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Der Eintritt in die Welt der Normen und Regeln

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Mit dem sechsten Lebensjahr tritt eine weitere folgenschwere Entwicklung in unser Leben, eine Entwicklung, die nicht in erster Linie von uns selbst oder unserer biologischen Uhr aus geht, sondern die von außen an uns herangetragen wird, der Eintritt ins Schulleben.

Waren wir bisher relativ frei (was allerdings im erheblichen Maßen vom nicht selten falschen Ehrgeiz unserer Eltern abhängig ist) in unserer Zeiteinteilung und in unserer Entscheidung was wir tun oder lassen wollen, treten ab diesen Zeitpunkt Normen und Regeln und vor allem ein von außen geprägtes Zeitmanagement in unser Leben.

Vieles was wir bisher gelernt haben, haben wir freiwillig, aus eigenem Interesse gelernt, Wir haben anderer Menschen beobachten und versucht von diesen Beobachtungen zu lernen, vieles auf der uns eigenen Wiese. Wir haben ausprobiert, und im Rahmen unserer Möglichkeiten Dinge hinterfragt, wir haben uns über Erfolge gefreut, und Misserfolge haben uns nicht etwa frustriert (zumindest nicht Dauerhaft) sondern angespornt, es nochmal zu versuchen, oder es auf eine andere Art und Weise zu versuchen. Zeit spielte meistens keine Rolle, von außen auferlegter Erfolgsdruck war uns unbekannt.

Vom Eintritt in die Schule ändert sich sehr vieles. Aus dem spielerischen Lernen mit Freude, wird plötzlich ein Lernen unter Erfolgs- und Zeitdruck. Aus dem Lernen auf unserer Weise wird schlagartig ein Lernen nach Normen und Regeln. Plötzlich können wir nicht mehr unseren Impuls folgen (zum Beispiel aufstehen und herumtollen, wann immer uns danach war).

Sie haben es wahrscheinlich geahnt, dass all das was sich von nun an verändert hat, genau das ist was unsere bisherige Kreativität ausgemacht hat. Der Eintritt in die Schule ist der Anfang vom Ende unserer Kreativität.

Wir könnten es uns jetzt leicht machen, und alle Schuld dem Schulsystem oder noch einfacher den Lehrern zuzuschreiben. Aber das stimmt natürlich nicht, denn einen kleinen Teil dieser Schuld tragen auch unserer Eltern, aber den absoluten Löwenanteil der Schuld tragen wir höchst persönlich. Denn wir selbst sind verantwortlich für unser Leben und somit auch für die Kreativität in unserem Leben. Und wenn wir ehrlich sind, können wir auch ohne Kreativität ein recht angenehmes Leben führen. Kreativität ist keine Voraussetzung für unser Leben und auch keine Voraussetzung für Glück in unserem Leben.

Kreativität ist Luxus, insbesondere wenn man das Leben des einzelnen Menschen betrachtet, aber für die Gesellschaft ist sie unerlässlich. Für die Gesellschaft aber ist es ausreichend, wenn 5 -10% der Menschen kreativ sind. Man stelle sich einmal vor, 100% der Menschen wären ausgesprochen kreativ und wäre nur bereit Arbeiten mit einer hohen Kreativitätsanforderung zu verrichten, das reinste Chaos. Wenn zum Beispiel mein Auto defekt ist, brauche ich niemanden, der sich zehn Möglichkeiten überlegen, wie er mein Auto theoretisch reparieren könnte, oder der mir ein nettes, tröstendes Gedicht auf den Fahrersitz legt, nein ich brauchen einen fähigen Mechaniker, der mein Auto repariert. Ich möchte hier nicht sagen, dass man als Mechaniker nicht kreativ sein muss oder kann, es geht mir vielmehr um die Aussage, dass er in dem Augenblick, in dem er das Auto repariert mehr auf sein Fachwissen und sein handwerkliches Geschick angewiesen ist, um gute Arbeit zu leisten, Kreativität ist in den meisten Fällen nicht zwingend erforderlich.

Meines Erachtens trägt das Schulsystem genau dieser Tatsache Rechnung. Unsere Schulsysteme legen ihren Fokus auf Bildung, oder besser gesagt auf das Vermitteln von Bildung, da das global betrachtet für die Gesellschaft von größerem Nutzen ist, als die Förderung von Kreativität.

Die Vermittlung von Bildung, aber ist von ihrem Grundwesen her nicht kreativitätsfördern.

Das Fördern der Kinder und insbesondere deren Kreativität kann aber nicht allein der Schule oder den Lehrern überlassen werden, hier sollten auch die Eltern eine entscheidende Rolle spielen. Solange die Kinder klein sind, wird dieser Aufgabe auch gerne übernommen, indem versucht wird durch die Anschaffung von pädagogisch wertvollem Spielzeug die Fantasie der Kinder anzuregen. Sobald die Kinder jedoch in die Schule kommen, lässt dieses Bestreben nach und weicht allzu oft der Überwachung der schulischen Leistungen. Ich möchte hier nicht behaupten, dass es falsch ist, sein Kind beim Lernen für die Schule zu unterstützen, aber es ist falsch, die Förderung der Kreativität beim Eintritt in die Schule zu beenden.

Kleinkinder benötigen keine Förderung ihre Fantasie. Sie entwickeln die meiste Fantasie, wenn wir sie beim Spielen weitestgehend sich selbst überlassen. Wenn wir uns da einmischen, auch wenn wir es gut meinen, so werden wir einzig und allein unser erwachsenes Denken einbringen, ganz einfach, weil wir gar nicht anders können als erwachsen zu denken. Und unser Kind wird dieses Denken übernehmen, wird sein kindliches Denken noch früher ablegen, und damit einen Teil seiner Fantasie ablegen. Kreativität braucht kindliches Denken, braucht kindliche Naivität, frei von der Realität und Vernunft der Welt der Erwachsenen. Kinder haben einen unbändigen Drang zu lernen, zu entdecken und zu verstehen. Dass dieser Drang ausgerechnet durch die Schule eingedämmt wird, ist wohl eine Ironie des Schicksals.

Genau dann, wenn die Förderung der Kreativität sinnvoll wäre, da die Schule gerade im Begriff ist, diese zumindest einzuschläfern, endet auch oft die heimische Förderung und fällt auch hier den schulischen Anforderungen zum Opfer.

Aber wie fördere ich die Kreativität von Kindern? Ein wichtiger Punkt ist die Freiwilligkeit und der Spaß. Es macht keinen Sinn, Kinder zu zwingen, sich kreativ zu betätigen. Der zweite wichtige Punkt ist, erklären Sie ihrem Kind nicht die Welt, denn was sie erklären ist nicht die Welt, sondern es ist ihre Welt, die Welt so wie sie sie sehen. Vielmehr sollte sie versuche Denkanstöße zu geben, die das Kind dazu bringen sich selbst Gedanken zu machen.

Erziehung im Allgemeinen sind weniger die Worte die wird sprechen, als vielmehr die Dinge, die wir tun oder nicht tun.


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