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4. Kapitel Vernunft, Wissenschaft und Yoga I. Abschnitt

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Europäisches metaphysisches Denken überschreitet selbst in jenen Denkern, die das Dasein Gottes oder des Absoluten zu erklären suchen, weder in seiner Methode noch in seinem Ergebnis den Intellekt. Doch der Intellekt ist nicht imstande, die‚ höchste Wahrheit zu erkennen; er vermag lediglich tastend nach der Wahrheit zu suchen oder teilweise Darstellungen von ihr aufzufangen – nicht aber die eigentliche Sache selbst – und versucht dann, diese zusammenzustückeln. Das Mental kann die Wahrheit nicht erreichen; es kann nur ein konstruiertes Gebilde errichten oder eine Kombination von Gebilden, die diese darzustellen versucht. Europäisches Denken mündet daher immer im erklärten oder stillschweigenden Agnostizismus. Der Intellekt, der voller Wahrhaftigkeit an seiner eigenen Grenze angelangt ist, muss umkehren und bekennen: „Ich vermag nicht zu wissen; es gibt Etwas jenseits oder scheint es zumindest zu geben, es muss es sogar geben, eine höchste Wirklichkeit, doch über ihre Wahrheit kann ich nur Mutmaßungen anstellen; sie ist entweder unerkennbar oder kann von mir nicht erkannt werden“. Oder wenn dieser Intellekt auf seiner Suche aus diesem jenseitigen Bereich ein Licht empfing, kann er auch sagen: „Es gibt vielleicht ein Bewusstsein jenseits des Mentals, denn ich scheine es flüchtig erspürt und sogar Zeichen von ihm erhalten zu haben. Wenn dieses Bewusstsein sich in Kontakt mit dem Jenseits befindet oder wenn es gar selbst das Bewusstsein dieses Jenseits ist und du einen Weg zu seiner Erlangung finden kannst, nur dann und nicht anders kann dieses Etwas erkannt werden“.

Alles Suchen der höchsten Wahrheit allein mit Hilfe des Intellektes muss entweder in Agnostizismus dieser Art enden oder aber in einem intellektuellen System oder einer vom Mental errichteten Formel. Es gibt Hunderte dieser Systeme und Formeln, und wenn es noch Hunderte mehr gäbe, würde immer noch keines endgültig sein. Jedes mag für das Mental wertvoll sein, und verschiedene Systeme mit ihren einander widersprechenden Schlussfolgerungen können verschiedene Intellekte von gleicher Fähigkeit und Kompetenz gleichermaßen ansprechen. All diese mühsame Arbeit der Spekulation hat ihren Wert, da sie das menschliche Mental schult und ihm hilft, die Vorstellung eines Etwas jenseits von ihm und eines Höchsten, dem es sich zuwenden muss, aufrechtzuerhalten. Doch der intellektuelle Verstand kann nur unbestimmt darauf hinweisen oder es tastend erspüren oder versuchen, Teilaspekte und sogar einander widersprechende Aspekte seiner Manifestation hier aufzuzeigen; er vermag nicht, in es einzutreten und es zu erkennen. Solange wir allein im Bereich des Verstandes bleiben, können wir lediglich unvoreingenommen über all das, was bereits gedacht und gesucht wurde, nachdenken und fortwährend neue Ideen hervorbringen, alle erdenklichen Ideen, und uns diese oder jene philosophische Ansicht, Meinung oder Schlussfolgerung bilden. Diese Art unvoreingenommener Suche nach der Wahrheit wäre die einzig mögliche Haltung eines weiten, plastischen Intellektes. Doch jede Schlussfolgerung, zu der man auf diese Weise gelangte, wäre nur eine mutmaßliche; sie hätte keinen spirituellen Wert; sie würde nicht die entscheidende Erfahrung oder spirituelle Gewissheit bringen, nach der die Seele sucht. Wenn der Intellekt unser höchstmögliches Instrument ist und es kein anderes Mittel gibt, um die überphysische Wahrheit zu erlangen, dann ist die beste Einstellung ein weiser und weiter Agnostizismus. Die Dinge der Schöpfung können bis zu einem gewissen Grad erkannt werden, doch der Höchste und alles, was sich jenseits des Mentals befindet, müssen dann für immer unerkannt bleiben.

Allein wenn es ein größeres Bewusstsein jenseits des Mentals gibt und jenes Bewusstsein uns zugänglich ist, können wir jene höchste Wirklichkeit erkennen und in sie eintreten. Intellektuelle Spekulation, logisches Schlussfolgern, ob es solch größeres Bewusstsein gibt oder nicht, bringen uns nicht sehr weit. Was wir brauchen, ist ein Weg, um zu seiner Erfahrung zu gelangen, um es zu erreichen, in es einzutreten, in ihm zu leben. Wenn uns dies gelingt, muss die intellektuelle Spekulation und Argumentation notwendigerweise auf einen durchaus zweiten Platz zurücktreten und sogar ihre Daseinsberechtigung verlieren. Philosophie und die intellektuelle Formulierung der Wahrheit können zwar bestehen bleiben, doch hauptsächlich deshalb, um diese größere Entdeckung und was von ihrem Inhalt in mentalen Begriffen darstellbar ist für jene auszudrücken, die noch im mentalen Verstand leben.

Du wirst erkennen, dass dies deine Frage über die westlichen Denker weitgehend beantwortet, über Bradley und andere, die auf dem intellektuellen Weg zu jener Vorstellung eines „Anderen, jenseits des Denkens“ gelangt sind oder die sogar, wie Bradley, versucht haben, ihre Schlussfolgerungen darüber in Begriffen auszudrücken, die an Formulierungen im „Arya“ erinnern. Diese Vorstellung ist an sich nicht neu, sie ist so alt wie der Veda selbst. Es gab sie in anderer Form im Buddhismus, im christlichen Gnostizismus, im Sufismus. Ursprünglich wurde sie nicht durch die intellektuelle Spekulation entdeckt, sondern durch Mystiker, die einer inneren spirituellen Disziplin folgten. Als zwischen dem siebten und fünften Jahrhundert v. Chr. die Menschen sowohl im Osten als auch im Westen das Wissen zu intellektualisieren begannen, blieb diese Wahrheit im Osten erhalten; im Westen, wo der Intellekt allmählich als das einzige oder höchste Instrument zur Entdeckung der Wahrheit anerkannt wurde, begann diese Vorstellung zu verblassen; die Neo-Platoniker entdeckten sie aufs neue, und nun scheinen die Neo-Hegelianer und andere (zum Beispiel der Russe Ouspensky und, ich glaube, ein oder zwei deutsche Denker) danach zu suchen. Und dennoch ist ein Unterschied vorhanden.

Nicht nur im Westen, auch im Osten, besonders in Indien versuchten metaphysische Denker, die Natur der höchsten Wahrheit mit Hilfe des Intellektes zu bestimmen. Doch erstens räumten sie dem mentalen Denken als Instrument bei der Entdeckung der Wahrheit nicht die höchste Stufe ein, sondern behandelten es zweitrangig. Der vorderste Platz gehörte hier immer der spirituellen Intuition und Erleuchtung, der spirituellen Erfahrung; eine intellektuelle Schlussfolgerung, die dieser höchsten Maßgeblichkeit widersprach, wurde nicht anerkannt. Zweitens, jede Philosophie versah sich mit einem praktischen Weg, um das höchste Stadium des Bewusstseins zu erreichen, so dass das Ziel, selbst wenn man mit dem Denken begann, darin bestand, zu einem Bewusstsein jenseits des mentalen Denkens zu gelangen. Jeder Gründer einer Philosophie – oder jene, die sein Werk oder seine Schule fortsetzten – war gleichzeitig ein metaphysischer Denker und Yogi. Die rein philosophischen Intellektuellen wurden ob ihrer Gelehrsamkeit respektiert, doch nahmen sie nie den Rang von Wahrheits-Entdeckern ein. Und jene Philosophien, denen eine genügend machtvolle Methode spiritueller Erfahrung fehlte, starben aus und gehörten der Vergangenheit an, da sie für spirituelle Entdeckung und Verwirklichung nicht brauchbar waren.

Im Westen geschah genau das Gegenteil. Der Gedanke, der Intellekt, der logische Verstand wurden mehr und mehr als die höchsten Mittel betrachtet und sogar als höchstes Ziel; in der Philosophie ist das Denken der Anfang und das Ende. Die Wahrheit muss hier durch intellektuelles Forschen – und die Spekulation entdeckt werden; sogar die spirituelle Erfahrung wird aufgerufen, sich den Prüfungen des Intellektes zu unterziehen, wenn sie als gültig angesehen werden will – also praktisch das Gegenteil der indischen Einstellung. Selbst diejenigen, die erkennen, dass mentales Denken zurückgelassen werden muss, und ein supramentales „Anderes“ anerkennen, scheinen zu meinen, dass mit Hilfe von mentalem Denken, das sich sublimiert und wandelt, diese andere Wahrheit zu erreichen sei und an Stelle der mentalen Begrenzung und Unkenntnis treten muss. Und dennoch, westliches Denken ist nicht mehr dynamisch, es hat eine Theorie der Dinge und nicht die Verwirklichung gesucht. Bei den alten Griechen war es noch dynamisch, doch eher mit einem moralischen und ästhetischen als einem spirituellen Ziel. Späterhin wurde es umso mehr rein intellektuell und akademisch; es wurde zu einer intellektuellen Spekulation, doch ohne jeden praktischen Weg und praktische Methoden, die Wahrheit mit Hilfe spiritueller Erfahrung, spiritueller Entdeckung und spiritueller Umwandlung zu erreichen. Gäbe es diesen Unterschied nicht, dann bestünde für Suchende, wie du selbst einer bist, kein Grund, sich dem Osten zur Unterweisung anzuvertrauen; denn im rein intellektuellen Bereich sind die westlichen Denker so maßgebend wie jeder östliche Weise. Was in der Überintellektualität des Mentals in Europa verloren ging, ist der spirituelle Pfad, der Weg, der über den Intellekt hinausführt, der Übergang vom äußeren Wesen zum innersten Selbst.

In den Auszügen von Bradley und Joachim, die du mir schicktest, ist es immer noch das intellektuelle Denken über das, was sich jenseits von ihm befindet, und das zu einer intellektuellen, einer vernunftmäßigen, spekulativen Schlussfolgerung daraus gelangt. Es besitzt nicht die Dynamik für die Veränderung, die es zu beschreiben sucht. Wenn diese Autoren eine Verwirklichung in mentalen Ausdrücken beschreiben würden, selbst eine mentale Verwirklichung, eine intuitive Erfahrung jenes „Anderen, jenseits des Denkens“, könnte man in die Nähe der gleichen Erfahrung gelangen, sofern man bereit wäre, sie durch den Schleier ihrer Sprache zu spüren. Oder man könnte sich, ihren Überlegungen folgend, für den gleichen Übergang bereitmachen, wenn sie nach Erreichen der verstandesmäßigen Folgerungen – auf der Suche nach dem Weg oder einem bereits gefundenen folgend – zur spirituellen Verwirklichung fortgeschritten wären. Doch nichts dieser Art ist in all dem schwerfälligen Denken zu finden. Es bleibt im Bereich des Intellekts und ist darin zweifellos bewundernswert; doch für die spirituelle Erfahrung fehlt ihm die Dynamik.

Nicht indem man die gesamte Wirklichkeit „durchdenkt“, sondern durch eine Bewusstseinsveränderung kann man aus der Unwissenheit zum Wissen gelangen, zu jener Erkenntnis, durch, die wir zu dem werden, was wir erkannten. Der integrale Weg zur Wahrheit1 besteht darin, sich vom äußeren in ein direktes und wesenhaftes inneres Bewusstsein zu wenden, das Bewusstsein über die Grenzen von Körper und Ego auszudehnen, es durch inneren Willen und Aspiration zu erhöhen und dem Licht zu öffnen, bis es in seinem Aufsteigen das Mental überschreitet; ferner eine Herabkunft des supramentalen Göttlichen durch Selbst-Geben und Hingabe und die fortwährende Umwandlung von Mental, Leben und Körper herbeizuführen. Dies ist es, was hier die Wahrheit genannt wird und das Ziel unseres Yoga ist.

