Читать книгу Traumspuren - Nadja Solenka - Страница 10

8. Kapitel

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Mit dem Kavalier, da war es doch nicht so weit her. Käthe war mal eben mit Karla „etwas schmausen“ im Strandcafe, da bot Kurt an, mir den Rücken einzucremen. Doch von cremen konnte keine Rede sein, eher vom aufreizendem streicheln. Nachdem er die Flasche wieder zugedreht hatte, ließ er sich mit einem zufriedenen Seufzer neben mir auf das Handtuch fallen und begann grinsend ein Buch zu lesen, nachdem er seine Hände an den Oberschenkeln abgewischt hatte. Mein Amüsement war, dass es hieß: „Die schwarze Hand Gottes?“ Und das mit einem Fragezeichen.

Ich ärgerte mich ein wenig. Kurts verheißungsvolles Cremen hatte mich mehr aus der Fassung gebracht, als mir lieb war.

Nach einer Stunde kamen Käthe und Karla erst wieder. „Karla wollte unbedingt den "Supermann-Teller", auf gut deutsch Nudeln mit Hacksoße. Sie mag das eben so gerne, entschuldigte sich die Käthe; als wenn ich etwas dagegen hätte, bloß sollte Karla nicht glauben, dass sie zu Hause von mir nun jeden Wunsch erfüllt bekommen würde.

Karla wollte einfach nicht still sitzen bleiben in dem schicken Straßen-Cafe der kleinen, aber feinen Einkaufstrasse. Stattdessen tobte sie mit einem etwa fünfjährigen, deutschen Jungen vom Nachbartisch herum und das so, dass der Kaffee auf dem Tisch überschwappte. Nicht nur die Eltern des Jungen schauten mich und Kurt, den man fälschlicherweise für Karlas Vater hielt, missbilligend an. Das hatte man dann davon, wenn man einer aufkeimenden Urlaubsliebe näher kommen wollte. Ich hatte mich entschieden, dass ich alles seinen Lauf lassen würde. Wenn schon, denn schon. Aber ich wollte mehr über ihn erfahren. Schließlich wusste ich kaum etwas von Kurt. Weder, was er beruflich machte, noch sonst näheres. Dann wusste ich später, dass er ein Ingenieur war, der mal Urlaub machte.

Karla wurde immer übermütiger. Gott sei Dank kam im richtigen Moment Käthe mit Einkaufstüten um die Ecke. Mit einem Blick übersah sie die Situation und bot sich an, mit Karlinchen schon einmal zum Appartement zu gehen, nicht ohne mich warnend anzuschauen, nach dem Motto, du kommst aber schnell nach.

Als die beiden nicht mehr in Sicht waren, zupfte Kurt an meinen Locken. "Ich mag deine Haare", sagte er und lächelte mich galant an. Mir wurde nicht nur warm ums Herz, sondern tausend Blitze durchfuhren meine Bauchgegend, und ich hätte es nicht für möglich befunden, dass ich das mit dem Ablenken so schnell hin gekriegt hatte, ob da wohl wirklich etwas dran war? Als hätte ich mir tatsächlich meine Realität selbst geschaffen. Atemlos sagte ich, "eigentlich kennen wir uns kaum, ... ." Ich machte eine bedeutungsvolle Pause und fuhr dann fort: "Du darfst bloß nicht denken, dass das immer bei mir so ist. Außerdem sollten wir uns ein bisschen Zeit miteinander lassen, findest du nicht?" Behutsam schob Kurt eine widerspenstige Locke hinter mein Ohr. "Du meinst, du bist keine Frau für eine Nacht, kein hemmungsloses Flittchen, das für jeden zu haben ist. Nicht wahr? Das habe ich mir auch schon so gedacht. Und du brauchst nicht zu denken, dass ich der Don Juan Typ bin, der jede Frau im Urlaub anmachen will, bloß ... ." Ich guckte ihn mit schräg geneigtem Kopf von der Seite her an und fragte, "bloß was?" Kurt sog schnell die sommerlich heiße Luft ein und sein Blick sagte mir, schau mich nur nicht so an, sonst zerr ich dich sofort in mein Bett. Im ausatmen sagte er schließlich kopfschüttelnd in sich hinein lächelnd: "Bloß sind im Urlaub sämtliche sonst geltenden Gesetze außer Kraft gesetzt, das musst du doch zugeben. Schau dir zum Beispiel diesen Mann da an, der an unserem Tisch gleich vorbeigeht. Er trägt weiße Tennissocken in Badeschlappen, eine geblümte Hawaii-Hose, ein viel zu knappes Hemd über seinen Bierbauch. Kurzum er präsentiert sich in aller Öffentlichkeit in fernen Landen, wie er zu Hause auf der Straße nie herumlaufen würde. Das ist hier auf Mallorca eben möglich, wie im Karneval ist eben für eine gewisse Zeit alles erlaubt." Beinah verlegen drehte Kurt an seinem mit mexikanischen Motiven ziselierten Silberring herum. "Versteh mich nicht falsch, aber zu Hause in meiner Stadt, wie sicherlich auch bei dir zu Hause, hätten wir uns nicht so schnell kennen gelernt. Hier ist eben das Meer, die Sonne, diese traumhafte romantische Gegend, und die Hitze." Nun grinste er viel zu unverschämt, wie ich fand. "Ja ich versteh' dich schon . Du brauchst keine Angst zu haben vor Heiratsanträgen, Nachstellungen nach dem Urlaub und so weiter. Wir sind ja schließlich beide erwachsene Menschen."

