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Annähernd vierzigtausend Dollar lagen auf dem Tisch. Ein hübsches Sümmchen für ein einziges Spiel. Nur einer der fünf um den Tisch sitzenden Männer konnte es bekommen, und nur vier wussten, dass der Gewinner längst feststand.

Der Glückliche hieß Tayi Yang. Er strafte den Spruch vom ewig lächelnden Chinesen Lügen, denn seine Miene war so finster, als würde ihm im nächsten Augenblick Schreckliches widerfahren.

„Du bluffst, Gelbgesicht“, knurrte der Mann, der ihm gegenübersaß und einen breitkrempigen texanischen Stetson trug. „Ich wette, du hast nicht mal ein Paar. “

„Es liegt an Ihnen, sich davon zu überzeugen, Mister“, gab Yang schlecht gelaunt zurück. „Packen Sie die fünf Riesen drauf, und Sie wahren Ihre Chance.“

Der Texaner zögerte.

Die anderen drei blickten gelang weilt zur Decke des engen Raumes, in dem sich ein altersschwacher Ventilator mit der stickigen Luft abplagte. Dicke Fliegen klebten an den Wänden.

Der Mann aus Houston gab sich einen Ruck. Die fünftausend wollte er noch riskieren. Mit einem solchen Blatt durfte man einfach nicht aussteigen.

Er blätterte die verlangte Summe auf den Tisch und präsentierte sein Fullhouse mit drei Königen. Den wollte er sehen, der ihn überbot.

„Hände weg, Mister!“, befahl Tayi Yang. „Gegen meinen Flush kommen Sie damit nicht an.“ Er zeigte lässig seine Karten und griff gelangweilt nach dem Geld.

„Das ist Betrug!“, schrie der Texaner aufgebracht und sprang so abrupt auf, dass der Stuhl hinter ihm gegen die Wand knallte. „Du spielst falsch, Schlitzauge.“

Tayi Yang zeigte unerschütterliche Ruhe. Die anderen drei ergriffen spontan für ihn Partei.

„Wie können Sie so etwas behaupten!“, empörte sich ein schmächtiger Kerl mit Goldrandbrille. „Glauben Sie, mir macht es Spaß, dass ich verloren habe? Aber wer das nicht verträgt, muss eben die Finger von den Karten lassen.“

Die Übrigen nickten zur Bestätigung.

„Von den Karten, in denen das Kreuz Ass zweimal vertreten ist“, höhnte der Texaner und zog eine Spielkarte aus dem Ärmel, die er dort verborgen hatte. „Ich habe euch schon seit sechs Runden im Verdacht. Vorsichtshalber habe ich das Kreuz Ass aus dem Verkehr gezogen. Wie kommt es, dass der krummbeinige Chinese die gleiche Karte besitzt, obwohl das Blatt in der Zwischenzeit nicht erneuert wurde?“

Er glaubte sich in einer starken Position und rechnete nicht damit, dass er der einzige Außenstehende war. Die vier gehörten zusammen, und die Revolver, die sie plötzlich in den Fäusten hielten, zeigten ihm, dass er auf der falschen Seite stand.

„Soso!“, sagte ein hagerer Bursche, der ein wenig schielte. „Du hattest also ein Ass im Ärmel, und uns bezeichnest du als Falschspieler. Irgendwie kann ich deiner Logik nicht folgen. Du wirst einsehen, dass du nun büßen musst. Man beleidigt Ehrenmänner nicht ungestraft.“

Die vier stürzten sich auf den Unbewaffneten. Dieser hatte geglaubt, in der Hudson-Metropole sein Konto etwas aufbessern zu können. Sie droschen mit den Kolben ihrer Waffen auf seinen Kopf ein und traten ihn mit Füßen.

Stöhnend brach der Mann zusammen. Er hatte noch nicht einmal die Chance zur Gegenwehr gehabt.