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Yoga besteht nicht aus Ideen, sondern aus innerer spiritueller Erfahrung. Sich allein von gewissen religiösen oder spirituellen Ideen angezogen zu fühlen, führt zu keiner Verwirklichung. Yoga bedeutet eine Bewusstseinsveränderung; rein mentale Aktivität führt zu keiner Veränderung des Bewusstseins, sie vermag lediglich das Mental zu verändern. Und wenn dein Mental genügend beweglich ist, wird es sich bis zuletzt fortwährend verändern, ohne zu einem gesicherten Weg oder in einen spirituellen Hafen gelangt zu sein. Das Mental kann denken, zweifeln, in Frage stellen, billigen und seine-Billigung wieder zurückziehen, Formungen bilden und sie wieder auflösen, Entscheidungen fällen und sie rückgängig machen, immer an der Oberfläche und mittels oberflächlicher Anhaltspunkte urteilend und daher niemals zu einer tiefen und sicheren Erfahrung der Wahrheit gelangend – doch mehr vermag es allein aus sich selbst nicht zu tun. Es gibt nur drei Wege, wodurch es sich zu einem Kanal oder Instrument der Wahrheit machen kann. Entweder es muss zum Schweigen im Selbst gelangen und einem weiteren und größeren Bewusstsein weichen; oder es muss sich passiv machen für ein inneres Licht und diesem Licht erlauben, es als Ausdrucksmittel zu gebrauchen; oder aber es muss sich aus dem gegenwärtig zweifelnden, intellektuellen und oberflächlichen Mental in einen intuitiven Verstand wandeln, in ein visionäres Mental, das für eine direkte Wahrnehmung der göttlichen Wahrheit geeignet ist.

Wenn du irgend etwas im Yoga erreichen willst, hast du ein für allemal festzulegen, welchem Weg du folgen willst. Es hat keinen Wert, dein Gesicht der Zukunft zuzuwenden und dann immer wieder in die Vergangenheit zurückzublicken; auf diese Weise wirst du nirgendwohin gelangen. Wenn du an deine Vergangenheit gebunden bist, kehre zu ihr zurück und folge dem Weg, den du dann wählst; doch wenn du statt dessen diesen Weg wählst, musst du dich voll und ganz geben und darfst nicht jeden Augenblick zurückschauen.

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Über Zweifel zu diskutieren, habe ich seit langem aufgegeben, da ich es durchaus für sinnlos halte. Yoga eignet sich nicht für intellektuelle Untersuchung oder Erörterung. Man kann nicht über das logische oder debattierende Mental zum wahren Verständnis des Yogaweges gelangen oder diesem folgen. Eine unentschiedene Einstellung, „ehrliche Zweifel“ und die Forderung, dass der Intellekt zufriedengestellt werden muss und jeden einzelnen Punkt zu beurteilen hat, ist im Bereich einer äußeren mentalen Tätigkeit durchaus in Ordnung. Yoga aber ist kein mentaler Bereich, und das Bewusstsein, das gegründet werden muss, ist kein mentales, logisches oder erörterndes Bewusstsein – es gibt im Yoga sogar die Regel, dass die Sadhana ihr Ziel verfehle, wenn und solange nicht das Mental, einschließlich des intellektuellen oder logischen Mentals, zur Ruhe gelangt ist und sich in der Stille oder dem Schweigen einem Bewusstsein, einem Wissen und einer Schau von höherer oder tieferer Art geöffnet hat. Aus dem gleichen Grund wird in der indischen Tradition bedingungslose Offenheit gegenüber dem Guru gefordert; den Guru zu tadeln, zu kritisieren und anzugreifen, galt als verwerflich und als das unfehlbarste Hemmnis der Sadhana, das es gibt.

Könnte man den „Geist des Zweifels“ überwinden, indem man ihm mit Argumenten begegnet, dann wäre die Forderung, ihn mittels der Logik zu befriedigen, gewissermaßen berechtigt. Doch der „Geist des Zweifels“ zweifelt um seiner selbst, um des Zweifels willen; er gebraucht das Mental lediglich als Instrument seines speziellen dharma und dies umso mehr, je mehr das Mental glaubt, es suche aufrichtig nach einer Lösung seiner ehrlichen und ununterdrückbaren Zweifel Mentale Einstellungen, unterscheiden sich zudem immer, und es ist wohlbekannt, dass Menschen endlos argumentieren können, ohne einander zu überzeugen. Zu versuchen, hartnäckige und immer wiederkehrende Zweifel zu beschwichtigen – was lange Zeit in diesem Ashram verbreitet war und die Sadhana behinderte – bedeutet, das Ziel des Yoga zu vereiteln und sich gegen sein zentrales Prinzip zu wenden, ohne spirituell oder auf andere Weise etwas zu gewinnen. Grundlegende Zweifel überwindet man durch das Wachsen der Seele in sich oder durch die Weitung seines Bewusstseins und durch nichts anderes. Fragen, die sich aus einer forschenden Einstellung erheben, die weder aggressiv noch rechthaberisch sind, sondern zum allgemeinen Wissensdrang gehören, können beantwortet werden, doch der „Geist des Zweifels“ ist unersättlich und nie zu befriedigen.

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Unter tausend mentalen Fragen und Antworten gibt es nur hie und da eine, die wirklich eine dynamische Hilfe bedeutet – während eine einzige innerliche Reaktion oder ein klein wenig Wachsen des Bewusstseins das erreicht, was tausend Fragen und Antworten nicht zu erreichen vermögen. Der Yoga schreitet nicht durch Anweisung, upadesa, voran, sondern durch innere Einflussnahme. Weit wichtiger, als Fragen zu stellen, ist, deinen Zustand und deine Erfahrungen zu erkennen und dich der Hilfe zu öffnen.

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Die ganze Welt weiß – und das gilt sowohl für den spirituellen Denker als auch für den Materialisten –, dass dieses Leben in der Unwissenheit oder der Unbewusstheit der Natur für das erschaffene oder natürlich [in der Evolution] entwickelte Wesen weder ein Bett aus Rosen ist noch ein Pfad in heiterem Licht. Es ist eine schwierige Reise, ein Kampf, ein Gefecht, ein oft schmerzhaftes und wechselvolles Wachsen, ein Leben, das von Finsternis, Falschheit und Leid umgeben ist. Es hat seine mentalen, vitalen und physischen Freuden und Vergnügungen, doch haben diese einen sehr vergänglichen Geschmack – den dennoch das vitale Selbst nicht missen will –, und sie enden in Ekel, Ermüdung und Desillusionierung. Und was dann? Zu sagen, es gäbe das Göttliche nicht, ist einfach, doch führt es nirgendwohin, es lässt dich dort, wo du bist, ohne Hoffnung und Ausweg – weder Russel noch sonst irgendein Materialist kann dir verraten, wohin du gehst oder gar wohin du gehen sollst. Das Göttliche manifestiert sich bekanntlich nicht derart, dass es in den äußeren Gegebenheiten der Welt erkannt werden kann. Wir haben es nicht mit dem Werk eines unverantwortlichen Herrschers irgendwo zu tun, sondern es sind die Gegebenheiten eines Ausarbeitens von Kräften gemäß einer bestimmten Natur des Seins – man könnte auch sagen, gemäß einer gewissen Anlage oder einem gewissen Problem des Seins – in etwas, in das einzutreten und mit ihm zusammenzuwirken wir tatsächlich alle zugestimmt haben. Die Arbeit sei schmerzhaft, zweifelhaft, ihre Wechselfälle unmöglich vorherzusehen? Dann gibt es zwei Möglichkeiten, nämlich entweder sich davon abzulösen und das nirvana zu erlangen, sei es mit Hilfe des buddhistischen oder des illusionistischen Weges, oder aber sich nach innen zu wenden und dort das Göttliche zu finden, das an der Oberfläche nicht zu entdecken ist. Diejenigen, die den Versuch unternahmen – und es waren ihrer nicht wenige, sondern Hunderte und Tausende –, haben durch alle Zeiten bezeugt, dass dort das Göttliche zu finden ist, und daher gibt es auch den Yoga. Es nähme lange Zeit in Anspruch? Das Göttliche sei hinter dem dichten Schleier seiner Maya verborgen und beantworte weder unseren Ruf sofort noch in einem frühen Stadium der Sadhana? Oder es gewähre nur einen ungewissen oder flüchtigen Blick und ziehe sich dann zurück und warte auf unser Bereitsein? Doch wenn das Göttliche irgendeinen Wert hat, lohnt es dann nicht eine gewisse Mühe und Zeit und Arbeit, ihm zu folgen, und können wir wirklich darauf beharren, es ohne Schulung, Opfer, Leiden oder Mühen zu erreichen? Ganz sicher ist es unvernünftig, eine derartige Forderung zu stellen. Soviel steht jedoch fest, wir müssen uns nach innen wenden, hinter den Schleier, damit wir es finden; nur dann können wir es auch außen sehen, und der Verstand kann nicht so sehr überzeugt als gezwungen werden, Seine Gegenwart durch die Erfahrung anzuerkennen – geradeso als hätte ein Mensch das erblickt, dessen Vorhandensein er abgestritten hatte, und kann es nun nicht länger leugnen. Doch hierfür müssen die Mittel akzeptiert werden, ein beharrlicher Wille und eine beharrliche Geduld bei der Arbeit.

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Doch warum um Himmels willen verlangt dein verzweifelnder Freund, dass jedermann mit ihm übereinstimmt und der von ihm bevorzugten Verhaltens- oder Glaubensrichtung folgt? Das ist der niemals verwirklichte Traum des Politikers, oder verwirklicht nur mit Hilfe eines gewaltsamen Druckes auf das menschliche Mental und Leben, jener neuesten Errungenschaft des Tat-Menschen. Die „inkarnierten“ Götter, also die Gurus und spirituellen Menschen, über die er sich so bitterlich beklagt, sind in ihren Hoffnungen viel bescheidener und zufrieden mit einer Handvoll oder aber – wenn du so willst – mit einem Ashram voller Schüler; doch selbst diese wollen sie nicht eigentlich – wenn sie da sind, sind sie da. Sind also diese verachteten „Inkarnierten“ der Vernunft und Weisheit nicht näher als die politischen Führer – ausgenommen natürlich, dass einer von ihnen den Fehler begeht, eine universale Religion zu gründen, doch das geht uns nichts an. Zudem tadelt dich dein Freund, du hättest deine Vernunft in blindem Glauben verloren. Doch was ist, außer einem vernunftmäßigen Glauben, seine eigene Ansicht der Dinge? Du glaubst deinem Glauben gemäß, was ganz natürlich ist, er glaubt seiner Meinung gemäß, was auch natürlich ist, doch keinesfalls besser, was die Wahrscheinlichkeit anbelangt, zur wahren Wahrheit der Dinge zu gelangen. Seine Meinung entspricht seiner Vernunft. Doch auch die Meinung seiner politischen Gegner entspricht deren Vernunft, dennoch ist die Idee, auf der sie beharren, das genaue Gegenteil der seinen. Kann man überhaupt durch Argumentation das Rechte aufzeigen? Die einander opponierenden Parteien können argumentieren, bis sie schwarz werden, und sind einer Entscheidung immer noch nicht nähergekommen. Am Ende gewinnt der, der die größere Macht hat oder der von der allgemeinen Richtung der Dinge begünstigt wird. Doch wer kann, wenn er die Welt betrachtet, behaupten, die allgemeine Richtung der Dinge bewege sich immer oder jemals der rechten Vernunft gemäß – was immer dies sein mag, das man die rechte Vernunft nennt. Tatsächlich gibt es keine universale, unfehlbare Vernunft, die zwischen gegensätzlichen Meinungen zu entscheiden und der Schiedsrichter zu sein vermöchte: es gibt nur meine Vernunft, deine Vernunft, Xs Vernunft, Ys Vernunft, die miteinander multipliziert ein misstönendes Vielfaches ergeben. Jeder urteilt nach seiner Einstellung zu den Dingen, nach seiner Meinung, das heißt seiner mentalen Beschaffenheit und Vorliebe gemäß. Welchen Wert hat es, den Glauben verächtlich zu machen, der uns letzten Endes etwas gibt, woran wir uns inmitten der Widersprüche eines rätselhaften Universums halten können. Wenn man zu einem Wissen, das weiß, zu gelangen vermag, dann ist es etwas anderes; doch solange wir nur ein argumentierendes Nicht-Wissen besitzen, nun, solange gibt es noch einen Platz für den Glauben; der Glaube kann sogar der Schimmer jenes Wissens sein, das weiß – wie fern es auch immer sei; und schließlich gibt es nicht den geringsten Zweifel daran, dass mit seiner Hilfe die Dinge geschehen. Hier hast du nun selbst ein Stück Argumentation – und wie alles übrige Argumentieren überzeugt es den Überzeugten, doch nicht den Unüberzeugbaren, also jenen, der den Boden, auf dem die Argumentation tanzt, nicht akzeptiert. Logik ist schließlich nichts anderes als ein abgewogener Tanz des Mentals.