"Aha, jetzt bist du doch empört." Wider Erwarten nahm er meine Hände in seine, drehte sie hin und her und begann sie zu massieren, dann hielt er sie stärker fest als mir lieb war. Ich hatte einmal gelesen, dass es ein Mann, wenn er die Hände einer Frau so in seinen hält, ernst meint. Er ließ meine Hände los, trank seinen Cappucino mit Amaretto leer und winkte dem Ober zu. Nachdem er bezahlt hatte, zog er mich hoch, nahm mich bei der Hand und sagte bestimmend: "Komm, wir gehen."

Den späten Nachmittag verbrachten wir jeweils in unseren Appartements und hielten jeder für sich Siesta, abends gingen wir alle zusammen am späten Abend noch fein essen und zum Strand, dann war der Tag gelaufen.

Nein er hatte mich nicht mit auf sein Appartement genommen und in sein Bett gezerrt, ich war schließlich etwas besonderes für ihn. Und ich hatte ihm ja auch schließlich die Pistole auf die Brust gesetzt, dass ich noch etwas Zeit brauchte. Also war ich es letztendlich auch selber schuld. Außerdem waren da noch Karla und Käthe, die wie ein Schießhund aufpasste. Ach wie schade.

"Sie wälzten sich voll Lust über das weiße Laken ihres breiten Bettes. Sie hätte nie gedacht, dass die Liebe so sein könnte, so wild, so ungestüm und hemmungslos. Der erste Kuss der Leidenschaft sollte ihn nur verführen. Er nahm ihr jedoch die letzte Schranke der Selbstbeherrschung und sie trieb ihn beinah in den Wahnsinn mit ihrem sinnlichen Körper, der sich auf und ab senkte."

Nachdenklich legte ich den Ferienschmöker aus der Hand, und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Karla und Käthe schliefen selig in ihren Betten und ich saß auf dem Balkon. Wenn ich mich jetzt klammheimlich aus dem Appartement schleichen würde, ja dann könnte ich ... . Aber nein, ich würde es nicht tun. Weil ich eine ehrbare Frau sein wollte. Außerdem hatte ich vor kurzem einen Mann verloren, dessen Mutter unweit von mir über meine Tugend wachte. Von der Plaza drangen die Stimmen der Menschen, die sich unterhielten, lachten, flirteten. Der Duft des Sommers und der Geruch von Sonnenöl, der von meiner Haut ausging, gaben mir das Gefühl, endlich wieder intensiv das Leben zu kosten.

Aus dem Schlafzimmer, das an dem Balkon angrenzte, hörte ich Käthe ein wenig schnarchen. Und Karlinchen würde hoffentlich die Nacht durchschlafen.

Am anderen Tag wollten wir nach Valldemosa fahren und auf den Spuren von George Sand und Frederic Chopin wandeln.



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