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Eine venezianische Maske

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„Das war knapp. Ausgesprochen knapp. … Was macht sie überhaupt hier?“, zischte einer der Männer, die unbemerkt von Corri von der Galerie aus das Geschehen in der Halle beobachtet hatten. Sichtlich ungehalten über diesen Vorfall forderte er von seinem Gegenüber eine Erklärung dafür.

Ach komm schon, Richard, mach halblang! Georg hatte die Wölfe doch im Griff. Es ist nichts passiert. Sie hat nur Hunde gesehen.“ Beschwichtigend hob der andere die Hände und grinste Richard von Briesing an. „Beruhige dich mal wieder. Ich habe Corri zwar versprochen, einen Termin mit dir zu machen, habe sie jedoch nicht für heute hierher bestellt. Ich weiß nur, sie hat da jede Menge Fragen bezüglich deines Auftraggebers, will mir aber nichts Näheres verraten. Also … wenn du sie nicht beantworten willst, werde ich das natürlich gern übernehmen.“

Richard von Briesing trat vom Geländer der Galerie zurück in den Schatten, um von den in der Halle stehenden Personen nicht bemerkt zu werden. Missbilligend schaute er auf seinen Gesprächspartner. „Jetzt wissen wir das Warum, aber nicht das Wie. Das darf einfach nicht passieren. Du verlierst die Kontrolle. Und wenn Georg nicht dagewesen wäre, hätte sie die Wölfe gesehen. Wir können uns derartige Fehler nicht erlauben. Du und deine ewig leichtfertige Art.“

Ho! Sachte! Was heißt hier, meine leichtfertige Art. Ich sagte dir doch, dass ich sie nicht hierher bestellt habe. Wo liegt dein Problem?! Was, wenn sie allein hergekommen ist, um dich zu suchen?“

Lass mich ausreden! Deine Arbeit leidet unter deiner Einstellung zur Sache. Du musst damit aufhören. Verstehst du! Hör auf, dieser Frau nachzusteigen. Sie ist dir nicht bestimmt. Das weißt du. Du bist ein Beschützer des Lebens. Was ist denn plötzlich in dich gefahren?“

Es blitzte in den aquamarinblauen Augen des Angesprochenen. Er runzelte missbilligend über diese Kritik die Stirn, zuckte mit den Schultern und drehte sich flapsig ab. „Ach, darum geht es dir? Es geht gar nicht um Corri? … Pah! Beschützer des Lebens ! Ich mach das jetzt schon … Wie lange? Ein paar hundert Jahre? Jetzt werde ich doch wohl auch einmal an mich denken dürfen. Und ich will diese Frau haben. Ich …“

Kein Wort weiter!“, fuhr Richard ihm ins Wort. „Du hast kein Recht dazu. Lass sie einfach in Ruhe! Du kannst ihr nicht geben, was sie möchte und enttäuschst sie im Endeffekt. … Also warum willst du ihr das antun?“

Mit einer abwertenden Handbewegung und einem angepissten Schnauben trat der hochgewachsene Mann mit den raspelkurzen Haaren ans Fenster. „Du wirst schon sehen. Sie kommt freiwillig zu mir. … Sie wird mir nicht widerstehen können. Wozu sind uns denn diese Gaben gegeben worden?“ Dabei lachte er boshaft, dass es Richard eiskalt über den Rücken lief.

Er musste versuchen, seinen Freund zur Einsicht zu bewegen. „Wenn du dich ihr über Gebühr widmest, spielst du einerseits mit den Gefühlen eines Menschen und andererseits wirst du deinen Aufgaben nicht mehr gerecht werden können. Was, wenn Corri so kurz vorm Ziel etwas zustoßen sollte? Du würdest einen von uns zum Tode verurteilen. Deshalb wird das Hohe Tribunal deine Handlungsweise nicht tolerieren!“ Von Briesing deutete mit einer Bewegung in Richtung Halle und sah Hannes, der sich bei seinen Worten ungerührt umwandte und die Galerie verließ, besorgt hinterher.

Richard kannte ihn schon seit so vielen Jahrhunderten. War das noch sein Freund? Immer war er seinen Aufgaben nachgekommen, handelte stets loyal seinem Volk gegenüber. Und nun? Was war nur mit ihm geschehen?

