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Deutsche Bucht - März 1945

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Trotz der alliierten Offensive am Rhein war der deutschen militärischen Führung nicht klar, ob noch ein Landeunternehmen von See aus bevorstand. Der Kommandeur im Führungsbereich Bremen ordnete eine erhöhte Aufmerksamkeit an. Jegliche Wahrnehmung über Luft- und Seelandungen waren zu melden. Hinter den Deichen sollten Panzergräben ausgehoben werden. Die Versorgungslage war jedoch schon derart desolat, dass diese Arbeiten auf Grund von Material- und Personalengpässen nur sehr beschränkt durchgeführt werden konnten. Augenscheinlich hatte man Hinweise über Aktivitäten feindlicher Marineaufklärungseinheiten vor den Ostfriesischen Inseln erhalten. Die Personalstärke im Bereich des Admirals Deutsche Bucht (Bereich von der dänischen bis zur niederländischen Grenze) betrug 82.000 Personen, zu ihnen gehörten etwa 10.000 Marinehelfer- und helferinnen.

Die Nordseeinsel Wangerooge hatte im 2.Weltkrieg eine hohe militärische Bedeutung. Von hier aus konnte der seewärtige Zugang zu Deutschlands bedeutendstem Kriegshafen Wilhelmshaven kontrolliert werden. Aber auch in der Luftverteidigung hatte Wangerooge einen hohen Stellenwert. Die alliierten Luftangriffe auf die deutschen Seehäfen und auf das Hinterland wurden häufig über den Bereich Wangerooge geflogen, somit spielte Wangerooge eine große Rolle bei der Luftverteidigung des Deutschen Reiches. Entsprechend waffenstarrend präsentierte sich die kleine Insel im 2.Weltkrieg. Vom Westturm bis zur Ostspitze der Insel war der Strand mit seinen Dünen zum Teil verbunkert und mit zahlreichen Flak- und Artilleriestellungen versehen. Man geht davon aus, dass sich auf Wangerooge ca. 100 Bunker befanden. Neben den Marineeinheiten befanden sich auch Abfangjäger vom Typ Me109/110 und Minensuchflugzeuge vom Typ Ju 52 auf der Insel, die über einen Flugplatz verfügte. Neben den Geschützstellungen befanden sich neuartige Funkmessgeräte, Vorläufer der späteren Radartechnik, die sehr früh feindliche Flugzeuge erfassen konnten. Diese Geräte trugen die Namen Würzburg, Freya oder Wassermann. Das heutige Café Pudding, ein Wahrzeichen Wangerooges, ist auf einem Bunker gebaut, auf dem eine solche Funkmessantenne stand. Neben den Antennen waren in der Regel große Suchscheinwerfer installiert. Diese Scheinwerfereinheiten sollten den Luftraum erhellen, um anfliegende Maschinen zu erfassen und gegnerische Flieger zu blenden.

Die Besatzungen dieser Stellungen bestanden auf der einen Seite aus älteren Marineoffizieren und auf der anderen Seite aus jungen Marinehelfern, die aus den Höheren Schulen und Mittelschulen im Küstenraum rekrutiert wurden. Betroffen waren die Jahrgänge 1926 und 1927. Nach etwa einem Jahr wurden diese Jugendlichen in den Reichsarbeitsdienst überführt, um dann später noch Dienst in der Wehrmacht zu absolvieren. Der Jahrgang 1928 verbrachte seine gesamte Dienstzeit bis zum Kriegsende auf der Insel. Durch den vermehrten Einsatz der Marinehelfer war es möglich, weitere Soldaten an die Front zu schicken. Für die durchweg schulpflichtigen Jugendlichen bedeutete die Einberufung zu den Marine-helfern erst einmal eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag. Ein Minimum an schulischer Ausbildung sollte beibehalten werden. Dieses bedeutete für die Marinehelfer, dass neben dem Einsatz bei der Luftverteidigung auch Schulunterricht auf der Tagesordnung stand. Dieses hieß konkret, dass die Jugendlichen häufig nachts, wenn die Alliierten ihre Angriffe flogen, Gefechtsdienst absolvierten und am Tage dem Schulunterricht folgen mussten. Gegen Ende des Krieges wurde die geforderte Mindeststundenzahl von 18 Unterrichtsstunden deutlich unterschritten, da die Alliierten sowohl am Tag als auch in der Nacht ihre Angriffe flogen. In den Gefechtspausen mussten die Artilleriewaffen gereinigt werden. Die Zeit für Schlaf und Nahrungsaufnahme verkürzte sich zunehmend. Freizeitgestaltung, wie sie die Richtlinien für den Einsatz von Marinehelfern vorsahen, blieb die Ausnahme.

Verscharrt auf Wangerooge

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