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Der Unterschied zwischen Geschichte und Plot Zwei in einem Buch

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Bei seinem Roman »Zwei an einem Tag« (Kein & Aber 2010) bedient sich Autor David Nicholls am Ende eines Kniffs. Obwohl er eine der beiden Hauptfiguren sterben lässt, schafft er es, den Roman nicht auf einer traurigen Note enden zu lassen. Dazu hört er nicht mit der Sterbeszene auf, sondern durchbricht die Chronologie und endet mit dem Anfang und der Szene, in der für die Hauptfiguren Emma und Dexter die gemeinsame Geschichte beginnt.

Nicholls’ Roman ist für Autoren allein schon wegen des Plots interessant: Der Erzähler begleitet Emma und Dexter über zwanzig Jahre hinweg und zeigt ihr Leben an jedem 15. Juli. Ein wenig erinnert mich das an den Film »Harry & Sally«, ein wenig an Daniel Glattauers »Gut gegen Nordwind«.

An »Zwei an einem Tag« lässt sich gut der Unterschied zwischen Geschichte und Plot erkennen: Die Geschichte ist das, was geschieht, der Plot, die Art und Weise, wie es der Autor geschehen lässt.

Für Ihren Roman heißt die Herausforderung: einen Plot zu kreieren, der Ihre Geschichte auf die – nach Ihren Kriterien und nach Kriterien des Erzählhandwerks – effektivste Weise erzählt.

Oft ist der erstbeste Plot, der einem einfällt, eben nicht der Beste. Nicholls gelingt es mit seinem ungewöhnlichen Plot, einen emotional intensiveren Moment und ein befriedigenderes Ende zu schaffen, als hätte er die Geschichte chronologisch heruntererzählt. Beim Leser bleibt das Gefühl, eine in sich abgeschlossene, runde Geschichte gelesen, nein, erlebt zu haben.

Seien Sie nicht zu schnell zufrieden. Eine solch zentrale Entscheidung wie die nach dem Hauptplot und der Struktur Ihres Romans sollte gut überlegt sein, denn sie später zu ändern, erfordert enorm viel Kraft und Zeit.

Achten Sie auch darauf, nicht zu kompliziert zu werden. Gerade unerfahrene Autoren, sprich: Autoren, die an ihrem ersten Roman schreiben, neigen dazu, sich mit einer komplexen Plotkonstruktion zu viel auf einmal aufzubürden. Wenn Sie von der chronologischen Erzählweise abweichen, sollten Sie einen verdammt guten Grund dafür haben. Beeindrucken tun Sie mit außergewöhnlichen Romanstrukturen niemanden, schon gar keine Lektorin.

Fragen Sie sich: Wie erzähle ich meine Geschichte am effektivsten? Das allein sollte Ihre Richtschnur sein.

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