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Die zweimotorige Beechcraft Baron setzte glatt auf der Piste des Hawthorne Municipal Airport auf, nachdem der Pilot eine weite Schleife geflogen war. Roberto Tardelli hatte das Meer sehen können, das sich glatt und graublau in der Morgendämmerung ausbreitete.

Die Maschine rollte auf das Abfertigungsgebäude des kleinen Gemeindeflugplatzes zu. Der Pilot wechselte die üblichen Informationen mit dem Tower aus, und nachdem er seinen Standplatz zugewiesen bekommen hatte, schaltete er das Funkgerät ab.

Der Pilot drehte sich zu seinem Passagier um. „Zufrieden, Hombre?“, erkundigte er sich zweifelnd. „Wir sind in Los Angeles.“

Roberto reckte die steifgewordenen Schultern.

Der Pilot öffnete die Kabinentür, und Roberto stieg auf die rechte Tragfläche. Er zerrte den Koffer heraus, dann sprang er. Der Pilot warf ihm das Gepäckstück nach.

„Sind Sie sicher, dass Sie nach LA wollen, Hombre?“, rief der Pilot.

Roberto nickte nur. Erst nach dem Start hatte er dem Piloten das eigentliche Flugziel genannt, nachdem er bereits den Flugpreis nach Mexico entrichtet hatte – mit dem entsprechenden Risikozuschlag, den er dem Piloten jedoch überließ.

„Danke, Amigo“, sagte er. Er schritt über das Vorfeld auf die barackenartigen Gebäude zu. Es wurde langsam hell. An der Rampe der Frachthalle standen mehrere Lastwagen, einige Kühlwagen waren auch dabei. Die Cafeteria war geöffnet. An der Theke drängten sich einige Taxifahrer, die Piloten der Frachtmaschinen und die Fahrer der Lieferwagen, deren Fahrzeuge gerade be- oder entladen wurden.

Roberto stellte sich in die Reihe und nahm ein Tablett. Während er seinen Koffer mit dem Fuß vor sich herschob, lud er ein Glas Orangensaft, ein paar Scheiben Toast und ein Steak auf das Tablett. Es war wenig sinnvoll, sich mit knurrendem Magen in einen Kampf zu stürzen.

Als er fertig war, suchte er eine Handvoll Kleingeld zusammen. Im Gang zur Toilette befanden sich mehrere Telefonautomaten. Zuerst wählte er Freeds Nummer. Wieder hörte er das leise Knacken, noch ehe das Rufzeichen ertönte.

Doch auch dieses Mal meldete sich der G-man nicht. Roberto drückte die Gabel nieder, ließ sie gleich wieder hochkommen und stopfte den Apparat mit Münzen voll. Er wählte eine Nummer in Washington.

Er bekam Colonel Myer von COUNTER CRIME sofort an den Apparat. Mit knappen Worten berichtete er, was seit dem Ausritt am vergangenen Morgen geschehen war. Colonel Myer hörte seinem jungen Agenten zu, ohne ihn zu unterbrechen.

Erst als Roberto geendet hatte, sagte er mit leisem Vorwurf in der Stimme: „Ich habe mir schon Sorgen gemacht, Roberto. Ich habe von der Schießerei gehört. Und bei der Überprüfung der Gästeliste ist eine Person durchs Sieb gefallen.“

Was bedeutete, dass die Mafia einen Mann auf der Green Valley Ranch hatte.

Oder eine Frau.

„Diese Eileen Hamilton ist nicht echt“, sagte Colonel Myer. „Die echte Miss Hamilton hält sich seit einer Woche in New York auf. Sie wurde von ihrer Firma zu einem Lehrgang geschickt.“

Eileen Hamilton. Roberto sah wieder den nackten glatten Rücken vor sich, von dem das Wasser perlte. Die Haut war so samtig braun ... „Kann es nicht sein ...“

„Sie befindet sich auf einer Tagung von Marketing-Experten ihres Konzerns. Man kennt sie dort. Roberto, das Girl in Arizona war unecht.“

„War?“

„Sie hat die Ranch unmittelbar nach Ihnen verlassen, Roberto. Vermutlich hat sie einen Peilsender unter Ihren Wagen geklebt und befindet sich jetzt ganz in Ihrer Nähe.“ Unwillkürlich sah Roberto aus dem Fenster über das Flugfeld. Die Beechcraft holperte zu den Tanksäulen. Eine alte, plump aussehende Frachtmaschine rollte über die Startbahn.

„Ist sie nicht“, behauptete Roberto. Die Spur endete für die angebliche Eileen Hamilton zunächst einmal in Xavier, spätestens in Tucson.

Doch dann runzelte er die Stirn. Vielleicht wusste sie schon vorher, welchen Weg er einschlagen würde. Er, Roberto Tardelli, lief an einem unsichtbaren Draht wie eine Marionette.

„Ich sehe, Sie kommen selbst drauf“, sagte Colonel Myer. „Seien Sie vorsichtig, Roberto“, warnte er dann. „Wenn Sie meinen Rat hören wollen, verschwinden Sie sofort wieder aus LA.“

„Nein ...“

„Was versprechen Sie sich davon, wenn Sie Kontakt mit Freed aufnehmen?“

„Plancata hat sein Kind entführen lassen“, sagte Roberto dumpf.

„Darum kümmert sich das FBI Field Office Los Angeles“, gab der Mann in Washington zu bedenken. „Was, glauben Sie, können Sie erreichen?“

„Ich glaube, es geht gar nicht um Freed, jedenfalls nicht in erster Linie.“

„Plancata will Sie“, bestätigte der Colonel. „Ich schätze, die Commissione hat ihm den Schwarzen Peter zugeschoben. Man macht ihn für Ihre Aktionen verantwortlich und verlangt jetzt von ihm, dass er das Problem Roberto Tardelli löst.“

Damit bestätigte der Mann von COUNTER CRIME Robertos schlimmste Befürchtungen.

„Deshalb ist es ein Fehler, direkt in die Höhle des Löwen zu gehen“, fuhr Colonel Myer eindringlich fort. „Verlassen Sie LA. Damit ziehen Sie Don Alfredo den Teppich unter den Füßen weg, und er muss die Aktion abblasen. Und Ronny Freed freilassen.“

„Das steht nicht fest. Um sein Gesicht nicht zu verlieren, wird er das Kind wahrscheinlich töten. Das ist meine Ansicht. Welches ist Ihre?“

Der Colonel wand sich, dann gab er zu: „Möglich.“

„Also bleibe ich hier. Ich suche mir jetzt ein Hotel. Ich melde mich irgendwann wieder.“ Er hakte den Hörer ab, nahm seinen Koffer und stieg draußen in ein Taxi.

Auswahlband 11 Top-Krimis Herbst 2018 - Thriller Spannung auf 1378 Seiten

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