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Res publica und Staat Der metasprachliche Begriff „Republik“ bezeichnet die Staatsform, während die objektsprachliche res publica weit über darüber hinausgeht und unter anderem auch die Heiligtümer, Kulte, Besitzungen und Rechte der Römer umfasst. Vielleicht die beste Übersetzung für res publica ist „Gemeinwesen“, ein Begriff, der für alle staatlichen Organisationsformen der Antike gelten kann. Doch auch der Terminus „Staat“ sollte für die Antike nur vorsichtig verwendet werden, da es sich oft genug um Gemeinwesen handelte, deren Organisationsgrad zu gering war, um als Staat bezeichnet zu werden. Wenn im Folgenden ab und zu aus pragmatischen Gründen dennoch von „Staat“ die Rede sein wird, sollten diese Einschränkungen immer mitgedacht werden.

Wir wissen verhältnismäßig viel über die Religion der Stadt Rom, aber teilweise entsetzlich wenig über die Religion der Städte in Italien. „Römische“ Religion reduziert sich genau genommen auf die Religion einer einzigen Stadt, die sich ein Weltreich eroberte, ihre Kulte nur bedingt exportierte und mit zunehmender Ausdehnung des Imperium immer mehr neue Götter und Rituale importierte; wer über „römische“ Religion nachdenkt, muss immer auch die Provinzen des Reiches mit ihren zahlreichen religiösen Traditionen, oft auch römisch überformt, im Auge haben. In der Osthälfte des Römischen Reiches der Kaiserzeit dominierte immer das griechische Erbe mit wenigen lateinischen Einsprengseln – weit über den Untergang des weströmisch-lateinischen Reiches 476 n. Chr. hinaus. Ein Kult, der im Athen des Jahres 130 v. Chr. durchgeführt wurde, lässt sich daher auch als ein Teil der römischen Religion verstehen. Doch hätten wir die Möglichkeit, zu einem beliebigen Zeitpunkt der römischen Kaiserzeit einen Apollonpriester in Delphi nach seinen Ritualen und nach seinem Selbstverständnis als Grieche oder als Römer zu befragen, so würden wir wohl als Antwort erhalten: „Ich bin Hellene und der Kult, in dem ich diene, ist hellenisch“. Zuschreibungen wie „griechisch“ und „römisch“ waren nicht nur politisch, sondern auch kulturell geprägt.

Religion in der Antike

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