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III. Supramental – Obermental

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Mit dem Supramental meine ich das volle Wahrheits-Bewusstsein der Göttlichen Natur, in dem das Prinzip der Teilung und Unwissenheit keinen Platz hat; es ist immer ein volles Licht und Wissen, die jeglichem mentalen Stoff und aller mentalen Bewegung übergeordnet sind. Zwischen dem Supramental und dem menschlichen Mental befindet sich eine Anzahl von Bereichen, Ebenen oder Schichten des Bewusstseins, – man kann es auf vielfältige Art und Weise betrachten –, in denen das Element oder die Substanz des Mentals und infolgedessen auch seine Regungen immer leuchtender, machtvoller und weiter werden. Das Obermental ist der höchste dieser Bereiche, es ist voll Licht und Macht; doch vom darüberliegenden Standpunkt aus betrachtet, ist es die Scheidelinie, an der sich die Seele vom vollkommenen, unteilbaren Wissen abwendet und in die Unwissenheit herabkommt. Denn obgleich es der Wahrheit entstammt, beginnt hier die Trennung der Wahrheitsaspekte sowie der Kräfte und ihres Wirkens, als seien sie unabhängige Wahrheiten; und dieser Prozess mündet, je weiter man in das gewöhnliche Mental, Leben und die Materie herabkommt, in einer vollständigen Teilung, Absplitterung und Abspaltung von der unteilbaren Wahrheit darüber. Hier gibt es nicht mehr das essentielle, absolute, vollkommen harmonische und einende Wissen oder, besser noch, ein Wissen, das immer harmonisch, da es immer eins ist, weil dies zum Wesen des Supramentals gehört. Erst im Supramental hören die mentalen Trennungen und Widersprüche auf, die Probleme, die unser teilendes und zergliederndes Mental schafft, verschwinden, und die Wahrheit wird als leuchtendes Ganzes gesehen. Im Obermental gibt es noch nicht den eigentlichen Sturz in die Unwissenheit, doch ist der erste Schritt, der diesen Fall unausweichlich macht, getan.

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Das Supramental ist die Eine Wahrheit, es entfaltet und bestimmt die Manifestation seiner Mächte, und alle diese Mächte wirken als eine vielfältige Einheit, in Harmonie, ohne Widerstreit oder Zusammenprall, gemäß dem Einen Willen, der ihnen allen innewohnt. Das Obermental ergreift diese Wahrheiten und Mächte und setzt jede einzelne von ihnen als eine für sich bestehende Kraft mit ihren unausbleiblichen Folgen in Tätigkeit – in ihrem Wirken kann Harmonie sein, doch diese ist eher künstlich und einseitig und nicht innewohnend und unausweichlich; in dem Maße wie man vom höchsten Obermental herabkommt, mehren sich Teilung, Zusammenprall und Widerstreit der Kräfte, die Trennbarkeit dominiert, die Unwissenheit wächst und das Dasein wird zu einem Aufeinanderprallen von Möglichkeiten, einem Gemisch gegensätzlicher Halbwahrheiten, ein ungelöstes und offensichtlich unlösbares Rätsel und Zusammensetzspiel.

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Es würde den Versuch nicht lohnen, das Supramental zu erreichen, wenn es uns nicht eine größere und vollständigere Wahrheit als irgendeine der niederen Ebenen brächte. Jede Ebene hat ihre eigenen Wahrheiten. Einige sind auf einer höheren Ebene nicht länger wahr, zum Beispiel sind Begehren und Ego Wahrheiten der mentalen, vitalen und physischen Unwissenheit – ein Mensch auf dieser Bewusstseinsebene ohne Ego und Begehren wäre wie ein tamasischer Automat. In dem Maße, wie wir uns bewusstseinsmäßig erheben, erscheinen Ego und Begehren nicht länger als Wahrheiten, sondern als Falschheiten, welche die wahre Person und den wahren Willen entstellen. Der Kampf zwischen den Mächten des Lichtes und den Mächten der Finsternis ist hier [auf unserer Bewusstseinsebene] eine Wahrheit, doch sobald wir emporsteigen wird er immer weniger wahr, und im Supramental besitzt er überhaupt keine Wahrheit mehr. Andere Wahrheiten hingegen bleiben bestehen, doch sie verändern ihren Charakter, ihre Bedeutung, ihren Platz im Ganzen. Der Unterschied oder Gegensatz zwischen dem Persönlichen und dem Unpersönlichen ist eine Wahrheit des Obermentals, im Supramental hingegen sind sie untrennbar eins und besitzen keine gesonderte Wahrheit mehr. Doch einer, der die Wahrheiten des Obermentals nicht gemeistert und gelebt hat, vermag die supramentale Wahrheit nicht zu erreichen. Das Mental des Menschen, voll unzulänglichem Stolz, unterscheidet scharf, will alles andere als Unwahrheit bezeichnen und mit einem Sprung die höchste Wahrheit erreichen wie immer sie auch sei – doch ist dies ein ehrgeiziger und anmaßender Fehler. Man hat Stufe um Stufe zu erklimmen und seine Füße bei jedem Schritt fest aufzusetzen, damit man den Gipfel erreicht.

