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Alexander war ein ganz normaler Mensch. Er war dreiunddreißig Jahre alt, seit fünf Jahren verheiratet und hatte zwei Kinder und eine Frau, die er abgöttisch liebte. Sie wohnten in ihrem eigenen Häuschen in der Nähe einer kleinen, gemütlichen Stadt. Jeden Morgen stand er früh auf, um zur Arbeit zu gehen, und wurde abends von seiner Frau mit einem Kuss und von seiner Tochter, die mittlerweile drei Jahre alt war, mit einem freudestrahlenden „Papa“ empfangen. Eine ganz typische Familie eben.

Er hätte glücklich sein können, wenn nicht diese eine Sache gewesen wäre. Eigentlich ein ganz banaler Zufall und völlig unwichtig, wie Alexander fand. Eine Sache, die ihn zu überwältigen drohte und sein Leben zur Tortur machte. So wie an diesem Sonntagmorgen.

„Da hinten ist er!“

Alexander erschrak. War er etwa gemeint?

Er blickte sich um und blinzelte ins Licht der Morgensonne. Niemand zu sehen. Als Nächstes riskierte er vorsichtig einen Blick nach hinten und da sah er sie. Die Meute. Seine unbarmherzigen Jäger. Er meinte beinahe körperlich zu spüren, wie er als Ziel markiert wurde. Die Beute war ausfindig gemacht, die Jagd konnte beginnen! Die Augen seiner Jäger glänzten vor Adrenalin. Sie spürten die Erregung der Jagd.

Sechs Verfolger. Nein, sieben, da hinten kam noch einer angerannt. Durch ein unsichtbares Zeichen des Rudels musste er mitbekommen haben, dass die anderen ihre Beute gefunden hatten.

Was nun? Sollte er fliehen? Reden? Nein, das hatte er schon einmal versucht. Reden half gar nichts. Im Gegenteil, Reden konnte die Sache nur schlimmer machen.

Hektisch sah er sich nach allen Seiten um. Noch war er nicht umstellt!

Dann machte der Erste einen Schritt auf ihn zu. Alexander erkannte ihn. Er kannte zwar nicht den Namen seines Verfolgers, aber dieses Gesicht war ihm - leider! - nur zu vertraut. Um die vierzig, ein rundliches Gesicht, die blauen Augen huschten flink von einer Seite zur anderen. Es waren verschlagene Augen, die Augen eines erfahrenen Jägers. Die breite Nase war schief, so als wäre sie schon einmal gebrochen gewesen oder als hätte ein Kind sie aus Knete zusammengeklatscht und es nicht besser hingekriegt.

Alexander überlegte, welche der beiden Möglichkeiten wohl wahrscheinlicher war. Er entschied sich für die erste. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass eines seiner Opfer das Wiesel unterschätzt und sich gegen ihn gewehrt hatte. Wiesel war eher unscheinbar, aber Alexander machte trotzdem nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen. Er gehörte zu seinen hartnäckigsten Jägern.

„Alexander!“, schrie er. Seine Stimme klang erregt und hatte in Alexanders Ohren einen drohenden Unterton.

Sein Puls beschleunigte sich. Das Blut pochte in seinem Kopf. Wiesel machte noch einen Schritt auf ihn zu und so als wäre dies das Startsignal, fingen plötzlich alle an zu rennen, die anderen Verfolger sogar noch vor Wiesel. Aber trotzdem waren sie langsamer als Alexander, der, jeden klaren Gedanken vergessend, einen fulminanten Start hingelegt und schon drei lange Schritte gemacht hatte, bevor der erste Verfolger losgerannt war.

Wohin? Nachdem er die ersten hundert Meter von Panik beherrscht zurückgelegt hatte, fing Alexander wieder an zu denken. Warum war er bloß losgerannt, als hätte er etwas ausgefressen? Doch nun war es zu spät für Reue, er musste weiterrennen und hoffen, dass seine Verfolger irgendwann aufgeben würden.

Bis zum nächsten Mal.

Also wohin? Auf jeden Fall erst einmal raus aus dem Park. Der Park bot mit seinen nur übersichtlichen Rasenflächen und vereinzelten Büschen und Bäumen keine Möglichkeit, seine Verfolger abzuschütteln oder sich zu verstecken. Abrupt änderte er die Richtung, verließ den Fußweg und sprintete auf kürzestem Weg zum Ausgang.

