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Einleitung

Krieg in der Antike – wem kommen dabei nicht der Trojanische Krieg, der Perserkrieg oder die römischen Legionen in den Sinn, Erinnerungen an vergangene Schulstunden? Doch darf man diese drei Begriffe überhaupt in einem Atemzug nennen? Fand der Trojanische Krieg wirklich statt? Gehören die Erzählungen über den Trojanischen Krieg wie Homers Ilias nicht in den Bereich des Mythos? Es mag erstaunlich klingen, aber diese Frage ist in unserem Zusammenhang belanglos. Auch wenn der Trojanische Krieg nicht stattgefunden hat, die Ilias verrät uns viel darüber, wie zur Zeit Homers (im 8. Jahrhundert v. Chr.) gekämpft wurde. Denn Homer lässt seine Helden so kämpfen, wie er es aus der Realität, aus der Zeit, in der er lebte, kannte. Auch in Bildern finden wir dieses Phänomen, die Projektion eines Mythos, der sich in lange zurückliegenden Zeiten abgespielt haben soll, in ein aktuelles, dem Produzenten und zeitgenössischen Betrachter geläufiges Ambiente. Wer einmal im Museum von Delphi vor dem kurz vor 525 v. Chr. vollendeten Fries des Siphnier-Schatzhauses steht, wird bemerken, dass sich Griechen, Trojaner und Giganten in ihrer Bewaffnung nicht unterscheiden: Der unbekannte Künstler des Frieses hat die Krieger ohne Unterschied als Hopliten, als Schwerbewaffnete, dargestellt, so wie Krieger für ihn auszusehen hatten.

Die Zahl der uns bekannten Kriege in der Antike ist hoch und kann durchaus mit den Kriegen anderer Epochen wie beispielsweise dem europäischen Mittelalter konkurrieren. Doch in diesem Buch geht es nicht darum, eine Liste der Kriege in der griechisch-römischen Antike vorzulegen. Muss man wissen, worum es im Dritten Heiligen Krieg oder im Ersten Illyrischen Krieg ging, wer gegen wen kämpfte? Auch wenn beide Kriege mit großem Leid für die Betroffenen verbunden waren, für uns sind sie nur noch Episoden, ein Teil des Bildes, das uns die antiken Quellen von den Griechen und Römern vermitteln. Und dieses Bild ist Thema des Buches. Der Leser soll in die Welt der Antike eingeführt werden, als noch Mann gegen Mann gekämpft wurde (und manchmal auch Frau gegen Mann), erfahren, wie der Krieg schon in der Antike immer mehr „perfektioniert“ wurde. Das Buch will den Leser mit der Kriegspropaganda vergangener Zeiten vertraut machen und zum Nachdenken anregen, ob uns das Feindbild, das die Griechen und Römer von ihren Gegnern entwarfen, nicht irgendwie vertraut vorkommt. Und es soll an die Betroffenen erinnern, an die vielen namenlosen Soldaten und „Zivilisten“, die hofften, ihr Land, ihre Stadt würde siegen. Manchmal, weil sie den Frieden herbeisehnten, öfter jedoch, weil sie sich von einem Sieg Vorteile versprachen. Dabei ging es nicht immer um Ideale wie die Verteidigung der Freiheit. Häufig genug spielte der Profit eine wichtige Rolle. Wäre dies nicht so, welchen Grund gäbe es dann noch, Krieg zu führen?

Wer wäre wohl so unvernünftig, den Krieg statt des Friedens zu wählen? Im Frieden begraben die Kinder ihre Eltern, im Kriege die Eltern ihre Kinder.

HERODOT, Historien 1, 87, Ü: Theodor Braun

Krieg in der Antike

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