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6.

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Die beiden Männer warteten im hinteren Teil der Kirche, bis die alten Weiber im Beichtstuhl gewesen waren und sich ihre Absolution geholt hatten. Sie fragten sich, wofür wohl? Für unkeusche Gedanken? Dafür, dass sie gemeinsam mit der einen Nachbarin über eine andere Nachbarin hergezogen waren? Dafür, dass sie ihr Gift über ein junges Mädchen verspritzen, auf das sie neidisch waren?

Sie warteten, bis die Letzte der Alten vorne am Altar ihr Vaterunser heruntergebetet hatte und danach mit schlurfenden Schritten aus der Kirche verschwunden war.

Einer der beiden kniete sich in den Beichtstuhl. Es roch modrig und ein bisschen nach Weihrauch.

»Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes«, hörte er den Pfaffen sagen und konnte durch das rautenförmige Holzgitter sehen, wie der Alte ein Kreuz schlug.

»Vater, ich habe gesündigt«, begann er unaufgefordert zu reden.

»Und worin bestehen deine Sünden, mein Sohn?«

»Ich habe eine verheiratete Frau gefickt«, sagte er. »Und es hat mir Spaß gemacht und ihr auch, und jetzt denke ich ständig darüber nach, wie ich ihren Alten kaltmachen kann. Dafür möchte ich Absolution.« Er konnte förmlich spüren, wie es dem Pfaffen die Sprache verschlug. Bevor sich der Alte wieder gefangen hatte, fuhr er fort: »Ihr seid doch an das Beichtgeheimnis gebunden, Vater, nicht wahr?«

»Ja«, stammelte der Priester und fügte hinzu: »Was du mir da erzählst, ist ungeheuerlich.«

Doch der Mann ließ ihn nicht mehr weiterreden. »Halt den Mund, Pfaffe! Und hör mir gut zu: Vor einigen Tagen ist mit der jungen Lindner etwas Komisches passiert.«

Jetzt blickte der Pfarrer das erste Mal hoch, er wollte sehen, wer ihm im Beichtstuhl gegenübersaß. Aber der Mann war maskiert. Der Pfarrer spürte Entrüstung und Zorn, die seinen ersten Schrecken verdrängten. »Was fällt dir ein«, empörte er sich, kam jedoch nicht weiter.

»Schnauze«, schnitt ihm der Besucher das Wort ab. »Ich hoffe, das, was du mit ihr gemacht hast und was du ihr gesagt hast, fällt unter das Beichtgeheimnis, so wie es sich gehört. Sonst könnte möglicherweise noch mehr passieren.«

»Das höre ich mir nicht länger an. Wenn du nichts zu beichten hast, dann verlass meine Kirche.«

»Einen Dreck werde ich tun. Hast du verstanden, was ich dir gesagt habe?«

»Aus – kein Wort mehr«, sagte der Priester und wollte den Beichtstuhl verlassen. Als er die schmale Holztür öffnete, stand ein anderer Mann vor ihm, ebenfalls mit einer schwarzen Sturmhaube maskiert. Dieser Mann drängte ihn zurück auf seinen Sitz.

»Was fällt euch ein? Ihr Teufelsbrut!«, protestierte der Pfarrer erneut.

»Halt dein Maul!«

Ein Messer kam zum Vorschein und die Klinge funkelte matt im düsteren Zwielicht der Kirche. Der Pfarrer hatte Angst. Eine kräftige Hand packte ihn am Hals, die Messerspitze war gefährlich nahe an seinem Auge.

»Wenn so etwas wie mit der Lindner noch einmal vorkommt, schneiden wir dir deine Ohren ab oder vielleicht was anderes«, drohte der Mann im Beichtstuhl. »Und wenn nur ein Wort von dem, was dir die Kleine erzählt hat, nach außen dringt, auch. Hast du kapiert?«

Der Pfarrer nickte mit bleichem Gesicht.

»Schön, dann war’s das. Bete ein Vaterunser für mich und vergib mir meine Sünden – Amen!«

Die beiden Maskierten verschwanden wie ein böser Spuk.

Finsterdorf

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