„Gebt ihm den Rest“, zischte Tayi Yang verächtlich. „Und dann überlasst ihn den Fischen zum Fraß. Misstrauische Leute wie er verderben nur das Geschäft.“

Sie räumten die Taschen ihres Opfers aus und nahmen ihm seine beiden Ringe und die goldene Armbanduhr ab.

Entsetzt sah der Texaner, wie sich die Mündungen der Revolver auf ihn richteten.

Da flog die Tür mit einem Schlag auf. Ein großer Mann warf sich zwischen die Meute und verteilte Handkantenschläge nach beiden Seiten.

Die Spieler wussten nicht, wie ihnen geschah. Aber sie begriffen, dass sie es mit einem einzigen Gegner zu tun hatten. Mit dem würden sie wohl fertig werden.

„Das ist Bount Reiniger“, schrie der Hagere. Er war plötzlich unsicher geworden.

„Umso besser“, triumphierte der Chinese. „Shao Ch’eng wird sich freuen, wenn wir ihm endlich den Schnüffler vom Hals schaffen.“ Seine Hände wurden zu beinharten Brettern. Mit den Füßen voraus sprang er den Detektiv an.

Bount wich zurück. Er riss den Hageren zu sich heran und sorgte dafür, dass dieser von dem Chinesen getroffen wurde. Stöhnend brach der Mann zusammen.

Bount riss dem Karatekämpfer die Hände auf den Rücken und ließ die Handschellen zuschnappen. Nun brauchte er sich nur noch vor den Füßen in Acht zu nehmen.

Doch Tayi Yang gab auf. Er begriff, dass er verloren hatte.

Der Bursche mit der Goldrandbrille versuchte, Bount in den Rücken zu schießen. Instinktiv ließ sich der Detektiv gerade noch rechtzeitig fallen. Deshalb durchbohrte die Kugel einen der Komplizen des Schützen.

Vor Schreck war dieser nicht fähig, einen zweiten Schuss abzugeben, bevor ein Faustschlag ihn entwaffnete.

Der vierte versuchte sein Heil in der Flucht. Bount ließ ihn laufen. Er wusste, dass der Halunke ihn zu seinem Boss bringen würde.

Und Bount täuschte sich nicht. Er spürte Shao Ch’eng in einem raffiniert getarnten Hinterzimmer auf.

Der Chinese fasste blitzschnell in seine Schublade, aber Bount setzte eine Kugel dicht vor ihn in die Schreibtischplatte und behielt die Automatic in der Faust.

„Das Spiel ist verloren, Shao Ch’eng“, erklärte er hart. „Es hat lange gedauert, bis ich dich endlich überführen konnte, aber irgendwann erwischt es jeden. Diesen Spruch solltet ihr in den Schatz chinesischer Weisheiten aufnehmen.“

Shao Ch’eng hockte wie eine fette Tarantel hinter seinem Mahagonischreibtisch. Seinen listigen Augen war deutlich anzusehen, dass er fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte, den Privatdetektiv auszutricksen.

Doch das ließ Bount nicht zu. Fast vier Monate hatte er gebraucht, bis es ihm gelungen war, den Beweis zu erbringen, dass der fünfzigjährige Chinese Herr über ein Imperium verbotener Spielhöllen und Bordelle war, in denen man auch nicht vor Raub und Mord zurückschreckte. Jetzt ließ er sich seinen Fisch nicht mehr wegschnappen.

Er übergab ihn der Polizei und kassierte sein Honorar von den beiden Geschädigten, die ihn mit dem Fall beauftragt hatten.

Zwei Wochen später erfuhr er von seinem Freund Toby Rogers, dem Leiter der Mordkommission Manhattan C/II, dass es Shao Ch’eng gelungen war, seinen Bewachern zu entkommen, als man ihn zu einer Vernehmung dem Untersuchungsrichter vorführen wollte.

Freunde halfen dem Chinesen aus der Stadt heraus. Danach hörte man in New York City nie wieder etwas von dem Verbrecher.

Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015

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