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Ich verstehe nicht. Das Persönlich-Göttliche ist nicht das gleiche wie der avatar. Was ich sagte war, dass die Trennung zwischen den beiden Aspekten des Göttlichen der Vorstellungswelt des Obermentals entstammt, das verschiedene Seiten des Göttlichen in gesonderte Wesenheiten aufteilt. So trennt es Sat, Chit und Ananda, damit sie drei voneinander getrennte, verschiedene Aspekte werden. Tatsächlich aber gibt es in jener Wirklichkeit kein Getrenntsein, die drei Aspekte sind derart ineinander verschmolzen, derart untrennbar eins, dass sie eine einzige, ungeteilte Wirklichkeit bilden. Das gleiche gilt für das Persönliche und Unpersönliche, saguna und nirguna, den Schweigenden und Tätigen Brahman. In Wirklichkeit sind es keine entgegengesetzten und unvereinbaren Aspekte; was wir das Persönliche und das Unpersönliche nennen, ist untrennbar als einzige Wahrheit ineinander verschmolzen. Tatsächlich ist „ineinander verschmolzen“ sogar ein falscher Ausdruck, denn sie waren nie getrennt, so dass man sie hätte verschmelzen müssen. Aller Zwist darüber, ob entweder das Unpersönliche Wesen die einzig wahre Wahrheit oder das Persönliche Wesen die einzig höchste Wahrheit sei, sind vom Mental erschaffene Streitfragen, die von diesem trennenden Aspekt des Obermentals herrühren. Das Obermental leugnet keinen Aspekt, so wie das Mental es tut, es anerkennt sie alle als Aspekte der Einen Wahrheit; doch indem es sie trennt, verlegt es den Streit in das unwissendere, begrenztere und geteilte Mental, da das Mental nicht zu erkennen vermag, wie zwei entgegengesetzte Dinge zusammen in einer Wahrheit bestehen können, wie zum Beispiel das Göttliche nirguno guni, unpersönlich-persönlich, sein kann; es hat nicht die Erfahrung, was hinter den beiden Worten steht, und fasst sie daher einzeln in einem absoluten Sinn auf. Das Unpersönliche ist Dasein, Bewusstsein, Seligkeit, nicht eine Person, sondern ein Zustand. Die Person ist das Seiende, das Bewusste, das Selige; Bewusstsein, Dasein, Seligkeit als getrennte Dinge aufgefasst, sind lediglich Zustände ihres Wesens. Doch tatsächlich sind die beiden (persönliches Wesen und ewiger Zustand) untrennbar und eine Wirklichkeit.

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Es ist in der Sprache des Mentals kaum auszudrücken, was das Supramental ist, selbst in der des spiritualisierten Mentals, denn es ist insgesamt ein anderes Bewusstsein und handelt auf andere Art und Weise. Was immer man darüber sagen würde, würde voraussichtlich nicht verstanden oder aber missverstanden werden. Einzig und allein indem wir in das Supramental hineinwachsen, können wir begreifen, was es ist, und auch dies erst nach einer langen Entwicklung, in deren Verlauf das erhöhte und erleuchtete Mental zur reinen Intuition wird (doch nicht jenes vermischte Etwas, das meist unter diesem Namen läuft) und sich in das Obermental zusammenballt; danach kann das Obermental in das Supramental erhoben und mit ihm verschmolzen werden, bis es eine Umwandlung erfährt.