Die Natur hatte ihrer Spezies so viele besondere Fähigkeiten geschenkt, aber keine, um seinen Freund gegebenenfalls aufzuhalten. Er war ein Beschützer des Lebens. Somit konnte keiner in dessen Handeln und Tun eingreifen. Ihn beobachten, unterstützen … das ja. Aber nicht ihn aufhalten oder zur Rechenschaft ziehen. Keiner durfte das, so war es von jeher bestimmt. Ein jeder musste sich darauf verlassen, dass Ehre und Reinheit der Seele oberstes Gebot waren und keiner der Männer abtrünnig werden würde. Selbst das Hohe Tribunal konnte Verfehlungen nur ahnden und bestrafen, nicht jedoch im Vorfeld unterbinden. Richard von Briesing war ratlos.

***

„Azza! Azrail! Platz!“, wiederholte der Mann, der plötzlich wie aus dem Nichts vor Corri aufgetaucht war. Er streichelte den beiden schwarzen irischen Wolfshunden über den Kopf und kraulte sie hinter den Ohren.

Was haben Sie sich denn dabei gedacht, hier allein herumzulaufen? Was haben Sie hier unten zu suchen? … Wer sind Sie überhaupt?“ Aufgebracht musterte er die zierliche blonde Frau, die von seiner Brust zurückgeprallt war, von Kopf bis Fuß. Dabei war ihm nicht entgangen, dass sie am ganzen Körper zitterte.

Corri starrte den Fremden an, als hätte sie einen Geist gesehen. Gott, solche Männer kann es nicht geben. Wer hat denn schwarzes Haar und smaragdgrüne Augen? … Was? Ich bin nicht ganz … Fast zu Tode erschrocken und denke nur über diesen Kerl nach. Oh mein Gott.

Bei seinem Tonfall wieder zur Besinnung gekommen, versuchte sie, sich mit beinahe fester Stimme zu rechtfertigen. „Mein Name ist Corri … Corri Langner und ich bin hier mit Rich…, ich meine mit Herrn von Briesing, verabredet. Er sollte eigentlich jeden Moment hier auftauchen.“ Obwohl sie sich mühsam an den Schreibtisch klammerte, stand sie kerzengerade und hielt stolz den Kopf erhoben. Seinem intensiven Blick konnte sie jedoch nicht standhalten und schaute sich, nur um diesen Mann nicht weiter ansehen zu müssen, nach einer Sitzgelegenheit um.

Ach, Sie sind das? Die Architektin, die Innenarchitektin? Entschuldigen Sie. Es war wohl etwas grob von mir, Sie so anzublaffen. Aber die … Wolfshunde hätten Sie verletzen können. Sie sind sehr lebhaft und auf Besuch nicht … Nun, sagen wir so, sie bewachen hier alles. Sie laufen auf dem Grundstück frei herum. Außenstehende sollten sich deshalb nie ohne Begleitung im Haus und Garten aufhalten. Richard hätte Ihnen das nicht verheimlichen dürfen. Entschuldigen Sie nochmals.“

Corri betrachtete den Fremden verstohlen. Da, wo sich noch vor wenigen Minuten ein herber Zug um seinem Mund eingegraben hatte, sah sie jetzt ein kleines, aber angenehmes Lächeln. Es machte ihn freundlicher, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. Mit diesem Lächeln sieht er noch besser aus. Aber wer ist dieser Mann? Und was hat er mit Richard zu schaffen? Ist er eventuell der …

Wie unhöflich von mir. … Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Georg McCullen. Ich bin hier … ähm … Mädchen für alles.“ Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, reichte McCullen Corri die Hand und führte sie, bevor ihr völlig die Beine versagten, mit vollendeter Höflichkeit zu der Sitzecke vor der Bar. „Setzen Sie sich, bevor Sie mir hier noch umfallen. … Darf ich Ihnen auf den Schreck einen Drink anbieten? Zur Stärkung … sozusagen?“ Er griff hinter den Tresen, holte eine Flasche mit einer goldfarbenen Flüssigkeit hervor, öffnete sie und hielt ihr ein Glas hin. „Trinken Sie! Das ist ein guter Tropfen. Der hilft Ihnen bestimmt wieder auf die Beine.“

Corri musste sich ein Lächeln verkneifen. Die Fürsorglichkeit des Mannes stand im krassen Widerspruch zu seinem schroffen Auftreten von kurz zuvor. Dankend nahm sie den Drink und nippte am Glas … Süß … Honig, Kräuter und Bitterschokolade … Corri schloss die Augen und genoss diesen Traum von einem Whiskey-Likör.

So, so. Sie sind also die Innenarchitektin? Bisschen jung, oder?“ McCullen beobachtete die junge Frau prüfend, vielleicht eine Spur zu lange und zu interessiert, was ihr das Blut in die Wangen trieb.

