Читать книгу Schieß mir einen Millionär: N.Y.D. - New York Detectives - A. F. Morland - Страница 10
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ОглавлениеDa, wo der Hutchinson River den Pelham Bay Park sanft streichelt, stand das miese, kleine, verwitterte und sehr reparaturbedürftige Haus, in dem Billy Glennister mit Lizzy Franklin gewohnt hatte. Am Dach fehlte so mancher Ziegel. Der Putz war nur noch sporadisch an den Wänden. Das ganze Gebäude schrie nach Sanierung.
Lizzy und Billy hatten eine wilde Ehe geführt. Hin und wieder – zumeist dann, wenn Billy Glennister blau war – hatten sie davon gesprochen, sich eines Tages trauen zu lassen, doch es war niemals etwas daraus geworden.
Möglich, dass es daran lag, weil Lizzy zu oft zu viel trank. Wenn sie einen sitzen hatte, dann war sie zänkisch, aufsässig, lästig. Hinterher tat ihr das zwar stets leid und sie versprach in ihrer einsichtigen Stunde, dass sie von nun an einen großen Bogen um den Whisky machen würde, doch das kleine Haus war nicht groß genug, um einen großen Boden um die Flasche zuzulassen. Und so blieb Lizzy immer wieder daran kleben wie die Fliege am Fliegenfänger.
Mendes und Jobim standen vor der zerkratzten Eingangstür.
Mendes klopfte.
Drinnen kreischte Lizzy Franklin ärgerlich auf. Sie beschimpfte Billy durch die Tür, weil sie der Meinung war, er stünde draußen und fände wieder mal seine Schlüssel nicht.
Meckernd kam sie an die Tür.
Als sie sie aufriss, traten die beiden Killer augenblicklich ein.
Lizzy war ein schmales, resolutes Mädchen. Sie hatte brandrotes Haar, das ein wenig zerzaust war. Millionen von Sommersprossen bevölkerten ihr Gesicht. Und sie schienen ununterbrochen neue Sommersprossen zu gebären. Lizzys Mund war ein wenig zu fröhlich geschminkt. Und sie hatte wieder einmal zu tief ins Glas geguckt.
Sie trug ein dünnes Fähnchen, das sie beim letzten Warenhausausverkauf für wenig Geld erstanden hatte. Es war farbenfroh und drückte in irgendeiner Weise Lizzys Einstellung zum Leben aus.
Nun versuchte sie sich schimpfend gegen die beiden Männer zu stemmen.
„He!“, schrie sie ziemlich despektierlich. „Sagt mal, ihr zwei Lümmel, was fällt euch denn ein? Ihr könnt doch hier nicht so einfach hereinmarschieren! Wo sind wir denn? Das ist doch kein Durchgangshaus!“
Mendes versetzte ihr einen derben Stoß. Sie knallte mit dem Rücken gegen die Wand.
Jobim drückte die Tür hinter sich zu.
„Sagt mal, ihr habt sie wohl nicht alle!“, schrie Lizzy die beiden Kerle zornig an.
„Schnauze, Baby!“, knurrte Dana Mendes eiskalt.
„Ihr verlasst auf der Stelle mein Haus!“
„Einen Dreck tun wir!“
Lizzy Franklin japste nach Luft.
„Wenn ihr Billy sucht, der ist nicht da.“
„Wir wissen, dass er nicht da ist. Deshalb sind wir ja hier. Wir sind deinetwegen gekommen, Baby.“
„Ich bin auf euch Lumpenpack nicht neugierig!“, zischte Lizzy trotzig.
Mendes packte sie so fest am Oberarm, dass es weh tat.
„Wenn du jetzt nicht auf der Stelle die Luft anhältst, Baby, breche ich dir den Arm, ist das klar? Ein bisschen Spaß ist ja ganz nett. Aber du solltest wissen, wann es besser ist, den Rand zu halten!“
Lizzy leckte sich über die knallroten Lippen. Ihr Blick war glasig. Ihre Wangen waren vom Whisky gerötet, und sie roch auch vom Schnaps, als hätte sie darin gebadet.
Ihre Augen wunderten ruhelos zwischen den beiden Männern hin und her.
„Was – was wollt ihr von mir?“, presste sie aufgeregt hervor.
Dana Mendes lockerte seinen Griff.
„Nur ein paar Fragen, Mädchen. Wir stören wirklich nicht lange. Dann kannst du gleich wieder weitersaufen.“
„Ist doch wohl meine Sache, was ich tu'!“, begehrte Lizzy ärgerlich auf.
Mendes drückte sofort wieder zu.