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Dein Traum war bestimmt kein Mondschein, er war eine innere Erfahrung, die als voll gültig angesehen werden kann. Was die anderen Fragen anbelangt, so sind sie sehr verwickelt, und ich fühle mich nicht gerüstet, den Gordischen Knoten mit einem Hieb zu durchhauen. Sicher hast du recht, wenn du unmittelbar deiner eigenen Wahrheit folgst, und du brauchst Xs oder anderer Leute Vorschläge und Lösungen nicht anzunehmen. Der Mensch braucht beides, Glauben und Vernunft, solange er keine bessere Einsicht und kein größeres Wissen erreicht hat. Ohne Glauben kann er mit Sicherheit auf keinem Pfad wandern, doch ohne Vernunft durchaus, besonders wenn ihn der Stab des Glaubens in der Dunkelheit stützt. X gründet seinen Glauben zwar nicht auf der Vernunft, doch auf dem Argument; selbst der Rationalist, der Rationalisierende oder der Argumentierende muss Glauben besitzen und sei es nur der Glaube an die Vernunft selbst als ausreichend und maßgebend; genauso sieht der Gläubige seinen Glauben als ausreichend und maßgebend an. Dennoch können beide [Glaube und Vernunft] irren – wie es nicht anders sein kann –, da beide Instrumente des menschlichen Mentals sind, dessen Natur es ist zu irren, und beide teilen die Begrenzungen dieses Mentals. Jeder muss in dem Licht wandern, das er besitzt, auch wenn es dunkle Stellen gibt, über die er stolpert.

All dies hat mit der Frage nach der gegenwärtigen menschlichen Zivilisation jedoch nichts zu tun. Nicht diese ist es, die gerettet werden muss – die Welt muss gerettet werden; und dies wird bestimmt geschehen, obwohl es nicht so einfach oder so bald sein wird, wie manche es wünschen oder sich vorstellen mögen, oder gar auf die Weise, wie sie es sich vorstellen. Das Gegenwärtige muss sich mit Sicherheit ändern; die Frage ist nur, ob es mit Hilfe einer Zerstörung oder eines neuen Aufbaus auf der Grundlage einer größeren Wahrheit geschieht. Die Mutter hat diese Fragen offen gelassen, und ich kann nichts anderes tun. Schließlich muss der Weise, außer er ist ein Prophet oder der Direktor des astrologischen Instituts von Madras, die „Asquithsche“2 Haltung einnehmen. Weder Optimismus noch Pessimismus sind die Wahrheit: sie sind nichts als Veranlagungen des Mentals oder Temperaments.

Am besten also ohne übermäßigen Optimismus oder Pessimismus „abwarten und Tee trinken“.

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Der Glaube an spirituelle Dinge, der vom Sadhak verlangt wird, ist kein unwissender, sondern ein leuchtender Glaube, ein Glaube im Licht und nicht in der Finsternis. Der skeptische Verstand nennt ihn blind, da sich dieser Glaube von äußeren Erscheinungsformen oder scheinbaren Tatsachen nicht leiten lässt – denn er sucht die Wahrheit dahinter – und sich nicht auf den Krücken des Beweises und des Offenkundigen vorwärtsbewegt. Er ist eine Intuition – eine Intuition, die nicht nur auf die Erfahrung wartet, die sie rechtfertigen soll, sondern auch zur Erfahrung führt. Wenn ich an Selbst-Heilung glaube, werde ich nach einer Weile den Weg finden, mich selbst zu heilen. Wenn ich an die Umwandlung glaube, kann ich zu ihr gelangen, in dem ich meine Hand an den Vorgang der Umwandlung lege und diesen auslöse. Doch wenn ich mit Zweifel beginne und mit mehr Zweifel fortfahre, wie weit werde ich dann auf dieser Reise vermutlich kommen?

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Was die Frage des Glaubens und Zweifels anbelangt, so gibst du dem Wort „Glauben“ mit Übereifer eine Bedeutung und eine Reichweite, wie ich sie nicht damit verbinde. Ich werde nicht nur einen, sondern mehrere Briefe zu schreiben haben, um die Situation zu klären. Es scheint, dass du mit Glauben einen mentalen Glauben meinst, der dem Mental und den Sinnen in der zweifelhaften Form einer haltlosen Behauptung dargeboten wird. Ich meine damit die dynamische und intuitive Überzeugung des inneren Wesens von der Wahrheit übersinnlicher Dinge, die durch physische Tatsachen nicht bewiesen werden können, sondern dem Bereich der Erfahrung angehören. Meiner Ansicht nach ist dieser Glaube eine höchst wünschenswerte Vorbereitung für die angestrebte Erfahrung (wenn auch nicht unerlässlich, denn es gibt eine Art Erfahrung, der kein Glaube vorangeht). Wenn ich so viel Wert auf den Glauben lege – nicht so sehr auf einen bejahenden Glauben als auf ein Ablegen des a priori Zweifelns und Verneinens –, dann deshalb, da ich finde, dass diese Zweifel und dieses Verneinen zu einem Instrument in den Händen der hemmenden Kräfte geworden sind...

Die Ablehnung des Materialisten nenne ich a priori, weil er sich weigert, auch nur zu erwägen oder zu prüfen, was er ablehnt; er beginnt vielmehr mit der Ablehnung und vertritt den Standpunkt, dass etwas seinen eigenen Theorien Widersprechendes nicht wahr sein kann. Auf der anderen Seite ist der Glaube an das Göttliche, an die Gnade, den Yoga, den Guru usw. kein a priori-Glaube, da er sowohl auf einer großen menschheitlichen Erfahrung, angesammelt in Jahrhunderten und Jahrtausenden, beruht als auch auf der persönlichen intuitiven Wahrnehmung. Glaube ist eine intuitive Wahrnehmung, die durch die Erfahrung von Hunderten und Tausenden, die sie vor mir hatten, bestätigt wurde.

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Während ich über Zweifel zu schreiben beginne, fechten mich „Zweifel“ an, ob jedwede Menge von Schriften oder irgend etwas anderes den ewigen Zweifel im Menschen, die Strafe seiner angeborenen Unwissenheit zu zerstreuen vermag. Zunächst einmal, wollte man angemessen darüber schreiben, so würde dies in etwa sechzig bis sechshundert Seiten ausmachen, doch nicht einmal sechstausend überzeugende Seiten könnten den Zweifel überzeugen. Denn der Zweifel besteht um seiner selbst willen; sein eigentlicher Zweck ist, immer zu zweifeln, und selbst wenn er beschwichtigt ist, weiterhin zu zweifeln; und nur um von demjenigen, der ihn nährt, Unterkunft und Verpflegung zu erhalten, gibt er vor, ein ehrlicher Wahrheitssucher zu sein. Dies ist es, was ich sowohl aus der Erfahrung mit meinem eigenen Mental als auch mit dem Mental anderer gelernt habe; der einzige Weg, sich vom Zweifel zu befreien, besteht darin, Wahrheit und Falschheit mit Hilfe des Unterscheidungsvermögens ausfindig zu machen und unter seinem Schutz die Tür frei und mutig der Erfahrung zu öffnen.

Gleichviel, ich habe zu schreiben begonnen, doch werde ich nicht mit dem Zweifel beginnen, sondern mit der Forderung nach dem Göttlichen als einer konkreten inneren Gewissheit, genauso konkret wie irgendein physisches Phänomen, das von den Sinnen aufgegriffen wird. Nun, natürlich muss das Göttliche eine derartige innere Gewissheit sein, nicht nur so konkret, sondern noch konkreter als irgend etwas, das von Ohr oder Auge oder beim Kontakt mit der Welt der Materie wahrgenommen wird; es ist jedoch nicht eine Gewissheit des mentalen Denkens, sondern die einer essentiellen Erfahrung. Wenn sich der Friede Gottes auf dich senkt, wenn die Göttliche Gegenwart in dir ist, wenn der Ananda dich überströmt wie ein Meer, wenn du vom Atem der Göttlichen Kraft getrieben wirst wie ein Blatt vor dem Wind, wenn die Liebe sich aus dir über der gesamten Schöpfung entfaltet, wenn das Göttliche Wissen dich mit einem Licht überflutet, in einem Augenblick alles erleuchtend und umwandelnd, was zuvor trüb und sorgenvoll und finster war, wenn alles Bestehende Teil der Einen Wirklichkeit wird, wenn diese Wirklichkeit ganz um dich ist, dann fühlst du, siehst du, berührst du allein das Göttliche, augenblicklich und überall, sei es durch spirituellen Kontakt, die innere Vision, durch das erleuchtete und erkennende Denken, sei es durch die vitale Empfindung und sogar durch die physischen Sinne selbst. Dann kannst du es kaum weniger bezweifeln oder leugnen als du das Tageslicht oder die Luft oder die Sonne am Himmel bezweifeln oder leugnen kannst; denn dieser physischen Dinge bist du nicht sicher, weil sie etwas sind, was deine Sinne dir widerspiegeln; doch in der konkreten Erfahrung des Göttlichen ist Zweifel nicht möglich.

Was das Andauern anbelangt, so kannst du von einer anfänglichen spirituellen Erfahrung dieses nicht erwarten; nur wenigen gelingt dies, und selbst bei ihnen ist nicht immer die gleich hohe Intensität der Erfahrung vorhanden; meist kommt sie und zieht sich dann hinter den Schleier zurück, um zu warten, bis der menschliche Teil vorbereitet ist und reif wird und ihr Anwachsen und dann ihr Andauern ertragen und bewahren kann. Doch sie deswegen in Frage zu stellen, wäre in höchstem Maße vernunftwidrig. Man bezweifelt nicht das Vorhandensein der Luft, wenngleich nicht immer ein starker Wind weht, oder des Sonnenlichts, obwohl die Nacht zwischen Abend und Morgen liegt. Die Schwierigkeit liegt im normalen menschlichen Bewusstsein, zu dem die spirituelle Erfahrung als etwas Anormales kommt, und tatsächlich ist sie übernormal. Diese schwache, begrenzte Normalität hat anfangs Schwierigkeiten, von jener größeren und intensiveren übernormalen Erfahrung auch nur angerührt zu werden; oder sie wird mit dem dunkleren Stoff der eigenen mentalen oder vitalen Erfahrung verdünnt; und wenn dann die spirituelle [Erfahrung] in ihrer überwältigenden Macht tatsächlich herabkommt, kann sie diese oft nicht ertragen oder aber nicht halten und bewahren. Dennoch, ist einmal eine entscheidende Bresche in den Wall geschlagen worden, den das Mental gegen das Unendliche errichtet, dann wird sich die Bresche weiten, manchmal langsam, manchmal schnell, bis es keinen Wall mehr gibt – und dies bedeutet dann die Beständigkeit [der spirituellen Erfahrung].

