einen kleinen Tisch im hinteren Teil, an dem er sich ungestört fühlte. Dann holte er den Umschlag aus seiner Tasche und öffnete ihn, nicht ohne noch einmal die Umgebung zu prüfen.

Eine Reservierung fiel ihm in die Hände sowie ein Zettel mit einer Adresse, ein Bild und ein Computerausdruck.

Der Mann auf dem Bild ist Michael Tegmark, Bruder von Richard Tegmark, las er. Du fährst Morgen Mittag 14:00 Uhr mit der Autofähre von Emden nach Borkum, Kfz-Reservierung anbei. Richard Tegmark ist wahrscheinlich dort, er hat ein Haus auf Borkum, Adresse an- bei. Für dich ist unter dem Namen Ralf Walter in der Pension „Melkstee“ Adresse: Grote Stee 65, ein Zimmer reserviert. Führ Deinen Auftrag zu Ende. Vollzug per SMS melden. Anruf nur im Notfall.

Romanov nahm das Bild in die Hand. Die Ähnlichkeit war wirklich verblüffend. Kein Wunder, dass ich mich getäuscht habe, dachte er. Ein kleiner Zettel fiel herunter. Er bückte sich, nahm ihn auf und las: Knaakenpad 12. Er drehte ihn um. Es stand nichts weiter darauf.

Er sah sich das Bild und die Adresse lange an. Die Nachricht las er mehrmals Durch. Dann stand er auf, ging zur Toilette, zerriss alles in kleine Schnipsel und spülte sie herunter.

Er zahlte am Tresen und verließ das Café.

Mörderische Jagd

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