Von dem plötzlichen Richtungswechsel überrascht, brauchten seine Verfolger etwa drei Sekunden, bis auch sie sich auf den noch vom Morgentau nassen Rasen wagten. Drei Sekunden, die er an Vorsprung gewonnen hatte! Geschickt wich er einem einzelnen Baum aus und stolperte beinahe über das nächste, unerwartete Hindernis.

Eine Schubkarre! Was machte die verdammte Schubkarre hier?

Glücklicherweise hatte er gute Reflexe und Leichtathletik war schon immer seine Stärke gewesen. Höher als eine Hürde beim Hindernisrennen war die Schubkarre ja schließlich auch nicht. Immer noch empört und leicht erschrocken setzte er seine Flucht fort.

Aha, das Rätsel war gelöst! Der Gärtner, der die Schubkarre so leichtsinnig auf seinem Weg platziert hatte, kam mit einem Bündel Zweige langsam auf ihn zu. Die Empörung des alten Mannes verwandelte sich in Fassungslosigkeit und Alexander wusste, dass er seine Verfolger entdeckt haben musste, die nur wenige Meter hinter ihm waren.

Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ Alexanders Kopf herumschnellen. Ein flüchtiges Grinsen huschte über sein Gesicht, als er die Ursache für den Lärm erkannte. Einer der Jäger war in die Schubkarre hineingelaufen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht klappte der Mann zusammen und löste damit eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus. Der zweite Verfolger hatte zwar die Schubkarre rechtzeitig gesehen und einen Schritt nach rechts gemacht, um dem unerwarteten Hindernis auszuweichen, aber dort, wo bis vor einem Augenblick der Weg noch frei gewesen war, lag jetzt sein Kollege, ein knapp zwei Meter großer Stolperstein. Er fiel. Mit einem Schmerzenslaut entwich die Luft aus seinen Lungen, als auch der Dritte nicht mehr ausweichen konnte und sehr unsanft auf ihm landete.

Alexander rannte weiter und freute sich einen Augenblick lang über diesen kleinen Sieg. Mitleid mit den drei Unglücklichen hatte er nicht. Das waren keine normalen Menschen, das waren Hyänen! Aasgeier!

Nach ein paar Metern riskierte er wieder einen Blick zurück. Hatte er sie abgehängt? Alexander unterdrückte einen Fluch. Nein, so viel Glück hatte er natürlich nicht, er war schließlich nicht der Glückspilz in der Familie! Bei seinem Cousin Edward hätten sich die Verfolger wahrscheinlich schon nach fünf Metern gegenseitig außer Gefecht gesetzt, aber Edward wäre auch nie in die Verlegenheit gekommen, wie ein Hase gejagt zu werden.

Alexander verzog das Gesicht. Der stets perfekte Edward, das Musterbeispiel an Benehmen, das ihm schon seit Kindertagen vor Augen geführt wurde, sobald er etwas falsch machte. Edward machte nie etwas kaputt und wenn der siebenjährige Alexander vor lauter Unruhe zappelte, saß der achtjährige Edward kerzengerade und mucksmäuschenstill auf seinem unbequemen Stuhl. Der perfekte Edward, der Liebling ihres Großvaters!

Alexander verbot sich energisch jede Tagträumerei. Er durfte auf keinen Fall vergessen, wo er war und dass vier Verfolger ihm noch immer dicht auf den Fersen waren. „Du Idiot!“, beschimpfte er sich selbst. „Du solltest lieber darüber nachdenken, wie du diese Kerle abhängen kannst!“

Der Ausgang! Endlich! Alexander machte sich nicht die Mühe, das niedrige Eisentor zu öffnen, sondern beschleunigte seine Schritte und sprang mit einem olympiareifen Satz darüber.

„Alexander!“

Das war Wiesel, Alexander erkannte seine Stimme. Warum verfolgten sie ihn bloß? Hatten sie denn überhaupt kein Erbarmen? Aasgeier, alle miteinander!

