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Hatschepsut

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Weiblicher Horus aus feinem Gold


Thutmosis I. war ein energischer Herrscher, der Ägyptens Macht um 1500 v. Chr. bis an den Euphrat und nach Nubien zum 3. Nilkatarakt ausdehnte. Entsprechend oft war er im Feld und seine Frau Ahmose, Tochter seines Vorgängers Amenhotep I., allein in der Metropole Weset, die von den Griechen später nach dem Vorbild ihrer eigenen gleichnamigen Stadt das »hunderttorige Theben« genannt wurde. Aus dem griechischen Theben kennen wir die Geschichte vom König Amphitryon und seiner Frau Alkmene, der sich Göttervater Zeus in Gestalt ihres Gemahls naht und mit ihr Herakles zeugt. Eine ganz ähnliche Legende wird auch aus dem ägyptischen Theben berichtet, fast anderthalb Jahrtausende, bevor die Amphitryon-Geschichte erstmals literarischen Niederschlag fand.

Der energische Thutmosis I. starb 1493 v. Chr. und hinterließ »nur« die Tochter Hatschepsut, die mit ihrem Halbbruder Thutmosis II. verheiratet wurde. Nur so konnte dieser als Sprössling aus der Verbindung des Königs mit einer Nebenfrau die Nachfolge des Pharao antreten. Der zweite Thutmosis aber starb schon bald (1490 v. Chr.). Mit seiner Hauptfrau Hatschepsut, der Großen Königlichen Gemahlin, hatte er ebenfalls nur eine Tochter, sie hieß Nefrure, sodass wiederum für den Thron nur der Sohn aus einer Nebenverbindung in Frage kam. Dieser Thutmosis III. lag allerdings noch in den Windeln, weshalb seine Stiefmutter und Tante Hatschepsut die Regentschaft übernahm, ein nicht ungewöhnlicher Vorgang im alten Ägypten.

Revolutionäres tat sich erst später. Zunächst erkannte Hatschepsut ihre Rolle unter Thutmosis III. an. Das belegen auch mehrere Reliefs, auf denen sie immer hinter dem kindlichen Pharao abgebildet ist. Nicht lange aber, da kehrten sich die Verhältnisse um. Hatschepsut hatte nach zwei Jahren auch offiziell die Regentschaft übernommen. Sie bezeichnete sich nun selbst als »der Pharao« und ließ sich auf offiziellen Tempelbildern als Mann mit dem zeremoniellen Kinnbart darstellen, der mit zwei Bändern am Kopfputz befestigt war. Dieses Herrschersymbol kennzeichnet auch die Skulpturen, die aber zudem unübersehbar weibliche Formen aufweisen. Und eine nur halb erhaltene Porträtbüste zeigt ein ausdrucksvoll-schönes lächelndes Frauenantlitz. Wie nun? Ihre oder Seine Majestät?

Beides. Die alten Ägypter sahen in ihrem König sowohl den Menschen als auch eine Verkörperung des Göttlichen. Diese Göttlichkeit berührten irdische Mängel nicht; ein Pharao konnte ein Trinker oder ein Schurke sein, das betraf nur seine diesseitige Erscheinung und änderte nichts an seiner himmlischen Unantastbarkeit. Mithin konnte er auch eine Frau sein. Eigentlich. Im Grunde jedoch wurde gerade dieser »Mangel« als so gravierend empfunden, dass es weibliche Pharaonen allenfalls in politisch kritischen Zeiten oder als vorübergehende Regentinnen gab. Hatschepsut war die einzige Frau auf dem ägyptischen Thron, die deutliche politische Spuren hinterlassen hat und den rechtmäßigen männlichen Pharao weit über zwei Jahrzehnte lang hinter sich stellen konnte.

Das ist insofern bemerkenswert, als sich Thutmosis III. später als einer der bedeutendsten Herrscher erwies. Dass er auch als Erwachsener keinen Versuch machte, die regierende Tante zu verdrängen, lässt sich nur mit ihrer außergewöhnlichen Autorität erklären, die sich auch darin ausdrückte, dass sie zwar als »Seine Majestät« bezeichnet wurde, wobei aber grammatisch für Klarheit gesorgt wurde, dass eine Frau diese Majestät verkörperte.

