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Kapitel 3 Ein unerwarteter Gast

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Sky-Base Arcturus, Sky-Navy High-Command, Offiziers-Messe

Im Grunde ähnelte die Sky-Base Arcturus einem flach gedrückten altmodischen Brummkreisel. Sie bestand aus einem Diskus von fast zehn Kilometern Durchmesser, an dessen Polen zwei hohe und schlanke Naben aufragten, die von Kugeln gekrönt wurden, in denen sich die Raumüberwachungen befanden. In der Scheibe des Diskus lagen alle Räume, Hallen und Hangars, die dem Betrieb der Station und dem Leben der Besatzung und deren Angehörigen dienten. Hinzu kamen Hunderte von Zivilisten, da die Basis auch als Umschlagplatz für den interstellaren Handel und Passagierverkehr diente. Um den Äquator der Station waren die zehn Dockpylone angebracht, an denen Schiffe festmachen konnten. Sie erhielten dadurch eine direkte Verbindung mit der Basis und konnten von deren Anlagen versorgt werden. Arcturus war der Hauptliegeplatz der Sky-Navy und hier lagen stets etliche der modernen APS-Kreuzer und einige der riesigen Trägerschlachtschiffe.

Die Basis diente nicht nur als Militärstützpunkt und Handelsplatz, sondern war mit dem dort befindlichen High-Command auch Sitz des Hauptquartiers der Streitkräfte und des interstellaren Katastrophenschutzes.

Das Kasino für Offiziere auf Kommandoebene befand sich in der oberen Nabe. Sie bot einen großartigen Ausblick auf einen guten Teil der Basis und die an den Pylonen festgemachten Schiffe. Der elegant eingerichtete Raum wurde gerne zu Repräsentationszwecken und zur Bewirtung wichtiger Gäste genutzt. Sein Ambiente war entsprechend ausgelegt. Die Möblierung bestand aus echtem Holz, es gab Teppichboden, jede Menge bepflanzter Raumteiler, gedämpftes Licht, echte Kerzen auf den Tischen und aufmerksames Personal.

Die Besucher des Kasinos beschränkten sich für gewöhnlich auf Admiräle und Captains der Navy, die Generäle und Colonels der Raumkavallerie und, wie im Falle von John Redfeather und dessen Begleitung, auf deren Gäste. Wenn man sich in diese exklusive Messe begab, dann verzichtete man tunlichst auf die schlichte Dienstuniform, die aus einem mittelblauen Einteiler bestand. Daher trugen die drei ihre Ausgehuniformen mit den mittelblauen Hosen und den langen grünen Jacken, die sich durch die Farben der Schulterklappen oder Schulterstücke und den jeweiligen Besatz unterschieden: Ein helles Blau für die Navy bei John und ein kräftiges Gelb für die Raumkavallerie bei Joana und Mario.

„Ich bevorzuge doch ein echtes Steak, Sir, bei allem Respekt.“ Sergeant-Major Mario Basari lächelte entschuldigend. „Ich kann diesem synthetischen Fleisch und diesem Sojamist einfach nichts abgewinnen.“

Hoch-Admiral John Redfeather erwiderte das Lächeln. „Nun, Sarge, was du da auf deinem Teller liegen hast, das ist weder synthetisch noch pflanzlich. Das ist echter Büffel.“

„Büffel?“

Das Lächeln des Befehlshabers der Streitkräfte des menschlichen Direktorats vertiefte sich. Neben ihm war das leise Lachen seiner Tochter Joana zu hören, die als Major bei der fünften Raumkavallerie diente. Sie übernahm es, den irritierten Basari aufzuklären: „Der Büffel ist ein vierbeiniges Horntier auf der alten Erde. Er steht, wie der ganze Planet, unter strengstem Schutz, aber wie du ja weißt, Mario, gehören Dad und ich zum Volk der Sioux-Indianer. Wir haben, wie einige andere Ethnien und Gruppen auch, eine Sondergenehmigung und dürfen eine kleine Siedlung in unseren alten Jagdgründen, den Black Hills, unterhalten. Sie liegen in Montana auf dem nordamerikanischen Kontinent.“