Er riskierte einen flüchtigen Blick zurück und da waren es nur noch drei Verfolger. Der Vierte war nicht mehr zu sehen, er musste aufgeben haben. Die Reihen seiner Verfolger lichteten sich allmählich. „Wartet es nur ab!“, dachte er. „Ich werde euch schon noch einzeln zu fassen bekommen und dann könnt ihr etwas erleben!“

Alexander überlegte flüchtig, ob er sie zu einem Duell herausfordern sollte. Pistolen oder Schwerter? Er kam sich ein bisschen vor wie einer der drei Musketiere gegen die Schergen Richelieus. Wagemutig, tapfer, auf der Seite der Gerechten.

Nein, ein Duell wäre zu viel der Ehre, das hatten Wiesel und seine Männer nicht verdient. Dann doch eher ein Faustkampf.

Bei diesem Gedanken zuckte Alexander zusammen. Was würde bloß sein Großvater dazu sagen? Alexander konnte es sich nur zu gut vorstellen: „Was hast du dir dabei gedacht? Dich zu prügeln wie ein räudiger Straßenköter! Wo ist dein Stolz geblieben? Mein Enkel prügelt sich nicht! Selbstbeherrschung, das ist es, was dir fehlt! Was dir schon immer gefehlt hat! Sieh dir nur deinen Cousin Edward an! Von dem kannst du noch etwas lernen! Man lässt sich in unseren Kreisen durch nichts aus der Fassung bringen! Widrigkeiten werden königlich ignoriert, so als wären sie unserer Beachtung nicht wert!“

Ja, er konnte sich nur zu gut vorstellen, was sein Großvater sagen würde. Und sein perfekter Cousin Edward würde daneben stehen und ihn mit einem ungläubigen, herablassenden Kopfschütteln bedenken, als könnte er sich nicht vorstellen, dass sie wirklich Cousins waren. Diese Genugtuung wollte er Edward nicht gönnen. Ein Faustkampf kam nicht in Frage, blieb also nur noch das Weglaufen, das nicht minder unwürdig war. Alexander unterdrückte den Hauch von Selbstverachtung mit einer Leichtigkeit, die Übung verriet.

Alexander blickte sich rasch nach links und rechts um. Irgendwo musste es doch eine Möglichkeit geben, seine Verfolger abzuhängen! Da! Führte diese Nebenstraße nicht in die Innenstadt? Das war die Lösung! In den unzähligen kleinen Gassen der Innenstadt konnte er seine Verfolger durch ein paar Mal Abbiegen leicht abhängen.

Er bog abrupt nach rechts ab, was seine Verfolger dieses Mal leider nicht so sehr überraschte wie beim ersten Mal. Als erfahrene Jäger machten sie nicht zweimal den Fehler, ihr Wild zu unterschätzen.

Eigentlich hätte er die Lauferei genießen können. Sein Weg führte ihn vorbei an hübschen kleinen Wohnhäusern. Die Gärten standen jetzt, Mitte Mai, in voller Blüte. Da schlich eine gestreifte Katze aus ihrem Versteck und musterte ihn misstrauisch. Ein kleiner Hund bellte ihn an, als er an ihm vorbei lief. Ein Junge verteilte die Sonntagszeitung. Es war ein ganz normaler Sonntagmorgen. Man hätte sagen können idyllisch, wären da nicht seine Verfolger gewesen.

Ein Windstoß drohte ihm die schützende Mütze zu entreißen. Er konnte sie gerade noch festhalten. Das war knapp gewesen!

Fast da! Die nächste Abzweigung nach rechts. Geschafft! Er hatte die Innenstadt erreicht. Das wäre doch gelacht, wenn es ihm hier nicht gelingen sollte, seine Verfolger abzuhängen!

Uahh! Mülltonne! Welcher Idiot stellte sonntags seine Mülltonne raus?

Er atmete mühsam ein und aus. Vor Schreck wäre ihm fast das Herz stehen geblieben. Das war knapp gewesen. Da hatten bis zum Zusammenstoß nur Millimeter gefehlt.

„Aargh!“

Alexander gestattete sich ein flüchtiges Grinsen. War es Wiesel? Ein Blick zurück sagte ihm, dass er sich geirrt hatte. Das wäre auch zu schön gewesen, wenn Wiesel im Müll gelandet wäre, wo er Alexanders Meinung nach hingehörte. Aber dafür waren es nur noch zwei. Alexander machte sich Mut. Das sollte doch zu schaffen sein! Schließlich hatte er schon fünf abgehängt!

