Читать книгу Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland - Страница 18
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Janet Carino fühlte den kalten Griff ihrer Pistole, als sie in die weiten Taschen ihres dünnen Mantels griff.
Neben ihr stand Kelly, der sich mit einer fahrigen Bewegung die dunklen Locken zurückstrich.
Es war spät.
Beinahe Mitternacht.
Sie befanden sich in einem düsteren Hinterhof, irgendwo zwischen abbruchreifen Ruinen in der Bronx, die darauf warteten, dass sich endlich einer die Mühe machte, sie niederzureißen.
Schritte ließen Janet aufhorchen.
Auch Kellys Haltung wurde etwas angespannt. Kelly trug eine MPi an einem Riemen über der Schulter. Er fasste die Waffe mit beiden Händen.
Links neben Janet stand ein kleiner Aktenkoffer auf dem Boden.
Janet lächelte.
Der Mond stand hoch am Himmel. Dieser Teil der Bronx war so schlecht beleuchtet, dass man ihn gut sehen konnte. In anderen Teilen New Yorks war das schwieriger. Zwei Gestalten schälten sich aus der Dunkelheit heraus.
Das Licht des Vollmonds beschien sie.
Janet wusste nur zu gut, um wen es sich handelte. Sie hießen Lawton und McCarthy und hatten zuvor als Leibwächter für den großen John Parisi gearbeitet.
Bis zu jenem denkwürdigen Sonntag, als sie ihn ans Messer lieferten...
Ja, so kann es kommen, ging es Janet durch den Kopf. Darum traue niemandem...
Das war ihr persönliches Credo.
"Da sind Sie ja", sagte einer der beiden. Es war Lawton. Die beiden näherten sich, grüßten mit einem knappen Nicken.
Lawton wandte sich an Kelly. Verwundert sah er auf die MPi.
"So gut bewaffnet?"
"Dies ist keine feine Gegend hier", erwiderte Kelly kühl.
Lawton zuckte die Achseln.
"Ich nehme an, Sie haben ein paar Leute in der Umgebung postiert..."
Kelly senkte die Waffe.
"Ich dachte, wir sind auf derselben Seite, Kelly!"
"Man kann nie vorsichtig genug sein."
Lawton griff in die Innentasche. Als er sah, dass Kelly nervös wurde, sagte er: "Zigaretten!"
Kelly schüttelte den Kopf. "Nein, danke."
Lawton grinste, steckte sich eine Zigarette an. Es war die letzte in der Packung. Lawton warf die Schachtel achtlos weg.
Lucky Strike stand auf der Schachtel.
Dann suchte er Streichhölzer. Er fand sie nicht.
Janet trat auf ihn zu. Sie zog etwa aus der Handtasche hervor, die sie über der Schulter trug. Ein Feuerzeug. Sie ließ eine Flamme emporschießen und streckte die Hand mit dem Feuerzeug Lawton entgegen.
Lawton hob die Augenbrauen.
"Danke Ma'am", sagte er etwas überrascht.
Janet musterte ihn.
Ihre meergrünen Augen schienen sich regelrecht im Gesicht des Leibwächters festzusaugen. Lawton wurde es etwas unbehaglich in seiner Haut.
"Kommen wir zur Sache", meinte indessen McCarthy.
Janet drehte sich zu ihm herum. Jetzt musterten ihre Augen den zweiten Mann.
"Ich wollte Sie mir nur einmal genau ansehen", erklärte sie auf eine Weise, die Lawton nicht gefiel. Janets Stimme hatte einen drohenden Unterton.
Sie ging ein paar Schritte zurück, hob den Koffer an und überreichte ihn den beiden.
McCarthy griff danach. "Wie viel ist drin?", fragte Lawton.
Er sah an Janet vorbei zu Kelly.
"Die abgemachte Summe", sagte Kelly.
McCarthy legte den Koffer auf den Boden, öffnete ihn und begann das darin enthaltene Geld nachzuzählen.
Lawton grinste Janet derweil an.
"Sie wissen immer, mit wem es sich lohnt ins Bett zu gehen, was?", meinte er. "Erst der große Parisi - jetzt der neue, aufstrebende Mann im Hintergrund..." Er deutete mit einer knappen Geste in Kellys Richtung.
Janets Blick blieb kühl und unbewegt.
Sie wusste genau, dass Lawton sie mit seiner Bemerkung nur aus der Fassung bringen wollte. Aber den Gefallen würde sie ihm nicht tun.
McCarthy schloß den Koffer wieder und erhob sich. "Wir betrachten das als weitere Ratenzahlung", sagte er an Kelly gerichtet.