„Aha“, brummte Basari und spießte, eher aus Höflichkeit, ein weiteres Stück Büffelfleisch auf seine Gabel. „Und ich nehme an, dass ihr Indianer euch eine kleine Jagd auf diese armen Tiere gönnt, sonst hätte ich wohl kaum dieses Fleisch auf dem Teller.“

„Einmal im Jahr dürfen sich die jungen Männer der indianischen Gruppen bewähren und auf die Büffeljagd gehen, um zum Krieger zu werden.“ John Redfeather strich sanft über die Hand seiner Tochter. „Indianer aller Stämme und aus dem gesamten Direktorat schicken dann ihre Delegationen auf die Erde und veranstalten ein großes Pow Wow. Die Jagd erfolgt natürlich ausschließlich mit Pfeil und Bogen.“

„Hm, natürlich.“ Basari tunkte sein Fleischstück in eine scharf gewürzte Sauce und ignorierte, dass Vater und Tochter die Gesichter verzogen. „Tut mir Leid, Chief“, sagte er in Anspielung auf die Häuptlingswürde seines Gastgebers, „aber mir hat dieses Fleisch einen zu … eigenwilligen … Geschmack.“

Als Sergeant-Major besaß Mario Basari, der stolz auf seine italienischen Vorfahren war, den höchsten Rang eines Unteroffiziers. Dennoch war es eine Ausnahme, dass er diesen Bereich der Sky-Base Arcturus betrat. Basari besaß unzweifelhaft ein besonderes Verhältnis zu den Redfeathers. Der alte Unteroffizier mit dem schlohweißen Haupthaar und ebensolchen Augenbrauen hatte einst, als junger Sergeant, den jungen Lieutenant John Redfeather durch die ersten Jahre begleitet. Der heutige Hoch-Admiral war klug genug gewesen, auf den Rat seines erfahrenen Untergebenen zu hören. Seitdem verband sie eine feste Freundschaft, obwohl sie, während des Dienstes, natürlich die Formen wahrten. Ähnliches galt für Joana Redfeather. Auch sie hatte sich als junger Lieutenant auf Basari verlassen können, der inzwischen in ihrem Bataillons-Stab diente.

An diesem Abend hatten sich die drei Freunde, auf Einladung von John Redfeather, in der exklusiven Kommandooffiziersmesse zusammengefunden. John war sichtlich stolz darauf, seinem alten Freund das seltene Büffelfleisch präsentieren zu können und musste akzeptieren, dass dieser die seltene indianische Delikatesse nicht zu schätzen wusste.

Das Kasino für Offiziere auf Kommandoebene war relativ klein, wohingegen es fast ein Dutzend ähnlicher Räume für die anderen Offiziersgrade der Streitkräfte gab. Weit mehr Räume dienten als Speiseräume für Unteroffiziere und Mannschaften. Sie wirkten weitaus weniger heimelig, obgleich man sich Mühe gab, dass die Besucher auch dort speisen konnten und nicht lediglich abgespeist wurden. Während in den Offiziersmessen meist Hologramme von planetaren Landschaften und Raumschiffen als Schmuck dienten, waren es in den Räumen der untergebenen Ränge oft schlichte 3-D-Poster mit Motiven, die sicher die Aufmerksamkeit von strengen Tugendwächtern auf sich gezogen hätten, hätte man ihnen Zutritt gewährt. So streng die Disziplin während des Dienstes auch sein mochte, man gewährte den Angehörigen des Militärs vielerlei Freiheiten.

Mario Basari spülte den letzten Bissen seines Steaks mit einigen Schlucken Wein hinunter, tupfte sich geziert den Mund ab und lehnte sich dann mit einem erleichterten Seufzer in die Polster des Stuhls zurück. Ob seine Erleichterung seiner erfolgten Sättigung galt oder dem Umstand, das Büffelfleisch endlich vom Teller zu haben, blieb allerdings sein Geheimnis.

„Wie geht es eigentlich June und Bear?“, erkundigte sich Joana.

