Читать книгу Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten - A. F. Morland - Страница 27

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Das Schloss zersplitterte unter Art Freeds Fußtritt, und die Tür sprang auf.

Freed hechtete über die Schwelle. Noch bevor die Tür gegen die Wand knallte und zurückschwang, warf er sich zur Seite. Mit einem einzigen blitzschnellen Blick erfasste er die beiden Männer, die sich in dem Raum aufhielten und herumwirbelten. Einer von ihnen riss die Maschinenpistole an sich, die auf dem Schreibtisch lag. Geldbündel flatterten zu Boden.

Art Freeds Hand kam automatisch hoch. Allein der Besitz einer Maschinenpistole stellte ein Schwerverbrechen dar, das gegen Bundesgesetze verstieß.

Der zweite Mann krümmte sich zusammen. Freed sah aus den Augenwinkeln. Er kannte diese Bewegung nur zu gut. Sie war typisch für einen Mann, der eine Waffe aus dem Gürtelholster zog.

Der Kerl mit der MPi Riss den Abzug durch. Etwas zu früh. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, die Mündung tiefer zu halten.

Das schwarze Mündungsloch leuchtete plötzlich rot auf. Blei jaulte über Freeds Schädel und prasselte über der Tür in die Wand. Das helle Peitschen der Schüsse klang wie eine Todesmelodie.

Der Lauf kam herab.

Freed jagte dem Schützen eine Kugel entgegen. Gleichzeitig ließ er sich auf ein Knie fallen.

Im Todeskampf kippte der Kerl mit der MPi nach vorn und zeigte dem G-man einen spiegelnden Glatzkopf. Der Finger des Mafioso verkrampfte sich um den Abzug der Waffe. Die Kugeln zerfetzten den Flor des Teppichs, dann dämpfte der Körper des Toten das harte Stakkato, bis das Magazin leer war.

Freeds Arm schnellte zur Seite. Über den Lauf des Revolvers hinweg sah er in die Augen des zweiten Mannes.

„Versuch’s nicht, Augie“, sagte er wild. „Versuch’s nicht!“ Er wollte den Gangster nicht töten.

Augie Orlando hatte den Colt halb herausgebracht. Jetzt stand er leicht vornübergebeugt da, bewegte sich nicht, peilte aus starren eisblauen Augen in Freeds Richtung. Er war ein gutaussehender Mann mit einem schmalen, rußfarbenen Gesicht und geschwungenen Lippen, die einen grausamen Zug aufwiesen. Das blauschwarze Haar bildete einen auffallenden Kontrast zu den hellblauen kalten Augen unter strichdünnen Brauen.

„Freed!“ Pfeifend stieß der Gangster die Luft aus.

„Yeah, Augie, ich bin’s. Und jetzt lasse sie fallen.“

Augie Orlando öffnete die Finger. Der Colt polterte zu Boden. Der Mann richtete sich vorsichtig auf, dann streckte er Freed die Hände entgegen, wobei ein spöttisches Lächeln die Lippen kräuselte.

Freed sah an Orlando vorbei auf die beiden Bildschirme die Monitore. Auf dem einen war der vordere Eingang zu erkennen. Soeben wurde die Tür geöffnet, und ein Mann betrat das Foyer des La Brace. Er trug eine Ledertasche. Auf dem zweiten Schirm flimmerte das Bild einer anderen Tür. Freed vermutete, dass es die Tür war, die nach hinten in den Gang führte, über den auch das Obergeschoß und die Geldsammelstelle zu erreichen war.

Die Schüsse mussten gehört worden sein. Freed hatte nur noch wenige Sekunden Zeit, obwohl die Kamera unten in der Bar niemand zeigte, der sich der Tür näherte. Freed war ungemein froh, dass es ihm gelungen war, die beiden Wachen auszuschalten.

Freed bückte sich neben dem toten Michele Taccani. Rasch filzte er dessen Taschen. Als er ein Schlüsselbund fand, nahm er es an sich. Orlando sah ihm zu, und so etwas wie Besorgnis ließ ihn die Augen zusammenkneifen. Wieder streckte er dem G-man die Hände entgegen.

Freed deutete auf den Gang hinaus. „Raus da“, fauchte er. „Aber schnell.“

Orlandos Gesicht wurde bleich und schlaff, die Lippen begannen zu zittern. „Was haben Sie vor, Freed?“, fragte er.