Doch können weder entscheidende Erfahrungen herbeigeführt werden, noch kann ein neuer Bewusstseinszustand, in dem diese normal sein werden, andauern, solange sich das Mental ständig mit seinen eigenen Vorbehalten, mit seinen Vorurteilen und unwissenden Phrasen einmischt oder darauf besteht, die göttliche Gewissheit – wie die relative Wahrheit einer mentalen Schlussfolgerung –, mit Hilfe der Argumentation zu erreichen, mit Hilfe des Zweifels, des Forschens und all dem anderen Rüstzeug der Unwissenheit, das um das Wissen herumtappt und -tastet; diese größeren Dinge können allein durch ein fortschreitendes Sich-Öffnen eines beruhigten Bewusstseins, das spiritueller Erfahrung immerfort zugewandt ist, herbeigeführt werden. Die Frage, warum das Göttliche es derart auf dieser höchst unbequemen Grundlage eingerichtet hat, ist müßig, denn es handelt sich um nichts anderes als ein psychologisches Erfordernis, das von der eigentlichen Natur der Dinge auferlegt wurde. Diese Erfahrungen des Göttlichen sind keine mentalen Konstruktionen, keine vitalen Bewegungen, es sind essentielle Dinge, es sind keine nur erdachten Dinge, es sind Realitäten, die nicht mental, sondern in der uns unmittelbar zugrundeliegenden Substanz und Essenz gefühlt werden. Das Mental ist immer bereit, sich einzumischen; es hat seine eigene Art, das Göttliche zu mentalisieren mit Hilfe von Gedanken, Meinungen, Gefühlen und mentalen Deutungen der spirituellen Wahrheit; es gibt sogar eine Art mentaler Verwirklichung, die, so gut sie kann, ein gewisses Bild der höheren Wahrheit wiedergibt – und all dies hat seinen Wert, doch ist es nicht konkret, wesenhaft und unbezweifelbar. Das Mental ist von sich aus einer höchsten Gewissheit nicht fähig; was immer es glaubt, kann es bezweifeln und bezweifelt es; was immer es bejaht, kann es verneinen; was immer es ergreift, kann es loslassen und lässt es los. Das ist, wenn du so willst, seine Freiheit, sein edles Recht, sein Privileg; doch dies ist alles, was du zu seinen Gunsten sagen kannst; du darfst nicht hoffen, mit Hilfe dieser Methoden des Mentals (außerhalb des Bereichs physischer Phänomene und selbst innerhalb dieser kaum) zu irgend etwas zu gelangen, das du die höchste Gewissheit nennen kannst. Aus diesem zwingenden Grund kann das Denken über das Göttliche oder das Forschen nach ihm nicht das Göttliche herbeiführen. Wenn das Bewusstsein immer mit kleinen mentalen Bewegungen erfüllt ist, die, begleitet von einer Schar vitaler Regungen, Begierden, Voreingenommenheiten und all dem Übrigen, das menschliche Denken beeinträchtigen, so wie es meist der Fall ist – ganz abgesehen von dem eigentlichen Ungenügen der Vernunft –, wo soll da Platz für eine neue Wissensordnung sein, für grundlegende Erfahrungen oder für jenes tiefe und gewaltige Emporwogen oder Herabkommen des Spirits? Allerdings besteht die Möglichkeit, dass das Mental inmitten seiner Aktivitäten plötzlich ergriffen, überwältigt, zur Seite geschwemmt und alles von einem plötzlichen Einbruch spiritueller Erfahrung überflutet wird. Doch wenn es nachher beginnt, in Frage zu stellen, zu zweifeln, zu theoretisieren, zu mutmaßen, was dies sein könnte, ob es wahr sei oder nicht, dann bleibt der spirituellen Macht nichts anderes übrig, als sich wieder zurückzuziehen und zu warten, bis das Schäumen des Mentals sich beruhigt hat.

Ich möchte eine einfache Frage an jene richten, die das intellektuelle Mental zum Maßstab und Richter spiritueller Erfahrung machen. Ist das Göttliche etwas Geringeres oder ist es etwas Größeres als das Mental? Ist mentales Bewusstsein mit seinen tastenden Fragen, seinem endlosen Argumentieren, seinen unstillbaren Zweifeln, seiner starren und unbiegsamen Logik dem Göttlichen Bewusstsein überlegen oder ebenbürtig oder ist es seiner Tätigkeit und seinem Zustand nach etwas Geringeres? Ist es größer, dann gibt es keinen Grund, das Göttliche zu suchen. Ist es ihm ebenbürtig, dann ist spirituelle Erfahrung ziemlich überflüssig. Ist es aber geringer, wie vermag es dann anzuklagen, zu urteilen, das Göttliche zum Angeklagten oder Zeugen vor seinem Tribunal zu machen, es aufzufordern, als Kandidat vor einem Komitee von Prüfenden zu erscheinen oder es wie ein Insekt unter das untersuchende Mikroskop zu halten? Kann das vitale Tier die Ebene seiner vitalen Instinkte, Assoziationen und Impulse als unfehlbar betrachten und mit ihrer Hilfe das Mental des Menschen beurteilen, interpretieren und ergründen? Es kann das nicht, da das menschliche Mental eine größere Macht ist, die auf eine weitere, komplexere Weise arbeitet, der das tierisch-vitale Bewusstsein nicht zu folgen vermag. Sollte es daher so schwierig sein zu erkennen, dass in gleicher Weise das Göttliche Bewusstsein etwas unendlich Weiteres, Komplexeres als das menschliche Mental sein muss, erfüllt mit größerer Macht und größerem Licht, sich auf eine Weise bewegend, die das reine Mental mit dem Maßstab seines fehlbaren Verstandes und begrenzten Halbwissens weder beurteilen noch interpretieren noch ergründen kann? Es ist klar, dass Spirit und Mental nicht das Gleiche sind und dass es das spirituelle Bewusstsein ist, in das der Yogi eintreten muss (in all dem erwähne ich in keiner Weise das Supramental), wenn er in ständigem Kontakt oder der Einung mit dem Göttlichen sein will. Es ist daher keine Laune oder Tyrannei des Göttlichen, darauf zu bestehen, dass das Mental seine Begrenzungen erkennt, sich beruhigt, von seinen Forderungen ablässt, um sich einem größeren Licht als dem seiner eigenen dunkleren Ebene zu öffnen und hinzugeben.

Dies bedeutet nicht, dass das Mental im spirituellen Leben keinen Platz hat; es bedeutet vielmehr, dass es nicht das Hauptinstrument sein kann, viel weniger die Autorität, deren Urteil sich alle, einschließlich des Göttlichen, unterwerfen müssen. Das Mental hat von dem größeren Bewusstsein, dem es sich nähert, zu lernen und ihm nicht seinen eigenen Maßstab aufzuerlegen; es muss die Erleuchtung empfangen, es muss sich einer höheren Wahrheit öffnen und eine größere Macht anerkennen, die nicht nach mentalen Richtlinien wirkt, es muss sich unterwerfen und geschehen lassen, dass sein Halblicht und seine Halbdunkelheit von oben überflutet werden, bis es sehen kann, wo es blind war, bis es hören kann, wo es taub war, bis es fühlen kann, wo es stumpf war, und bis es Freude, Erfüllung, Gewissheit und Frieden haben kann, wo es zuvor verwirrt und unsicher, voller Zweifel und Enttäuschung war.

Das ist es, worauf der Yoga fußt, auf einer immerwährenden Erfahrung seit die Menschen begannen, das Göttliche zu suchen. Wenn dies nicht wahr ist, dann ist im Yoga keine Wahrheit, und es besteht auch kein Erfordernis für den Yoga. Wenn es aber wahr ist, dann können wir von dieser Grundlage ausgehend – nämlich von der Notwendigkeit dieses größeren Bewusstseins – erkennen, ob Zweifel irgendeinen Nutzen für das spirituelle Leben haben. Irgendetwas Beliebiges, zu glauben, wird vom spirituell Suchenden bestimmt nicht erwartet; eine solche unkritische und törichte Gläubigkeit wäre nicht nur unintellektuell, sondern auch in höchstem Maße unspirituell. In jedem Augenblick des spirituellen Lebens, bis man in das höhere Licht ganz eingetreten ist, muss man auf der Hut sein und fähig, spirituelle Wahrheit von pseudospirituellen Nachahmungen oder Surrogaten zu unterscheiden, die vom Mental und dem vitalen Begehren geformt werden. Die Fähigkeit, zwischen den Wahrheiten des Göttlichen und den Lügen der asuras zu unterscheiden, ist ein zentrales Erfordernis für den Yoga. Die Frage ist, ob dies am besten durch die negative und destruktive Methode des Zweifels geschieht, die zwar oft die Falschheit tötet, doch mit dem selben gleichgültigen Hieb die Wahrheit zurückschlägt, oder ob eine positivere, eine hilfreichere und lichthaft suchende Macht gefunden werden kann, die durch keine ihr innewohnende Unwissenheit gezwungen wird, Falschheit und Wahrheit gleicherweise mit dem Stilett des Zweifels oder dem Knüppel der Verneinung zu begegnen. Die Lehre der Spiritualität oder des Yoga besteht nicht in der Blindheit des mentalen Glaubens; der Glaube, von dem der Yoga spricht, ist kein unverarbeiteter, mentaler Glaube, sondern das Festhalten der Seele an dem leitenden inneren Licht, ein Festhalten, das bewahrt werden muss, bis jenes Licht in das Wissen führt.

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Ich verlange von niemandem „blinden“ Glauben, ich verlange vielmehr einen grundlegenden Glauben, der von einer geduldigen und ruhigen Unterscheidung getragen wird – denn diese beiden gehören zum Bewusstsein des spirituell Suchenden; ich habe sie selbst angewendet und gefunden, dass durch sie jenes ziemlich unnötige Dilemma schwindet, jenes „entweder du musst alles Überphysische bezweifeln oder blind glauben“, welches das gängige Argument des Materialisten ist. Dein eigener Zweifel kehrt, wie ich sehe, fortwährend zu dieser Frage mit der Wiederholung jener Phrase zurück – obwohl ich ihr nicht zustimme –, was wiederum meine Behauptung stützt, dass der Zweifel nicht überzeugt werden kann, da er aufgrund seiner eigentlichen Natur nicht überzeugt werden will; er wiederholt immer wieder die alte Leier.

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In dieser physischen Welt überwiegt das Anormale, und es gibt auch das Übernormale. Bei diesen Dingen sollte, abgesehen von jeder Glaubensfrage, ein wahrhaft vernünftiger Mensch mit einem freien Geist (der nicht wie jener der Rationalisten oder sogenannten Frei-Denker an jedem Punkt mit dem dreifachen Strick eines a priori und eines irrationalen Zweifels gebunden ist) nicht sofort „Humbug und Falschheit“ ausrufen, sondern eine Beurteilung so lange aufschieben, bis er die notwendige Erfahrung und das notwendige Wissen besitzt. In Unwissenheit zu verneinen, ist nicht besser, als in Unwissenheit zu bejahen.

