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3. Generationenzusammenhang

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„Feldzugsgeneration“

Ohne das Generationenmerkmal überbewerten zu wollen, lässt sich festhalten, dass es für die Führungsschicht der NS-„Bewegung“ und des „Dritten Reiches“ einen generationellen Zusammenhang gab, in dem die Erfahrung des Ersten Weltkrieges von prägender Bedeutung war. Diese Generation war mithin weit reichend repräsentativ für das Empfinden weiter Teile der deutschen Bevölkerung, die dieses Urerlebnis der Gewalt in einer ähnlichen Weise erlebt und durchlitten hatten und ihre politische und mentale Gedankenwelt prägend daraus ableiteten. Hitler selbst charakterisierte seinesgleichen als „Feldzugsgeneration“; in der Forschung ist diese „Kohorte“ als „junge Frontgeneration“ (zwischen 1890 und 1900 Geborene) bezeichnet worden.

Tatsächlich repräsentierte die Führungsclique des Regimes um Hitler zu einem großen Teil diese „Feldzugsgeneration“. Die Kohorte von Robert Ley (Jahrgang 1890), Fritz Todt und Max Amann (Jahrgang 1891), Hermann Göring, Joachim von Ribbentrop und Alfred Rosenberg (Jahrgang 1893), Rudolf Heß und Fritz Sauckel (Jahrgang 1894), Richard Walther Darré (Jahrgang 1895), Joseph Goebbels und Otto Dietrich (Jahrgang 1897) illustriert den Zusammenhang. Nimmt man für den Aufstieg des Nationalsozialismus wichtige Persönlichkeiten wie Gregor und Otto Straßer (Jahrgang 1892 und 1897) hinzu, verstärkt sich dieses Bild.

Sie unterschieden sich deutlich von der eher konservativ-nationalistischen Kaiserreich-Generation, der sie sich ebenso zu bedienen wussten wie sie ihnen nach und nach die Macht entrissen, wie Alfred Hugenberg (Jahrgang 1865), Konstantin von Neurath (Jahrgang 1873), Hjalmar Schacht (Jahrgang 1877), Franz von Papen (Jahrgang 1879) oder gar dem im Grunde weiter im monarchischen Idealbild seiner Lebensjahrzehnte vor 1914 wurzelnden Paul von Hindenburg (Jahrgang 1847).

„Kriegsjugendgeneration“

Sie unterschieden sich aber auch von der zwischen 1900 und 1910 geborenen „Kriegsjugendgeneration“, die schon auf eine ideologisch-technokratischere zweite Generation des „Dritten Reiches“ verwies. Zu ihr zählten neben Heinrich Himmler, Hans Frank und Martin Bormann (Jahrgang 1900) auch Reinhard Heydrich (Jahrgang 1904) und Werner Best (Jahrgang 1903), der als geradezu idealtypischer Vertreter einer dem „heroischen Realismus“ anhängenden „Generation der Sachlichkeit“ (Ulrich Herbert) charakterisiert worden ist, sowie Albert Speer (Jahrgang 1905) und Baldur von Schirach (Jahrgang 1907).

Aus der unmittelbaren Führungsschicht während Hitlers Aufstieg waren Julius Streicher (Jahrgang 1885) und Ernst Röhm (Jahrgang 1887) älter als Hitler (Jahrgang 1889). Es ist wohl eher zufällig, aber doch auch symptomatisch, dass beide im „Dritten Reich“ nach der Machtsicherung keine Position in seinem Umfeld zu etablieren vermochten; Röhm, der sich Hitler in manchem überlegen fühlte, wurde ermordet, Streicher aufgrund seiner irrational-pathologischen Unberechenbarkeit trotz aller Verbundenheit mit dem „Führer“ nach einigen Jahren kaltgestellt.

Die nationalsozialistische Herrschaft 1933-1939

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