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Im Supramental ist alles selbstwissend, selbstleuchtend, es gibt keine Teilungen, Gegensätze oder getrennten Aspekte wie im Mental, das nach dem Prinzip der Gliederung des Wissens in einzelne Teile arbeitet, die es dann einander gegenüberstellt. Das Obermental nähert sich an seinem höchsten Punkt dem Supramental und wird oft damit verwechselt, vermag es jedoch nicht zu erreichen, außer durch Erhöhung und Umwandlung.

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Das kosmische Bewusstsein öffnet sich im Suchenden (manchmal direkt, manchmal indirekt) durch die Macht des Obermentals, die das Mental von seinen kleinen Zergliederungen befreit, und man erkennt den kosmischen Spirit und das Spiel der kosmischen Kräfte.

Von der oder zumindest durch die Obermental-Ebene wird die ursprüngliche Anordnung der Dinge dieser Welt vorherbestimmt; denn von ihr stammen die ersten determinierenden Vibrationen. Doch es gibt entsprechende Bewegungen auf allen Ebenen, der Mental-Ebene, Vital-Ebene, sogar der physischen Ebene; und in einem sehr klaren und erleuchteten Zustand des niedrigen Bewusstseins ist es möglich, diese Bewegungen wahrzunehmen, den Plan der Dinge zu verstehen und entweder ein bewusstes Instrument zu sein oder in begrenztem Ausmaß sogar ein bestimmender Wille oder eine bestimmende Kraft. Doch der Stoff der niederen Ebenen vermischt sich immer mit den Obermentalkräften, sobald diese herabkommen, und mindert ihre Wahrheit und Macht oder fälscht und entstellt sie sogar.

Das Obermental selbst vermag einen Teil des supramentalen Lichtes den niederen Bewusstseinsebenen zu vermitteln; doch solange das Supramental sich nicht direkt manifestiert, wird sein Licht bereits im Obermental abgewandelt und in seiner Auswirkung dann weiterhin abgewandelt durch die Bedürfnisse, Forderungen und beschränkten Möglichkeiten der individuellen Natur. Der Erfolg dieses verminderten und abgewandelten Lichtes, zum Beispiel bei der Läuterung des Physischen, kann kein unmittelbarer und absoluter sein, so wie es das volle und direkte supramentale Wirken wäre; er ist vielmehr ein relativer, was durch die individuelle Natur und das Gleichgewicht universaler Kräfte bedingt ist sowie durch die Behinderung seitens feindlicher Mächte; sein Ergebnis ist unvollkommen, da das niedere Wirken endlos zu sein scheint; und er ist in seinem Ausmaß und seiner Wirksamkeit mangels einer völligen Zustimmung durch die physische Natur begrenzt.

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Das Obermental muss erreicht und herabgebracht werden, bevor die Herabkunft des Supramentals überhaupt möglich ist denn das Obermental ist der Übergang vom Mental zum Supramental.

Aus dem Obermental rühren all die verschiedenen Anordnungen der schöpferischen Wahrheit der Dinge her. Vom Obermental gelangen sie herab zur [Ebene der] Intuition und werden von dort auf das Erleuchtete und Höhere Mental übertragen, um dann für unseren Verstand geordnet zu werden. Doch sie verlieren bei der Übertragung auf niedere Ebenen mehr und mehr von ihrer Macht und Gewissheit. Und was sie an Kraft einer unmittelbar erkannten Wahrheit besitzen, geht schließlich im menschlichen Mental verloren; denn dem menschlichen Verstand stellen sie sich als lediglich spekulative Ideen dar, nicht als verwirklichte Wahrheit, nicht als direkte Schau, nicht als dynamische Vision, die mit einer konkreten, unwiderlegbaren Erfahrung verbunden ist.

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Es gibt verschiedene Ebenen des Obermentals. Die eine ist mental und erschafft auf direktem Wege alle Gestaltungen, die sich darunter in der mentalen Welt manifestieren – das ist das mentale Obermental. Darüber befindet sich die Obermental-Intuition. Noch weiter oberhalb befinden sich die Ebenen des Obermentals, die mehr und mehr mit dem Supramental verbunden sind und einen teilweise supramentalen Charakter haben. Der höchste der Obermental-Bereiche ist das supramentale Obermental oder die Obermental-Gnosis. Doch sind dies Dinge, die du nicht verstehen kannst, solange du keine höhere Erfahrung hast, zur Zeit jedenfalls noch nicht. Nur diejenigen, die voll in das kosmische Bewusstsein eingetreten sind, können sie begreifen, und selbst diese nicht sofort. Man muss zunächst die Erfahrung des höheren Mentals, des erleuchteten Mentals und der Intuition voll erlangt haben, bevor man sie verstehen kann.

