Читать книгу Tag für Tag durch meine Schwangerschaft - Silvia Höfer - Страница 49

Was steht drin?

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Seit in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland der Mutterpass eingeführt wurde, hat sich das Dokument zwar mehrfach verändert. Wie damals aber notieren Ihre Frauenärztin und/oder Hebamme auch heute darin den Verlauf Ihrer Schwangerschaft – von den regelmäßig ermittelten Blut- und Urinwerten über Angaben zu den durchgeführten Ultraschalluntersuchungen oder die Veränderung des Körpergewichts im Laufe der Schwangerschaft bis zur Entwicklung des Babys. Auch wichtige Hintergrundinformationen zu Ihrer allgemeinen Gesundheit stehen im Mutterpass, zum Beispiel Ihre Blutgruppe, eventuelle chronische Erkrankungen, überstandene Operationen, aber auch Informationen über mögliche frühere Schwangerschaften und Geburten. All diese Angaben liefern Ärztin und Hebamme wichtige Informationen über den Schwangerschaftsverlauf und die Geburt. Und sie helfen, mögliche gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind frühzeitig zu erkennen und im Ernstfall schnell reagieren zu können. Wenn Sie Ihren Mutterpass verlieren, müssen Sie daher bei Ihrer Hebamme oder Ärztin einen neuen beantragen. In ihn werden dann alle bisherigen Untersuchungsergebnisse nachgetragen, was natürlich viel Arbeit macht. Passen Sie daher gut auf Ihren Mutterpass auf.

Nicht zuletzt können auch Sie selbst im Mutterpass nachschauen, welche Untersuchungen von den Krankenkassen im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge als notwendig erachtet werden. Allerdings sind viele Infos in seltsamen Kürzeln verschlüsselt. Was diese im Einzelnen bedeuten, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.

GUT ZU WISSEN

ZWEI UND MEHR KINDER

Der Mutterpass bietet Platz für zwei Schwangerschaften. Heben Sie ihn also gut auf. Für jede Schwangerschaft sind 16 Seiten reserviert, die sich mit unterschiedlichen Aspekten bezüglich Ihrer eigenen Gesundheit und der Ihres Babys befassen. Wenn Sie öfter als zweimal schwanger werden, wird der neue Mutterpass oft einfach an den alten angeheftet.

IMMER DABEI

Dank der Eintragungen im Mutterpass weiß in einem medizinischen Notfall ein fremder Arzt, ob es bei der Behandlung etwas Bestimmtes zu beachten gilt. Tragen Sie das Dokument ab jetzt zu Ihrer eigenen Sicherheit immer bei sich.


Ihre Hebamme erklärt Ihnen gerne, welche Informationen sich hinter den Kürzeln im Mutterpass verbergen.

EINTRAGUNGEN IM MUTTERPASS

Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, was die Abkürzungen und Plus- und Minuszeichen im Mutterpass bedeuten – Seite für Seite.

Seite 1

Auf der ersten Seite des Mutterpasses können Sie die Kontaktdaten Ihres Betreuungsteams eintragen: Ihre Frauenärztin, Ihre Hebamme und die Klinik, in der Sie Ihr Baby zur Welt bringen möchten. Oft notieren Ärztin oder Hebamme hier auch die Termine für die nächsten Vorsorgeuntersuchungen.

Seite 2 und 3

Diese Seiten sind den in der Schwangerschaft vorgesehenen Laboruntersuchungen vorbehalten. Ärztin oder Hebamme dokumentieren hier die Ergebnisse Ihrer Blut- und Urintests.

 Im Abschnitt »Blutgruppenzugehörigkeit« finden Sie Ihre Blutgruppe und Ihren Rhesusfaktor. Ist dieser positiv, steht dort das Kürzel Rh-pos. (D+ oder Dpos), ist er negativ, Rh-neg. (D- oder Dmin). Vor allem der Rhesusfaktor spielt in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle. Falls er negativ ist, Ihr Baby aber einen positiven Rhesusfaktor hat, kann es zu einer Blutgruppenunverträglichkeit kommen. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn es bei Blutungen, etwa nach Eingriffen wie der Amniozentese, bei einer äußeren Wendung oder bei der Geburt, zu einem Blutaustausch zwischen Ihnen und Ihrem Baby kommt. Ihr Körper könnte dann Antikörper gegen das kindliche Blut entwickeln.Schwangere mit negativem Rhesusfaktor erhalten deshalb nach medizinischen Eingriffen und zwischen der 28. und 30. Woche sowie bei der Geburt eine Rhesusprophylaxe, die verhindert, dass sich eine solche Körperabwehr gegen das Blut ihres Babys bildet. In der Regel ist die Rhesus-Inkompatibilität jedoch erst bei darauffolgenden Schwangerschaften problematisch. Denn durch die Geburt des vorherigen Babys hat ein Blutaustausch stattgefunden und der Körper hatte genug Zeit, Antikörper zu bilden, die über die Plazenta in den Kreislauf des Kindes gelangen, dort Blutzellen zerstören und eine schwere Erkrankung auslösen.