Als der männliche Rivale alt genug war, Ansprüche anzumelden, war ihre Herrschaft bereits so fest verankert, dass er sich für eine Palastrevolution wohl wenig Chancen ausrechnete.

Ein Grund für die Stabilität von Hatschepsuts Macht lag darin, dass man in Ägypten den Frauen mehr Rechte einräumte als in anderen orientalischen Kulturen, die eher nomadisch geprägt waren. Ägyptische Frauen konnten durchaus Vermögen besitzen und erben, über Ländereien gebieten und vor Gericht ihr Recht suchen, genauso wie Männer. Auch in der Ehe waren sie durch klare güterrechtliche Bestimmungen abgesichert. Zudem standen ihnen viele Berufe offen, die in anderen Kulturkreisen Männern vorbehalten waren: Frauen konnten Bäuerinnen und Musikantinnen, Bäckerinnen und Weberinnen, ja sogar Priesterinnen werden. Diese fortschrittliche Denkweise hatte allerdings Grenzen, denn etwa Schreiberin und damit einflussreiche Beamtin zu werden, war Frauen versagt. Damit wollte man sie von der politischen Macht ausschließen. In der »Lehre des Ptahhotep« wurde es so formuliert: »Gründe einen Hausstand und liebe deine Frau, wie es sich gehört. Fülle ihren Leib, kleide ihren Rücken; Salböl ist Balsam für ihren Körper. Mache sie glücklich, so lange sie lebt! Aber halte sie fern von der Macht.«

Wenn solche Maxime für das Familienleben galt, wie argwöhnisch werden die Männer der höchsten Ränge über ihre Privilegien gewacht haben. Die Behauptung ihrer Herrschaft gelang Hatschepsut dennoch mit einer bemerkenswerten Strategie. Sie betonte ihre göttliche Abkunft. Und sie hütete sich vor militärischen Abenteuern. Nicht etwa aus Pazifismus, sondern weil sie sich als Frau etwaige kriegerische Rückschläge noch weit weniger hätte leisten können als ein Mann und weil sie im Heer sowieso Opponenten hatte. Das begründet ihre besonders intensive Bemühung um religiöse Legitimierung. Es gibt zahlreiche Darstellungen von Hatschepsut, wie sie beispielsweise von der kuhgestaltigen Göttin Hathor, zuständig für Liebe, Musik, Tanz und Freude, genährt wird. Diese Göttin galt als himmlische Mutter des Königs, ihr Name bedeutete wörtlich übersetzt »Haus des Horus«. Nicht zuletzt deshalb hat sich Hatschepsut selbst als »weiblicher Horus aus feinem Gold« bezeichnet, womit sie den Welt- und Lichtgott und den Schutzherren des Königtums für sich beanspruchte. Horus herrschte seit der Vereinigung der beiden Landesteile Ober- und Unterägypten. Der falkenköpfige Gott, dessen Augen Sonne und Mond waren, nahm im König menschliche Gestalt an. Als Sohn von Isis und Osiris hatte er höchsten Rang im ägyptischen Himmel. Entsprechend häufig sind Horus-Darstellungen auf Sakralbauten zu finden, so auch in Hatschepsuts fantastischem, von Kolossalstatuen bewachten Tempel in Deir el-Bahari (»Nördliches Kloster«, benannt nach einer sehr viel späteren Ansiedlung christlicher Mönche) im Westen des einstigen Theben (heute Luxor) am westlichen Nilufer. Das weitläufige, terrassenförmige Gebäude wurde am Fuß einer 300 Meter hohen Wand aus dem Fels gehauen. Die verschiedenen Ebenen sind mit Rampen verbunden, die Front besteht aus einer Säulenreihe. Die Wände sind mit Reliefs geschmückt. Auf der südlichen Rückwand der unteren Ebene findet man eine Darstellung vom Transport großer Steinblöcke, in der so genannten Punt-Halle darüber die berühmte Bildergeschichte von der Expedition an das Horn von Afrika. Daran schließt sich ein kleinerer Hathor-Tempel an. Im Norden befindet sich die Geburtshalle mit der Darstellung der göttlichen Herkunft der Königin und die Anubiskapelle, die dem Totengott mit dem Schakalkopf gewidmet war.