„Alexander!“

Sein Gesicht verzog sich zu einer enttäuschten Miene. Das war auch zu schön gewesen, um wahr zu sein! Neue Verfolger! Gab es denn hier irgendwo ein Nest?

Aus einer Nebenstraße tauchten fünf Gestalten auf, die Alexander nur zu vertraut waren. Aber nicht die fünf abgehängten Jäger, oh nein! Neue Jäger, die anders als Alexander, Wiesel und Kumpan noch völlig frisch waren.

„Hierher!“

Der Anführer machte Alexander ein Zeichen. Alexander erkannte ihn. Adler. Dieser hieß wirklich so, das war kein Spitzname, den Alexander ihm verpasst hatte. Aber trotzdem passte der Name wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Mit der Adlernase und den stechenden Augen hätte man ihn wirklich gut für einen Raubvogel halten können. Alexander hatte sich eines Tages mal den Jux erlaubt und sich Adlers Personalausweis zeigen lassen. Um sicher zu gehen, wie er sagte. Sein Großvater hatte das nicht komisch gefunden.

Adler wiederholte seine Aufforderung: „Hierher!“

Alexander kam es flüchtig in den Sinn zu gehorchen, doch dann dachte er an die Demütigung, die im Anschluss daran folgen würde, erst durch Adler und dann durch seinen Großvater. Nicht mit ihm! Er war doch kein kleines Kind! Er kam gut alleine klar!

Er hörte Adler fluchen, als er in die entgegengesetzte Richtung abbog. Erst jetzt bemerkte er den Lärm vor ihm, der langsam lauter wurde. Stimmen, die brüllten und anfeuerten. Alexander fühlte sich in ein Fußballstadion versetzt. War das nicht auf der anderen Seite der Stadt? Er hielt sich die Hand vor Augen, um gegen die Sonne besser sehen zu können. Was konnte das bloß sein?

Abbiegen konnte er nicht. Eine schnurgerade Häuserreihe führte ihn direkt auf die Ursache des Lärms zu. Mist! Er hatte doch versucht, Menschenmengen zu vermeiden, die ihn hätten aufhalten können!

Fast da. Der Lärm wurde ohrenbetäubend.

„Fred, Fred!“

„Durchhalten, Paul! Ich weiß, du schaffst es!“

„Ich bin so stolz auf dich, Peter!“

Der Marathon!

Alexander schlug sich angesichts der Menschenmenge, die sich auf dem Bürgersteig direkt vor ihm versammelt hatte und die Läufer anfeuerte, vor den Kopf. Wie hatte er nur den jährlich stattfindenden Marathon vergessen können? Kein Wunder, dass Adler und die anderen ihn so leicht aufgespürt hatten! Sie mussten gedacht haben, er hätte die Absicht gehabt, ihn sich anzusehen, wie jeder andere Bürger der Stadt!

Adler kam in Sicht. Er hatte Alexander schon gesehen. Aber vorausschauend wie er war, vermied er es, ihn erneut zu rufen. Auch die anderen waren dicht hinter ihm.

Ein Gedanke schoss Alexander durch den Kopf. Das war doch die Gelegenheit! In der Menschenmenge konnte er sich gut verstecken!

Er versuchte, sich etwas weiter nach vorne zu drängeln. Doch das brachte ihm nur wütende Proteste, einige Ellenbogenstöße und einen ordentlichen Tritt ans Schienbein ein.

„Stell dich gefälligst wieder nach hinten, Mistkerl!“

„He! Wir waren zuerst hier!“

Da war kein Durchkommen. Im Rücken der Zuschauer lief er an den Häusern entlang. Plötzlich erspähte er eine Lücke. Und wenn er ...

Ein weiterer flüchtiger Blick zurück. Seine Verfolger waren ihm immer noch dicht auf den Fersen. Alexander beschloss, es zu riskieren. Flink rannte er durch die Lücke auf die Straße zu den Marathonläufern.

Die Lücke schloss sich hinter ihm. Alexander hörte Adler fluchen. Er hatte es nicht mehr geschafft, die Gunst der Stunde auszunutzen. Nun musste er sich durch wütende Zuschauer drängeln.