"Das war nicht abgemacht", erwiderte Kelly.
"Ich weiß, aber inzwischen hat sich einiges geändert."
"Ach, ja?"
"Was wir getan haben wird sich rumsprechen. Niemand wird uns noch einen Job geben, wie ihr sicher verstehen werdet... Schließlich haben wir unseren Boss in den Tod geschickt... Und das ist ja nicht gerade das, was man von Leuten wie uns erwartet!"
"Das wusstet ihr vorher!"
"Wir wollen nochmal dasselbe. In 24 Stunden."
Janet und Kelly sahen sich an.
Kelly sagte: "Gut, am selben Ort."
"Ich wusste, dass Sie vernünftig sind, Kelly!", lachte McCarthy. "Ist da ja richtig erfreulich, mit Ihnen Geschäfte zu machen!"
"Ich nehme an, Sie verschwinden dann..."
"Sobald wir die zweite Portion haben", versprach Lawton.
Und McCarthy fügte hinzu: "Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich das übrigens auch tun."
"Ach, ja?" Kelly hob die Augenbrauen.
"Es bricht doch alles zusammen, Mann. Das sieht ein Blinder. Die Ukrainer gewinnen den Müllkrieg und von der Parisi-Organisation wird nichts bleiben als Asche. Wenn Sie mich fragen, dann haben Sie keine Chance..."
Kelly lachte zynisch.
"Das beurteile ich anders."
"Viel Glück!"
"Danke."
"Sie werden's brauchen. Schon von dem Anschlag auf Mrs. Parisi gehört? Ich hoffe nicht, dass es Sie erwischt, bevor Sie uns den zweiten Koffer übergeben haben!"
Kellys Gesicht verzog sich. "Ein bisschen Risiko gehört zum Leben!"
McCarthy hob die Hand.
"Bis morgen!"
Die beiden drehten sich um, gingen davon. Mit ihrem Wagen hatten sie nicht hier her fahren können. Die Einfahrt war zu eng. Also hatten sie ihn vermutlich an der Hauptstraße abgestellt. Kelly hob die MPi.
Der Druck seines rechten Zeigefingers verstärkte sich auf den Abzug.
Janets Stimme drang durch die Nacht.
"Lass mich das machen! Bitte!"
Kelly zuckte die Achseln.
Janet zog ihre Pistole heraus. Die große goldfarbene .45er. Sie legte kurz an. McCarthy hatte sich halb herumgedreht und wollte eine Waffe aus dem Gürtel reißen, als ihn die Kugel niederstreckte. Sie fuhr ihm in die Schläfe.
Man würde später Mühe haben ihn zu identifizieren. Getroffen sank McCarthy zu Boden.
Lawton schaffte es noch einen Revolver unter der Jacke hervorzureißen.
Vor Anspannung biss Lawton seiner Lucky Strike den Filter ab, während sich aus seiner Waffe ein Schuss löste.
Aber Janet war schneller.
Die Lady mit der Gold-Pistole feuerte dreimal sehr kurz hintereinander. Rot züngelte das Mündungsfeuer aus der Waffe heraus. Lawton hatte nicht einmal mehr Zeit für einen Todesschrei. Er sank zu Boden und schlug der Länge nach hin.
Sein Gesicht war eine starre Totenmaske.
"Eins muss man dir lassen, Engelchen! Du bist eine exzellente Schützin!", sagte Kelly bewundernd.
Janet ging auf die Toten zu.
Sie deutete auf Lawton.
"Du solltest ihn durchsuchen!"
"Um dabei Spuren zu hinterlassen?" Kelly schüttelte den Kopf und blickte dabei auf die schrecklich zugerichtete Leiche. Es wäre unmöglich gewesen, ihn zu durchsuchen, ohne sich dabei mit Blut zu besudeln.
"Und wenn er das Geld bei sich hat, das du ihm bereits heute Abend in DOLLY'S SEX BAR gegeben hast?", fragte Janet.
"Es ist einfach nur Geld, Schätzchen. Ich habe Handschuhe getragen, als ich es Lawton übergeben habe. Es gibt also keine Spuren und außerdem war es ja auch nicht so viel, dass es mir finanziell wehtäte..." Er machte einen Schritt seitwärts und nahm den Geldkoffer an sich, der McCarthy aus der Hand geglitten war. "Mit dieser Summe hier sähe das schon anders aus..." Kelly bedachte die Leichen mit einem abschätzigen Blick. "Diese Dummköpfe hätten sich mit dem zufrieden geben sollen, was sie schon bekommen hatten...", murmelte er.