Im Tempel der Hatschepsut wurde natürlich auch eine weibliche Gottheit verehrt, die als Löwin dargestellte Pakhet. An der Fassade ist eine Tafel angebracht, die Hatschepsuts politisches Programm offenbart, nämlich das nach der Fremdherrschaft der Hyksos besudelte Ägypten wieder religiös zu reinigen, denn »sie herrschten, ohne den Sonnengott Re zu kennen, und handelten nicht nach göttlichem Befehl, bis meine erhabene Person erschien«. Diese Hyksos (»Herrscher der Fremdländer«) waren wohl semitische Stämme, die im 17. Jahrhundert v. Chr. ins Nildelta vordrangen und die Macht eroberten. Sie herrschten etwa hundert Jahre lang von Auaris im Ostdelta aus, laut antiken Quellen äußerst grausam. Sie bekämpften die altägyptischen Kulte und zerstörten die Göttertempel.

Hatschepsut leitete die Berechtigung für ihr reformatorisches Tun unmittelbar von einem göttlichen Auftrag ab, der »seit Schöpfungsbeginn« für sie vorherbestimmt wäre. Außerdem offenbarte die Königin auf dieser Inschrift mit großem Selbstbewusstsein das eigentliche und entscheidende Motiv ihres herrscherlichen Wirkens: den eigenen Nachruhm. Weiter nämlich heißt es: »Ich werde in Ewigkeit vor euren Angesichtern glänzen nach dem Willen meines [göttlichen] Vaters. Das, was meine [irdischen] Väter, meine Vorfahren nicht kannten, werde ich ausführen. Ich werde veranlassen, dass man in Zukunft sagt: ›Was muss sie prächtig gewesen sein, dass solches unter ihr geschah!‹«

Zur kultischen Erneuerung sei sie zudem prädestiniert, denn der oberste Gott Amun, zugleich Stadtgott von Theben, habe sie persönlich gekrönt. Eine entsprechende Darstellung findet sich auf einem kegelförmigen Obelisken. Und sie wird ideologisch flankiert durch die von Hatschepsuts Propaganda in Umlauf gebrachte, eingangs angesprochene Legende. Danach habe Amun eines Tages, als Thutmosis I. wieder einmal zu einem Eroberungsfeldzug aufgebrochen war, ihrer Mutter in dessen Gestalt einen »Besuch« gemacht. Sie, Hatschepsut, sei das Ergebnis dieser Begegnung, und Amun habe sie daher auch selbst als »den« Pharao eingesetzt und somit weibliche Menschengestalt angenommen. Akzeptierte Amun aber die Inkarnation als Frau, wer konnte gegen Hatschepsuts Herrschaftsanspruch opponieren?

Ihr Beiname als Pharao lautete daher »Maatkare« und das heißt so viel wie »Die Wahrheit ist der Genius des Sonnengotts«, nichts bleibt dem Sonnengott und mithin dem Herrscher verborgen. Eine deutliche Warnung an Zweifler und Gegner. Die Geschichte von der göttlichen Zeugung war als Staatsdoktrin zu akzeptieren, menschliche Mitwirkung nur insofern bei der Thronberechtigung von Bedeutung, als die Mutter königlichen Geblüts war. Ausschlaggebend aber war die göttliche Vaterschaft.

Auf die Dauer aber wäre pure spirituelle Selbsterhöhung für die Sicherung ihrer Stellung wohl zu wenig gewesen. Mit kluger Personalpolitik sorgte Hatschepsut deswegen in der ersten Zeit, als Thutmosis III. noch sehr jung war, für die Schaffung einer Hausmacht. Die hohen Berater des Vorgängers starben weg oder wurden manchmal buchstäblich in die Wüste geschickt. Nur die Männer, die ihr den Aufstieg verdankten, wurden schließlich bei Hofe geduldet. Deren Schicksal war damit unlösbar mit dem der Königin verbunden, Loyalität ihr Kapital. Grabkammern dieser Höflinge sind in unmittelbarer Nähe des Tempels der Hatschepsut erhalten. Unter ihnen spielte Senenmut als oberster Günstling, Vertrauter und vielleicht auch Liebhaber eine besondere Rolle. Jedenfalls gibt es in einer Grabkammer ein Graffito, das eine Pharaonin in eindeutiger »Stellung« mit einem Mann zeigt.

