Читать книгу Auswahlband Krimi Winter 2020 - A. F. Morland - Страница 69
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ОглавлениеWir bekamen die Termine, die Jonathan Allan Morane für Markham, Donelli & Partners wahrgenommen hatte. Soweit sie sich zurückverfolgen ließen, stimmten Zeit und Ort mit den Morden überein, die bisher dem Aschenbecher-Killer angelastet wurden.
Dann erreichte uns ein Anruf von Clive Caravaggio.
„Ich befinde mich hier in Moranes Zimmer im Panhaligon Hotel“, berichtete er. „Den Angaben des Personals zu Folge hat er vor zwei Stunden das Hotel verlassen und ausgecheckt. Das Zimmer sei so sauber gewesen, als hätte das Zimmermädchen bereits seine Arbeit gemacht.“
Ich ging hinüber in Moranes Arbeitszimmer, wo Schmitt und Milo gerade versuchten, den Rechner zu aktivieren. Einer der Angestellten des Büros half ihnen dabei.
Sie hatten gerade das Passwort geknackt.
Es lautete „Allan“ – Moranes zweiter Vorname, mit dem er sich seinen Opfern gegenüber vorgestellt hatte. Ich fasste knapp zusammen, was ich von Clive erfahren hatte.
„Dann hat unser Mann kalte Füße bekommen und will sich absetzen“, stellte Milo fest.
Aber Gary Schmitt war nicht dieser Ansicht.
„Das passt nicht zu ihm. Er tut zwar alles, um nicht erwischt zu werden, aber Morane ist jemand, der vorausplant. Er versucht im Vorfelde alles zu bedenken und kommt aus dem Gleichgewicht, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht.“
„Und was könnte ihn so aus dem Gleichgewicht gebracht haben, dass er sogar seinen Wohnsitz im Panhaligon aufgibt?“, hakte ich nach.
Schmitt nickte „Sie haben Recht, jemand wie er vermeidet eine Veränderung der Wohnumgebung.“
„Es muss eine Qual für ihn gewesen sein, in anderen Hotels zu übernachten“, gab ich zurück.
„Ja, zweifellos. Er hatte ja eine gewisse Freiheit bei der Organisation seiner Termine. Daher hat er sie wohl immer in derselben Reihenfolge und an eine festgelegte Abfolge von Orten gelegt. Und er hat zugesehen, dass er möglichst nur Kunden betreuen musste, die in dieses Raster hineinpassten.“
„Das einzige unvorhergesehene Ereignis, das nicht ins Raster passt, ist der Mord an Darren Hoffman“, sagte ich. „Es muss damit zu tun haben.“
„Nein“, sagte Schmitt. „Es muss mit dem zu tun haben, was diesen Mord ausgelöst hat.“
„Morane war angeblich in letzter Zeit sehr gereizt. Seine Hautsymptome wurden schlimmer.“
„Ein Anzeichen für Stress“, sagte Schmitt.
„Verursacht durch was?“
„Kontrollverlust. Bei Morane läuft es immer auf diesen Punkt hinaus.“
„Hoffman könnte Morane dabei beobachtet haben, wie er sich an dem Inhalt eines Zigarettenkübels zu schaffen machte…“, meinte Milo. „Aber würde er deswegen glauben, die Kontrolle zu verlieren?“
„Jemand wie Morane schon“, bestätigte Schmitt. „Er geht davon aus, dass jeder seine Umwelt so gewissenhaft studiert wie er das tut. Es wäre nicht abwegig, wenn er geglaubt hat, dass Hoffman sofort eine Verbindung zieht zwischen seiner Beobachtung eines Mannes, der sich auf seltsame Weise für den Sand eines Zigarettenkübels interessiert und irgendwelchen Medienberichten über Mordfälle in der Vergangenheit…“
Während Milo und Dr. Schmitt in den E-Mails nach hinweisen darauf suchten, wo sich Morane möglicherweise aufhalten konnte, unterhielt ich mich noch einmal kurz mit Isabel Tinsdale. Und was zunächst nichts weiter als eine Theorie zum Mordmotiv im Fall Hoffman war, bestätigte sich nun.
„In der letzten Zeit war Morane wirklich furchtbar. Wenn er hier ankam, hat er mich immer gleich gefragt, ob dieser Hoffman von SuperSecure angerufen hätte.“
„Wieso erwartete er das?“
„Das weiß ich auch nicht. Er hat nämlich rein professionell gesehen mit Hoffman nichts zu tun gehabt. Die sind sich höchstens auf dem Flur begegnet. Aber dass jemand wie Morane Bekanntschaften außerhalb eines engeren professionelle Umfeldes schließt, hat hier ehrlich gesagt, niemand geglaubt.“
Die Daten auf dem Computer erwiesen sich zunächst als verwirrend. Es waren mehrere E-Mails darunter. Ein Aufbewahrungsvertrag für zwei Koffer, den er online mit einer Lagerfirma geschlossen hatte, bei der man seinen Hausrat einlagern konnte. Den Betrag für drei Monate hatte er im Vorhinein überwiesen. Dann hatte er offenbar in letzter Zeit einige Medikamente bei dubiosen Onlinediensten bestellt.
„Ein Gift-Cocktail für neuer Opfer?“, fragte Milo.
Gary Schmitt schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte er. „Das sind andere Substanzen.“
„Was hat er damit vor?“
„Ich würde sagen, das ist der Gift-Cocktail eines Selbstmörders mit medizinischen Grundkenntnissen.“