Gunnery-Sergeant June Galley und Corporal Holger Bremer, den man aufgrund seiner hünenhaften Statur und Kräfte fast ausschließlich mit seinem Spitznamen „Bear“ ansprach, hatten den Sergeant-Major auf dessen unfreiwilliger Tour begleitet. Während der Durchsuchung des Wracks eines alten Hantelschiffs der Norsun waren die feindlichen Negaruyen an Bord gekommen und hatten das Schiff, und damit dessen menschliche Passagiere, durch einen Nullzeit-Sturz regelrecht entführt. Der Plan der menschenähnlichen Gegner war es gewesen, mit dem alten Wrack eine genetisch manipulierte Seuche auf einer Norsun-Welt auszubringen. Der Plan war gelungen, dennoch hatten es Basari, Galley und Bear geschafft, zu entkommen, gemeinsam mit einigen Norsun die Angriffe von erkrankten Wahnsinnigen zu überleben und durchzuhalten, bis Joana und der Kreuzer D.S. Blackwing sie hatten retten können. Dieses Abenteuer lag nun über zwei Wochen zurück und die kurze Ruhepause, die man den Troopern gegönnt hatte, war vorbei.

„Galley schnurrt wie ein Kätzchen“, antwortete Basari grinsend. „Sie hat wieder ihre heiß geliebte Gatling und lässt sich kaum noch von der Kanone trennen. Na ja, es sei denn, Rio ist in der Nähe.“

Daniel Riordan war Sergeant. Er war ein fähiger Sanitäter, Spezialist für Tetroniken und Junes bester Freund. Niemand, nicht einmal Basari, wusste, ob ihre Beziehung Intimitäten einschloss. Zumindest tat der alte Sergeant-Major stets so, als wisse er von nichts. Auch John und Joana gegenüber vertrat er den Standpunkt der meisten Soldaten, dass die Vorgänge in der Truppe die Offiziere absolut nichts angingen, solange Disziplin und Dienst nicht gefährdet waren. Basari hatte schon manche Unstimmigkeit mit seiner vermittelnden Art, einer ernsten Mahnung oder, in einer abgeschiedenen Ecke, mit seinen Fäusten geregelt. Es gab sicher keinen anderen Unteroffizier in der fünften Raumkavallerie, der ähnlich angesehen und respektiert war. Dies war möglicherweise auch der Grund, warum er schon mehrfach das Angebot abgelehnt hatte, das Offizierspatent zu erhalten.

„Und Bear?“

„Regt sich ziemlich oft im Trainingsraum ab.“ Basari zuckte mit den Schultern. „Diese vielen toten Norsun, große und kleine, auf Kell´Gerrun, die haben ihm ziemlich zugesetzt. Ich kann nur jedem Negaruyen empfehlen, seine Nähe künftig zu meiden.“

Joana hob eine Augenbraue. „Kann das zu einem Problem werden?“

„Negativ. Er wird nicht ausflippen, Jo, dafür werde ich schon sorgen.“

„Kein Psychogramm erforderlich?“

Basari wurde ein wenig förmlicher. „Negativ, Ma´am. Das ist nicht erforderlich. Zudem muss jeder Trooper nach so einem Einsatz ja ohnehin zum Psycho und die Nachsorge beim Seelenklempner haben wir alle drei ohne Probleme überstanden.“

„Dieses Seuchenschiff hat jedenfalls erneut bewiesen, dass die Negaruyen vor keiner Hinterhältigkeit zurückschrecken“, schaltete sich John Redfeather ein. Er schob das halb aufgegessene Dessert von sich, murmelte etwas von „Linie halten“ und zückte eine kleine Tonpfeife, die er inzwischen, an Stelle des indianischen Kalumets, gelegentlich rauchte. „Es wird höchste Zeit, dass wir die verborgene Welt der Bande finden und ihr das Handwerk legen.“

Joana sah zu, wie er die Pfeife stopfte und entzündete. Angeblich sollte davon keinerlei gesundheitliches Risiko ausgehen, doch die junge Indianerin hatte gelernt, den Beteuerungen von Herstellern und Anbietern zu misstrauen. „Es wird sich sicherlich bald etwas tun, Dad. Direkt nach unserer Rückkehr aus dem System Kell kam doch Sker-Lotar und hat behauptet, sein Volk habe endlich die versteckte Werftwelt der Negaruyen entdeckt.“

