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Wir alle sind Teil einer Leistungs- und Bewertungsgesellschaft

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Aber zurück zum Schulsystem. Es gibt meines Erachtens noch einen wesentlich kritischeren Punkt warum in unseren Schulen bevorzugt Wissen vermittelt wird, und auf Kreativität wenig Wert gelegt wird.

Wissen lässt sich leichter beurteilen und somit benoten. Eine Antwort ist richtig oder falsch das gibt zumindest für die meisten Schulfächer. Kreativität aber ist nicht so leicht zu bewerten, sie lässt Interpretationsspielraum und ist daher juristisch gesehen problematisch.

Die Gesellschaft wie wir sie heute kennen ist eine Leistungs- und Bewertungsgesellschaft. Alles und jeder wird bewertet, eine Unart, die durch den Einzug von Internet und soziale Netzwerke noch deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Jeder hat die Möglichkeiten, Produkte zu bewerten, ob er dafür qualifiziert ist oder nicht. Jeder noch so unbedeutende und sinnlosen Post auf Facebook oder Instagram kann mit einem „Like“ bewertet werden

Sieht man von den ersten Grundschuljahren ab, besteht unsere Schulleben aus Noten. Güte Schüler sind wir, wenn wir gute Noten haben, und gute Noten haben wir, wenn wir alles genau so wiedergeben wie es uns eingetrichtert wurde. Eigens Denken ist in vielen Fällen nicht hilfreich, wenn nicht sogar störend, hält es uns doch davon ab, vorgekautes Wissen in unser Hirn zu prügeln.

Selbst in Fächern, deren Fokus zumindest ein klein wenig auf Kreativität gelegt wird, wie zum Beispiel Kunst, oder Musik werden Noten vergeben, was meines Erachtens nicht nur völlig unsinnig, sondern auch kontraproduktiv ist.

Wir lernen früh, dass allein unsere Leistung zählt, sie ist allzu oft Grundlage dafür, wie und ob unsere Mitmenschen uns wahrnehmen.

Aber es geht auch anders. Schulen wie z.B. die Montessorischulen oder die Walldorfschulen, die so weit wie möglich auf Schulnoten verzichten, zeigen auf, dass es möglich ist auf ständige Leistungsbeurteilen zu verzichten, ohne die Motivation der Schüler zu verringern, wie allzu oft beim Verzicht auf Schulnoten befürchtet werden. Lernen mit Spaß und Freude ist in jedem Fall effektiver als Lernen unter Druck und Versagensangst.

Die meisten von uns aber lernen, dass sich selbstständiges Denken und Kreativität zumindest was die Schulnoten angeht nicht auszahlt. Was unsere berufliche Perspektive angeht, spielen Schulnoten aber eine entscheidende Rolle. Eingestellt wird meist, wer die besseren Schulnoten hat. Einen Studienplatz bekommt oft nur der mit den entsprechenden Noten, die tatsächliche Eignung für das gewünschte Studium wird dabei selten geprüft.

Im manchen Berufen ist Kreativität von äußerstem Nutzen, doch selbst in solchen Berufen erfolgt die Einstellung zumindest bei Berufsanfängern sehr häufig über die Schul- oder Studiumsbenotung. Kreativität lässt sich eben nicht benoten und ohne Noten fällt sie durch unser Denk- und Bewertungsraster.

Zugegeben, das hört sich alles sehr negativ an, aber wir selbst haben es in der Hand, unsere Kreativität am Leben zu erhalten oder zumindest wieder zu belebe. Das zeigt sich nicht zuletzt, an unzähligen Menschen die, obwohl auch diese ihre Ausbildung durch das gleiche System erworben haben wie all die andern, über außerordentliche kreative Fähigkeiten verfügen.

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