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Hier regiert der König

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Acht Monate zuvor: 11. Mai 2018

Sanft schlugen die Wellen ans Ufer des Bodensees. Amélie Cohen und Robert Winterberg saßen in der Abendsonne auf der Terrasse des Restaurants Seehof. Beide stocherten lustlos im Fisch-Risotto. »Und wenn ich nicht bezahle?« Winterberg ließ seinen Blick unverfänglich über den See wandern.

»Das wäre sehr, sehr schade, aber kein Weltuntergang.« Amélie Cohen schaute Winterberg bestimmt in die Augen. »Dann sagen wir es ab. Dann muss der Niedermann halt was improvisieren.«

»Wie wär’s mit: ›Sonnenuntergänge im Wandel der Zeit‹?« Winterberg pickte die Fischstückchen heraus, Cohen schien es eher auf einzelne Reiskörner abgesehen zu haben. »Das ist viel Geld, auch für mich.« Nun fixierte Winterberg den Blick seines Gegenübers.

»Ich bitte Sie, Herr Winterberg.« Amélie versuchte ein Lächeln.

»Robert. Bitte! So weit waren wir doch schon einmal.«

»Also Robert …«

»Weißt du«, fiel er ihr ins Wort, »ich setze mein Geld gerne ein. Aber ich möchte einen gewissen Return on Investment sehen. Also mehr Geld. Oder meinen Spaß haben beim Ausgeben. Fällt dir dazu was ein?«

»Wozu?«

»Zu eins von beidem!« Winterberg tupfte sich die Lippen mit der weißen Stoffserviette ab und ließ seinen Blick erneut über die Weite des Sees schweifen.

Amélie Cohen tat so, als müsste sie nachdenken. »Return on Investment, R O I, Roi: wie König auf Französisch. Was will denn der König des Bodensees zurück? Gehört ihm nicht schon alles?«

Tatsächlich gehörte ihm auch der Seehof, wo sie zu Gast waren. Eines der besten Lokale weit und breit. Gebaut wurde das Haus am See kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Dann zerfiel es langsam, nach einer Reihe von schnellen Wirtewechseln, in den 1980er-Jahren. Knapp ein Jahr stand es sogar leer, bevor Winterberg es kaufte und für einen zweistelligen Millionenbetrag renovieren ließ. Dann suchte er sich einen der damals angesagtesten Spitzenköche. Seither florierte der Seehof. Es war ohne Zweifel ein kulinarisches wie auch wirtschaftliches Husarenstück.

Winterberg griff, um etwas Zeit zu gewinnen, zum Amarone, die Flasche zu 120 Franken, um nachzuschenken. Cohen hielt schnell die Hand über ihr fast leeres Glas. Winterberg schaute sie an. »Siehst du, liebe Amélie. Genau das meine ich.« Er hielt ihren Blick, bis sie langsam die Hand vom Glas nahm und Winterberg nachschenken durfte. Der ließ das süffige Rot provokativ langsam ins Glas laufen. Amélie Cohen schwieg und fixierte ihrerseits einen imaginären Punkt am Horizont. Winterberg genoss den Moment. »Meine Liebe: Ich denke, wir werden uns einig!«

Tatort Bodensee: Der Fall Winterbergs

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