Читать книгу Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland - Страница 14
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Wir parkten unsere Wagen auf einem großzügig angelegten Parkplatz vor der Villa. Einige Limousinen standen dort, auch ein roter Sportflitzer.
Einer der finster dreinblickenden Leibwächter führte uns auf eine traumhafte Terrasse mit Blick aufs Meer.
Glasscheiben fingen den Wind ab.
In einem bequemen Sessel saß eine schlanke Mitfünfzigerin mit rotgefärbten Haaren. Sie musterte uns durch eine Sonnenbrille. Ein Butler brachte ihr gerade einen Drink.
"Mrs. Parisi?", fragte ich.
"Ja?"
Ich hielt ihr den Ausweis hin. "Special Agent Jesse Trevellian, FBI", stellte ich mich vor.
Ein kühles Lächeln glitt über die vollen Lippen von Mrs. Parisi. Sie nahm die Sonnenbrille ab. Sie hatte braune Augen.
Kein Mensch wusste, wie groß die Rolle war, die Mrs. Parisi in den Geschäften ihres Mannes gespielt hatte. Es hielten sich hartnäckige Gerüchte, dass sie in den letzten Jahren die Fäden aus dem Hintergrund heraus gezogen hatte. Nach außen hin trat sie jedoch immer nur als fürsorgliche Mutter ihrer Kinder auf, die die meiste Zeit des Jahres in guten europäischen Internaten verbrachten.
Mrs. Parisi erhob sich.
Sie sah mich abschätzig an.
"Was wollen Sie?", fragte sie. "Ich nehme an, Sie sind hier, um meinem Mann auch noch nach dem Tod etwas am Zeug zu flicken."
"Sie irren sich", sagte ich.
"Ich kenne Ihresgleichen..." Ihre Stimme drückte tiefe Verachtung aus. Sie sah an mir vorbei. Direkt auf Leslie.
"Wie die Geier sind Sie..."
"Sind Sie nicht daran interessiert, dass die Mörder Ihres Mannes bestraft werden?", fragte ich.
Sie lachte auf.
"Ach, sagen Sie bloß, dass Sie das interessiert!"
"Mrs. Parisi, wir müssen Ihnen ein paar Fragen stellen..."
"Bitte!"
"Wann haben Sie Ihren Mann zum letzten Mal gesehen?"
"Das ist schon länger her."
"Wie lange?"
"Wochen. John mangelte es leider in den letzte Jahren am nötigen Familiensinn..."
"Er wohnte in Manhattan."
"...und machte sich mit Frauen lächerlich, die halb so alt sind wie er. Darauf wollen Sie doch hinaus, oder?"
"Nun..."
Sie deutete auf den Butler und die sie umgebenden Leibwächter. "Diese Leute hier werden mir jederzeit jedes Alibi geben, Mister Trevellian... Im Übrigen darf ich Ihnen versichern, dass ich keine Sizilianerin bin, die vor Eifersucht mit Tellern wirft... Die Beziehung zwischen John und mir war in letzter Zeit eher geschäftlich. Aber wir respektierten uns. Und das ist doch auch etwas."
Jetzt meldete sich Robert Leslie zu Wort.
"Sagen Ihnen die Namen Eric Lawton und Harry McCarthy etwas, Mrs. Parisi?"
"Wer soll das sein?"
"Die Leibwächter Ihres Mannes."
"Tut mir leid, es arbeiten so viele Leute für meinen Mann..."
"Wir suchen nicht nur die beiden Leibwächter, sondern auch die Limousine Ihres Mannes... Sie kannten Ihn besser als wir. Können Sie uns da nicht irgendwie weiterhelfen?"
Ein kaltes Lächeln glitt über Mrs. Parisis feingeschnittenes Gesicht. Sie wandte sich an Leslie.
"Ich bin überzeugt davon, dass insbesondere Sie meinen Mann mindestens so gut kannten wie ich!"
Ein schnarrendes Motorengeräusch fiel mir auf. Es klang wie von einem Motorflugzeug, nur etwas schriller. Instinktiv suchten meine Augen den hellblauen Himmel ab. Ich konnte aber zunächst nichts sehen.