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Welches Motiv auch immer das Mental oder Vital unmittelbar bewegt, es muss, wenn in dem Wesen ein wahrhaftes Suchen nach dem Göttlichen besteht, einmal zur Verwirklichung des Göttlichen führen. Die Seele besitzt immer jenes innere Sehnen (ahaituki) nach dem Göttlichen; das besondere Motiv (hetu) ist lediglich ein Impuls, der von ihr benutzt wird, damit Mental und Vital dem inneren Drängen folgen. Und sobald das Mental und Vital die reine Liebe der Seele zum Göttlichen um seiner selbst willen spüren und annehmen können, erreicht die Sadhana ihre volle Kraft, und viele Schwierigkeiten schwinden; doch auch wenn sie dies nicht können, werden sie erhalten, was sie im Göttlichen suchen, und auf diese Weise etwas verwirklichen und sogar die Begrenzung ihres ursprünglichen Begehrens überschreiten... Ich möchte behaupten, die Idee eines freudlosen Gottes ist eine Absurdität, die allein durch die Unkenntnis des Mentals genährt werden konnte. Die Radha-Liebe gründet sich nicht auf etwas Derartigem, sie bedeutet ganz einfach: was immer einem auf dem Weg zum Göttlichen geschehe, Schmerz oder Freude, milana oder viraha, und wie lange auch das Leiden dauern möge, die Radha-Liebe ist unerschütterlich und bewahrt ihren Glauben und ihre Gewissheit, die stetig wie ein Stern auf das höchste Ziel der Liebe weisen.

Was ist im Übrigen dieser Ananda? Das Mental vermag in ihm lediglich einen angenehmen psychologischen Zustand zu erkennen – doch wenn er nur dies wäre, könnte er nicht aus jener Verzückung bestehen, die die bhaktas und Mystiker in ihm finden. Wenn der Ananda zu dir kommt, kommt das Göttliche zu dir, genau so wie der Friede, der in dich einströmt, das Göttliche ist, das in dich einströmt, oder wenn du mit Licht überflutet wirst, es die Flut des Göttlichen selbst ist, die um dich ist. Natürlich ist das Göttliche viel mehr, viel anderes außerdem, und in allem ist eine Gegenwart, ein Wesen, eine Göttliche Person; denn das Göttliche ist Krishna, ist Shiva, ist die Höchste Mutter. Doch durch den Ananda kannst du den Anandamaya-Krishna wahrnehmen, denn der Ananda ist der feine Körper, das Wesen Krishnas; und mit Hilfe des Friedens kannst du den Shantimaya-Shiva wahrnehmen; und in dem Licht, in dem befreienden Wissen, in der Liebe, in der erfüllenden und erhebenden Macht kannst du der Gegenwart der Göttlichen Mutter begegnen. Diese Wahrnehmung erfüllt die Erfahrungen der bhaktas und Mystiker mit Verzücken und hilft ihnen, die Nächte der Pein und Trennung zu überstehen; und wenn diese Seelen-Wahrnehmung vorhanden ist, gibt sie auch einem kleinen oder kurz währenden Ananda eine Kraft und einen Wert, die er sonst nicht haben könnte – der Ananda selbst sammelt hierdurch die sich ständig mehrende Macht, verweilen, zurückkehren und wachsen zu können.

Ich kann nicht gut auf die Kritik Russells eingehen, denn die Auffassung des Göttlichen als einer äußeren, allmächtigen Macht, die die Welt „erschuf“ und sie wie ein absoluter und willkürlicher Monarch regiert – was der christlichen oder semitischen Auffassung entspricht –, ist niemals die meine gewesen; sie widerspricht zu sehr meiner Erkenntnis und Erfahrung während dreißig Jahren Sadhana. Gegen diese Auffassung richtet sich der atheistische Einwand, denn der Atheismus in Europa ist nichts als eine seichte und ziemlich kindische Reaktion gegen einen seichten und kindischen äußerlichen Religionismus mit seinen volkstümlichen, unzulänglichen und schwerfälligen dogmatischen Vorstellungen. Doch wenn ich vom Göttlichen Willen spreche, meine ich etwas, das hier in eine evolutionäre Welt der Unwissenheit herabgekommen ist und im Hintergrund der Dinge steht, etwas, das die Dunkelheit mit seinem Licht bedrängt und unter den Bedingungen einer Welt der Unwissenheit die gegenwärtigen Dinge auf das Bestmögliche hinführt; etwas, das sie schließlich hinführt auf die Herabkunft einer größeren Macht des Göttlichen, die keine Allmacht sein wird, die durch das Gesetz der Welt, wie sie ist, gehemmt und bedingt wird, sondern die voll tätig ist und daher die Herrschaft des Lichtes, des Friedens, der Harmonie, der Freude, der Liebe, der Schönheit und des Ananda herbeiführt, denn aus diesen besteht die Göttliche Natur. Die Göttliche Gnade ist da und bereit, in jedem Augenblick zu wirken, doch sie manifestiert sich in dem Maß, in dem man aus dem Gesetz der Unwissenheit in das Gesetz des Lichtes wächst; sie ist keine willkürliche Laune, wie wunderbar auch oft ihr Eingreifen ist, sondern sie ist eine Hilfe in diesem Wachsen und ein Licht, das uns leitet und schließlich befreit. Wenn wir die Tatsachen der Welt, wie sie sind, betrachten und die Tatsachen der spirituellen Erfahrung als Ganzes, von denen keine geleugnet oder vernachlässigt werden kann, dann verstehe ich nicht, welches andere Göttliche es geben kann. Dieses Göttliche mag uns oft durch Finsternis führen, da Finsternis in uns und um uns ist, doch ist es das Licht, zu dem es uns führt, und zu nichts anderem.

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Jene Bemerkung, dass der Intellekt das „Formlose“ falsch deutet (das Ergebnis eines rein negativen Ausdrucks von etwas, das unsäglich wesenhaft und positiv ist), ist sehr gut formuliert und trifft den Kern der Sache. Jeder, der den Ananda des Brahman erfahren hat, kann über den Vorwurf der Kälte nur lächeln; denn in ihm ist eine Absolutheit unveränderlicher Ekstase, eine konzentrierte Intensität von schweigendem und unabdingbarem Entzücken, das von jenem, der nicht die Erfahrung hatte, unmöglich auch nur andeutungsweise beschrieben werden kann. Die ewige Wirklichkeit ist weder trocken noch kalt noch leer; ebensowenig könntest du von der Hochsommersonne als kalt oder vom Ozean als trocken oder von der vollendeten Fülle als leer sprechen. Selbst wenn du durch die Eliminierung der Form und alles Übrigen in sie eintrittst, wallt sie als wunderbare Fülle auf, als wahres Purnam. Wenn man sowohl bejahend als auch verneinend in sie eintritt, kann tatsächlich die Frage der Leere oder Dürre nicht entstehen. Alles ist vorhanden und mehr noch als man je hätte träumen können. Deshalb darf sich der Intellekt nicht als der sabjanta, der allwissende Richter einmischen; wenn er sich an seine eigenen Grenzen hielte, hätte man nichts gegen ihn einzuwenden. Doch er konstruiert Worte und Ideen, die für die Wahrheit nicht anwendbar sind, er schwatzt in seiner Unwissenheit törichte Dinge und macht aus seinen Konstruktionen einen Wall, der die Wahrheit, die seine Möglichkeiten und seinen Horizont übersteigt, nicht einlässt.

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Wenn man blind ist, ist es ganz natürlich – denn schließlich ist die menschliche Intelligenz bestenfalls eine törichte Angelegenheit – das Tageslicht zu leugnen; wenn die eigene höchste natürliche Schau die eines schimmernden Dunstes ist, ist es natürlich zu glauben, alle hohe Vision sei ebenfalls nur Dunst oder Schimmer. Doch es gibt das Licht trotz allem – und spirituelle Wahrheit ist mehr als nur Dunst und Schimmer.

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Das Buch „The Riddle of this World“ („Das Rätsel dieser Welt“), das Prof. Sorley erwähnt, war natürlich nicht als eine umfassende oder unmittelbare Darlegung meiner Gedankengänge gedacht; und da ich es hauptsächlich für Sadhaks schrieb, wurden viele Dinge dort als bekannt vorausgesetzt. Die meisten der wichtigsten Ideen, wie zum Beispiel die des Obermentals, werden nicht erläutert. Um diese Ideen dem Verstand klarzumachen, müssen sie in eine genaue intellektuelle Form gebracht werden, soweit dies mit überintellektuellen Dingen überhaupt möglich ist. Der Inhalt dieses Buches wird jenen klar sein, die im Bereich innerer Erfahrung weit genug gekommen sind, doch für die meisten kann er nur eine Anregung bedeuten.

Ich glaube jedoch nicht, dass die Darlegung überintellektueller Dinge notwendigerweise ein Unterscheiden in den Begriffen des Intellektes fordert. Denn grundsätzlich gelangt man über das spekulative Denken nicht zu einer Formulierung von [spirituellen] Ideen. Zum spirituellen Wissen gelangt man durch die Erfahrung und durch ein Bewusstsein der Dinge, das direkt aus jener Erfahrung hervorgeht, ihr zugrunde liegt oder in sie einbezogen ist. Grundsätzlich ist also diese Art von Wissen ein Bewusstsein und weder ein Denken noch eine formulierte Idee. Meine erste große Erfahrung zum Beispiel, die durchgreifend und überwältigend war, doch nicht, wie sich herausstellte, endgültig und erschöpfend, kam durch die Ausschließung und Beruhigung allen Denkens; zum ersten Mal erlebte ich etwas, das ein spirituell substantielles oder ein konkretes Bewusstsein der Stille und des Schweigens genannt werden könnte, dann das Gewahrsein einer einzigen und höchsten Wirklichkeit, in der die Dinge nur als Formen bestehen, aber keineswegs als substantielle oder reale oder konkrete Formen; doch all dies war einer spirituellen Wahrnehmung und einem essentiellen, unpersönlichen Empfinden nur etwas Scheinbares, und es bestand nicht die geringste Vorstellung oder Idee einer Wirklichkeit oder Nicht-Wirklichkeit oder irgendeine andere Vorstellung; denn jeder Begriff, jede Idee war in der absoluten Stille zum Schweigen gebracht worden oder war vielmehr völlig abwesend. Diese Dinge wurden unmittelbar durch das reine Bewusstsein und nicht durch das Mental erkannt, daher bestand keine Notwendigkeit für Begriffe oder Worte oder Namen. Dieser Grundzug spiritueller Erfahrung ist aber nicht absolut bindend, denn diese kann zwar ohne das Denken, doch auch mit dem Denken vor sich gehen. Natürlich meint man, dass das Denken einen sofort in den Bereich des Intellektes zurückbrächte – und tatsächlich mag dies zu Beginn und für lange Zeit stimmen; doch muss es nach meiner Erfahrung nicht so sein. Dies geschieht meist dann, wenn man versucht, die Erfahrung intellektuell darzustellen; doch es gibt eine andere Art des Denkens, die hervorbricht, als wäre sie ein Körper oder eine Form jener Erfahrung selbst oder des in ihr enthaltenen Bewusstseins – oder ein Teil dieses Bewusstseins –, und dieses Denken scheint mir in seinem Grunde nicht intellektuell zu sein. Ein anderes Licht, eine andere Macht ist in ihm enthalten, eine Bedeutung innerhalb seiner Bedeutung. Dies tritt besonders deutlich in Erscheinung bei jenen Gedanken, die ohne die Notwendigkeit entstehen, in Worten ausgedrückt zu werden, Gedanken, die die Natur eines direkten Sehens innerhalb des Bewusstseins haben, eine Art innerer Bedeutung oder inneren Kontaktes, der einen genauen Ausdruck seiner Wahrnehmung findet (ich hoffe, dies ist nicht zu mystisch oder unerklärlich), doch man könnte dem entgegenhalten, dass, sobald sich Gedanken in Worte formen, sie zum Herrschaftsbereich des Intellektes gehören, denn Worte werden vom Intellekt geprägt. Doch ist dies tatsächlich oder unweigerlich so? Es schien mir vielmehr immer so, dass Worte ursprünglich von woanders als vom denkenden Mental kämen, obwohl das denkende Mental sich die Herrschaft über sie sicherte, sie für seinen Gebrauch verwendet und frei für seine Zwecke münzt. Doch ist es andererseits nicht auch möglich, Worte für den Ausdruck von etwas Nicht-Intellektuellem zu verwenden? Housman behauptet, Dichtung sei nur dann wahrhaft poetisch, wenn sie nicht-intellektuell, wenn sie „Un-Sinn“ sei. Dies ist zu paradox, doch meint er vermutlich, dass, wenn man die Dichtung der strengen Prüfung des Intellektes unterzieht, sie überspannt erscheint, da sie etwas vermittelt, das eine andere Art von Sehen ausdrückt- und für dieses wirklich ist – als das, was intellektuelles Denken uns vermittelt. Kann es nicht sein, dass Worte einem überintellektuellen Bewusstsein entspringen, welches die essentielle Macht der spirituellen Erfahrung ist, und dass Sprache gebraucht werden kann, um dieses Bewusstsein wenigstens bis zu einem gewissen Grad und auf gewisse Weise auszudrücken? All dies jedoch nur nebenbei – doch wenn man versucht, spirituelle Erfahrung dem Intellekt zu erklären, so ist das etwas völlig anderes.

