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Zu Mittag fuhr Dr. Sören Härtling fast immer nach Hanse. Nicht, dass das Essen im Casino der Paracelsus-Klinik ihm nicht geschmeckt hätte, es war sogar sehr gut, aber er mochte es, so oft wie möglich mit seinen Lieben zu speisen. Diesmal brachte Ottilie, die Haushälterin, kein Fleisch auf den Tisch, sondern Blätterteigröllchen mit Spinat und Schafkäse.

Josee, das zehnjährige Nesthäkchen, rümpfte die Nase. „Spinat.“ Es hörte sich überhaupt nicht begeistert an.

„Popeye würde vor Freude im Dreieck springen“, sagte der vierzehnjährige Tom.

„Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“, sagte Jana Härtling streng.

„Ich bin sicher, es schmeckt lecker“, meinte Sören Härtling, „wie alles, was Ottilie uns vorsetzt.“

„Ich freue mich schon auf den Nachtisch“, murmelte der achtzehnjährige Ben.

„Eine feine Zitronen-Quark-Sahne-Torte“, sagte Dana, seine Zwillingsschwester, und schnalzte mit der Zunge.

Die würzigen Röllchen schmeckten den Kindern dann wider Erwarten so gut, dass Ben und Tom sich sogar noch ein paar nachnahmen.

„Ich würde das Ottilie sagen“, empfahl Sören den beiden.

„Wozu denn?“, gab Tom zurück. „Sie sieht ja, dass wir alles aufgegessen haben.“

„Lob ist der beste Ansporn für eine Köchin, sich beim nächsten mal sogar noch zu übertreffen“, lächelte Dr. Härtling. „Merkt euch das.“

Als Ottilie den Nachtisch brachte, sagte Jana: „Ben und Tom möchten etwas loswerden, Ottilie.“

„So?“, fragte die Wirtschafterin. „Was denn?“

„Na ja“, brummte Ben, „wir haben uns geirrt. Die Röllchen waren besser, als wir angenommen hatten.“

„Sie waren sogar ziemlich gut“, nickte Tom.

„Freut mich, dass sie bei euch doch noch Anklang gefunden haben.“ Die Haushälterin wirkte sichtlich zufrieden. „Wer möchte jetzt ein extragroßes Stück Torte?“

Vier Hände flogen gleichzeitig hoch. „Ich! Ich! Ich! Ich!“

„Also die ganze Rasselbande“, lachte Ottilie und teilte den Nachtisch großzügig aus.

Nach dem Essen zeigte Jana Härtling ihrem Mann, was die Zwillinge ihr geschenkt hatten: Ein Zitronenbäumchen, das weiße Blüten und grüne und gelbe Früchte trug.

„Aus welchem Anlass?“, erkundigte sich Dr. Härtling vorsichtig. War heute etwa ein besonderer Tag? Er bekam prompt ein schlechtes Gewissen.

„Aus keinem Anlass“, antwortete Jana. „Einfach so.“ Sie lächelte und streichelte zärtlich seine Wange. „Du brauchst dir also keine Gedanken zu machen.“

„Sie wollten ihrer lieben Mutter nur mal zwischendurch eine kleine Freude machen.“

Jana nickte. „So ist es. Haben wir nicht wunderbare Kinder?“

Sören schmunzelte. „Ist doch klar, bei einer so wunderbaren Mutter. Kennst du dich aus mit Zitrusbäumchen?“

„Ich denke schon.“

„Gelb werdende Blätter sind ein Zeichen für Eisenmangel und meistens auch für zu basische Erde“, erklärte Dr. Härtling. „Da muss man dann in kalkarme, saure Erde umtopfen und außerdem noch mit einem Eisenchelat düngen.“

Jana sah ihren Mann überrascht an. „Woher weißt du so gut Bescheid?“

„Moni Wolfram hat seit einem halben Jahr ein solches Bäumchen im Vorzimmer meines Büros stehen.“

„Dann weiß ich, an wen ich mich wenden kann, wenn es mit diesem Bäumchen mal Probleme geben sollte.“

„Probleme? Bei dir? Ausgeschlossen.“ Dr. Sören Härtling legte den Arm liebevoll um seine Frau und drückte sie innig an sich. „Du hast doch den grünen Daumen.“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es Zeit für ihn war, in die Paracelsus-Klinik zurückzukehren.

Vergiss, dass du gebunden bist: Arztroman

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