 Beim Antikörper-Suchtest wird Ihr Blut schon bei der Erstuntersuchung darauf getestet, ob es Antikörper enthält, die zu einer Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Ihnen und Ihrem Baby führen (wie die angesprochene Rhesusunverträglichkeit). Der Test fällt negativ aus, wenn keine Antikörper im Blut zu finden sind. Er wird zwischen der 24. und der 27. Schwangerschaftswoche noch einmal wiederholt.

 Mithilfe des Röteln-HAH-Tests wird untersucht, ob Sie genügend Antikörper gegen eine Rötelninfektion im Blut haben. Optimal ist dabei ein Wert von über 15 IU/ml. In der Regel ist die zu den Kinderkrankheiten zählende Viruserkrankung nicht gefährlich. Vor allem in den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft jedoch kann sie schwere Organschäden sowie körperliche und geistige Entwicklungsstörungen beim Kind hervorrufen. Wenn Sie schon einmal an Röteln erkrankt waren oder zweimal dagegen geimpft wurden, sind Sie lebenslang immun.

 Weitere vorgesehene Laboruntersuchungen: Mithilfe der Lues-Suchreaktion (LSR) wird ermittelt, ob sich in Ihrem Körper Syphilis-Erreger nachweisen lassen. Die sexuell übertragbare Erkrankung kann Ihr Baby schädigen.

 Ab der 32. Schwangerschaftswoche erfolgt ein Test auf das Hepatitis-B-Antigen im Blutserum (HBs-Antigen). Denn eine Frau kann diese für Neugeborene lebensgefährliche Krankheit bei der Geburt auf ihr Baby übertragen. Babys, deren Mutter Überträgerinnen des Hepatitis-B-Virus sind, werden daher umgehend nach der Geburt geimpft.

 Auf Ihren Wunsch oder auf Empfehlung Ihrer medizinischen Betreuerinnen können weitere Blutuntersuchungen erfolgen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen den HIV-Test, dessen Ergebnis wie auch das des LSR-Tests jedoch nicht im Mutterpass eingetragen wird. Es wird lediglich vermerkt, dass der Test gemacht wurde.

 Der Nachweis von Chlamydia-trachomatis-DNA wird mittels einer Urinprobe erhoben. Auch dieser Krankheitserreger wird durch sexuellen Kontakt übertragen. Er siedelt sich in der Vagina an und kann beim Baby Augen- und Lungenentzündungen auslösen, wenn es bei der Geburt auf dem Weg durch den Geburtskanal mit ihm in Kontakt kommt und sich infiziert. Bei einem positiven Test müssen Sie selbst und Ihr Partner mit Antibiotika behandelt werden, um das Risiko für das Kind so gering wie möglich zu halten.

Seite 4

Auf dieser Seite finden Sie Angaben zu vorangegangenen Schwangerschaften und Besonderheiten der aktuellen Schwangerschaft. Um Risiken rechtzeitig zu erkennen und einschätzen zu können, tragen Hebamme oder Ärztin hier alle wichtigen diesbezüglichen Daten ein. Dazu gehören zum Beispiel: Komplikationen bei vorherigen Schwangerschaften, eventuell bereits erfolgte Schwangerschaftsabbrüche oder Fehlgeburten, Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaften, aber auch das Geschlecht, Geburtsdatum und Gewicht Ihrer anderen Kinder sowie deren jeweiligen Geburtsverläufe (Kaiserschnitt, vaginal-operative Geburt, Spontangeburt).

Seite 5 und 6

Auf diesen beiden Seiten finden Sie neben Informationen zu Ihrer Krankengeschichte und allgemeinen Befunden bei der ersten Vorsorgeuntersuchung auch solche zu besonderen Befunden im gesamten Schwangerschaftsverlauf.