Bedeutender allerdings sind Darstellungen, die den ersten Mann bei Hofe in anbetender Haltung vor seiner Herrin zeigen. Sie schmücken Nischen des Tempels, dessen Bau Senenmut als verantwortlicher Minister überwachte. Ungewöhnlich darunter ist eine Darstellung, die ihn mit der kleinen Prinzessin Nefrure abbildet. Sie sitzt auf seinem Schoß, während er schützend seine Arme um sie legt, ein Zeichen dafür, wie eng die Beziehung zur Königin gewesen sein muss. Davon zeugt auch die Tatsache, dass er sein Grab und sogar das seiner Mutter, anders als die anderen hochrangigen Würdenträger, direkt im Tempelbezirk anlegen lassen durfte.

Forscher deuten die Szene auch so, dass Senenmut Nefrure auf ihre von der Mutter Hatschepsut vorgesehene Nachfolge vorbereitet hat. Es spricht manches dafür, dass die Königin die direkte weibliche Thronfolge einführen wollte. So unterblieb auch die sonst übliche Verheiratung der Tochter mit Thutmosis, dessen Thronanspruch durch eine solche Ehe gestärkt worden wäre. Und: Senenmut hätte mit der weiblichen Nachfolge seine eigene herausragende Rolle sichern können, während Thutmosis ihn als Günstling der Stiefmutter vermutlich entmachtet, wenn nicht sogar hätte hinrichten lassen. Zu der Kraftprobe aber kam es nicht, denn Nefrure starb anscheinend jung, und Hatschepsut musste ihren – freilich nur vermuteten – Plan aufgeben. Ihre eigene Macht aber behielt sie bis zum Tod, und Senenmut war ihr verlängerter Arm.

Es ist anzunehmen, dass er auch ihr Verbindungsmann zum Heer war, da es als Frau ratsam gewesen sein dürfte, sich in militärischen Fragen männlicher Zwischenträger zu bedienen. Im siebenten Jahr ihrer Regierung unternahm sie eine Expedition ins ferne Land Punt. Wo dieses sagenumwobene »Weihrauchland« gelegen hat, ist nicht genau zu ermitteln. Vermutlich am Horn von Afrika im heutigen Eritrea oder Somalia oder vielleicht auch auf der gegenüberliegenden Seite des Roten Meeres im heutigen Jemen, woher später die Königin von Saba kam.

Hatschepsut ging es bei dieser Unternehmung um die Anknüpfung von politischen Beziehungen, vor allem aber auch um Handelsbeziehungen. Punt nämlich hatte außer Weihrauch vielerlei zu bieten: Die Inschrift auf dem Tempel Deir el-Bahri berichtet darüber: »Man belädt die [fünf] Schiffe sehr hoch mit den Schätzen des Landes Punt und allen schönen Pflanzen des Gotteslandes und Haufen von Myrrhenharz, mit grünen Myrrhenbäumen, mit Ebenholz und reinem Elfenbein, mit rotem Gold vom Lande Amu, mit wohlriechenden Hölzern und Augenschminke, mit Pavianen, Meerkatzen und Windhunden, mit Leopardenfellen, mit Sklaven und ihren Kindern.« Als Fazit heißt es dort: »Niemals ist etwas dem Gleiches irgendeinem Könige gebracht worden seit Ewigkeit.«

Und aus Punt ließ sich etwas beziehen, das aufgrund der knappen Anbaufläche an den Nilufern in Ägypten schon längst weitgehend verschwunden war: Holz. Als Baumaterial und Grundstoff für die begehrte Holzkohle war es zur Kostbarkeit geworden. So kostbar, dass die Ägypter Schiffe in waldreichen Länder bestellten, sie bis oben hin mit Holz beladen ließen und bei der Ankunft Ladung und Schiff zu Bauholz und Holzkohle verarbeiteten.