Der Mann. Die Tiere. Sie dachte kurz an ihren Traum von vor einigen Tagen. Da gibt es so viele Parallelen. War er … Sie konnte keinen Gedanken über Georg zu Ende bringen. Stets wurde sie von ihm unterbrochen.

Nun, Richard ist heute gar nicht im Haus. Ich kann mir gar nicht erklären, wie …“

Was?“, platzte Corri abrupt dazwischen, ihre gute Kinderstube vergessend. Fragend schaute sie ihn an. „Aber der Maybach stand vor dem Büro. Und Conrad meinte, Herr von Briesing wolle mich hier im Haus treffen. Also bin ich mitgefahren. … Hier angekommen, sagte er dann plötzlich, ich sollte schon mal reingehen, weil sich Richard verspäten würde. Na ja … das hat mich schon verwundert. Er hätte sich direkt bei mir für seine Verspätung entschuldigen können, anstatt über seinen Chauffeur. Auf jeden Fall bin ich ins Haus gegangen und dann kamen ja auch schon gleich die Hunde … und Sie.“ Den Zusammenstoß ließ sie weg. Der war ihr eh schon peinlich genug.

Georg kratzte sich überlegend am Kinn. Das alles hörte sich schon sehr mysteriös an. Er stand auf und lief nervös einige Schritte hin und her. „Hm. Komisch ist das schon. Aber wenn Sie das sagen. Ich werde mich mal auf die Suche machen und Sie bleiben hier sitzen. Bis ich wiederkomme, bewegen Sie sich nicht von der Stelle! Wir wollen doch einen erneuten Zwischenfall dieser Art wie eben tunlichst vermeiden.“ Ihr zuzwinkernd und den Hunden ein Zeichen gebend, ihm zu folgen, verließ McCullen die Halle.

Corri blieb allein zurück. Sie schwenkte ein wenig ihr Glas und betrachtete nachdenklich, wie die Flüssigkeit der Rotation unterlag und stetig an der Glaswand emporstieg. Sie lächelte in sich hinein. Irgendwie beruhigend. Bei näherer Betrachtung verbreitet dieser McCullen ja doch einen jugendlichen Charme. Dann jedoch runzelte sie die Stirn. Sein Erstaunen gab ihr Rätsel auf. Was für eine seltsame Situation? Wo bin ich da nur hineingeraten?

Ein leichter Luftzug, als ob ein Fenster offen stünde, streifte ihr Genick. Ein Frösteln ging durch ihren Körper. Sie nahm ihr Glas und leerte den Rest in einem Zug. Der Likör schmeckt plötzlich … Corri sah in das Glas und gleichzeitig entglitt es ihrer Hand und fiel zu Boden. Ein Schleier legte sich über ihre Sinne, während sie im Sessel zur Seite kippte.

Als Georg McCullen kurze Zeit später zurückkehrte, war Corri verschwunden.

***

Corri vernahm in weiter Ferne wie durch Nebel gedämpfte Stimmen. Träume ich schon wieder? Hm … Sie schmatzte. Ähm … Und noch einmal. Der Geschmack … Was ist das? Es schmeckt, wie … Das war mir total entfallen. Es schmeckt wie in der Nacht als ich mit zwei Wölfen auf einer Couch saß. … Oh, nein. Nicht noch einmal. Die altbekannte Panik machte sich in ihr breit … und noch etwas anderes. Ihr Herz schlug aufgeregt gegen die Rippen. Ihr Puls dröhnte in den Ohren, ihr Blut rauschte durch die Adern. Obwohl sie fröstelte, erschienen kleine Schweißperlen auf ihrer Haut.

Bewegen. Kann ich mich bewegen? Sie lag auf einer weichen Unterlage und um ihre Handgelenke waren wieder diese Lederfesseln gelegt, ebenso um die Fußgelenke. Mist. Das ist neu. Sie versuchte an den Fesseln zu zerren, die über ihrem Kopf fixiert waren. Und erst jetzt kam ihr so richtig zu Bewusstsein, dass sie gar nichts sah. Eine blickdichte Maske war fest über ihre Augen gebunden. Nicht sehen. Nicht wissen, was geschieht. Nur hören und fühlen. Wie ein elektrischer Stoß schoss eine Mischung aus Ohnmacht und Erregung durch all ihre Nervenenden.

Sie versteifte sich, als sie direkt an ihrem Ohr eine leise wohlbekannte Stimme vernahm. Tief melodisch und rauchig zugleich.

Hallo, meine Kleine. … Da bist du ja wieder. Ich habe dich so sehr vermisst.“

Lippen streiften zart ihre Ohrläppchen und hauchten feuchte Küsse auf ihren Hals. Corri wollte am liebsten schreien, aber eine große Hand mit schlanken Fingern hielt ihr den Mund zu.