Die gegenseitige Durchdringung der Ebenen ist tatsächlich für mich ein hauptsächlicher und grundlegender Teil spiritueller Erfahrung, ohne den der Yoga, wie ich ihn ausübe, und sein Ziel nicht bestehen könnten. Denn dieses Ziel ist, ein höheres Bewusstsein auf Erden zu manifestieren, zu erreichen oder zu verkörpern, nicht sich von der Erde abzukehren und einer höheren Welt oder einem höchsten Absoluten zuzuwenden. Die alten Yogasysteme bevorzugten die andere Richtung (nicht alle), doch vermutlich deshalb, weil sie die Erde als ziemlich unmöglichen Ort für jedes spirituelle Wesen ansahen und den Widerstand gegen eine Veränderung für zu groß hielten, als dass er ertragen werden könnte. Die Erdnatur erschien ihnen – nach Vivekanandas Gleichnis – wie der Hundeschwanz, der nach jedem Glattstreichen in seine ursprüngliche Form zurückrollt. Doch die eigentliche Lehre wurde sehr bestimmt in den Upanishaden verkündet, wo es heißt, die Erde sei die Grundlage und alle Welten befänden sich auf der Erde und die Vorstellung eines klar umrissenen oder unüberbrückbaren Unterschiedes zwischen ihnen sei Unwissenheit; hier und nicht anderswo – nicht indem man in eine andere Welt eintritt – hat die göttliche Verwirklichung zu erfolgen. Diese Äußerung sollte eine rein individuelle Verwirklichung rechtfertigen, doch kann sie ebenso gut die Grundlage eines umfassenderen Strebens sein.

Was den Polytheismus anbelangt, so akzeptiere ich durchaus die Wahrheit der vielen Formen und Persönlichkeiten des Einen, die seit vedischen Zeiten die spirituelle Essenz indischen Polytheismus war; diesen Polytheismus kann man als eine Art zweitrangigen Aspektes auf der Suche nach dem Einen, dem einzigen Göttlichen betrachten. Doch die Stelle, auf die Prof. Sorley sich bezieht, betrifft etwas anderes – jene kleinen Götter und Titanen, von denen dort die Rede ist, sind überphysische Wesen anderer Ebenen. Es wird nicht gesagt, dass sie wahre Gottheiten seien und angebetet werden sollten – im Gegenteil, es wird angedeutet, dass, ihren Einfluss anzunehmen, zu Irrtum und Verwirrung führen würde oder zu einem Abweichen vom wahren spirituellen Weg. Ohne Zweifel besitzen sie eine gewisse Macht, etwas zu erschaffen, sie sind Schöpfer von Formen auf ihre eigene Weise und in ihrem begrenzten Bereich; doch ebenso sind die Menschen Schöpfer von äußeren und inneren Dingen in ihrem eigenen Bereich und innerhalb ihrer Grenzen – und diese schöpferischen Mächte der Menschen können sogar Rückwirkungen auf die überphysischen Ebenen haben.

Ich stimme der Ansicht durchaus zu, dass Asketizismus übertrieben werden kann. Er hat seine Berechtigung als ein Mittel – aber nicht als das einzige – der Selbstmeisterung; doch ist Asketizismus, der das Leben abschneidet, eine Übertreibung, wenn auch eine, die viele bemerkenswerte Ergebnisse zeitigte, die auf andere Weise kaum erzielt worden wären. Das Spiel der Kräfte in dieser Welt ist geheimnisvoll und entzieht sich jeder festen Regel der Vernunft, und selbst eine Übertreibung wie diese ist oft ein Mittel, etwas herbeizuführen, das zur vollen Entwicklung menschlicher Verwirklichung und Erfahrung und menschlichen Wissens notwendig ist. Dennoch war Asketizismus auf jeden Fall eine Übertreibung und nicht etwa der unerlässliche Pfad zum wahren Ziel, der zu sein er vorgab.

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Ich habe nichts gegen Prof. Sorleys Kommentar über das stille, helle und klare Mental einzuwenden, denn er weist in angemessener Weise auf jenen Vorgang hin, durch den das Mental in seiner ruhigen Oberfläche oder Substanz sich für die Widerspiegelung der höheren Wahrheit bereit macht. Eines sollte man dabei vielleicht im Auge behalten: diese reine Stille des Mentals ist immer die erforderliche Grundvoraussetzung – das Desideratum –, doch um sie herbeizuführen, gibt es mehr als einen Weg. So reicht zum Beispiel die Bemühung des Mentals als solches allein nicht aus, sich von aller eindringenden Empfindung oder Leidenschaft zu befreien oder von seinen eigenen charakteristischen Vibrationen oder von den verdunkelnden Schwaden einer physischen Trägheit, die zum Schlaf oder zur Stumpfheit des Mentals führt, statt zu seinem wachsamen Schweigen – denn dies wäre nur die gewöhnliche Methode des Yogaweges des Wissens. Es kann ebenfalls durch die Herabkunft einer großen spirituellen Stille geschehen, die dem Mental und Herz, den Lebensimpulsen und physischen Reflexen das Schweigen auferlegt. Ein plötzliches Herabkommen dieser Art oder eine Anzahl von Herabkünften, die an Kraft und Wirksamkeit zunehmen, ist ein wohlbekanntes Phänomen spiritueller Erfahrung. Oder aber man beginnt mit einer bestimmten Methode dieser oder jener Art, was normalerweise eine langwierige Arbeit mit einbezieht, und wird bereits zu Beginn von einem jähen Eintreten oder einer Manifestation des Schweigens erfasst, die in ihrer Auswirkung in keinem Verhältnis zu den anfänglich eingesetzten Mitteln steht. Man beginnt mit einer Methode, doch wird die Arbeit von der Gnade darüber aufgenommen, von Jenem, nach dem man strebt, oder von einem Einbruch der Unendlichkeiten des Spirits. Dies letztere fand in mir selbst statt, als mein Mental zum absoluten Schweigen gelangt war, was für mich vor der tatsächlichen Erfahrung etwas Unvorstellbares war.

Da ist noch ein weiterer wichtiger Punkt, nämlich die genaue Natur dieser Helle und Klarheit und Stille; woraus besteht sie, ist sie lediglich ein psychologischer Zustand oder ist sie mehr? Prof. Sorley behauptet, diese Worte seien schließlich nur Gleichnisse, und versucht, dasselbe in einer abstrakteren Sprache auszudrücken – was ihm auch gelingt. Doch ich war mir nicht bewusst, Gleichnisse zu gebrauchen, als ich die Stelle niederschrieb, obwohl mir klar ist, dass die Worte anderen so erscheinen mögen. Ich glaube aber, sie würden einem, der eine ähnliche Erfahrung hatte, nicht nur als eine lebendigere, sondern auch genauere Beschreibung dieses inneren Zustandes erscheinen, als es durch irgendeine abstrakte Sprache wiedergegeben werden könnte. Es ist wahr, Gleichnisse, Symbole, Bildnisse wurden stets vom Mystiker als Hilfsmittel verwendet, um seiner Erfahrung Ausdruck zu verleihen; das ist unvermeidlich, denn er muss in einer Sprache, die das Mental formte oder zumindest entwickelte und manipulierte, ein Bewusstseinsphänomen ausdrücken, das nicht mental, doch zugleich komplexer und auf subtilere Art konkret ist. Es ist diese subtil konkrete, übersinnlich wahrnehmbare Wirklichkeit jener Bewusstseinsphänomene, zu welcher der Mystiker gelangt, die den Gebrauch von Gleichnis und Bildnis als einer lebendigeren und genaueren Umschreibung rechtfertigt gegenüber den abstrakten Ausdrücken, die von der gedanklichen Überlegung für ihren eigenen charakteristischen Vorgang gebraucht werden. Wenn die angewendeten Gleichnisse irreführen oder in der Beschreibung nicht genau sind, so deshalb, weil die Formulierfähigkeit des Schreibenden nicht der Intensität seiner Erfahrung entspricht. Der Wissenschaftler spricht von Licht- oder Klangwellen und gebraucht auf seine Weise ein Gleichnis, doch eines, das der physischen Tatsache entspricht und durchaus zulässig ist, denn es gibt keinen Grund, warum es nicht eine Welle, eine immerwährend fließende Bewegung von Licht oder Klang geben sollte, genau wie von Wasser. Doch wenn ich von der Helle und Stille und Klarheit des Mentals spreche, ist es nicht meine Absicht, ein Gleichnis zu gebrauchen. Es sollte eine Beschreibung sein, so genau und positiv, als würde ich die Ausdehnung der Luft oder einer Wasserfläche beschreiben. Denn des Mystikers Erfahrung des Mentals, besonders wenn es zur Stille gelangt, ist nicht die eines abstrakten Zustandes oder die des Abstreifens oder die eines nicht greifbaren Bewusstseinselementes, es ist die Erfahrung einer erweiterten feinen Substanz, in der es Wellen geben kann und gibt, Strömungen, Schwingungen, die zwar nicht stofflich, doch einem inneren Sinn ebenso bestimmt wahrnehmbar und kontrollierbar sind, wie es irgendeine Bewegung stofflicher Energie oder Substanz für die physischen Sinne ist. Die Stille des Mentals bedeutet als erstes, dass die gewohnten Gedankenregungen, Gedankenformungen, Gedankenströme, die die Substanz des Mentals erregen, zur Ruhe gelangen, und für viele ist dieses mentale Schweigen ausreichend. Doch selbst in dieser Ruhe aller Gedanken- oder Gefühlsregungen erkennt man bei näherer Betrachtung, dass die Substanz des Mentals sich in einem andauernden Zustand sehr feiner Schwingung befindet, die zunächst nicht gleich erkennbar, doch dann ganz offensichtlich ist – und dieser Zustand fortwährender Schwingung kann einer genauen Widerspiegelung oder dem genauen Empfang der herabkommenden Wahrheit so schädlich sein wie jede andere mehrgeformte Gedankenregung; denn er ist die Quelle einer Mentalisierung, welche die Echtheit der höheren Wahrheit verringern oder entstellen oder in mentale Brechungen auflösen kann. Wenn ich von einem stillen Mental spreche, meine ich eines, in dem es diese Störungen nicht länger gibt. In dem Maße, wie diese zur Ruhe gelangen, kann man die wachsende Stille und eine daraus hervorgehende Klarheit so deutlich fühlen, wie man die Stille und Klarheit einer physischen Atmosphäre wahrnehmen kann. Was ich als die Helle beschreibe es gibt noch ein anderes Element –, löst sich in einer Lichterscheinung auf, die jeder mystischen Erfahrung gemein ist. Dieses Licht ist keine Metapher – wie etwa jenes Licht, nach dem Goethe in seinen letzten Augenblicken rief –, es zeigt sich vielmehr als eine durchaus positive Erhellung, die durch den inneren Sinn tatsächlich gesehen und gefühlt wird. Auch ist die Helle des stillen und klaren Mentals eine positive Spiegelung dieses Lichtes, bevor das Licht sich dann selbst manifestiert; und diese Licht-Spiegelung ist eine durchaus notwendige Voraussetzung für die wachsende Fähigkeit, die Wahrheit, die man empfangen und beherbergen muss, durchzulassen. Ich habe diesen Teil ein wenig ausführlich behandelt, um dadurch den Unterschied zwischen der abstrakt mentalen und der konkret mystischen Wahrnehmung überphysischer Dinge hervorzuheben, der eine Quelle großer Missverständnisse zwischen dem spirituell Suchenden und dem intellektuellen Denker ist. Selbst wenn sie die gleiche Sprache sprechen, ist es eine andere Wahrnehmungsordnung, auf welche die Sprache das Ergebnis zweier verschiedener Bewusstseinsstufen bezieht, und selbst dort, wo sie übereinstimmen, besteht oft ein Abgrund der Verschiedenheit.