„Wir machen eine Spazierfahrt, Augie. Raus jetzt.“

„Nein, Freed, ich gehe da nicht raus! Ich warte, bis Ihre Leute kommen. Ich habe Anspruch auf ...“ Er verstummte, als er den grimmigen Ausdruck in Freeds Gesicht bemerkte. Er wich einen Schritt zurück, wobei er nach der Sprechanlage schielte, die auf dem Schreibtisch stand und von Geldbündeln fast begraben wurde.

Aus dem Lautsprecher schnarrte eine Stimme. „Mr. Taccani, Piero ist hier. Kann er raufkommen?“ Orlando wollte sich über den Tisch werfen, seine Hand streckte sich, um auf die Sprechtaste zu schlagen oder den Alarmknopf zu drücken.

Freed sprang vor. Orlando hob abwehrend die Hände. Freed schlug mit dem Griff des Smith & Wesson zu. Das Gesicht des Gangsters wurde grau wie mit Zement überpudert.

Freed packte Orlandos Arm. Grob stieß er den Mafioso aus dem Raum.

„Mr. Taccani!“, schnarrte die Lautsprecherstimme. „Mr. Taccani! Stimmt etwas nicht?“

Orlando klammerte sich am Treppengeländer fest. Freed stieß ihn vor sich her die Stufen hinunter, prügelte ihn dann durch den Gang zur hinteren Tür. Er öffnete die Hoftür und schob Orlando hindurch. Aufatmend ließ er die Tür zufallen.

„Hören Sie, Freed, Sie können mich doch nicht so einfach entführen!“ Freed stieß ein heiseres Knurren aus, als er den Gangster mit der Schulter gegen die Hausmauer rammte. Er legte ihm einen Unterarm über die Kehle und drückte zu.

„Ich bin kein G-man mehr, jedenfalls bin ich vorübergehend keiner, verstehst du, Augie?“

„Was wollen Sie denn?“, jammerte der Mann, der kaltblütig mehr als einen Menschen getötet, zahlreiche verletzt und unzählige auf andere Weise gequält hatte.

„Du weißt es genau, Augie!“

„Ich habe keine Ahnung!“

„Ihr habt meinen kleinen Sohn gekidnappt! Und ich schlage jeden von euch tot, wenn dem Jungen auch nur ein Haar gekrümmt wird. Mit dir fange ich an, Augie!“ Freed hob die Hand mit dem Revolver.

„Nein, Freed, um Gottes willen, hören Sie auf! Ich habe keine Ahnung. Ich habe damit nichts zu tun, glauben Sie mir!“

Der Kolben des Smith & Wesson schwebte drohend über Orlandos Schädel. Freed atmete schwer. Der Druck hinter seinen Augen wurde fast unerträglich.

„Wer, Augie?“, fragte er flach.

„Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung ...“

Freed spürte, wie der Gangster zitterte. Orlando hatte tatsächlich keine Ahnung von der Entführung, das begriff der G-man schlagartig. Nun gut, es spielte keine Rolle, er hatte schließlich nicht mit einem sofortigen Volltreffer gerechnet. Orlando bekleidete vermutlich den Rang eines Leutnants. Er befehligte eine Horde von Hitmen und Kassierern in diesem Bezirk.

„Wer, Augie?“, wiederholte Freed. Er lauschte mit einem Ohr ins Haus hinein. Orlando musste ihn zum nächsthöheren Mann in der Hierarchie führen. Und er würde es tun, weil er Angst hatte. Er war eine mordgierige Bestie, aber er war auch ein Feigling, wenn es um seine eigene Haut ging.

„Vielleicht der Don?“, vermutete Orlando.

„Weißt du, wo der Don steckt? Oder kannst du mich zu ihm bringen?“

„Nein“, antwortete Orlando mit allen Anzeichen des Entsetzens.

„Wer ist dein Boss?“

„Carlos Terruzzi.“

Freed hätte beinahe losgebrüllt vor Erleichterung. Terruzzi war der zweite Mann nach dem Don. Terruzzi würde ihn zum Don bringen müssen.

„Bring mich zu ihm!“ befahl er, dann trieb er den Gangster vor sich her über den dunklen Hof. Mit einem der Schlüssel, die er dem toten Taccani abgenommen hatte, öffnete er die eiserne Pforte in der Mauer. Sekunden später saßen er und Orlando im Plymouth. Augie Orlando hockte hinter dem Lenkrad. Aus blutunterlaufenen Augen sah er den G-man an. Freed stieß ihm den Lauf des Revolvers in die Seite.

„Fahr los“, sagte er.

Über den Bergen im Osten zeigte der Himmel das erste blasse Grau des beginnenden Tages.

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