Scht. Komm, sei ein gutes Mädchen. Wir wissen doch beide, dass du dich … danach sehnst. … Ich möchte dir nur ungern einen Knebel in deinen so bezaubernden Mund schieben müssen.“

Langsam rutschte das zarte Laken, welches Corris Blöße bedeckte ein Stück nach unten und die Hand von ihrem Mund glitt über den Hals zu ihren Brüsten. Langsam massierte sie ihren Busen, bis sich die kleinen zartrosa Knospen aufrichteten.

Corri zog scharf die Luft ein. Oh Gott, ich bin nackt. An ihren Schultern spürte sie den glatten seidigen Stoff eines Hemdes.

Dir wird auch heute nichts geschehen. Genieße einfach, was dir gegeben wird.“

Ein letzter hingehauchter Kuss … und er verschwand.

Ihr könnt dann beginnen.“

Ein Befehl aus weiter Ferne wie sie ihn bereits kannte, brachte ihre Sinne erneut in erhöhte Alarmbereitschaft. Mit was würde er sie dieses Mal überraschen?

Augenblicklich verschwand das leichte Tuch gänzlich von ihrem Körper und eine warme wohlriechende Flüssigkeit suchte sich den Weg vom Halsansatz zwischen ihren festen Brüsten hindurch zu ihrem flachen Bauch. Dort sammelte sie sich in ihrem entzückenden Bauchnabel.

Die weiche Unterlage, auf der Corri lag, gab rund um sie herum nach. Hände begannen, das Massage-Öl behutsam, beinahe zärtlich, auf ihrer Haut einzumassieren.

Es sind zwei Hände, vier … sechs … acht … Corri konnte sie nicht zählen. Sie waren überall ... an Armen und Beinen, den Brüsten und am Bauch, dem Rücken, den Hüften und dem Po.

Sie wollte dem Gefühl, das die Berührungen in ihr auslösten, nicht nachgeben. Doch dieses Streichen, Drücken, Kneifen, Streicheln an allen Stellen ihres Körpers brachte sie fast um den Verstand. Sie wusste nicht, wie lange sie das aushalten konnte, ohne vor Lust laut zu stöhnen.

Die ätherischen Substanzen dieses wunderbar anregenden Öls förderten nicht nur die Entspannung, sondern betörten mit ihrem berauschenden Aromen von Geranie und Salbei all ihre Sinne. Es wirkte wie ein Aphrodisiakum.

Obwohl sich Corri mit aller Macht etwaigen Gefühlen sexueller Erregung widersetzen wollte, konnte sie dennoch nicht verhindern, dass ihr Körper ein Eigenleben entwickelte. Ihre Brüste, ihr Po und ihr Venushügel drängten sich den massierenden Händen entgegen, die Bauchmuskeln verkrampften sich, ihre Vagina verströmte unendliche Hitze und ihr Scheidensekret vermischte sich mit dem Öl.

Corri kreiste aufreizend ihre Hüften, warf den Kopf zurück und gab lustvolle kleine Schreie von sich. Sie war ihrer ungewollten Libido hilflos ausgeliefert. Getrieben in die höchsten Sphären der Wollust, der Begierde nach sinnlicher Befriedigung sexuellen Genusses gab es für sie keinerlei Zeitgefühl mehr. Wie lange konnte sie diese süße Qual noch ertragen?

***

„Corri! Corri! Du musst endlich aufwachen! Mach schon! Schlag endlich die Augen auf! Bitte, Corri!“ Judith saß am Bett ihrer Freundin und rüttelte sie, um sie aufzuwecken. Seit geraumer Zeit schon bemühte sie sich vergebens, Corri wach zubekommen.

Julius und Falk hatten währenddessen in der Tür gestanden und konnten nicht fassen, dass ein Mensch in der Lage war, so fest zu schlafen. Erst als Corri anfing, sich stöhnend hin und her zu werfen, hatte Judith die beiden Männer weggeschickt.

Langsam kam Corri zu sich. Was? Was ist denn? Ich … Wo … Stöhnend öffnete sie die Augen. Ganz wenig nur, denn sofort schoss ein starker Schmerz durch sie hindurch. Vorsichtig schüttelte sie den Kopf, um den Nebel, in dem sie zu stehen glaubte, loszuwerden. Sie fühlte sich, wie in Watte gepackt. „Was ist denn? Wieso bin ich …?“, nuschelte sie. Irgendwie hatte sie so gar keine Erinnerung in ihrem Kopf. Alles wurde von dem neusten Traum überschattet. Er und sie. Fesseln. Hände. Verlangen. Lust. Erregung. Zu viel von allem.

