Читать книгу Schieß mir einen Millionär: N.Y.D. - New York Detectives - A. F. Morland - Страница 6
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ОглавлениеBilly Glennister vertelefonierte seinen letzten Nickel.
„Ein Superding, das da steigen soll, Bount!“, sagte er aufgeregt.
Bount Reiniger lachte.
„Das sagst du doch bloß, um den Preis künstlich hochzutreiben, Billy!“
„Gut, dass Sie gleich vom Preis reden, Bount!“, kam es geschäftig durch die Leitung. „Sie kennen mich. Ich versorge Sie nicht erst seit gestern mit prima Informationen. Und ich kenne den Wert meiner Tipps ganz genau. Wenn ich also sage, dass die Story, die ich Ihnen diesmal zu bieten habe, das Doppelte wert ist, können Sie’s mir glauben. Das Doppelte, Bount! Und keinen Cent weniger.“
Bount Reiniger schmunzelte.
„Worum geht’s denn, Billy?“
Glennister lachte knurrend.
„Nicht so, Bount! Doch nicht am Telefon.“
„Du brauchst nur ’ne Andeutung zu machen, damit ich weiß, ob ich überhaupt daran interessiert bin.“
„Ich wette meinen Kopf gegen einen Dollar von Ihnen, dass Sie interessiert sein werden.“
„Okay. Ich will mal nicht so sein. Komm her und hol dir dein Geld.“
„Mann, die Kings Point Avenue ist am Ende der Welt für einen Mann wie mich!“
„Was soll das heißen, für einen Mann wie dich?“
„Ich habe keinen Wagen mehr. Habe ihn vergangene Woche gegen einen Baum bugsiert. Und ich habe keinen lausigen Cent in der Tasche. Also kann ich kein öffentliches Verkehrsmittel benützen. Und ein Taxi schon gar nicht.“
„Du kannst dem Taxifahrer sagen, dass ich für den angerichteten Schaden aufkomme“, meinte Bount.
„Ich hätte eine bessere Idee.“
„Und zwar?“
„Kennen Sie den aufgelassenen Flugplatz an der Oakwood Beach?“
„Kenne ich.“
„Ich schlage vor, wir treffen uns da.“
„Okay“, sagte Bount. „Und wann?“
„Halb neun. Geht das?“
„Warum nicht.“
„Also abgemacht?“
„Abgemacht!“, bestätigte Bount Reiniger. „Wenn deine Information aber nicht wirklich ein Superformat haben sollte, Junge, dann drehe ich meinem besten V-Mann auf diesem einsamen aufgelassenen Flugplatz den Hals um. Das ist doch hoffentlich klar!“
Billy Glennister lachte schrill auf.
Es klang, als hätte er eine Kreissäge laufen lassen.
Dann war er weg.
Bount ließ den Hörer in die Gabel klappern. Er legte die Handflächen aufs Gesicht und stützte den Kopf mit den Ellenbogen, während er nachdenklich das Telefon anstarrte. Billy Glennister hatte schon lange nichts mehr von sich hören lassen. Der Knabe war ein äußerst zuverlässiger Informant. Wenn er behauptete, etwas Großes wäre im Anlaufen, dann war das gewiss richtig, denn Billy hörte sogar das Laub faulen. Doch bevor er eine Information verkaufte, prüfte er sie stets gründlich auf ihren Wahrheitsgehalt.
Billy Glennister musste in seiner langen Ahnenreihe ein Glied haben, das aus einem Kaninchen und einer Spitzmaus bestand. So sah der pfiffige Bursche jedenfalls aus. Sein Gesicht lief nach vorne spitz zu, und er hatte prächtige Nagezähne, die die zu kurzen Lippen nicht bedecken konnten. Sein Haar war struppig und grau, obgleich er am ganzen Körper nicht älter als vierzig Jahre war. Obwohl seine Ohren verhältnismäßig klein waren, hörte er damit besser als so manch anderer. Diese Fähigkeit hatte er eines Tages zum Gelderwerb ausgenützt. Seither hatte er den verschiedensten Leuten Informationen verschachert. Doch am liebsten machte er mit Bount Reiniger Geschäfte, denn Bount Reiniger hockte nicht so sehr auf dem Geld wie andere Leute.
Billy trug eine senffarbene Cordjacke und verwaschene Jeans, in deren Gesäßtaschen er die Händestecken hatte.
Es war zwanzig Uhr fünfzehn.
Über dem unkrautübersäten Gelände lag eine pechschwarze Dunkelheit. Eine windschiefe Bretterhütte ragte aus dem Miniatururwald hoch. Gras, verästeltes Gestrüpp, Farne hatten von dem einstigen Flugplatz Besitz ergriffen. Die Betonpiste war von unzähligen Sprüngen durchzogen, in die der Wind Blumensamen geblasen hatte. Ganz in der Nähe war der Great Kills Park. Riesig. Schwarz. Unheimlich um diese Zeit. Es war nicht ratsam, den Park jetzt noch zu betreten. Kerle mit Schlagringen, Fahrradketten, Messern oder auch Pistolen lauerten in der Dunkelheit auf ihre Chance. Da ihr Portemonnaie an chronischer Schwindsucht litt, waren sie ganz scharf darauf, sich irgendjemandes Geld unter den Nagel zu reißen. Und dabei waren sie keineswegs in der Wahl ihrer Mittel zimperlich. Tags darauf standen ihre Schandtaten zumeist in der Zeitung.
Billy Glennister kickte einen Stein zur Seite, der ihm im Wege gelegen hatte.
Er war nervös.
Seine Zunge strich immer wieder über die kurze Oberlippe. Sie glänzte vom Speichel. Und auf Billys hoher Stirn glänzte der Schweiß.
Er hob den Kopf.
Der Nachthimmel war wolkenverhangen. Ab und zu erkämpfte sich der Halbmond für wenige Augenblicke das Recht, ein bisschen Silberlicht auf die Metropole hinunterzuschicken.
Ein knirschendes Geräusch ließ Billy herumschnellen. Sein Gesicht spannte sich, nahm einen gehetzten Ausdruck an.
Kam da Reiniger?
Unwillkürlich hielt er die Luft an. Er lauschte, konnte niemanden sehen, glaubte aber, dass hier nicht ein Mann, sondern zwei unterwegs waren. Er hörte ihre Schuhe durchs hohe Gras schleifen. Er hörte kleines Geäst knacken, duckte sich hinter einen flachen Busch.
Sekunden später sah er sie.
Sie kamen näher und wirkten wie Männer, die auf der Jagd waren.
Billy Glennister erkannte sie sofort. Als er die Pistolen in ihren Händen sah, wusste er, dass sie seinetwegen hierhergekommen waren.
Es wäre klüger gewesen, sich hinter dem flachen Busch zu verkriechen. Vielleicht wären die beiden Killer an Billy Glennister vorbeigegangen, ohne ihn zu sehen. Doch Billy hielt es mit einem Mal hinter dem Busch nicht aus. Die Aufregung schlug ihm wie eine Peitsche in den Rücken. Wie ein aufgescheuchter Hase flitzte er hoch, sobald die Killer auf fünf Meter an seinen Busch herangekommen waren.
Er flitzte hoch, wirbelte herum und rannte um sein Leben …