„Ja, dieses Tensa, wie man die Anlage wohl nennt.“ Redfeather ließ zwei kleine Wölkchen aufsteigen und folgte ihnen mit dem Blick. „Aber nach Sker-Lotars großer Verkündung hat sich nichts weiter ereignet. Schon merkwürdig. Ich hatte vermutet, dass die Norsun dieses Tensa möglichst rasch ausschalten wollen.“

„Haben unsere Schiffe etwas Besonderes gemeldet?“ Joana spielte nachdenklich mit einem ihrer Zöpfe. „Immerhin sind ein Drittel unserer Schiffe da draußen und suchen weiterhin nach der verborgenen Welt. Sie hätten doch sicherlich gemeldet, wenn es bei den Norsun oder Negaruyen größere Schiffsbewegungen gegeben hätte, oder?“

„Scheinbar gibt es keinen ungewöhnlichen Raumverkehr. Jedenfalls ist im High-Command keine darauf hinweisende Meldung eingegangen.“ John Redfeather seufzte vernehmlich. „Was leider nicht viel zu bedeuten hat. Fast sechzig Kreuzer sind auf der Suche, aber ihre Nullzeit-Scanner haben lediglich eine Reichweite von knapp fünfzig Lichtjahren. Gemessen an der Größe des abzusuchenden Gebietes ist das praktisch nichts.“

„Diese beiden Prototypen des Langstrecken-Scanners …“, sagte Basari zögernd. „Diese Hiromata-Fern-Scanner, welche die Blackwing für ihre Suche benutzen durfte … Die haben eine Reichweite von dreihundert Lichtjahren.“

„Schon richtig, Mario, aber diese netten Dinger benötigen eine Menge an Hiromata-Kristall, die der von zwei Kreuzerantrieben entspricht. Pro Langstrecken-Scanner, wohlgemerkt.“ Der Blick des Hoch-Admirals verdüsterte sich merklich. „Ihr wisst doch selbst, wie gering unsere Bestände sind. Wir suchen verzweifelt nach neuen Vorkommen dieses Kristalls, den wir leider nicht synthetisch herstellen können, aber die Funde sind selten und umfassen meist nur geringe Mengen von wenigen Kilogramm. Dabei haben wir einen enormen Bedarf. Nullzeit-Funk, Nullzeit-Antrieb und die Nullzeit-Bolzen für unsere Railguns … Das alles funktioniert nun einmal nur mit den verdammten Kristallen.“

„Was ist mit den Reserven des Direktorats, Dad?“

„Ich habe schon mehrfach beim hohen Rat auf dem Mars angefragt“, gestand Redfeather widerwillig. „Habe auf die Situation hingewiesen und um die Freigabe der Reserve gebeten oder zumindest um eine Sonderzuteilung der Bestände.“

„Und?“

Joanas Vater zeigte schweigend seine leeren Handflächen.

Von Mario Basari war ein leises Knurren zu hören. „Ohne Kristall gibt es keine neuen Schiffe, keine weiteren Langstrecken-Scanner und nicht einmal mehr Nullzeit-Funkanlagen … Wirklich Klasse, Sir. Vielleicht sollten wir nächstes Mal ein paar der hohen Räte eine Holzkeule in die Hand drücken und sie damit ins Gefecht gegen die Negaruyen schicken.“

„Ein verlockender Gedanke.“ John Redfeather lachte leise. „Nun, Politiker sind nun einmal keine Soldaten. Vermutlich ist es aber gut, dass es so ist und wir von den Weisungen einer zivilen Regierung abhängig sind. Wir alle wissen aus der Geschichte des kolonialen Krieges, wie verhängnisvoll sich eine Militärdiktatur auswirken kann.“

„Da stimme ich dir zu, John“, erwiderte der alte Sergeant-Major. „Dennoch besteht scheinbar das Problem, dass den hohen Räten auf dem Mars nicht bewusst ist, dass die Navy bis zur Oberkante der Unterlippe im Dung steckt.“ Er warf einen entschuldigenden Blick zu Joana. „Verzeihung, aber das sehe ich so, Jo.“

„Ich sehe es ja genauso, Mario“, gab sie freimütig zu. „Dad, was ist mit Sangales? Der steht doch als ausführender Rat auf unserer Seite, nicht wahr?“

Der hohe Rat Mbuto Sangales gehörte zu der kleinen Schar der Ratsmitglieder, die man als ausführenden Rat bezeichnete. Sie konnten in besonderen Situationen alleine Beschlüsse fassen, ohne auf die Mehrheit durch eine Abstimmung warten zu müssen.