„Au!“, kreischte Lizzy. Und sie versuchte nach Mendes' Schienbein zu treten. Da riss dem Killer die Geduld. Er holte blitzschnell aus und versetzte ihr eine knallende Ohrfeige. Lizzys Kopf schnellte zur Seite. Sie rieb sich die brennende Wange, auf der sich alle fünf Finger des Gangsters abzeichneten.
„Warum schlägst du mich?“, jammerte sie. „Was habe ich dir denn getan?“
Noel Jobim griff nun ebenfalls zu. Sie schleppten das erschrockene Mädchen ins Wohnzimmer und warfen es da in einen zerschlissenen Sessel. Die Sprungfedern ächzten im Sesselinneren.
Jobim beugte sich zu dem Mädchen hinunter.
„Jetzt hör mir mal genau zu, Lizzy. Wir haben ein Problem, über das wir mit dir reden müssen. Es geht – wie du richtig vermutet hast – um deinen Freund Billy. Er ist ein verdammter Spitzel, das weißt du doch, nicht wahr?“
Lizzy schüttelte wild den Kopf.
„Nichts weiß ich! Gar nichts!“, schrie sie.
Jobim schlug sie auf die andere Wange.
Das Mädchen kreischte verstört auf.
„Was wollt ihr? Wollt ihr mich erschlagen?“, wimmerte sie.
„Wenn es sein muss, schrecken wir auch davor nicht zurück!“, fauchte Noel Jobim so kalt, dass Lizzy unwillkürlich fröstelte.
„Ich weiß nichts von Billys Geschäften. Wirklich nicht.“
„Er hat für Geld Leute verpfiffen.“
„Dafür könnt ihr mich doch nicht verantwortlich machen.“
Jobim grinste.
„Weißt du, was ich glaube, Lizzy? Ich glaube, du hältst uns für Idioten. Es ist nicht gut, wenn man seine Mitmenschen unterschätzt.“
„Wieso denn? Wieso halte ich euch für Idioten? Ich kenne euch nicht. Ihr kommt hierher, schlagt mich, wollt Dinge von mir wissen, von denen ich keine Ahnung habe. Was soll ich denn machen? Soll ich euch belügen? Lasst ihr mich dann in Ruhe, wenn ich euch belogen habe?“
Mendes packte sie am dünnen Hals. Als er zudrückte, riss Lizzy entsetzt die Augen auf.
„Hör zu!“, zischte der Killer bösartig. „Dein Freund Billy hat Mist gebaut. Er hat seine verdammte Spitznase in Dinge gesteckt, die ihn absolut nichts angehen sollten. Das war verflucht dumm von ihm. Aber er hat es getan. Du kannst dir doch hoffentlich vorstellen, dass wir uns von einem solchen Hundesohn unseren Coup nicht vermasseln lassen.“
Lizzys Körper bäumte sich auf.
Sie fasste nach der Hand, die sie würgte. Aber sie vermochte die Finger nicht von ihrer zugeschnürten Kehle zu bekommen.
In ihrem erhitzten Kopf begannen die Gedanken Karussell zu fahren.
Billy!, dachte sie verzweifelt. Er ist tot! Mit einem Mal glaubte sie es ganz genau zu wissen. Billy lebte nicht mehr. Diese beiden Kerle hatten ihn umgebracht. Weil Billy irgendetwas erfahren hatte, über das er mit ihr nicht gesprochen hatte. Und nun waren seine Mörder hierhergekommen, um auch da reinen Tisch zu machen. Sie glaubten ihr nicht, dass sie keine Ahnung hatte. O Gott. Sie glaubten ihr nicht, dass sie nicht wusste, was Billy erfahren hatte. Sie glaubten ihr nicht und würden sie umbringen. Auf jeden Fall. Um ganz sicher zu sein. Sie würde völlig grundlos sterben! Aber was machte den Killern wie diesen schon aus.
Luft! Luft! Sie wand sich zitternd unter dem furchtbaren Würgegriff.
Ein Brausen legte sich in ihre Ohren. Sie sah zwar noch, wie der Mann vor ihr seine Lippen bewegte. Aber sie konnte nichts mehr hören. Sie vernahm seine Stimme nicht mehr. Das Brausen war lauter, wurde immer heftiger, griff auf ihren ganzen Körper über, ließ ihren Leib vibrieren.
In ihrer grenzenlosen Verzweiflung wollte Lizzy dem Mann, der sie würgte, die Beine in den Unterleib rammen.
Sie zog beide Beine blitzschnell an. Doch plötzlich hatte sie das Gefühl, die Decke wäre ihr auf den Kopf gefallen.
Der rasende Schmerz in ihrem Hals verebbte. Sie konnte nichts mehr sehen. Und auch das Brausen hörte auf.
Eine böse schwarze Stille umfing sie.