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Das bringt uns geradewegs zu der von Prof. Sorley erhobenen Frage, nämlich der Beziehung zwischen mystischer und spiritueller Erfahrung und ob es – wie behauptet wird – zutrifft, dass der Mystiker hinsichtlich der Gültigkeit seiner Erfahrung oder der Gültigkeit ihres Ausdrucks den Intellekt als Richter anerkennen muss. Es ist durchaus einleuchtend, in der Erfahrung als solcher kann der Intellekt nicht beanspruchen, seine Grenzen oder sein Gesetz einem Bestreben aufzuerlegen, dessen Ziel, Prinzip und Anliegen es ist, den Bereich des gewöhnlichen, erdverhafteten und sinnenverhafteten mentalen Denkvermögens hinter sich zu lassen. Das wäre so, als sollte ich einen Berg ersteigen mit einem Strick an den Beinen, der mich an die Erde fesselt, oder als ob ich fliegen sollte unter der Bedingung, meine Füße auf dem Boden zu behalten. Es mag sicherer sein, auf der Erde mit festem Boden unter den Füßen zu wandern; sich auf Flügeln oder anderswie zu erheben, kann einen Sturz und alle möglichen Unfälle zur Folge haben, wie Irrtum, Illusion, Extravaganz, Sinnestäuschung und was nicht sonst noch – die üblichen Vorwürfe des positiv erdgebundenen Intellektes gegenüber mystischer Erfahrung; doch wenn ich es überhaupt tun will, muss ich das Risiko auf mich nehmen. Der erwägende Verstand fußt auf der normalen Erfahrung des Menschen und auf einer oberflächlichen, äußeren Wahrnehmung und Auffassung der Dinge und ist nur zufrieden, solange er auf einer mentalen Grundlage arbeitet, die durch die Erderfahrung und ihre angesammelten Daten gebildet wurde. Der Mystiker wendet sich darüber hinaus in einen Bereich, in dem diese mentale Grundlage wegfällt, in dem diese Daten überschritten werden und in dem es ein anderes Gesetz, eine andere Richtlinie der Wahrnehmung und Erkenntnis gibt. Sein einziges Anliegen besteht darin, diese Grenzen zu einem anderen Bewusstsein zu durchbrechen, das die Dinge auf andere Weise betrachtet; und obwohl dieses neue Bewusstsein die Tatsachen des gewöhnlichen äußeren Verstandes mit einbeziehen mag, kann es durch diese nicht eingeschränkt oder festgelegt werden, die Dinge vom intellektuellen Standpunkt aus zu sehen oder in Übereinstimmung mit seiner Auffassung und Begründung und seiner hergebrachten Deutung der Erfahrung. Ein mystisches Betreten des okkulten oder spirituellen Bereiches mit dem Intellekt als einzigem oder höchstem Licht oder Führer würde bedeuten, nichts zu sehen oder aber lediglich zu einer mentalen Verwirklichung zu gelangen, die bereits festgelegt ist in den Spekulationen des intellektuellen Denkers.

Es gibt durchaus eine Richtung im indisch-spirituellen Denken, die mit der modernen intellektuellen Forderung einen Kompromiss schließt und die Vernunft als höchsten Richter anerkennt; doch damit ist eine Vernunft gemeint, die ihrerseits bereit ist, die Tatsachen spiritueller Erfahrung als gültig per se zu akzeptieren und mit ihnen einen Kompromiss zu schließen. Dies ist gewissermaßen genau das, was indische Philosophen immer taten; denn sie versuchten, durch metaphysisches Denken Verallgemeinerungen aufzustellen, die aus spiritueller Erfahrung stammten, jedoch auf der Grundlage dieser Erfahrung und mit der Aussage des spirituell Suchenden als höchstem Beweis, der über intellektueller Spekulation oder Erfahrung steht. Auf diese Weise wird die Freiheit spiritueller und mystischer Erfahrung bewahrt, der erwägende Verstand tritt lediglich in zweiter Linie als Richter verallgemeinernder Äußerungen auf, die aus der [spirituellen] Erfahrung stammen. Dies kommt vermutlich Prof. Sorleys Einstellung nahe; er stimmt zu, dass die Erfahrung als solche dem Bereich des Unsäglichen angehört; und sobald ich sie zu deuten und darzulegen beginne falle ich zurück in den Bereich des denkenden Mentals, ich gebrauche dessen Begriffe, dessen Art zu denken und sich auszudrücken und muss den Verstand als Richter anerkennen. Tue ich es nicht, dann stoße ich die Leiter fort, mit deren Hilfe ich über das Mental zum Jenseits des Mentals emporstieg – und hänge in der Luft. Es ist [aus Prof. Sorleys Äußerungen] nicht ganz ersichtlich, ob die Echtheit meiner Erfahrung als solcher durch diese haltlose Stellung in der Luft als entwertet angesehen werden soll, doch bleibt sie auf jeden Fall etwas Fernes, Unmitteilbares, ohne Halt oder irgendwelche Folgen für das Denken und Leben. Drei Thesen kann man vermutlich aus dem Obigen als feststehend, anerkannt und zusammenhängend aufstellen: Erstens, spirituelle Erfahrung als solche stammt aus dem [Bereich] Jenseits des Mentals und ist unbeschreibbar und vermutlich undenkbar. Als nächstes, willst du die Erfahrung ausdrücken oder deuten, bist du gezwungen, in den Bereich jenes Bewusstseins zurückzufallen, das du verlassen hast, und musst dich mit dessen Ansicht abfinden, musst die Bedingungen und Richtlinien seines Gesetzes anerkennen und dich seinem Urteil unterwerfen; du hast die Freiheit des Unsäglichen verlassen und bist nicht mehr dein eigener Herr. Und als letztes, spirituelle Wahrheit mag in sich, für ihre eigene Selbsterfahrung wahr sein, doch unterliegt jede Äußerung darüber dem Irrtum, und hier ist der Intellekt der einzige Richter.

Ich glaube nicht, dass ich bereit bin, irgendeine dieser Behauptungen, so wie sie sind, völlig hinzunehmen. Es stimmt, spirituelle und mystische Erfahrung führt zuerst in die Bereiche eines Anderen Mentals (und auch eines Anderen Lebens) und dann in das Jenseits des Mentals;es ist ebenfalls richtig, dass die höchste Wahrheit als undenkbar, unsagbar, unerkennbar beschrieben wird, und weder die Sprache noch das Mental können sie erreichen; ich möchte bemerken, dass dies für das menschliche Mental zutrifft, doch nicht für diese [höchste Wahrheit] als solche, denn diese, auf sich selbst bezogen, wird als ihrer selbst-bewusst beschrieben, sie ist auf eine direkte supramentale Weise erkennbar und wird erkannt und ist ewig ihrer selbst gewahr. Und hier handelt es sich nicht um die letzte Verwirklichung des letzten Unsäglichen – das nach Meinung vieler allein in einer höchsten Trance, samadhi, abgewandt von aller äußeren oder anderen Wahrnehmung erreicht werden kann –, sondern um eine Erfahrung in der leuchtenden Stille des Mentals, das in die Unendlichkeit des letzten, unbegrenzten Schweigens aufblickt, in das es eintreten und in dem es aufgehen soll; doch bevor jene unaussprechliche Erfahrung des Letzten stattfindet oder das Aufgehen in ihm, ist eine Herabkunft von zumindest irgendeiner Macht oder Gegenwart der Wirklichkeit in die Mentalsubstanz möglich, die diese gleichzeitig modifiziert; und diese Erfahrung auf irgendeine Weise auszudrücken, sie auf das Denken zu übertragen, sollte möglich sein. Oder wir können auch annehmen, dass das Unsägliche und Unerkennbare Aspekte und Darstellungen dieser Erfahrung besitzt, die nicht gänzlich undenkbar und unsagbar sind.

Wäre es nicht so, dann wäre jede Darstellung spiritueller Wahrheit und Erfahrung unmöglich. Man könnte bestenfalls Mutmaßungen darüber anstellen, doch diese würden sehr in der Luft hängen, ja sogar in einer Leere ohne Grund und Boden, es wäre ein reines Manipulieren aller möglichen Ideen über das Höchste und Letzte. Abgesehen davon könnte es nur einen bestimmten unerklärlichen Übergang so oder so von Bewusstsein zu einer Art unbeschreibbarer Überbewusstheit geben. Und tatsächlich war es dies, was ein großer Teil des mystischen Suchens in Europa und Indien erreichte. Die christlichen Mystiker sprachen von einer totalen Finsternis, einer vollständigen Finsternis, unberührt von jedem mentalen Licht, durch die man hindurchzugehen hat auf dem Weg zu jenem leuchtenden Unsäglichen. Die indischen sannyasin versuchten das Mental insgesamt abzustreifen und in eine Trance ohne Denken einzugehen, aus der man bei der Rückkehr weder eine Mitteilung noch einen Ausdruck mitbringen kann – außer der Erinnerung an ein unaussprechliches Dasein, an unaussprechliche Seligkeit. Und doch gab es Erfahrungen des höchsten Mysteriums, Formulierungen des Höchsten oder des okkulten universalen Daseins, die als spirituelle Wahrheit anerkannt wurden und auf deren Grundlage Seher und Mystiker ihre Erfahrung darstellen und die Denker ihre zahllosen Philosophien und die Bücher der Exegese aufbauten. Die einzig offene Frage ist, wodurch diese Mitteilung, dieser Ausdruck, diese Umschreibung von Tatsachen einer anderen Bewusstseinsordnung für das Mental ermöglicht wird und was über die Gültigkeit des Ausdrucks oder gar die Gültigkeit der ursprünglichen Erfahrung überhaupt entscheidet. Wenn keine gültige Darstellung möglich wäre, gäbe es keine Frage der Beurteilung durch den Intellekt – es gäbe lediglich den grotesken Widerspruch, sich hinzusetzen und vom Unsäglichen zu sprechen, an das Undenkbare zu denken und das Unbegreifliche und Unerkennbare zu erkennen.

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Ich las Leonard Woolfs Artikel, doch habe ich nicht die Absicht, mich damit in meinen Kommentaren zu Prof. Sorleys Brief auseinanderzusetzen; denn abgesehen von der unwissenden Beschuldigung und billigen Satire, die darin zum Ausdruck kommen, enthält seine Anklage gegen spirituelles Denken oder spirituelle Erfahrung nichts Erwähnenswertes; seine Überlegungen sind oberflächlich und entspringen einer völlig falschen Auffassung der mystischen Seite. Der Artikel enthält in der Hauptsache vier Argumente gegen diese, und keines davon hat irgendeinen Wert.

