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02. Wunsch des Sokrates, den von ihm entworfenen Staat auch in Bewegung und Kampf zu sehen. Kritias über eine Kunde von alten Taten Athens

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Inhaltsverzeichnis

SOKRATES: So hört denn nun, wie es mir mit dem Staate, den wir dargestellt haben, ergeht. Ich habe nämlich ein ähnliches Gefühl wie etwa jemand, der irgendwo schöne Tiere, ob nun von den Malern dargestellte oder auch wirklich lebende, aber im Zustand der Ruhe, sah, den Wunsch hegen dürfte, sie in Bewegung und einen ihrem Äußern angemessen scheinenden Kampf bestehen zu sehen. Ebenso geht es mir mit dem von uns entworfenen Staate; denn gern wohl möchte ich etwa von jemandem mir erzählen lassen, wie unser Staat in geziemender Weise die Wettkämpfe mit anderen Staaten besteht und wie er, wenn er in Krieg gerät, auch im Kriege, sowohl im Kampfe durch die Tat als bei Verhandlungen durch das Wort, auf eine der ihm zuteil gewordenen Unterweisung und Erziehung würdige Weise gegen jeden anderen Staat sich benimmt. An der eigenen Kraft nun, Kritias und Hermokrates, diese Männer und unsern Staat auf eine genügende Weise zu preisen, muss ich fürwahr wohl verzweifeln. Und bei mir ist das nicht zu verwundern; aber ich habe dieselbe Meinung auch von den Dichtern sowohl alter Zeit als den jetzt lebenden gefasst, ohne irgend die Dichtergilde herabsetzen zu wollen, sondern weil jeder begreift, dass der Nachbildenden Menge das, worin sie erzogen ward, sehr leicht und gut nachbilden wird, dass es aber schwierig ist, das außerhalb der gewohnten Lebensweise eines jeden Liegende durch die Tat, und noch schwieriger, es in Worten treffend nachzubilden. Die Innung der Sophisten dagegen halte ich zwar für sehr kundig Überfließender Rede und anderes Schönen, besorge aber, dass sie, als in verschiedenen Städten umherschweifend und des eigenen Wohnsitzes entbehrend, in Männer, die zugleich weisheitsliebend und staatskundig sind, sich nicht zu finden wissen, wie Schönes und Großes diese wohl im Krieg und in der Schlacht mit dem Schwerte und im Verkehr mit jedem durch die Rede auszuführen und auszusprechen vermöchten. So bleiben nur Männer eures Schlages übrig, denen vermöge ihrer Erziehung und Naturanlagen beides zuteil ward. Denn unser Timaios da, aus Lokris, dem unter allen Staaten Italiens der besten Gesetzgebung sich erfreuenden, stammend, gelangte, an Reichtum und Herkunft keinem seiner Mitbürger nachstehend, zu den größten Würden und Ehrenbezeugungen im Staate; in der gesamten Philosophie aber hat er, meiner Meinung nach, das Höchste erreicht. Vom Kritias aber wissen wir hierzulande alle, dass ihm von dem, wovon wir sprechen, nichts fremd ist; und dass ferner Hermokrates durch Naturanlagen und Erziehung zu dem allen vollkommen befähigt sei, zu diesem Glauben berechtigt uns das Zeugnis vieler. Diese Ansicht bewog mich auch gestern, euren Bitten, meine Gedanken über den Staat euch mitzuteilen, bereitwillig zu willfahren, da ich weiß, dass, wenn ihr wollt, niemand geschickter ist, über das Weitere Auskunft zu erteilen; denn wenn ihr unsern Staat in einen seiner würdigen Krieg versetztet, möchtet wohl ihr allein unter den jetzt Lebenden in allem die geziemende Rolle dabei ihm zuerteilen. Nachdem ich nun euern Wunsch erfüllte, habe ich dagegen an euch den eben erwähnten ausgesprochen. Ihr sagtet mir demnach zu, nach gemeinsamer Beratung unter euch selbst, jetzt meiner Rede Gastgeschenk zu erwidern. So habe ich mich also dazu auf das schönste geschmückt und, bereitwilliger als irgendeiner, das eurige in Empfang zu nehmen, eingefunden.

HERMOKRATES: Gewiss, Sokrates, bereitwillig wollen wir versuchen, es, wie Timaios da sagte, an nichts fehlen zu lassen, auch haben wir keine Ausflucht, dem uns zu entziehen; so dass wir auch sogleich gestern, als wir von hier aus zum Kritias nach unserer Einkehrwohnung gelangten, und noch früher unterwegs, eben diesen Gegenstand in Betrachtung zogen. Dieser teilte uns nun eine Sage aus alter Überlieferung mit, welche du auch jetzt diesem Freunde berichten magst, Kritias, damit er mit uns prüfe, ob sie unserer Aufgabe angemessen sei oder nicht.

KRITIAS: Das muss ich wohl tun, wenn auch unser dritter Genosse, Timaios, derselben Meinung ist.

TIMAIOS: Gewiss bin ich es.

KRITIAS: So vernimm denn, Sokrates, eine gar seltsame, aber durchaus in der Wahrheit begründete Sage, wie einst der weiseste unter den Sieben, Solon, erklärte. Dieser war nämlich, wie er selbst häufig in seinen Gedichten sagt, unserem Urgroßvater Dropides sehr vertraut und befreundet; der aber erzählte wieder unserm Großvater Kritias, wie der alte Mann wiederum uns zu berichten pflegte, dass gar große und bewunderungswürdige Heldentaten unserer Vaterstadt aus früher Vergangenheit durch die Zeit und das Dahinsterben der Menschen in Vergessenheit geraten seien, vor allem aber eine, die größte, durch deren Erzählung wir dir wohl uns auf eine angemessene Weise dankbar zu bezeigen und zugleich die Göttin bei ihrem Feste nach Gebühr und Wahrheit wie durch einen Festgesang zu verherrlichen vermöchten.

SOKRATES: Wohl gesprochen! Welches ist denn aber die Heldentat, von welcher Kritias als von einer nicht bloß in einer Sage erhaltenen, sondern einst von unserer Vaterstadt wirklich, wie Solon vernommen hatte, vollbrachten erzählte?

Timaios - Über die Natur

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