„Kleines“, verfiel Redfeather unwillkürlich in die einstige Koseform seiner Tochter, „Sangales ist ganz sicher auf unserer Seite. Aber seine Beschlüsse müssen letztlich doch von der Mehrheit der anderen Ratsmitglieder abgesegnet werden. Es wäre also sinnlos, wenn nur er uns die Reserven freigibt. Denn die anderen Ratsmitglieder würden sie sofort wieder zurückrufen.“

„Und leider können wir die Reserven nicht schnell einstecken und verschwinden lassen“, brummte Basari. „Dr Kristall wird ja in den Werften und Fabrikationsanlagen benötigt. Verdammter Dung.“

„Dreimal verdammter Dung“, stimmte Joana aus vollen Herzen zu. Sie erinnerte sich an einen ihrer Einsätze. „Dad, was ist mit Shanyar? Dort gibt es massenweise Hiromata.“

„Und eine eingeborene Bevölkerung, deren Rechte wir garantiert haben“, hielt ihr Vater prompt dagegen. „Wir halten die Existenz dieser Welt streng geheim und nur eine Handvoll Menschen wissen von ihr. Die Shanyar haben genug unter der Ausbeutung und dem Krieg gelitten, den United Mining Industries ihnen damals aufgezwungen hat. Nein, Jo, wir haben diesen Leuten Frieden und unsere Nichteinmischung garantiert und daran werden wir uns auch halten.“

„Auch wenn es uns den Sieg über die Negaruyen kostet?“, fragte Joana.

Nun war es Basari, der sie mit düsterem Blick ansah. „Noch ist es nicht so weit. Im Übrigen würde ich sofort den Dienst quittieren, würden Navy oder Cav ihr Wort brechen. Ein Soldat ohne Ehre ist kein Soldat, sondern ein verdammter Söldner und Marodeur.“

Joana lächelte. „Dem schließe ich mich an, Sarge.“

Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen, bis Joana ein einziges Wort sagte: „Dennoch …“

Ihr Vater nickte. „Ich werde eine Verhandlungsdelegation zu den Shanyar schicken und sie über unsere Lage informieren, vielleicht stimmen sie dann einem begrenzten Handel zu. Ich werde aber unter keinen Umständen zulassen, dass Navy oder Cav zu Dieben werden.“

„Schön, wir sind uns einig“, stellte Mario Basari fest und grinste breit. „Aber ich hoffe, dass die Shanyar zu Zugeständnissen bereit sein werden. Immerhin haben wir den verdammten Jahrhundertkrieg zwischen ihnen und den Bergbaukolonisten beendet.“

„Wir werden sehen. Immerhin ähnelt die Vorstellung von Ehre bei den Shanyar durchaus der unseren, weswegen ich recht gute Chancen sehe, wenn ich einen geschickten Unterhändler entsende.“ Er hörte das vernehmliche Räuspern seiner Tochter und lachte leise. „Oder eine geschickte Unterhändlerin“, ergänzte er. „Ja, vielleicht wäre es eine gute Idee, dich zu schicken, denn sie kennen dich und vertrauen dir. Auf jeden Fall …“

John Redfeather verstummte und griff sich an die rechte Schläfe. Dort befand sich das daumennagelgroße Implant, ein Identifikations- und Kommunikationsgerät, welches alle Angehörigen der Streitkräfte und viele Bewohner des solaren Systems trugen. Auch Joana und Mario besaßen dieses Gerät, doch bei ihnen war keine Schwingung des Rufsignals zu hören und so warteten sie ab, welche Meldung John empfing.