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So einfach ist es nicht – doch der Verständlichkeit halber kann man das Obermental in vier Ebenen einteilen: das mentale Obermental und jene drei, von denen du schreibst (intuitives, eigentliches und supramentales Obermental); doch es gibt viele Stufen auf jeder einzelnen dieser Ebenen, und jede kann als eine Ebene für sich betrachtet werden.

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Das ist nicht unmöglich – es ist auf jeder der höheren Ebenen durchaus möglich –, die Unendlichkeit ist überall, wenn man einmal die individuellen Begrenzungen durchbrochen hat.

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Es gibt viele Stadien des Überganges vom mentalen Obermental zum supramentalen Obermental und von dort zum Supramental. Es wäre voreilig zu sagen: „Dies ist das letzte, höchste Obermental“.

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Was du das supramentale Obermental nennst1 , ist noch das Obermental und nicht Teil des wahren Supramentals. Man kann das wahre Supramental nicht erreichen (außer in einer Art Trance oder im Samadhi-Zustand), solange man nicht die Wahrheit des Obermentals im Leben, Sprechen, Handeln und im äußeren Wissen gefestigt und nicht nur in der Meditation und inneren Schau erfahren hat.

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Zu jener Zeit, als die letzten Kapitel des Buches „The Synthesis of Yoga“ [„Die Synthese des Yoga“] im „Arya“ erschienen, war der Begriff „Obermental“ noch nicht geprägt und wird daher dort nicht gebraucht. Was in jenen Kapiteln beschrieben wird, ist das Wirken des Supramentals, sobald dieses in die Obermental-Ebenen herabkommt und das Wirken des Obermentals aufnimmt und umwandelt. Das höchste Supramental oder die Göttliche Gnosis, in sich bestehend, ist etwas, das noch jenseits davon und ziemlich darüber liegt. In den letzten Kapiteln sollte aufgezeigt werden, wie schwierig dies zu erreichen ist und wie viele Ebenen es zwischen dem menschlichen Mental und dem Supramental gibt; und wie selbst das Supramental bei seinem Herabkommen mit dem niedrigen Wirken vermischt und in etwas Geringeres als die eigentliche Wahrheit verwandelt wird. Doch diese Kapitel wurden nicht geschrieben.

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Die Unterscheidung [zwischen Obermental und Supramental] wurde im „Arya“ nicht gemacht, da zu jener Zeit das, was ich jetzt das Obermental nenne, als eine niedere Ebene des Supramentals angesehen wurde, und zwar deshalb, weil ich sie vom Mental her betrachtete. Die wahre Unvollkommenheit des Obermentals, seine Begrenzung, die eine Welt der Unwissenheit entstehen ließ, wird erst dann voll erkannt, wenn man es vom physischen Bewusstsein her, also vom Resultat (Unwissenheit in der Materie) zur Ursache hin (Teilung der Wahrheit durch das Obermental) betrachtet. Auf seiner eigenen Ebene scheint das Obermental lediglich ein zergliedertes, vielseitiges Spiel der Wahrheit zu sein und kann daher vom Mental leicht als ein supramentaler Bereich angesehen werden. Auch das Mental, sobald es vom Licht des Obermentals überflutet wird, fühlt sich in einer erstaunlichen Offenbarung der göttlichen Wahrheit lebend. Die Schwierigkeiten beginnen, wenn wir es mit dem Vital zu tun bekommen und noch mehr mit dem Physischen. Dann nämlich wird es unumgänglich, dem Problem zu begegnen und scharf zwischen Obermental und Supramental zu unterscheiden, denn es zeigt sich dann, dass die Macht des Obermentals (trotz seines Lichtes und Glanzes) nicht ausreicht, um die Unwissenheit zu überwinden, da es selbst dem Gesetz der Teilung unterliegt, aus dem die Unwissenheit stammt. Man muss es überschreiten, muss das Obermental supramentalisieren, damit das Mental und alles Übrige sich der endgültigen Wandlung unterziehen können.