Jungs, ihr könnt wieder reinkommen!“

Corri zuckte zusammen. „Oh, bitte. Bitte, bitte nicht so laut“, stöhnte sie und legte sich den Arm auf die Augen. „Mir brummt der Schädel, als hätte ich die ganze Nacht durchgemacht. Was ist denn bloß los? Ist was passiert, dass ihr mich nicht schlafen lasst?“

Mann, Corri! Du hast ja vielleicht Nerven. Wir hatten solche Angst um dich. Seit fast einer Stunde versuchen wir, dich wach zubekommen. Du lagst da wie eine Tote.“ Judith warf sich Corri an den Hals, und Tränen der Freude und Erlösung benetzten deren Schlafanzug.

Ähm … Was ist denn jetzt los? Corri verstand weder was die Freunde so aus der Fassung brachte, noch warum sie sie unbedingt wecken mussten. Sie blinzelte von einem zum anderen … Die Augen schmerzten im grellen Sonnenlicht. … und wartete darauf, dass einer ihr eine Erklärung geben würde.

Falk kam mit fragendem Blick und setzte sich ebenfalls auf die Bettkante. „Und? Was ist? Wie fühlst du dich? … Mann, Mädchen. So weggetreten hab ich noch nie jemanden gesehen. Wir dachten schon, wir müssten einen Arzt holen.“

Corri zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn verdutzt an. „Wie meinst du das? Wie … weggetreten?“

Wieder an den Türrahmen gelehnt, räusperte sich Julius. „Nun. Dein Chauffeur, dieser Conrad oder wie der Typ heißt, hat dich vorgestern am späten Nachmittag hier abgeliefert. Er meinte, er hätte dich allein da draußen im Geisterhaus gefunden. Du warst nicht ganz … Ähm … Du standest total neben dir.“ Die Worte mit dem Chauffeur hatte er bewusst abschätzig betont. Als der Wagen vorgefahren war, hatten Judith und er ihn sofort als den erkannt, in dem auch Hannes weggefahren war. Und nun chauffierte irgendein Typ ihre gemeinsame Freundin durch die Gegend. Ihm kam sofort der Gedanke, Hannes und dieser Conrad könnten unter einer Decke steckten und Corri solche üblen Streiche spielten. Es erschien ihm zwar weit hergeholt und er glaubte auch nicht daran, aber allein die Idee machte ihn fuchsteufelswild.

Judith sah das nicht so verbissen. Sie meinte nur, es wäre ein Zufall und alles würde sich klären.

Wir haben dich dann ins Bett schleifen müssen, wo du sofort wie eine Tote umgefallen bist“, fuhr er fort.

Corri legte den Kopf schief und musterte Julius ungläubig. Vorgestern? Weggetreten? Allein im Patrizierhaus? Conrad?

Doch. Doch. Du hast mehr als sechsunddreißig Stunden am Stück geschlafen und wolltest einfach nicht wach werden. Wir dachten schon daran, einen Arzt zu rufen“, beeilte sich Judith, die Aussage ihres Bruders zu bestätigen.

Und Maren hat dich dann mal wieder bei der Arbeit entschuldigt. … Und zwar für den Rest der Woche“, gab nun auch noch Falk seinen Senf dazu.

Die Freunde wollten sie wohl verarschen? So was gab es doch gar nicht. Corri konnte nicht glauben, was sie da hörte. Sich den Kopf zermarternd, starrte sie wieder von einem zum anderen. Wenn ich nur wüsste … Da war wieder so ein verrückter Traum. Und davor? Was war das denn gleich? Wölfe mit roten Augen, als ob sie gerade aus der Hölle kämen … Ein Mann, nicht von dieser Welt … Ein Whiskey … Und dann nichts mehr.

Angestrengt überlegend rieb sie sich die Schläfen und ließ dabei ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Auf dem kleinen Tischchen neben ihrem Bett blieb ihr Blick hängen. Wie ein Film zog ihr letzter Traum an ihr vorbei. … Geranienduft … Salbei-Aroma … unzählige Hände auf ihrem Körper … Corri begann unkontrolliert zu zittern.

Ihre Freunde folgten ihrem Blick. Da lag eine venezianische Maske und … die gleiche Karte, mit der gleichen starken, markanten Männerhandschrift und den gleichen Worten: „Danke für die atemberaubenden Stunden“

Geheimnis des Feueropals

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