Der Blick von Redfeather verriet eher Genugtuung als Überraschung. „Danke, Faso“, sagte er mit leiser Stimme zu seinem unsichtbaren Gesprächspartner. „Geben Sie mir den Ankerplatz durch und bereiten Sie dort einen entsprechenden Empfang vor.“

Ein weiteres Tippen beendete die Kommunikation. Der Hoch-Admiral lächelte erneut. „Die Raumüberwachung von Upper Area Control hat sich gemeldet. Soeben ist ein Norsun-Schlachtschiff aus der Nullzeit gekommen und hat Kurs auf uns genommen. E.T.A. ist voraussichtlich in acht Stunden. So lange benötigt das Schiff, bis es ausreichend abgebremst und sich unserer Geschwindigkeit angepasst hat. Ein gewisses Höchst-Wort Gordon-Gor erwartet, von uns empfangen zu werden.“

„Ausgerechnet“, kam es von Joana. „Ein sehr unangenehmer Bursche. Die große Mutter der Norsun hatte ihn ins Kell-System geschickt, um den Planeten Kell´Gerrun zu sterilisieren. Mit uns hatte er eigentlich das Gleiche vor.“

„Ich weiß.“ John Redfeather winkte eine Bedienung heran, dankte ihr für den Service und ließ der Küche ein Lob ausrichten. Dann wandte er sich wieder Basari und seiner Tochter zu. „Ihr habt mir ja berichtet, dass er sich erst dann davon abhalten ließ, als sich die kleine Mutter Gerrun mit der großen Mutter aller Stämme in Verbindung setzte.“

„Ja, der Kerl wurde zurückgepfiffen“, kommentierte Basari, „und das hat ihm überhaupt nicht geschmeckt. John, dieser Gordon-Gor zählt sicher nicht zu unseren Freunden.“

„Ich werde das beachten und entsprechend vorsichtig mit ihm umgehen“, versicherte der Hoch-Admiral und erhob sich. „Immerhin deutet seine Ankunft darauf hin, dass die Norsun nun gegen Tensa losschlagen wollen, und ich vermute, dass wir uns daran beteiligen sollen.“

„Unsere Nullzeit-Scanner sind denen der Norsun weit überlegen“, meinte der Sergeant-Major. „Das haben die Burschen natürlich mitbekommen. Was übrigens auch für die tetronischen Störmöglichkeiten unserer Schiffe und ganz besonders für die Tarnfähigkeit unseres Spezialkreuzers Blackwing gilt.“

John strich seine Uniformjacke glatt und blickte zu der großen Panoramascheibe, welche die Außenseite des Offizierskasinos bildete. „Ein Glück, dass unser einziges echtes Tarnschiff ab morgen wieder einsatzbereit ist.“

Basari nickte. „Die Blackwing hat einiges einstecken müssen, aber sie hat auch prachtvoll ausgeteilt. Jen-Li und Yagoda werden erleichtert sein, endlich aus der Werft zu kommen.“

John Redfeather klatschte leise in die Hände. „Ich werde mich mit Faso in Verbindung setzen und einen großen Bahnhof für Gordon-Gor vorbereiten. Ihr kehrt wieder zu eurem normalen Dienstgeschäft zurück. Aber haltet euch bereit. Da ihr am letzten Einsatz beteiligt wart, kann es sein, dass eure Anwesenheit beim Treffen mit diesem Gordon-Gor gewünscht wird. Lasst eure Implants also auf Empfang.“

Sie trennten sich auf jener Ebene, in der die Räume des Hoch-Admirals und das Befehlszentrum des High-Command lagen. Joana und Basari glitten noch hundert Ebenen tiefer, bis sie jenen Bereich erreichten, in dem die Unterkünfte und Trainingsräume der fünften Raumkavallerie untergebracht waren.

Das private Zusammentreffen war beendet und so verfielen sie wieder in die Umgangsformen, die während des Dienstes galten. „Ma´am, mit Ihrer Erlaubnis sehe ich nach unseren Jungs und Mädels. Da Gordon-Gors Ankunft wohl auf einen baldigen Einsatz hindeutet, lasse ich lieber Ausrüstung und Waffen überprüfen.“

„Bestätigt, Sarge. Ich bin im Kommandostab des Bataillons zu finden.“

Ein knapper militärischer Salut, dann trennten sich ihre Wege.

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