Milo sagte indessen: "Wir möchten gerne die persönlichen Sachen Ihres Mannes untersuchen..."
"Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?"
"Wir gehen von Ihrer Kooperationsbereitschaft aus, Mrs. Parisi", erwiderte Milo. "Falls diese nicht vorhanden sein sollte, machen wir uns natürlich unsere Gedanke. Sie kämen dann in ein seltsames Licht..."
"Und Sie würden annehmen, dass Gefahr im Verzug ist und auf einen Durchsuchungsbefehl pfeifen?"
"Wir würden ihn nachreichen, nicht darauf pfeifen", korrigierte Milo. "So sind die Gesetze, Mrs. Parisi!"
Ich hörte kaum noch auf das Gespräch.
Das Motorengeräusch wurde lauter. Ein dunkler Punkt erschien am Himmel, wurde größer.
"Einer dieser verdammten Sportflieger", kommentierte Mrs. Parisi. "Neuerdings hat man vor diesen Stechmücken noch nicht einmal hier in den Hamptons seine Ruhe."
Das Ding kam näher.
Auch einige der Wachtposten hatten es inzwischen bemerkt.
Misstrauisch blickten die Männer hinauf. Sie waren unschlüssig darüber, was sie tun sollten. Das Ding sah aus, wie ein altmodischer Doppeldecker. Der Propeller ratterte.
Es senkte die Flugbahn, kam auf die Terrasse zu.
Und dann bemerkte ich, dass die Maschine keinen Insassen hatte!
Ein Modellflugzeug!, durchzuckte es mich.
Einer der Leibwächter riss seine MPi in die Höhe und ballerte drauflos. Ein Flügel des kleinen Doppeldeckers wurde zerfetzt. Das Modell ging zu Boden. Es landete am äußersten Ende der Terrasse.
"Vorsicht!", schrie ich und riss Mrs. Parisi zu Boden. Auch die anderen warfen sich hin. Es gab eine gewaltige Detonation. Die Hitze war mörderisch.
Rot züngelte die Flamme hoch empor.
Ein Hagel von Splittern zerfetzte die Hausfassade. Die Scheiben sprangen unter dem Druck der Explosion.
Ein ohrenbetäubender Krach.
Der Butler schrie auf.
Er hatte offensichtlich etwas abbekommen.
Seine Beine waren rot.
Milo war bei ihm, fasste den Verletzten unter den Armen. Er zog ihn mit sich.
Ich eilte hinzu und half ihm. Ein paar Augenblicke später waren wir alle außerhalb der Gefahrenzone. Die Flammen schlugen hoch empor und hatten einige Bäume und Sträucher erfasst. Da viele der Fensterscheiben geborsten waren, hatten Vorhänge Feuer gefangen. Die Flammen griffen auf das Haus über.
Milo wandte sich an einen der Leibwächter.
"Rufen Sie einen Krankenwagen und die Feuerwehr, wenn Sie verhindern wollen, dass hier mehr als ein Haufen Asche bleibt!"
Der Leibwächter sah Milo konsterniert an.
Anweisungen von einem FBI-Mann auszuführen war eine neue Erfahrung für ihn.
"Na, los!", rief Milo.
Ich ließ indessen den Blick umherschweifen. Die so martialisch auftretenden Bodyguards, die die Aufgabe gehabt hatten, dieses Anwesen zu sichern, schwirrten herum wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Jegliche Ordnung war verlorengegangen. Niemand schien mit einem derart dreisten Anschlag gerechnet zu haben. Eine Bombe, transportiert von einem Modellflugzeug!
Es gab einige Profi-Killer der Spitzenklasse, die für diese Methode eine gewisse Vorliebe entwickelt hatten.
Es schien ganz so, als wollte es sich jemand eine ganze Menge kosten lassen, die Witwe des großen John Parisi aus dem Weg zu räumen.
Ich wechselte einen Blick mit Milo.
"Zum Strand!", meinte ich.
Milo nickte.
Er hatte denselben Gedanken gehabt wie ich.