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8 • Gemeinschaft

» RB 1,2: Die erste Art (von Mönchen) sind die Koinobiten: Sie leben in einer klösterlichen Gemeinschaft und dienen unter Regel und Abt.

Ein Christ ist kein Christ und ein Mönch kein Mönch. Davon scheint Benedikt auszugehen. Selbst Einsiedler gewesen, bevor er Mönch wurde, hält er diejenigen, die unter Regel und Abt in einer Gemeinschaft leben wollen, für die stärkste Art aller monastischen Erscheinungsformen und widmet ihnen seine ganzen Überlegungen (RB 1,13). Die Einsiedelei erlaubt er nur denen, die durch die Hilfe vieler zuvor »hinreichend geschult« wurden, um den Einzelkampf in der Wüste zu bestehen (RB 1,3–5).

Gemeinschaft hat etwas Formendes – wie die gemeinsame Wanderung der Kiesel in einem Bachbett: Am Anfang kantig und eigenwillig gestaltet, werden sie Kilometer um Kilometer umgewälzt und aneinander geschliffen, bis sie schließlich gefällig und weich in der Hand liegen.

In einer Gemeinschaft zu leben ist nicht der leichtere Weg. »Mit anderen Menschen zusammenzuleben, ist nie einfach. Allein ist es viel leichter, ein Heiliger zu sein«, gibt Esther de Waal zu bedenken, nicht ohne Augenzwinkern.*

Leichter mag es sein, sicherer ist es nicht. »Willst du schnell vorankommen, geh allein. Willst du weit kommen, geh mit anderen«, sagt ein afrikanisches Sprichwort. »Langsam, aber sicher« will Benedikt seine Leute also führen. Denn das Ziel ist weit gesteckt. Entschleunigung passt besser dazu als ein olympisches Höher-Schneller-Weiter, das nach dem Ruhm des Tages rasch verpufft. Und nur Dabeisein ist auch nicht alles. Gemeinschaft bedeutet Dienst aneinander und füreinander, also Arbeit. Das gilt für frei gewählte Glaubensgemeinschaften ebenso wie für die Familie und den Fußballverein. Wer echtes Leben anstrebt, gar das ewige, den erwartet eine dynamische, spannende, aber arbeitsreiche, manchmal mühevolle gemeinsame Zeit. Es ist eine große Investition, verspricht aber auch großen Gewinn.

Gemeinschaft kann aber auch schiefgehen. Es gibt keine Garantie, dass allein die pure Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft in ein glückliches Leben führt. Die Gemeinschaft muss zum Einzelnen passen und der Einzelne in die Gemeinschaft. Dazu ist es wichtig, darauf zu achten, ob die Ziele beider übereinstimmen. Nur, wo das Ziel dasselbe ist, kann auch ein gemeinsamer Weg entstehen, der die Kraft schenkt, die Schwierigkeiten, die unterwegs kommen, zu meistern, und der am Ende beide zufrieden macht.

* Esther de Waal, Gottsuchen im Alltag, Münsterschwarzach 2. Auflage 1999, S. 124.

Er schenkt mir ein weites Herz

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