 Zunächst werden ganz oben Ihr Alter, Ihre Größe und Ihr Gewicht zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung eingetragen. Unter dem Stichwort »Gravida« (Anzahl der Schwangerschaften) wird angegeben, wie viele Male Sie bisher schwanger waren. »Para« bezeichnet die bisherige Anzahl der Geburten. Wenn Sie zum ersten Mal schwanger sind, lesen Sie also: Gravida I, Para 0.

 Bei der Erstuntersuchung wird unter anderem Ihre eigene Krankengeschichte und die Ihrer Familie erhoben (Anamnese). Erfragt wird dabei zum Beispiel, ob Familienmitglieder unter Diabetes, Bluthochdruck oder anderen Erkrankungen leiden, ob Sie selbst eine chronische Erkrankung oder Allergien haben, ob Sie schon einmal schwanger waren, ob Sie rauchen, Alkohol trinken oder Drogen nehmen. Insgesamt umfasst der Fragenkatalog 26 Punkte. Zutreffende Informationen werden notiert.

 Unter der Rubrik »Beratung der Schwangeren« finden Sie die Themen, über die Sie Ihre Ärztin oder Hebamme beraten sollte. Dazu gehören Ernährung, Medikamente, Genussmittel, Tätigkeit/Beruf, Sport, Reisen, Geburtsvorbereitung/Schwangerschaftsgymnastik und Krebsfrüherkennung, außerdem die individuelle Risikoberatung.

 Unter »Besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf« werden auf der sechsten Seite Befunde und Diagnosen dokumentiert, die sich im Verlauf der jetzigen Schwangerschaft ergeben haben, wie zum Beispiel ein Schwangerschaftsdiabetes.

 Im letzten Feld (Terminbestimmung) schließlich werden alle Angaben notiert, die Sie zu Ihrer Zykluslänge, dem ersten Tag Ihrer letzten Monatsblutung oder auch dem Empfängnistermin machen können. Anhand dieser Informationen wird der voraussichtlichen Geburtstermin bestimmt oder besser ein Geburtszeitraum, in dem Ihr Baby mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Welt kommt. Dieser Termin beziehungsweise diese Zeitspanne kann durch frühe Ultraschalluntersuchungen in manchen Fällen noch einmal angepasst werden.

Seite 7 und 8

Auf diesen Seiten finden Sie das Kernstück des Mutterpasses: das Gravidogramm, eine Dokumentation über alle Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen. Die meisten Einträge werden in Form kryptischer Kürzel vorgenommen, die für den Laien zunächst eher unverständlich sind. Hier die »Auflösung«:

 In den ersten drei Spalten werden das aktuelle Datum und die aktuelle Schwangerschaftswoche mit -tagen (SSW) notiert. Wurde der Geburtstermin nachträglich angepasst, auch die korrigierte Woche (SSW ggf. Korr.).

 In der vierten Spalte wird der Fundusstand oder auch der Symphysen-Fundus-Abstand (SFA) eingetragen. Mit den darin eingetragenen Maßen lässt sich die Größe der Gebärmutter und damit auch die Ihres Babys abschätzen.Die Abkürzungen »S« für Symphyse, »N« für Nabel und »RB« für Rippenbogen finden sich oft in Verbindung mit Plus- und Minuszeichen und der Abkürzung »QF« für Querfinger. So bedeutet »N+2QF«, dass Ärztin oder Hebamme den Fundus zwei Querfinger über dem Nabel tasten können.

 Unter dem Stichwort »Kindslage« finden Sie Kürzel wie »BEL« für Beckenendlage (der Po zeigt Richtung Becken), »SL« für Schädellage (Kopf in Richtung Becken) und »QL« für Querlage (das Baby liegt wie in einer Hängematte quer über dem Becken).

 In die Spalte »Herztöne« wird »+« eingetragen, wenn die Kontrolle mit dem Hörrohr erfolgte, oder »US«, wenn die Herztöne mit einem Dopton oder Ultraschallgerät gehört wurden.

 Auch in der Spalte »Kindsbewegung« bedeutet ein »+«, dass Kindsbewegungen sicht- oder spürbar beziehungsweise unauffällig waren; »US« steht für das Sichten des Strampelns per Ultraschall.

 »Ödeme« und »Varikose« stehen für Wassereinlagerungen beziehungsweise Krampfadern. In beiden Spalten werden je nach Auftreten + (wenig) bis +++ (viel) vermerkt.

Tag für Tag durch meine Schwangerschaft

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