Argument Nummer eins: Mystizismus und Mystiker hätte es immer in Zeiten der Dekadenz, während der Ebbe des Lebens gegeben, und ihr lautes Geschrei sei ein Symptom der Dekadenz. Dieses Argument ist absolut falsch. Im Osten fanden die großen spirituellen Bewegungen in der vollen Blüte des Lebens und der Kultur eines Volkes statt – in der ansteigenden Flut – und gaben seinem Denken, seiner Kunst, seinem Leben einen machtvollen Impuls des Ausdrucks und der Fülle; in Griechenland gab es die Mystiker und Mysterien in prähistorischen Zeiten und auch später (Pythagoras war einer der größten Mystiker) und nicht nur während Ebbe und Niedergang; die mystischen Kulte blühten in Rom, als seine Kultur im Aufstieg begriffen war; viele große spirituelle Persönlichkeiten Italiens, Frankreichs, Spaniens wirkten in einem Leben, das reich und lebendig und nicht im geringsten von der Dekadenz berührt war. Eine solche vorschnelle und dumme Verallgemeinerung enthält keine Wahrheit und ist daher ohne Wert.

Argument Nummer zwei: Eine spirituelle Erfahrung könne nicht als Wahrheit angesehen werden (sie sei ein Hirngespinst), sofern sie nicht bewiesen werde, so wie man das Vorhandensein eines Stuhles im anderen Zimmer beweisen kann, indem man ihn dem Auge zeigt. Natürlich kann eine spirituelle Wahrheit nicht derart bewiesen werden, denn sie gehört nicht der Ordnung physischer Tatsachen an und ist physisch weder sichtbar noch berührbar. Die Darstellung des Autors läuft darauf hinaus, dass nur das, was für jedermann auch ohne Schulung und Entwicklung, ohne Rüstzeug oder persönliche Entdeckung leicht ersichtlich ist oder ersichtlich gemacht werden kann, als Wahrheit betrachtet werden darf. Diese Einstellung würde, falls man sie annähme, das Wissen oder die Wahrheit auf sehr enge Grenzen beschränken und einen Großteil menschlicher Kultur zunichte machen. Ein spiritueller Friede – jener Friede, der alles Verstehen überschreitet – ist eine allgemeine Erfahrung der Mystiker der ganzen Welt, er ist eine Tatsache, doch eine spirituelle Tatsache, eine Tatsache des Unsichtbaren, und sobald man in ihn eintritt – er tritt besser gesagt in einen selbst ein –, erkennt man ihn als eine Wahrheit des Daseins, die immerfort hinter dem Leben und den sichtbaren Dingen steht. Doch wie soll ich diese unsichtbaren Tatsachen Herrn Leonhard Woolf beschreiben? Er wird sich abwenden und sagen, es sei das übliche Geschwätz, und verächtlich die Schultern zucken – vielleicht um einen weiteren seichten Artikel zu schreiben über ein Thema, von dem er keine persönliche Kenntnis oder Erfahrung besitzt.

Argument Nummer drei: Verallgemeinerungen, die sich auf spirituelle Erfahrung gründen, seien sowohl irrational als auch unbewiesen. Irrational inwiefern? Sind sie lediglich töricht und unfassbar oder gehören sie einer überrationalen Ordnung der Erfahrung an, für Welche die gewöhnlichen intellektuellen Maßstäbe nicht anwendbar sind, da sich diese auf die Welt der Erscheinungen gründen, wie das äußere Mental und der Verstand sie erfasst, und nicht auf eine innere Verwirklichung, die diese Erscheinungen überschreitet? Das ist es, was die Mystiker behaupten, und man kann es nicht abtun mit der einfachen Feststellung, dass diese Verallgemeinerungen mit der normalen Erfahrung nicht übereinstimmen würden, weshalb sie unsinnig und falsch seien. Ich unternehme es nicht, alles, was Joad oder Radhakrishna geschrieben haben, zu verteidigen – wie zum Beispiel die Behauptung, die Welt sei gut –, doch kann ich es nicht zulassen, dass der Autor viele dieser Äußerungen als absolut irrational verdammt. „Die Persönlichkeit zu integrieren“ zum Beispiel mag keine Bedeutung für ihn haben, es hat aber eine sehr klare Bedeutung für mich, denn es ist eine Wahrheit der Erfahrung; und wenn man der modernen Psychologie Glauben schenken will, ist diese nicht irrational, da sich in unserem Wesen nicht nur ein bewusster Teil, sondern auch ein unbewusster oder verborgen unterschwelliger Teil befindet, und es ist nicht unmöglich, sich beider bewusst zu werden und eine Art Integration zu vollziehen. Beide Teile zu überschreiten, kann ebenfalls eine rationale Bedeutung haben, denn wenn wir zugeben, dass es einen unterbewussten Teil unseres Wesens gibt, kann es auch einen überbewussten Teil geben; ungleiche Teile unserer Natur oder Erfahrung miteinander in Einklang zu bringen, ist daher keine so sinnlose oder lächerliche Phrase. Es ist weiterhin nicht absurd zu sagen, die Karma-Lehre verbinde Determinismus und Freien Willen, da angenommen wird, dass unsere vergangenen Taten und unser vergangener Wille in großem Ausmaß die gegenwärtigen Folgen bestimmen, doch nicht derart, dass sie einen gegenwärtigen Willen ausschließen, der sie modifiziert und unser künftiges Dasein neu determiniert. Die Stelle über den Wert der Welt ist durchaus erklärbar, wenn wir erkennen, dass sie sich auf einen progressiven Wert bezieht, der nicht bestimmt wird von den guten oder schlechten Erfahrungen des Augenblicks, sondern auf einen Daseins-Wert, der sich in der Zeit entwickelt und als Ganzes zu sehen ist. Die Äußerung über Gott ergibt keinen Sinn, wenn sie mit der oberflächlichen Darstellung des Göttlichen in Verbindung gebracht wird, wie sie in der volkstümlichen Religion üblich ist; doch es ist ein durchaus logisches Ergebnis des Obenerwähnten, dass es einen Unendlichen und Ewigen gibt, der in sich die Zeit und Dinge manifestiert, die in ihrer Erscheinung endlich sind. Man kann diese komplexe Vorstellung des Göttlichen, die sich auf der Koordinierung von Tatsachen einer langen spirituellen Erfahrung gründet und die Tausende von Suchenden zu allen Zeiten hatten, hinnehmen oder zurückweisen, doch sehe ich nicht ein, warum sie als irrational anzusehen ist und was daran so tadelnswert und unzulässig sein soll. Es kann schließlich eine synthetische und globale Beurteilung der Dinge geben und ein Bewusstsein der Dinge, die nicht durch die Gegensätze und Trennungen eines bloß analytischen, auswählenden und zergliedernden Verstandes gebunden sind.

Argument Nummer vier: Die Ausrede die Intuition sei nur ein Deckmantel für die Unfähigkeit, etwas mit Hilfe des Verstandes – des Joad- und Radhakrishna-Verstandes – zu erhärten und statt dessen Zuflucht in der Intuition zu suchen, da der Verstand versagt. Kann man das Problem auf eine so leichte und einschneidende Weise lösen? Tatsache ist, dass sich der Mystiker auf ein inneres Wissen, eine innere Erfahrung verlässt; doch wenn er philosophiert, muss er dem Verstand zu erklären versuchen – wenn auch notwendigerweise nicht mit Hilfe des Verstandes allein –, was er als die Wahrheit erkannt hat. Er kann nichts anderes sagen als: „Ich erkläre eine Wahrheit, die sich jenseits äußerer Erscheinungen und jenseits des Verstandes, der auf die Erscheinungswelt angewiesen ist, befindet; diese [Wahrheit] beruht auf einer Art innerer Erfahrung und auf dem intuitiven Wissen, das aus dieser Erfahrung hervorgeht, und kann mit Hilfe von Symbolen, die der Welt der äußeren Erscheinungen angehören, nicht hinreichend vermittelt werden; dennoch muss ich, so gut ich kann, diese verwenden, damit sie mir zu einer Darlegung verhelfen, die intellektuell annehmbar ist“. Es ist daher keine Bosheit oder trügerische List, Metaphern und Symbole zu gebrauchen mit einem vorsichtigen „gleichsam wie“, so wie zum Beispiel das des Brennpunktes, das bestimmt nicht als Argument, sondern als einprägsames Gleichnis gemeint war. Ich möchte hinzufügen, dass der Schreiber selbst häufig seine Zuflucht zur Metapher nimmt, angefangen mit seinem „quak, quak“, und Joad könnte durchaus erwidern, dass er dies tue, um die Gegenpartei verächtlich zu machen und die Notwendigkeit einer vernünftigen philosophischen Erwiderung auf die Philosophie, die er nicht mag und verabscheut, zu umgehen. Eine Intensität des Glaubens ist kein Maß der Wahrheit, doch ebensowenig ist die Intensität des Unglaubens das rechte Maß.

Was die wirkliche Natur der Intuition und ihre Beziehung zum intellektuellen Mental anbelangt, so ist dies eine ganz andere und sehr weite und komplizierte Frage, mit der ich mich hier nicht befassen kann. Ich habe mich darauf beschränkt darzulegen, dass dieser Artikel eine ziemlich unzulängliche und oberflächliche Kritik enthält. Man kann sich gegen spirituelle Erfahrung, gegen spirituelle Philosophie und ihre Einstellung wenden, doch um eine ernsthafte Antwort zu erhalten, muss dies besser verfochten werden und den wirklichen Kern des Problems berühren. So wie es eine Kategorie von Tatsachen gibt, zu denen unsere Sinne die bestverfügbaren, doch sehr unvollkommenen Führer sind, und so wie es eine Kategorie von Wahrheiten gibt, die wir mit Hilfe des hellen, doch noch unvollständigen Lichtes unserer Vernunft suchen, gibt es gemäß dem Mystiker eine Kategorie von noch feineren Wahrheiten, die sowohl die Reichweite der Sinne als auch die des Verstandes überschreiten, jedoch durch ein inneres, direktes Wissen und eine direkte Erfahrung gesichert werden können. Diese Wahrheiten sind übersinnlich, doch nichtsdestoweniger wirklich: sie haben ungeheure Auswirkungen auf das Bewusstsein, sie verändern seine Substanz und Bewegung und rufen vor allem tiefen Frieden und bleibende Freude hervor, ein großes Licht der inneren Schau und Erkenntnis, eine Möglichkeit, die niedere Tier-Natur zu überwinden, sowie Ausblicke auf eine spirituelle Selbstentwicklung, die ohne diese [Wahrheiten] nicht bestünde. Eine neue Anschauung der Dinge entsteht, die, falls sie in ihrer vollen Konsequenz verfolgt wird, eine große Befreiung bringt, innere Harmonie und Einung – und außerdem viele andere Möglichkeiten. Es ist wahr, diese Dinge sind von einer geringen Minorität der Menschheit erfahren worden, und dennoch war es eine große Anzahl unabhängiger Menschen in allen Zeiten, Ländern und unter allen Voraussetzungen, die sie bezeugen; unter ihnen befinden sich einige der größten Geister der Vergangenheit, einige der bedeutendsten Gestalten der Welt. Müssen nun diese Möglichkeiten sofort als Phantastereien verdammt werden, weil sie nicht nur über den Durchschnittsmenschen der Straße hinausreichen, sondern auch für viele kultivierte Intellekte nicht leicht erfassbar sind, oder weil ihre Methode schwieriger ist als die des gewöhnlichen Verstandes oder der Vernunft? Und wenn ihnen irgendeine Wahrheit innewohnt, ist es dann nicht wert, diese als etwas zu verfolgen, das das höchste Stadium der Selbst-Entdeckung und Welt-Entdeckung durch die menschliche Seele enthüllt? Im besten Falle ist es so – schlimmstenfalls muss es als Möglichkeit betrachtet werden, so wie alle Dinge, die der Mensch erreichte, in ihren frühen Stadien nur Möglichkeiten waren; doch es ist in jedem Fall ein großes und vielleicht ein höchst fruchtbares Abenteuer.

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Briefe über den Yoga

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