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Den Vorfall mit dem mürrischen Radler hatte Sven Temming, als er heim nach Laupheim fuhr, bereits abgehakt. Es wäre seiner Gesundheit nicht dienlich, würde er jedes Problem mit in den Feierabend nehmen. Und trotzdem musste er wieder an Jarowski denken, der ihm gestern auf den Nerv gegangen war.

Außerdem hatte er noch immer nicht den Sinn des überstürzt anberaumten Besuches bei seinen Eltern eingesehen. Daheim angekommen, stellte er den Wagen in der Hofeinfahrt ab, wurde freudig von Sohn Felix begrüßt, der in der Obhut von Olivia, der jungen polnischen Haushaltshilfe war. Dieses hochgewachsene Mädchen war am Eingang stehen geblieben, behielt das Kind im Auge und zwinkerte Sven zu. »Olivia wird heute Abend bei dir sein«, tröstete Sven Temming den Bub und ging mit ihm ins Haus, wo Sylvia im engen Hosenanzug auf ihn wartete. Temming schien es, als habe sie sich besonders schick gemacht: Ihre langen blonden Haare strahlten heute Abend heller als sonst. Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange, genoss den betörenden Duft ihres Parfüms und versprach, sich schnell umzuziehen. Sobald er nach Hause kam, wollte er Anzug und Krawatte loswerden und in Freizeitklamotten schlüpfen. Er war nicht der Typ, der auch außerhalb der Firma zeigen musste, wer er war.

Eine Viertelstunde später saßen sie in dem geräumigen Wagen. Temming nahm die B 30 zurück nach Ulm und bog kurz vor der großen Donaubrücke in die B 10 in Richtung Stuttgart ab. Gleich nachdem sie losgefahren waren, hatte er von Sylvia wissen wollen, weshalb sie unbedingt noch heute seine Eltern besuchen wollte.

»Entschuldige wenn dir das heut nicht reinläuft«, hatte sie erwidert, »aber es gibt vielleicht Dinge, die sind wichtiger als alles andere.«

»Du hast aber nicht meine Eltern verrückt gemacht?«, war alles, was er darauf gesagt hatte.

»Wie kommst du denn darauf? Interessiert es dich denn gar nicht, was es mit diesem seltsamen Schlüsselanhänger und dem Hinweis auf Barbara auf sich hat?«

»Es laufen genügend Verrückte rum, die irgendwelches dummes Zeug in die Briefkästen stecken.«

Sylvia hatte gespürt, dass er jetzt nicht in der Stimmung war, darüber zu reden. Außerdem herrschte viel Verkehr, und er musste sich aufs Fahren konzentrieren. Erst auf der B 10, die ab Ulm bis zur Hochfläche der Schwäbischen Alb wegen angeblicher Luftreinhaltung nur Tempo 70 zuließ, griff sie das Thema wieder auf. »Deine Mutter hat gleich zugestimmt. Sie wollte mich sogar beinahe zur selben Zeit anrufen.«

Temming lächelte müde. »Hat sie dir wieder etwas von Gedankenübertragung erzählt?«

»Ich finde das total spannend«, meinte Sylvia, während sie gerade einen kurzen Tunnel hinter sich ließen.

»Na ja, alles schön und recht, man darf ja an so was glauben«, entgegnete er abwesend, »aber man sollte nicht versuchen, andere Leute zu bekehren.«

»Tut sie doch nicht, aber egal, Sven, deine Mutter scheint jedenfalls auch etwas zu bedrücken.« Sie zögerte. »Und dich doch auch.«

»Mich?« Er musste sich kurz vor Dornstadt auf zwei Lastwagen konzentrieren, die von der kreuzenden Autobahn in die B 10 einfuhren.

»Ich nehm dir nicht ab, dass du die Tür zur Garage gestern nur abgeschlossen hast, weil du gelesen hast, dass die Polizei dies empfiehlt.« Sylvia konnte hartnäckig an einem Thema dranbleiben. »Hat’s denn in der Firma mit jemandem Ärger gegeben?«

»Bitte, Sylvia!«, entfuhr es ihm. »Hör endlich auf damit. Da war nichts und da ist nichts.«

»Aber der Name Barbara sagt dir was?«

»Bist du jetzt eifersüchtig oder was? Was weiß ich, wer Barbara ist!« Seine Nervosität stieg.

»Auch deine Mutter hat so seltsam geklungen, als ich am Telefon diesen Namen genannt …«

»Dann frag sie halt«, unterbrach er sie unfreundlich. »Ist das jetzt der Grund, weshalb wir nach Kuchen fahren? Da hättet ihr euch aber bequemer und schneller am Telefon austauschen können.«

»Vielleicht …« Sylvia suchte nach der passenden, vor allem aber diplomatischsten Formulierung. »Vielleicht klärt sich manches im Familienkreis besser. Und außerdem bin ich, wenn’s um frühere Dinge geht, ja sozusagen eine Außenstehende.«

Temming riskierte einen kritischen Blick nach rechts. Für einen kurzen Moment war sie ihm fremd vorgekommen.

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