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Was er das Obermental nennt, sind wahrscheinlich die ersten Bewusstseinsschichten, die über dem Mental liegen. Es können aber auch Erfahrungen von höheren Mental- oder Vitalebenen sein. Dem menschlichen Mental erscheinen sie alle so groß, dass sie leicht für das Obermental bzw. Supramental gehalten werden. Indirekte Kontakte mit dem Obermental können stattfinden, wenn man sich dem Kosmischen Bewusstsein öffnet, und mehr noch, wenn man in dieses Bewusstsein frei eintritt. Eine unmittelbare Obermental-Erfahrung kann nicht stattfinden, solange nicht wenigstens ein Teil des Wesens in der Weite und dem Frieden verwurzelt ist.

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Die Ebene der Intuition liegt über der des erleuchteten Mentals; dieses ist nichts anderes als das höhere Mental, erhoben in ein größeres Leuchten und offener für die abgewandelten Formen der Intuition und Inspiration.

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Die Intuition ist die erste Ebene, auf der es ein wirkliches Öffnen gegenüber der vollen Möglichkeit der Verwirklichung gibt, und mit ihrer Hilfe kann man dann weiter fortschreiten, zunächst zum Obermental, dann zum Supramental.

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Intuition sieht die Wahrheit der Dinge mit Hilfe eines direkten inneren Kontaktes, nicht wie die gewöhnliche mentale Vernunft, die mit Hilfe der Sinne und anderem nach indirekten Kontakten sucht und tastet. Doch verglichen mit dem Supramental ist Intuition insofern begrenzt, als sie die Dinge blitzartig sieht, Punkt für Punkt und nicht als ein Ganzes. Sobald sie in das Mental gelangt, wird sie dort mit der mentalen Bewegung vermischt und formt eine Art intuitive Mental-Tätigkeit, welche nicht die reine Wahrheit ist, sondern etwas, das zwischen der höheren Wahrheit und dem mentalen Suchen liegt. Sie kann das Bewusstsein durch eine Art Übergangsstadium leiten, und das ist praktisch ihre Aufgabe.

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Mentales intuitives Wissen greift unmittelbar einen Aspekt der Wahrheit auf, doch ohne jede Vollständigkeit oder Gewissheit, und die Intuition wird leicht mit dem gewöhnlichen mentalen Stoff vermengt, was irreführend sein kann; in ihrer Anwendung wäre sie dann leicht eine Halb-Wahrheit oder könnte derart falsch gedeutet und missbraucht werden, dass sie zum Irrtum wird. Ebenso ahmt das Mental die Intuition gern auf eine Weise nach, die es schwierig macht, zwischen einer wahren und einer falschen Intuition zu unterscheiden. Das ist der Grund, warum intellektuelle Menschen der mentalen Intuition misstrauen und behaupten, man könne sie nicht annehmen oder ihr folgen, wenn nicht der Verstand sie prüft und bestätigt. Was hingegen von der Obermental-Intuition stammt, hat ein Licht, eine Gewissheit, eine gültige Kraft der Wahrheit in sich, die selbst die beste mentale Intuition nicht besitzt.

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Es gibt mentale, vitale und feinstofflich-physische Intuitionen sowohl vom höheren als auch vom erleuchteten Mental.

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Dies [die Gleichsetzung von buddhi mit vijnana und der Intuition] ist der Irrtum, der mit dem übertriebenen Intellektualismus der Philosophen und Kommentatoren entstand. Ich glaube nicht, dass buddhi die Intuition als etwas einbezieht, das sich in seiner Art vom Intellekt unterscheidet – die Intellektualisten betrachten die Intuition lediglich als rapiden Prozess intellektuellen Denkens – und sie glauben es noch immer. In der Taittirya-Upanishad ist der Sinn von vijnana sehr deutlich dargestellt – ein Wesen ist rtam, die spirituelle Wahrheit; später jedoch wurde die Gleichsetzung mit buddhi üblich.

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Ich glaube nicht, dass sie ausdrücklich die Intuition meinen; sie betrachten buddhi als Werkzeug des Wissens und beziehen daher alles Wissen darin mit ein; und da vijnanamaya kosa die Wissenshülle ist, glauben sie, es müsse buddhi bedeuten. Ganz offensichtlich ist dies nicht der Fall. Die Beschreibung, die du anführst, bedeutet tatsächlich etwas viel Höheres als buddhi. Es ist satyam rtam brhat der Upanishad – das Wahrheitsbewusstsein des Veda.

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Briefe über den Yoga

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