Einen Augenblick lang lächelte Alexander. Er hatte es geschafft! Doch das Grinsen gefror ihm auf dem Gesicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Adler so leicht aufgeben würde. Ein Blick zurück bestätigte seine Befürchtung. Adlers Kollegen hatten zu ihm aufgeschlossen und gemeinsam bahnten sie sich nun einen Weg durch die Menge. Auf der Straße angelangt, setzten sie die Verfolgung fort.

Alexander dirigierte seine Schritte langsam, aber entschlossen nach rechts zum anderen Straßenrand. Meter um Meter gewann er. Nur noch drei Läufer trennten ihn von der anderen Straßenseite. Hier standen auch weniger Zuschauer. Glück musste man haben!

Doch Alexander hatte es an diesem Tag nicht.

„Hi, ich heiße Peter!“, schnaufte ihm sein Nebenmann liebenswürdig ins Ohr. Ein Blick nach rechts zeigte Alexander einen Mann um die vierzig, stark übergewichtig und stark schwitzend. Ein großes Handtuch lag auf seinen Schultern, mit dem er vorsichtig den kontinuierlich rinnenden Schweiß abtupfte. Es war Alexander ein Rätsel, wie dieser Mann auf die Idee kommen konnte, einen Marathon zu laufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er vor Zielende mit einem Herzinfarkt zusammenbrach, lag bei über neunzig Prozent.

„Ich mache zum ersten Mal mit. Und du?“ Er schnaufte erneut. „Wie heißt du?“

Sollte er lügen? Ihn ignorieren? Doch irgendwie hatte Alexander Mitleid mit dem Kerl, der wahrscheinlich ein Pantoffelheld war und den Marathon nur seiner Frau zuliebe mitlief, damit diese beim nächsten Kaffeekränzchen mit ihrem Peter angeben konnte.

„Etwa der Peter, der vorhin angefeuert wurde?“, fragte er.

Sein Nachbar nickte stolz mit dem Doppelkinn. „Meine Frau“, erklärte er, „ist ein richtiger Fan des jährlichen Marathons. Letztes Jahr ist einer unserer Nachbarn mitgelaufen und kam doch glatt ins Ziel, obwohl er schon sechzig ist und zum ersten Mal teilgenommen hat! Und da meinte mein Schatz, dass ich das, was der kann, schon lange kann“, stieß Peter, von unzähligen Schnaufern unterbrochen, hervor.

Ab und zu hatte er einen Blick über die Schulter riskiert, doch Adler und die anderen waren immer noch da und kamen näher. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen, um sie abzuhängen.

Da! Rechts standen keine Zuschauer mehr. Alexander hatte sich geschickt an den Rand des Feldes manövriert und konnte sich nun bequem unbemerkt vom Feld absetzen. Er bog in die nächste Seitenstraße ein.

„Du kennst eine Abkürzung?“

Alexander zuckte zusammen. Von wegen unbemerkt! Sein freundlicher Nebenmann war ihm gefolgt und schaute ihn hoffnungsvoll an. Er sah so aus, als wäre er über jeden Meter weniger glücklich.

Was sollte er tun, um Peter loszuwerden? Der Kerl hing an ihm wie eine Klette! Und zu allem Überfluss bogen nun auch Adler und seine Kollegen in die kleine Seitenstraße ein!

Hektisch sah er sich nach allen Seiten um. Irgendwie musste es doch eine Möglichkeit geben, diese Nervensägen wieder loszuwerden! Warum folgten sie ihm bloß alle? Langsam kam er sich schon vor wie Forrest Gump!

Alexander schaute sich immer wieder hektisch um, während er lief. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.

Es machte platsch. Alexander war auf den Essensresten, die aus einer umgefallenen Mülltonne quollen, ausgerutscht und saß nun mit dem Hintern auf der Erde. Oder besser gesagt, im Müll.

Peter starrte ihn erschrocken an, während Adler und seine Kollegen naserümpfend auf ihn hinab sahen. Alexander bot ein Bild des Jammers und zu allem Überfluss stank er auch noch, als käme er direkt aus der Jauchegrube. Heute war wirklich nicht sein Tag! Seufzend schaute sich Alexander den stinkenden Schlamassel an. Schlimmer konnte es nun ja wirklich nicht kommen!

Doch da irrte er sich. Wiesel hatte unbemerkt zu der Gruppe aufgeschlossen.

Klick.

„Scheiße!“, fluchte Alexander.

Königreich zu verschenken

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