Von der Expedition sind viele Darstellungen erhalten, die frühesten überhaupt über Ostafrika, denn die Königin ließ sich offenbar von Künstlern begleiten, die festhalten sollten, wie das große Unternehmen verlief. Unter den Bildern sind besonders bemerkenswert die Reliefs über den Aufbruch der einmastigen kombinierten Ruder- und Segelschiffe, aber auch über das, was unterwegs an Exotischem angetroffen wurde: viele tropische Tiere oder seltsame, wie Bienenkörbe geformte, aus Palmwedeln geflochtene Pfahlbauten der Menschen in Punt. Das gipfelt in der Begegnung Hatschepsuts mit dem Fürsten von Punt und seiner dicken, mit einem Esel dargestellten Frau, die wohl so unvorteilhaft gezeigt wurde, damit die eigene Anführerin in umso günstigerem Licht erschien.

Aber auch die Weitsicht der Königin sollte betont werden. Häufig wurde die reiche Ausbeute der Expedition dargestellt. In diesem Sinn sind wohl auch die seltsamen Abbildungen zu verstehen, die den Transport von Weihrauchbäumen mit Wurzeln in Wasserkrügen und -schläuchen zeigen. Offenbar wollte die Königin die Pflanzen, die das duftende Harz für Kulthandlungen liefern, in Ägypten heimisch machen. In größerem Stil scheint das nicht gelungen zu sein. Im Totentempel der Königin aber haben sich Reste des Wurzelwerks erhalten. Denn hier wurden einige der mitgebrachten Kostbarkeiten Amun geweiht. Auch das wieder ein demonstratives Anknüpfen der Herrschaft an den Himmel, dessen Segen für jedermann sichtbar auf dem von Hatschepsut regierten Land ruhte.

Mit dem Tempel ehrte man eine Frau, die mit etwa fünfzig Jahren im Jahr 1468 v. Chr. starb und die Ägypten eine Kulturblüte, friedliche Zeiten und einen der ersten Beweise geschenkt hatte, dass zu kluger Politik Männlichkeit keineswegs erforderlich ist. Nach den damaligen mythischen Vorstellungen dürfte sie jedenfalls die Prüfung vor dem Totengericht würdig bestanden haben: Vor ihm und seinem Vorsitzenden Osiris hatte sich jeder, also auch der Pharao zu verantworten und musste darlegen, aufgrund welcher Verdienste er zum Jenseits zugelassen werden sollte.

Dann wurde sein Herz auf eine Schale einer Balkenwaage (Symbol der Gerechtigkeit) gelegt, auf der anderen lag eine Feder, das Symbol für Maat, die Wahrhaftigkeit der göttlichen Ordnung. Maats Zeichen als Göttin nämlich war der Kopfschmuck mit einer Straußenfeder. Neigte sich die Schale mit dem Herz nach unten, handelte es sich um eine sündenbeladene Seele, und der um Einlass Bittende wurde abgewiesen und einem krokodilsköpfigen Ungeheuer, der »großen Fresserin«, vorgeworfen. Blieben Feder und Herz jedoch im Gleichgewicht, dann erhielt der Verstorbene Zutritt zur Ewigkeit. Bei Hatschepsut dürfte für die Ägypter das Ergebnis dieser strengen Prüfung nicht zweifelhaft gewesen sein.

Ihr Nachfolger Thutmosis III. begann zwar nach ihrem Tod mit der Tilgung ihres Namens von Inschriften und von Abbildungen auf vielen Reliefs. Er ließ dabei aber höchst oberflächlich verfahren und stellte das Zerstörungswerk nach kurzer Zeit ein. Daher sind doch recht reichhaltige Nachrichten über Hatschepsut und ihre Regierungszeit erhalten geblieben, vor allem ihr prachtvoller Tempel, dem wir ein detailliertes Bild der Kultur jener Zeit verdanken. An ihm lässt sich auch ein Herrschafts- und Gestaltungswillen ablesen, der bei den großen männlichen Pharaonen nicht ausgeprägter sein konnte.

Frauen die Geschichte machten

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