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Das Date 1

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Janine Huber blickte unzufrieden in den Spiegel. Sie hatte heute ein Date und wollte unbedingt gut aussehen. Ihre blasse Gesichtsfarbe hatte sie so gut wie möglich überschminkt, ohne dabei unnatürlich zu wirken. An der Nase waren aber immer noch die Druckstellen von ihrer Brille zu erkennen und darüber ärgerte sie sich maßlos. Sie sollte sich die Augen lasern lassen, hatte aber Angst davor. Kontaktlinsen waren ihr zu umständlich. Ihre verhasste Brille würde sie heute Abend nicht benötigen, denn so schlecht sah sie nun auch wieder nicht. Sie hatte nicht vor mit dem Auto zu fahren und lesen wollte sie auch nicht. Wichtig war, dass sie dem Mann gefiel, den sie heute treffen würde. Sie hatte sich bei mehreren Singlebörsen registriert, und war seit einem Jahr auf der Suche nach der großen Liebe. Ihr Profilbild hatte sie von einem professionellen Fotografen machen lassen, inklusive Maskenbildner. Das hatte ein kleines Vermögen gekostet, aber das Ergebnis war phänomenal. Das Bild verfehlte seine Wirkung im Internet nicht. Viele Männer traten mit ihr in Kontakt, leider meistens ohne ernste Absichten. Sie hatte in dem vergangenen Jahr fünf Treffen gehabt, die alle im Sande verliefen. Drei waren von ihrem unverfälschten Aussehen merklich enttäuscht gewesen, die zwei anderen Anwärter, hatten nur Sex gewollt. So naiv, wie sie war, suchte sie auf diesen Weg nach dem Partner fürs Leben. Äußerst selten, nahm sie die Gelegenheiten war, um auszugehen. Hin und wieder ging sie mit ihrer Freundin Laura essen, oder ins Kino. Manchmal klang der Abend auch in einer Disco aus, wo die beiden dann ausgiebig tanzten. Männerkontakte blieben aber aus. Janine führte dieses Manko auf ihre Schüchternheit und ihr unscheinbares Aussehen zurück. Sie war eine zierliche Person, einssiebzig groß, und sehr schlank. Weibliche Formen ließen sich nur in enger Bekleidung erahnen. Sie hatte ein hübsches Gesicht, leider mit einer etwas zu groß geratenen Nase. Ihre blonden Haare trug sie mittellang und verdeckte damit die etwas abstehenden Ohren. Sie empfand sich nicht als hässlich, aber auch nicht als schön. Zu ihrem eigenen Bedauern war sie mit fünfundzwanzig Jahren immer noch Jungfrau.

Janine akzeptierte ihr Spiegelbild und ging ins Schlafzimmer. Sie zog die reizvollsten Dessous an, die sie besaß. Sie hatte die Sachen bereits gestern nach mehrfachen Anproben ausgesucht. Dunkle Seidenstümpfe mit karierten durchsichtigen Mustern, ein schwarzer kurzer Rock und eine dunkelrote eng anliegende Bluse. Fertig angekleidet, stellte sie sich vor den großen Spiegel ihres Kleiderschrankes, drehte sich nach rechts, drehte sich nach links, betrachtete ihren Hintern, und war mit sich weitestgehend zufrieden. Das Mauerblümchen war verwelkt, der Spiegel zeigte eine Frau in voller Blüte. Diese Blüte sollte sich heute noch weiter entfalten, das hatte sie sich fest vorgenommen. Sie wollte ihr Leben nicht weiter träumen, sondern die Träume leben. Sollte der Abend intim enden, wollte Janine sich nicht dagegen sträuben. Diesen Vorsatz hatte sie schon vor zwei Wochen getroffen, als Falcao sie zum ersten Mal kontaktierte. Er war ein außergewöhnlicher Mann, nicht nur wegen seiner dunklen Hautfarbe. Er vermittelte ihr eine Sympathie, wie sie es noch nie zuvor im Chat erlebt hatte. Ihr fiel es leicht, mit ihm zu kommunizieren, es machte ihr sogar richtiggehend Freude Worte auszutauschen, was nicht oft vorkam, da sie selbst im Chat sehr gehemmt war. Sie hatte sich in den vergangenen zwei Wochen in einen virtuellen Mann verliebt, wenn sowas überhaupt möglich war. Aber das Kribbeln im Bauch konnte sie nicht verleugnen.

Ein schrilles Läuten an der Wohnungstür riss sie aus ihren Gedanken. Janine begab sich in den Flur und öffnete die Tür.

„Laura komm rein. Ist es schon so spät?“

„Achtzehn Uhr hatten wir ausgemacht, und die haben wir jetzt. Du weißt doch, dass ich im Gegensatz zu dir immer pünktlich bin, Janine.“

Laura zog die Tür zu, und folgte ihrer besten Freundin ins Schlafzimmer.

„Wow, du siehst aber scharf aus Janni, der Typ wird Augen machen.“

„Danke, findest du nicht, dass ich mit den Klamotten zu aufreizend aussehe? Ich möchte nicht, dass er ein falsches Bild von mir bekommt.“

Janine war die Meinung ihrer Freundin sehr wichtig, ihr vertraute sie sich völlig an.

„Nein überhaupt nicht Janni, du darfst ruhig mit deinen Reizen spielen, und dem Mann Appetit machen. Langeweile war gestern, heute lass es ruhig krachen, wenn dir so viel an ihm liegt. Treff dich mit ihm, plaudert ein bisschen, und der Rest wird sich ergeben. Bleib einfach locker Schätzchen. Wir sollten uns jetzt aber sputen, sonst hat er sich verdünnisiert, bevor du ihn erstmals leibhaftig gesehen hast.“

Die beiden gingen zurück in den Flur, wo Janine eine dunkle Jeansjacke vom Garderobenhaken nahm, da es sich in der Nacht noch merklich abkühlte. Ganz wichtig war, ihre gut sortierte Handtasche mitzunehmen, falls sie ihr Make-up nachbessern musste und damit sie vor unvorhersehbare Ereignisse gewappnet war. Manchmal konnten Kleinigkeiten aus einer Frauenhandtasche wahre Wunder bewirken.

„Wir können“, sagte Janine.

„Schuhe?“, meinte Laura, und deutete auf Janines kariert gemusterte Füße.

„Oh Shit, wie peinlich“.

Janine blickte grübelnd zu ihrem Schuhschrank.

„Die Roten!“

„Findest du?“

„Die Roten!“

Janine gab sich geschlagen und zog ihre roten Pumps an. Laura nickte anerkennend und öffnete die Wohnungstür. Janine folgte ihr in den Hausflur und schloss die Tür ab. Eine halbe Stunde später hatten die jungen Frauen ihr Ziel erreicht.


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